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Die
Bürgermeister von Auerbach
Nach unserem
heutigen Verständnis ist der Bürgermeister „Vorsteher einer Gemeinde, der
deren Verwaltung in Zusammenarbeit mit anderen Gremien (Stadt- oder Gemeinderat,
Magistrat, Gemeindeausschuss) leitet.
Die rechtliche Stellung der bayerischen Bürgermeister
wurde mehrfach neu definiert. Erhielten die Bürgermeister mit der
Gemeindeordnung von 1869 eine starke Stellung, wurde dies 1919 deutlich zurückgenommen.
Das NS-Regime wies dem Bürgermeister 1935-1945 die alleinige Leitung der
Gemeinde nach dem Führerprinzip zu. Gemäß der bayerischen Gemeindeordnung von
1952 ist der Bürgermeister Leiter der Verwaltung und Vorsitzender des
Gemeinderats und hat damit eine anspruchsvolle Doppelrolle.“ (Quelle)
Mittelalterlicher Ratsherr
(Kupferstich von
Christoph Weigel)
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Gemeindeverfassungen
Die Aufgaben des
Bürgermeisters, seine rechtliche Stellung gegenüber den anderen Organen der
Gemeindeverwaltung sowie seine Wahl (Auerbacher Ratswahlordnung
von 1354) haben sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Sie sind heute noch in den Gemeindeordnungen der einzelnen
Bundesländer unterschiedlich geregelt.
Die Gemeindeverfassungen stellen dabei die Rahmenbestimmungen der
Landesverfassungen und Gemeindeordnungen zur organisatorischen und
institutionellen Ausgestaltung der in Art. 28 Abs. 1 GG (Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland) vorgeschriebenen kommunalen
Volksvertretungen.
In
den 16 Ländern der Bundesrepublik Deutschland herrscht bei den Organen und
Kompetenzen der Gemeindeorgane Uneinheitlichkeit. Grundsätzlich lassen sich
aber hinsichtlich der Verfassungstypen
monistische (ein allzuständiges Organ mit untergeordneter Verwaltungsspitze)
und dualistische (zwei verschwisterte Organe mit aufgeteilten Kompetenzen)
unterscheiden. Es gibt im Wesentlichen vier Arten von Gemeindeverfassungen
in der Bundesrepublik Deutschland: Nord- und Süddeutsche Ratsverfassung,
Rheinische Bürgermeisterverfassung und eine Magistratsverfassung.
Joseph Köstler
(1849-1925),
Lehrer und einer alten Auerbacher Lehrerfamilie entstammend,
hat in seiner
handgeschriebenen 27-bändigen Chronik
im Band VIII (1) einen ausführlichen
und interessanten Beitrag
über den "Wirkungskreis des
Magistrats"
und die Bürgermeister seiner Heimatstadt
abgefasst.
Diese Ausführungen sind mit Grundlage des folgenden Artikels;
die Zitate stammen, wenn nichts anderes angegeben ist, daraus. |
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Magistrat und
Bürgermeister in Auerbach
Der Magistrat (von lateinisch magistratus, Obrigkeit) war (und
ist, z.B.) ein Organ
an der Spitze der Verwaltung einer Stadt, dem Bürgermeister und z.B. Verwalter
der Hämmer, der Fischweiher, des Bürgerwaldes usw. angehörten. Nicht alle
"Stadträte" waren darin vertreten.
"Der
Magistrat hatte von 1314 bis 1808 einen viel größeren Wirkungskreis als heute,
denn neben den Gemeindeangelegenheiten besorgte er auch die Gerichtsbarkeit und
das Notariat. Alle Kaufurkunden, Heiratsverträge, Zunftbriefe,
Hypothekenbestellungen, Testamente und Inventuren wurden vom Magistrat
angefertigt. Er handhabte aber auch das ganze Polizeiwesen, nahm Verhaftungen,
Verhöre und Untersuchungen selbständig vor, verhängte Arrest-, Geld- und Prügelstrafen
und entschied Prozesse in 1. Instanz. Die Jurisdiktionsgewalt der Städte
erstreckte sich aber nur auf die Bewohner Auerbachs und auf jene ca. 50 Bauernhöfe,
die der Stadt d.h. dem Spital oder den Benefizien eigentümlich zugehörten.
Wegen der Ausübung der Jurisdiktion war es geboten, daß der Stadtschreiber
ein Jurist war; in früheren Zeiten waren auch die Bürgermeister öfters
studierte Leute, die sich durch Klugheit und würdevolles Auftreten des höchsten
Ansehens erfreuten. Gar so engelhaft und selbstlos aber, wie der Chronist Neubig
die alten Bürgermeister im Gegensatz zu den neuzeitlichen darstellt, waren sie
nicht. Sie waren Menschen wie wir und hatten dieselben Schwächen wie ihre späteren
Nachfolger. Im Gegenteil nützten gerade die von Neubig so hochgerühmten Bürgermeister,
die Eder, Gutmann und Ströhl (Anm.: siehe weiter unten), das Gemeindeeigentum,
die Häuser, den Bürgerwald, die Fischerei und den Grundbesitz, mehr und rücksichtsloser
zu ihrem Privatvorteil aus, als irgendeiner ihrer Nachfolger." (1)
Der hier von Köstler angesprochene Johannes Neubig war der erste, der 1839 eine
gedruckte Chronik mit dem Titel "Auerbach, die ehemalige Kreis- und
Landgerichtsstadt in der Oberpfalz" herausbrachte. Darin schreibt er u. a.:
"... unsere alten Bürgermeister genossen ein fast königlich Ansehen, auch
schon durch die Würde, die sie sich selbst gaben durch hohe Weisheit und
Einsicht, durch männlichen und unerschrockenen Ernst, durch Sorgfalt und
patriotische gewissenhafte Verwaltung ihre Amtes zu allgemeinen Besten der
Stadt. ..." (2, Seite 83)
"Das Bürgermeisteramt war aber von jeher eine schwere Bürde, ein
undankbares Geschäft. Die gerechtesten und objektivsten Männer wurden mit mißtraurischen
Augen betrachtet, ihre Persönlichkeit in den Kot getreten. Das war von jeher so
der Brauch in der guten Stadt Auerbach und man muß sich wirklich wundern, daß
sich um diese Dornenkronen immer wieder Bewerber finden. „Herrschen ist süß!“
Ich habe aus den Akten die Bürgermeister verschiedener Jahrhunderte
kennengelernt, und darunter wirklich manche eigennützige gefunden. Reich aber
ist keiner geworden durch sein Amt, vergantet wurden mehrere.
Zum Schluß empfehle ich allen Ratspersonen den schönen Spruch zur Beherzigung,
den der Bürgermeister Sebastian Held 1599 an die Orgelempore der
Friedhofskirche malen ließ: „A publicis functionibus discede non locuplentior
sed laudatior“; zu deutsch: „Scheide von dem öffentlichen Amte nicht mit größerem
Reichtume, sondern mit größerem Ruhme.“" (1)
Zusammenstellung der
Bürgermeister von Auerbach
Die folgende Aufstellung von Köstler ist zwar lückenhaft, zeigt aber doch die
Kontinuität der Amtsinhaber seit dem Ende des 13. Jahrhunderts. Lange Zeit gab
es gleichzeitig vier Bürgermeister, die abwechselnd jeweils ein Quartal
amtierten.
Aus der Köstlerschen Auflistung kann man
leicht erkennen, dass einige Familien besonders oft einen Bürgermeister stellten.
Ganz nebenbei kündet die Liste auch vom ungeheueren Fleiß Köstlers und seiner
Mitarbeiter, die sich in mühevoller Arbeit durch umfangreiche Ratsprotokolle
und Archive
durcharbeiten mussten, um eine einigermaßen vollständige Aufstellung der
langen Reihe der Bürgermeister zu bekommen.
Einzelne wichtige Ereignisse der Stadtentwicklung wurden von mir
bei den Amtszeiten eingefügt, um
den geschichtlichen Zusammenhang herzustellen und aufzuzeigen.
1290-1320 |
Konrad
Pogner, Hammerwerksbesitzer; unter seiner
Amtszeit wurde Auerbach durch Ludwig
den Bayern 1314 zur Stadt erhoben; die mittelalterliche Befestigungsanlage
der Stadt entstand und wurde ausgebaut |
1366 |
Heinrich
Orban, Eberhard Stromer; 1373 bekam Auerbach unter Kaiser Karl IV. ein Landgericht
und wurde Hauptstadt von Neuböhmen. Kaiser Karl ließ den Stadtweiher
anlegen und das Schloss bauen, sein Sohn König Wenzel
1392 die Münzwerkstätte einrichten. Ein
damals geprägter "Auerbacher Pfennig" ist in die Amtskette des
Bürgermeisters eingearbeitet.
1384 wurde die Spitalkirche neben dem kurz
vorher gestifteten Bürgerspital in der unteren Vorstadt geweiht. |
1411 |
Heinrich
Stromer, Fritz Orban, Fritz Trautenberger. 1418 wurde das heutige Rathaus
erbaut, bis dahin war die alte Stadtschreiberei
Sitz der Verwaltung.
1430 zerstörten die Hussiten
Auerbach weitgehend. 1431 stiftete Pfalzgraf Johann
von Neumarkt der Stadt den großen Bürgerwald. |
1450 |
Albrecht
Schreiber (Hnr 224, heute Unterer Markt 35, Weiß), Peter Beghaupt, Hans Kellner, Hans Trautenberger;
1442-1445 wurde der heutige Kirchturm
errichtet |
1470 |
Heinrich
Bestler und Ulrich Stromayer |
1474 |
Jörg
Schreiber; Dr. Heinrich Stromer, der Begründer
von Auerbachs Keller in Leipzig, kommt in Auerbach zur Welt |
1482 |
Erhard
Winter, Fritz Hertl |
1498 |
Hans
Stromer (+1527), Heinz Knod, Hans Weißmann (Hnr 110, heute Unterer Markt
6, Marktpassage) |
1500 |
Hans
Pissel, Hans Kellner, Ulrich Joringer, Hans Stromer. Um 1500 wurde die Pfarrkirche
im gotischen Stil umgebaut. |
1502 |
Linhard
Stromer, Heinrich Lösel, Georg Schreiber (Hnr 224) |
1506 |
Conz
Knodt (bis 1518), Friedrich Zabl (bis 1518), Ulrich Joringer (bis 1521) |
1512 |
Hans
Weghaupt, Jörg Schmucker |
1516 |
Hans
Rüpl, Hans Kraus |
1518 |
Hans
Beck, Hans Bockmetzger, Hans Trautenberger, Bernhard Kegler (Hnr 72, heute
Oberer Marktplatz 17, Schenklhaus) |
1520 |
Jörg
Neumüller, Jörg Vicedom, Friedrich Stepper |
1522 |
Hans
Kellner, Hans Schreiber, Conz Neumüller, Fritz Wagner |
1524 |
Michl
Weißmann, Hans Stromer, Hans Schreiber, Konz Neumüller (Hnr 227); in
ihrer Amtszeit hielt die Reformation
Einzug in Auerbach |
1539 |
Jörg
Schreiber, Gregor Stromer, Fritz Neumüller, Lorenz Gundl (Hnr 77),
Balthasar Kauper |
1549 |
Fritz
Stromer, Michl Weißmann. 1557 wurde die von Kurfürst Ottheinrich
geforderte "Deutsche Schule" im Hnr 82
und 83, heute Kirchstraße 2, eingerichtet. |
1560 |
Lorenz
Gundl, Peter Eckhardt, Michl Weißmann, Wolf Rot |
1562 |
Hans
Zobl (Hnr 172), Hans Merkl (Hnr 127), Hans Knodt |
1563 |
Fritz
Held (Gastwirt Hnr 72; es ist das heutige Schenklhaus), Wolf Weißmann, Fritz Stromer, Hans Manner
(Gastwirt Hnr 103, heute Unterer Markt 1, Stadtapotheke) |
1583 |
Georg
Eckhardt Schneider, Leonhard Niller, Balthasar Weißmann; 1587 bis 1623
war Paulus Negelein, eine der hervorragensten
Persönlichkeiten Auerbachs, hier Stadtschreiber |
1594 |
Linhard
Niller (Kramer und Wirt Hnr 68, heute Oberer Marktplatz 13, Raiffeisenbank), Dr. Barthl Gundl (+1615), Paulus
Schreiber (Hnr 224), Dr. jur. Wolf Weißmann (Hnr 235, +1615); Erweiterung
der Friedhofskirche St. Helena |
1597 |
Sebastian
Held (Hnr 72), Paul Schreiber (Hnr 224), Hans Weißmann (Hnr 110), Hans
Neumüller (Hnr 227) |
1600 |
Linhard
Manner (Hnr 103), Georg Heber, Hans Niller (Hnr 68), Asmus Kotz |
1618-1628 |
Sebastian
Held (+1625), Paulus Schreiber (exiliert 1628; d.h., Schreiber musste 1628
von Auerbach wegziehen, weil er nicht wieder
katholisch werden wollte), Hans Weißmann (+1625), Hans Neumüller (Hnr
227) |
1628-1634 |
Hans
Sebastian Niller, Hans Eckhardt.
Im Frühjahr 1634 wurde Auerbach im Zuge des 30jährigen
Krieges von den Schweden besetzt. |
1634-1640 |
Georg
Niller, Mathes Weißmann (Hnr 110)
Im "Pestjahr" 1634 konnten die vielen Toten nicht mehr im
Friedhof bestattet werden; viele Leichen fanden deshalb in Gärten und
Geldern ihre letzte Ruhestätte. |
1641-1647 |
Hans
Schillinger (Beck, Hnr 232), Mathes Weißmann, Wolf Konrad Neumüller,
Johann Ferstl (Lederer) |
1647-1650 |
Hans
Jakob Merkl (Gerber, Hnr 123, heute Alleestraße 2, Bachmann), Mathes Weißmann, Wolf Konrad Neumüller
(Weißgerber), Thomas Negelein
|
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Auerbach
Mitte des 17. Jahrhunderts
nach einem Stich von Merian
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1651-1657 |
Hans
Jakob Merkl, Hans Schillinger (+1655), Thomas Negelein, Hans Ferstl |
1657-1663 |
Hans
Jakob Merkl, Johann Friedrich Kurz (Hnr 240, heute
Dr-Heinrich-Stromer-Straße 7, Friseursalon Feder), Thomas
Negerl, Johann Friedrich Held (Beck sen., Hnr 72)
1661 wurde Kloster Speinshart
wieder eingerichtet. |
1663-1673 |
Johann
Friedrich Held, Veit Pfannenstein (Gerber, Hnr 166), Johann Friedrich
Kurz, Hans Sebastian Niller |
1673-1683 |
Johann
Friedrich Held sen., Johann Georg Merkl (Gerber, Hnr 127, heute Untere
Vorstadt 9; auf Merkl geht die Errichtung des Kirchleins auf dem Gottvaterberg
zurück) |
1683-1693 |
Johann
Kaspar Held (Hnr 72, + 1696), Johann Haßmann, Johann Georg Merkl (Hnr
127), Johann Michael Ströhl (Hnr 224, +1689); 1697 erhielt die bis dahin
gotische Pfarrkirche ihren heutigen
barocken Charakter |
1693-1699 |
Johann
Friedrich Held jun. (Hnr 111, Tuchmacher), Johann Haßmann, Johann Georg
Merkl (+1696), Johann Jakob Ströhl (Hnr 224) |
1699-1709 |
Johann
Friedrich Held (+1708), Johann Jakob Merkl (+1697), Johann Georg
Gutmann (Hnr 110, + 1699), Johann Haßmann (+ 1700, statt seiner Alexander
Neumüller, Hnr 227); 1703 fand bei Krottensee eine Schlacht
statt, 1708 errichtete ein dortiger Bauer das versprochene Kirchlein auf
dem Pinzigberg |
1710-1720 |
Alexander
Neumüller (Weißgerber, + 1730), Johann Georg Gutmann, Johann Jakob Ströhl
(+1716), Johann Martin Eder (Wirt, Hnr 105) |
1720-1730 |
dieselben
Männer: Alexander Neumüller, Johann Georg Gutmann, Johann Martin Eder,
Johann Jakob Ströhl jun.
1721 wurde die Asamkirche Michelfeld fertig gestellt. |
1730-1735 |
Johann
Georg Gutmann (+1731), Johann Martin Eder (Hnr 105, heute Unterer Markt 4;
Marianus Eder, 1738-1783 Abt des Klosters
Michelfeld, stammt von hier), Johann Jakob Ströhl, Johann
Martin Cammerer (Apotheker, + 1735) |
1735-1740 |
Johann
Jakob Ströhl (Hnr 224), Hans Adam Schwizer, Johann Martin Eder,
Johann Christoph Stärk bis 1739, dann Johann Friedrich Ratzer (Hnr
172) |
1740-1745 |
Johann
Jakob Ströhl, Johann Martin Eder, Johann Friedrich Ratzer, Wolfgang Adam
Ibscher (Hnr 229), Johann Merkl (seit 1740) |
1745 |
Johann
Martin Eder (+1748), Johann Jakob Ströhl (+1750), Johann Merkl,
Johann Friedrich Ratzer (Hnr 172) |
1750 |
Johann
Georg Gutmann (Gerber, Hnr 166), Johann Ulrich Neumüller (Hnr 69), Johann
Friedrich Dumbeck, Johann Friedrich Ratzer. 1758 starb Bürgermeister Neumüller
und 1766 Bürgermeister Ratzer |
1766 |
Statt
ihrer wurden 1766 zu Bürgermeistern gewählt:
Johann Friedrich Ströhl (Gutsbesitzer von Kürmreuth, Hnr 224) und Oswald
Anton Krumm (Kramer, Hnr 233)
Als Machtkommissär war der kurfürstliche Statthalter Graf
von Morawitzky von Amberg dahier anwesend. |
1780 |
Johann
Friedrich Dumbeck, Jakob Martin Ströhl (Hnr 224), Franz Joseph
Merkl (Hnr 123), Alexander Neumüller (Hnr 66, heute Pfarrstraße 4,
Lindner) |
1790 |
Alexander
Neumüller (Tuchmacher Hnr 66), Johann Ringmüller (Gastwirt, Hnr
69), Anton Ibscher (Lebzelter, Hnr 229), A.R.M. Gouvillet (Apotheker, bis
1800) |
1794 |
dieselben
wie vorstehend |
1798-1813 |
Elias
Ignaz Gradl (Tuchscherer und Kramer, Hnr 93, heute Pfarrstraße 1,
Kirchenstiftung), Georg Schmauß (Zeugmacher,
Hnr 221 und 222), Joseph Wolf (Chirurg, * 1749, Hnr 243), Christoph
Pulling (Seiler, Hnr 175, seit 1800) |
"Im
Jahre 1808 ereignete sich eine Katastrophe. Gemäß eines Organisationsedikts
vom 24. September 1808 verlor Auerbach die städtische Verfassung und den
Magistrat nebst der niederen Gerichtsbarkeit.
Die niedere
Gerichtsbarkeit, welche der Stadt seit 1314 zustand, verlieh dem Rat
großes Ansehen und war für die Gemeinde, für die Bürgermeister und für den
Stadtschreiber eine reiche Einnahmequelle. Man kann letzters schon daraus
ersehen, daß der Staat dem Stadtschreiber für den Entgang der Gerichtssportele
(Anm.: Gebühren usw. für gerichtliche Tätigkeiten) von 1809 an auf Lebensdauer jährlich 324 fl
(Anm.: Gulden) Entschädigung bezahlte.
Von 1809 bis 1813 war die Ausübung der Gerichtsbarkeit vom Staat in
provisorischer Weise dem Stadtschreiber Göschl übertragen worden, der sich
deshalb während dieser Periode „Kgl. Stadtrichter“ nannte. 1813 ging aber
die Gerichtsbarkeit definitiv an den Landrichter über.
1813 wurden auch die 4 Bürgermeister und der Stadtschreiber abgeschafft.
Letzterer wurde nun von der Regierung als Königlicher Kommunaladministrator und
Vorstand der Municipalität aufgestellt und die Ratspersonen Nikol Reißer
(Tuchmacher), Georg Neumüller (Weißgerber), Franz Merkl (Rotgerber) und Joseph
Schmauß (Zeugmacher) als Munizipalräte bestätigt.
Dieser Verwaltungszustand dauerte vom 18. Juli 1813 bis zum 23. November 1818.
An letzterem Tage lebte der alte Magistrat wieder auf: der Rittergutsbesitzer
Jakob von Sonnenburg wurde zum Bürgermeister gewählt und der Administrator Göschl
funktionierte wieder als „Stadtschreiber“.
Es wurde von nun an nur mehr ein Bürgermeister gewählt.
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Mit dem Magistrat trat auch das alte Stadtsiegel mit dem Auerochsen wieder in
Wirksamkeit. Dieses Siegel wurde längst von manchem Bürgermeister beanstandet,
weil boshafte Leute sagten, es enthalte das Porträt des Bürgermeisters und
dergl." (1)
Nachweisbar seit 1401 ist der Ur oder Auerochs in Siegel und Wappen der
Stadt Auerbach. Seit 2000 grast er im Naturschutzgebiet
Leonie. |
"Wegen seines ehrwürdigen Alters und wegen der Konsequenzen konnte aber
das Siegel nicht geändert werden. Als aber 1825 der Lebzelter Joseph Zacharias
Ibscher zum Bürgermeister gewählt wurde, weigerte er sich entschieden, seinen
Namen neben den Ochsen zu setzen; lieber wolle er das Bürgermeisteramt wieder
niederlegen.
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Durch königliche Huld wurde denn auch der Stadt 1825 ein neues
Wappen verliehen, das aber sehr geistlos ist und eher ein Rebus als ein Wappen
genannt werden kann. Es versinnbildlicht nämlich den Namen Auerbach in der
naiven Weise, daß durch grüne Auen ein silberner Bach fließt." (1)
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Der Vollständigkeit halber:
das linke Siegel hatte
von 1919 bis 1963 Geltung;
zur 675-Jahrfeier
der Stadterhebung 1964
bekam Auerbach wieder
sein altes Siegel (rechts) |
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1818-1824 |
Jakob
von Sonnenburg, Jurist und Gutsbesitzer von Kürmreuth und
Kirchenreinbach, er besaß die Häuser 65 (heute Pfarrstraße 6, Bäckerei
Bock) und 172 |
1824-1830 |
Joseph
Zacharias Ibscher, Lebzelter und Kaufmann (Hnr 229) |
1830-1836 |
Gottfried
Neumüller, Kaufmann (Hnr 233) |
1836-1842 |
Joseph
Pitsch, Färbermeister (Hnr 119, heute Unterer Markt 14, Wittmann)
Am 26. Juni 1838 brannte ein Teil der Innenstadt nieder |
1842-1845 |
Friedrich
Sedlmeyer, Tuchmacher und Krämer (Hnr 261) |
1845-1854 |
Joseph
Pitsch, Färber (Hnr 119) |
1854-1888 |
Leonhard
Neumüller, Rotgerber (Hnr 231); in seiner Amtszeit entstanden die ersten Pläne
eines Eisenbahnanschlusses von Auerbach;
1878 kam die Maxhütte nach
Auerbach zum Eisenerzabbau, 1986 wurde
die Grube Leonie IV geschlossen.
Der größte Brand in der Geschichte der Stadt vernichtete am 27. Juni
1868 insgesamt 107 Wohn- und 146 Nebengebäude. |
1888-1902 |
Joseph
Neumüller, Posthalter, ein Bruder seines Vorgängers (Hnr 64, heute
Pfarrstraße 8, Postillon, und 72) |
1902-1917 |
Michael
Fellner, Privatier, vorher Schwanerwirt, ein Neffe seiner beiden Amtsvorgänger
(Hnr 64 und 69); am 16. Dezember 1903 fuhr erstmals
ein Eisenbahnzug in Auerbach ein |
1917-1919 |
Georg
Berner, Metzger und Gastwirt (Hnr 164, heute Untere Vorstadt 2, vormals Altdeutsche
Bierstube) |
1919-1925 |
Fritz
Burger; sein Haus (Hnr 223, heute Unterer Markt 34), das Burgerhaus,
wurde 2012 das Bürgerhaus, in dem seither u.a. das Heimatmuseum Museum
34 untergebracht ist. Fritz Burger (1873-1953) wurde 1953 Ehrenbürger
von Auerbach. |
1925-1933 |
Georg
Otto Burger (1871-1955), ein Bruder seines Vorgängers. Er führte das
elterliche Geschäft (Hnr 41, heute Pfarrstraße 9, und errichtete 1911 das
schmucke Gebäude in der Bahnhofstraße (Hnr 302 1/2, heute 27) |
1933-1945 |
Ludwig
Huber (+1972), städt. Obersekretär; als er beim Militär war, amtierte 2. Bürgermeister
Johann Melchner.
1936-39 wurde der Truppenübungsplatz Grafenwöhr
erweitert, Orte wie Hopfenohe, Dornbach,
Ebersberg usw. wurden abgelöst. |
1945 |
20.
April Einmarsch der Amerikaner und Besetzung des Rathauses |
1945-1946 |
von
den Amerikanern jeweils kurz eingesetzt waren
Johann Melchner (22.04.-19.06.1945)
Johann Friedl (20.06.-17.08.1945)
Georg Otto Burger (18.08.1945-26.01.1946) |
1946 |
am
27.1.1946 erste demokratische Gemeindewahlen nach dem 2. Weltkrieg in
Bayern |
1946-1956 |
Adolf
Wolfgang Schnödt, Bergzimmermann (1890-1959) |
1956-1966 |
Fritz
Finsterer, Amtsrat a. D. (1896-1969) |
1966-1978 |
Emil
Kreuzer, Kaufmann (1921-1990) |
1978-1996 |
Hans
Haberberger, Justizamtmann a. D. (1928-2013)
1978-1984: Georg Schreg, 2. Bürgermeister (+2010)
1978-1984: Emil Kreuzer, 3. Bürgermeister (+1990)
1984-1996: Rudolf Weber, 2. Bürgermeister
1990-1996: Johann Lederer, 3. Bürgermeister (+2005) |
1996-2008 |
Helmut
Ott, Lehrer a. D. (1944-2010)
1996-2008: Georg Gsell, 2. Bürgermeister
1996-2008: Herbert Lehner, 3. Bürgermeister |
2008- |
Joachim Neuß
2008-2010: Helmut Ott, 2.
Bürgermeister (+2010)
2008-2010: Herbert Lehner, 3.
Bürgermeister
2010-2020: Herbert Lehner, 2.
Bürgermeister
2010-2020: Norbert Gradl, 3.
Bürgermeister
2020- : Norbert Gradl, 2.
Bürgermeister
2020- : Michael Streit, 3.
Bürgermeister |
verwendete
und weiterführende
Quellen
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 30. Juli
2022
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