Bürgermeister
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Die Bürgermeister von Auerbach

Nach unserem heutigen Verständnis ist der Bürgermeister „Vorsteher einer Gemeinde, der deren Verwaltung in Zusammenarbeit mit anderen Gremien (Stadt- oder Gemeinderat, Magistrat, Gemeindeausschuss) leitet.
Die rechtliche Stellung der bayerischen Bürgermeister wurde mehrfach neu definiert. Erhielten die Bürgermeister mit der Gemeindeordnung von 1869 eine starke Stellung, wurde dies 1919 deutlich zurückgenommen. Das NS-Regime wies dem Bürgermeister 1935-1945 die alleinige Leitung der Gemeinde nach dem Führerprinzip zu. Gemäß der bayerischen Gemeindeordnung von 1952 ist der Bürgermeister Leiter der Verwaltung und Vorsitzender des Gemeinderats und hat damit eine anspruchsvolle Doppelrolle.“ (Quelle)

Mittelalterlicher Ratsherr
(Kupferstich von
Christoph Weigel)

Gemeindeverfassungen
Die Aufgaben des Bürgermeisters, seine rechtliche Stellung gegenüber den anderen Organen der Gemeindeverwaltung sowie seine Wahl (Auerbacher Ratswahlordnung von 1354) haben sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Sie sind heute noch in den Gemeindeordnungen der einzelnen Bundesländer unterschiedlich geregelt.
Die Gemeindeverfassungen stellen dabei die Rahmenbestimmungen der Landesverfassungen und Gemeindeordnungen zur organisatorischen und institutionellen Ausgestaltung der in Art. 28 Abs. 1 GG (Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland) vorgeschriebenen kommunalen Volksvertretungen.
In den 16 Ländern der Bundesrepublik Deutschland herrscht bei den Organen und Kompetenzen der Gemeindeorgane Uneinheitlichkeit. Grundsätzlich lassen sich aber hinsichtlich der Verfassungstypen monistische (ein allzuständiges Organ mit untergeordneter Verwaltungsspitze) und dualistische (zwei verschwisterte Organe mit aufgeteilten Kompetenzen) unterscheiden. Es gibt im Wesentlichen vier Arten von Gemeindeverfassungen in der Bundesrepublik Deutschland: Nord- und Süddeutsche Ratsverfassung, Rheinische Bürgermeisterverfassung und eine Magistratsverfassung.

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Joseph Köstler (1849-1925),
Lehrer und einer alten Auerbacher Lehrerfamilie entstammend,
hat in seiner handgeschriebenen 27-bändigen Chronik
im Band VIII (1) einen  ausführlichen und interessanten Beitrag
über den "Wirkungskreis des Magistrats"
und die Bürgermeister seiner Heimatstadt abgefasst.
Diese Ausführungen sind mit Grundlage des folgenden Artikels;
die Zitate stammen, wenn nichts anderes angegeben ist, daraus.

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Magistrat und Bürgermeister in Auerbach
Der Magistrat (von lateinisch magistratus, Obrigkeit) war (und ist, z.B.) ein Organ an der Spitze der Verwaltung einer Stadt, dem Bürgermeister und z.B. Verwalter der Hämmer, der Fischweiher, des Bürgerwaldes usw. angehörten. Nicht alle "Stadträte" waren darin vertreten.
"Der Magistrat hatte von 1314 bis 1808 einen viel größeren Wirkungskreis als heute, denn neben den Gemeindeangelegenheiten besorgte er auch die Gerichtsbarkeit und das Notariat. Alle Kaufurkunden, Heiratsverträge, Zunftbriefe, Hypothekenbestellungen, Testamente und Inventuren wurden vom Magistrat angefertigt. Er handhabte aber auch das ganze Polizeiwesen, nahm Verhaftungen, Verhöre und Untersuchungen selbständig vor, verhängte Arrest-, Geld- und Prügelstrafen und entschied Prozesse in 1. Instanz. Die Jurisdiktionsgewalt der Städte erstreckte sich aber nur auf die Bewohner Auerbachs und auf jene ca. 50 Bauernhöfe, die der Stadt d.h. dem Spital oder den Benefizien eigentümlich zugehörten.
Wegen der Ausübung der Jurisdiktion war es geboten, daß der Stadtschreiber ein Jurist war; in früheren Zeiten waren auch die Bürgermeister öfters studierte Leute, die sich durch Klugheit und würdevolles Auftreten des höchsten Ansehens erfreuten. Gar so engelhaft und selbstlos aber, wie der Chronist Neubig die alten Bürgermeister im Gegensatz zu den neuzeitlichen darstellt, waren sie nicht. Sie waren Menschen wie wir und hatten dieselben Schwächen wie ihre späteren Nachfolger. Im Gegenteil nützten gerade die von Neubig so hochgerühmten Bürgermeister, die Eder, Gutmann und Ströhl (Anm.: siehe weiter unten), das Gemeindeeigentum, die Häuser, den Bürgerwald, die Fischerei und den Grundbesitz, mehr und rücksichtsloser zu ihrem Privatvorteil aus, als irgendeiner ihrer Nachfolger." (1)
Der hier von Köstler angesprochene Johannes Neubig war der erste, der 1839 eine gedruckte Chronik mit dem Titel "Auerbach, die ehemalige Kreis- und Landgerichtsstadt in der Oberpfalz" herausbrachte. Darin schreibt er u. a.: "... unsere alten Bürgermeister genossen ein fast königlich Ansehen, auch schon durch die Würde, die sie sich selbst gaben durch hohe Weisheit und Einsicht, durch männlichen und unerschrockenen Ernst, durch Sorgfalt und patriotische gewissenhafte Verwaltung ihre Amtes zu allgemeinen Besten der Stadt. ..."
(2, Seite 83)

Der Ratsherr
aus "Totentanz"
(Hans Holbein der Jüngere)

Der Totentanz ist eine
seit dem 14. Jahrhundert
häufige bildliche Darstellung
der Gewalt des Todes
über das Menschenleben
unter dem Bild des Tanzes.
Bekannt in unserer Gegend
ist der Totentanz in der
Friedhofskapelle von Wondreb.

"Das Bürgermeisteramt war aber von jeher eine schwere Bürde, ein undankbares Geschäft. Die gerechtesten und objektivsten Männer wurden mit mißtraurischen Augen betrachtet, ihre Persönlichkeit in den Kot getreten. Das war von jeher so der Brauch in der guten Stadt Auerbach und man muß sich wirklich wundern, daß sich um diese Dornenkronen immer wieder Bewerber finden. „Herrschen ist süß!“ Ich habe aus den Akten die Bürgermeister verschiedener Jahrhunderte kennengelernt, und darunter wirklich manche eigennützige gefunden. Reich aber ist keiner geworden durch sein Amt, vergantet wurden mehrere.
Zum Schluß empfehle ich allen Ratspersonen den schönen Spruch zur Beherzigung, den der Bürgermeister Sebastian Held 1599 an die Orgelempore der Friedhofskirche malen ließ: „A publicis functionibus discede non locuplentior sed laudatior“; zu deutsch: „Scheide von dem öffentlichen Amte nicht mit größerem Reichtume, sondern mit größerem Ruhme.“" (1)

Zusammenstellung der Bürgermeister von Auerbach
Die folgende Aufstellung von Köstler ist zwar lückenhaft, zeigt aber doch die Kontinuität der Amtsinhaber seit dem Ende des 13. Jahrhunderts. Lange Zeit gab es gleichzeitig vier Bürgermeister, die abwechselnd jeweils ein Quartal amtierten.
Aus der Köstlerschen Auflistung kann man leicht erkennen, dass einige Familien besonders oft einen Bürgermeister stellten.
Ganz nebenbei kündet die Liste auch vom ungeheueren Fleiß Köstlers und seiner Mitarbeiter, die sich in mühevoller Arbeit durch umfangreiche Ratsprotokolle und Archive durcharbeiten mussten, um eine einigermaßen vollständige Aufstellung der langen Reihe der Bürgermeister zu bekommen.
Einzelne wichtige Ereignisse der Stadtentwicklung wurden von mir bei den Amtszeiten eingefügt, um den geschichtlichen Zusammenhang herzustellen und aufzuzeigen.

1290-1320 Konrad Pogner, Hammerwerksbesitzer; unter seiner Amtszeit wurde Auerbach durch Ludwig den Bayern 1314 zur Stadt erhoben; die mittelalterliche Befestigungsanlage der Stadt entstand und wurde ausgebaut
1366  Heinrich Orban, Eberhard Stromer; 1373 bekam Auerbach unter Kaiser Karl IV. ein Landgericht und wurde Hauptstadt von Neuböhmen. Kaiser Karl ließ den Stadtweiher anlegen und das Schloss bauen, sein Sohn König Wenzel 1392 die Münzwerkstätte einrichten. Ein damals geprägter "Auerbacher Pfennig" ist in die Amtskette des Bürgermeisters eingearbeitet.
1384 wurde die Spitalkirche neben dem kurz vorher gestifteten Bürgerspital in der unteren Vorstadt geweiht.
1411 Heinrich Stromer, Fritz Orban, Fritz Trautenberger. 1418 wurde das heutige Rathaus erbaut, bis dahin war die alte Stadtschreiberei Sitz der Verwaltung.
1430 zerstörten die Hussiten Auerbach weitgehend. 1431 stiftete Pfalzgraf Johann von Neumarkt der Stadt den großen Bürgerwald.
1450  Albrecht Schreiber (Hnr 224, heute Unterer Markt 35, Weiß), Peter Beghaupt, Hans Kellner, Hans Trautenberger; 1442-1445 wurde der heutige Kirchturm errichtet
1470 Heinrich Bestler und Ulrich Stromayer
1474  Jörg Schreiber; Dr. Heinrich Stromer, der Begründer von Auerbachs Keller in Leipzig, kommt in Auerbach zur Welt
1482 Erhard Winter, Fritz Hertl
1498  Hans Stromer (+1527), Heinz Knod, Hans Weißmann (Hnr 110, heute Unterer Markt 6, Marktpassage)
1500 Hans Pissel, Hans Kellner, Ulrich Joringer, Hans Stromer. Um 1500 wurde die Pfarrkirche im gotischen Stil umgebaut.
1502 Linhard Stromer, Heinrich Lösel, Georg Schreiber (Hnr 224)
1506 

Conz Knodt (bis 1518), Friedrich Zabl (bis 1518), Ulrich Joringer (bis 1521)

1512 Hans Weghaupt, Jörg Schmucker
1516  Hans Rüpl, Hans Kraus
1518

Hans Beck, Hans Bockmetzger, Hans Trautenberger, Bernhard Kegler (Hnr 72, heute Oberer Marktplatz 17, Schenklhaus)

1520 Jörg Neumüller, Jörg Vicedom, Friedrich Stepper
1522 Hans Kellner, Hans Schreiber, Conz Neumüller, Fritz Wagner
1524

Michl Weißmann, Hans Stromer, Hans Schreiber, Konz Neumüller (Hnr 227); in ihrer Amtszeit hielt die Reformation Einzug in Auerbach

1539

Jörg Schreiber, Gregor Stromer, Fritz Neumüller, Lorenz Gundl (Hnr 77), Balthasar Kauper

1549 Fritz Stromer, Michl Weißmann. 1557 wurde die von Kurfürst Ottheinrich geforderte "Deutsche Schule" im Hnr 82 und 83, heute Kirchstraße 2, eingerichtet.
1560  Lorenz Gundl, Peter Eckhardt, Michl Weißmann, Wolf Rot
1562 Hans Zobl (Hnr 172), Hans Merkl (Hnr 127), Hans Knodt
1563

Fritz Held (Gastwirt Hnr 72; es ist das heutige Schenklhaus), Wolf Weißmann, Fritz Stromer,  Hans Manner (Gastwirt Hnr 103, heute Unterer Markt 1, Stadtapotheke)

1583

Georg Eckhardt Schneider, Leonhard Niller, Balthasar Weißmann; 1587 bis 1623 war Paulus Negelein, eine der hervorragensten Persönlichkeiten Auerbachs, hier Stadtschreiber

1594

Linhard Niller (Kramer und Wirt Hnr 68, heute Oberer Marktplatz 13, Raiffeisenbank), Dr. Barthl Gundl (+1615), Paulus Schreiber (Hnr 224), Dr. jur. Wolf Weißmann (Hnr 235, +1615); Erweiterung der Friedhofskirche St. Helena

1597

Sebastian Held (Hnr 72), Paul Schreiber (Hnr 224), Hans Weißmann (Hnr 110), Hans Neumüller (Hnr 227)

1600

Linhard Manner (Hnr 103), Georg Heber, Hans Niller (Hnr 68),  Asmus Kotz

1618-1628

Sebastian Held (+1625), Paulus Schreiber (exiliert 1628; d.h., Schreiber musste 1628 von Auerbach wegziehen, weil er nicht wieder katholisch werden wollte), Hans Weißmann (+1625), Hans Neumüller (Hnr 227)

1628-1634  Hans Sebastian Niller, Hans Eckhardt.
Im Frühjahr 1634 wurde Auerbach im Zuge des 30jährigen Krieges von den Schweden besetzt.
1634-1640 Georg Niller, Mathes Weißmann (Hnr 110)
Im "Pestjahr" 1634 konnten die vielen Toten nicht mehr im Friedhof bestattet werden; viele Leichen fanden deshalb in Gärten und Geldern ihre letzte Ruhestätte.
1641-1647

Hans Schillinger (Beck, Hnr 232), Mathes Weißmann, Wolf Konrad Neumüller, Johann Ferstl (Lederer)

1647-1650

Hans Jakob Merkl (Gerber, Hnr 123, heute Alleestraße 2, Bachmann), Mathes Weißmann, Wolf Konrad Neumüller (Weißgerber), Thomas Negelein


Auerbach Mitte des 17. Jahrhunderts
nach einem Stich von Merian

1651-1657

Hans Jakob Merkl, Hans Schillinger (+1655), Thomas Negelein, Hans Ferstl

1657-1663

Hans Jakob Merkl, Johann Friedrich Kurz (Hnr 240, heute Dr-Heinrich-Stromer-Straße 7, Friseursalon Feder), Thomas Negerl, Johann Friedrich Held (Beck sen., Hnr 72)
1661 wurde Kloster Speinshart wieder eingerichtet.

1663-1673

Johann Friedrich Held, Veit Pfannenstein (Gerber, Hnr 166),  Johann Friedrich Kurz, Hans Sebastian Niller

1673-1683 Johann Friedrich Held sen., Johann Georg Merkl (Gerber, Hnr 127, heute Untere Vorstadt 9; auf Merkl geht die Errichtung des Kirchleins auf dem Gottvaterberg zurück)
1683-1693

Johann Kaspar Held (Hnr 72, + 1696), Johann Haßmann,  Johann Georg Merkl (Hnr 127), Johann Michael Ströhl (Hnr 224, +1689); 1697 erhielt die bis dahin gotische Pfarrkirche ihren heutigen barocken Charakter

1693-1699

Johann Friedrich Held jun. (Hnr 111, Tuchmacher), Johann Haßmann, Johann Georg Merkl (+1696), Johann Jakob Ströhl (Hnr 224)

1699-1709

Johann Friedrich Held (+1708), Johann Jakob Merkl (+1697),  Johann Georg Gutmann (Hnr 110, + 1699), Johann Haßmann (+ 1700, statt seiner Alexander Neumüller, Hnr 227); 1703 fand bei Krottensee eine Schlacht statt, 1708 errichtete ein dortiger Bauer das versprochene Kirchlein auf dem Pinzigberg

1710-1720

Alexander Neumüller (Weißgerber, + 1730), Johann Georg Gutmann, Johann Jakob Ströhl (+1716), Johann Martin Eder (Wirt, Hnr 105)

1720-1730

dieselben Männer: Alexander Neumüller, Johann Georg Gutmann, Johann Martin Eder, Johann Jakob Ströhl jun.
1721 wurde die Asamkirche Michelfeld fertig gestellt.

1730-1735

Johann Georg Gutmann (+1731), Johann Martin Eder (Hnr 105, heute Unterer Markt 4; Marianus Eder, 1738-1783 Abt des Klosters Michelfeld, stammt von hier), Johann Jakob Ströhl, Johann Martin Cammerer (Apotheker, + 1735)

1735-1740

Johann Jakob Ströhl (Hnr 224), Hans Adam Schwizer, Johann Martin Eder, Johann Christoph Stärk bis 1739, dann  Johann Friedrich Ratzer (Hnr 172)

1740-1745

Johann Jakob Ströhl, Johann Martin Eder, Johann Friedrich Ratzer, Wolfgang Adam Ibscher (Hnr 229), Johann Merkl (seit 1740)

1745 

Johann Martin Eder (+1748), Johann Jakob Ströhl (+1750),  Johann Merkl, Johann Friedrich Ratzer (Hnr 172)

1750

Johann Georg Gutmann (Gerber, Hnr 166), Johann Ulrich Neumüller (Hnr 69), Johann Friedrich Dumbeck, Johann Friedrich Ratzer. 1758 starb Bürgermeister Neumüller und 1766 Bürgermeister Ratzer

1766

Statt ihrer wurden 1766 zu Bürgermeistern gewählt:
Johann Friedrich Ströhl (Gutsbesitzer von Kürmreuth, Hnr 224) und Oswald Anton Krumm (Kramer, Hnr 233)
Als Machtkommissär war der kurfürstliche Statthalter Graf von Morawitzky von Amberg dahier anwesend.

1780

Johann Friedrich Dumbeck, Jakob Martin Ströhl (Hnr 224),  Franz Joseph Merkl (Hnr 123), Alexander Neumüller (Hnr 66, heute Pfarrstraße 4, Lindner)

1790

Alexander Neumüller (Tuchmacher Hnr 66), Johann Ringmüller  (Gastwirt, Hnr 69), Anton Ibscher (Lebzelter, Hnr 229), A.R.M. Gouvillet (Apotheker, bis 1800)

1794 dieselben wie vorstehend
1798-1813

Elias Ignaz Gradl (Tuchscherer und Kramer, Hnr 93, heute Pfarrstraße 1, Kirchenstiftung), Georg Schmauß (Zeugmacher, Hnr 221 und 222), Joseph Wolf  (Chirurg, * 1749, Hnr 243), Christoph Pulling (Seiler, Hnr 175, seit 1800)

"Im Jahre 1808 ereignete sich eine Katastrophe. Gemäß eines Organisationsedikts vom 24. September 1808 verlor Auerbach die städtische Verfassung und den Magistrat nebst der niederen Gerichtsbarkeit.
Die niedere Gerichtsbarkeit, welche der Stadt seit 1314 zustand, verlieh dem Rat großes Ansehen und war für die Gemeinde, für die Bürgermeister und für den Stadtschreiber eine reiche Einnahmequelle. Man kann letzters schon daraus ersehen, daß der Staat dem Stadtschreiber für den Entgang der Gerichtssportele (Anm.: Gebühren usw. für gerichtliche Tätigkeiten) von 1809 an auf Lebensdauer jährlich 324 fl (Anm.: Gulden) Entschädigung bezahlte.
Von 1809 bis 1813 war die Ausübung der Gerichtsbarkeit vom Staat in provisorischer Weise dem Stadtschreiber Göschl übertragen worden, der sich deshalb während dieser Periode „Kgl. Stadtrichter“ nannte. 1813 ging aber die Gerichtsbarkeit definitiv an den Landrichter über.
1813 wurden auch die 4 Bürgermeister und der Stadtschreiber abgeschafft. Letzterer wurde nun von der Regierung als Königlicher Kommunaladministrator und Vorstand der Municipalität aufgestellt und die Ratspersonen Nikol Reißer (Tuchmacher), Georg Neumüller (Weißgerber), Franz Merkl (Rotgerber) und Joseph Schmauß (Zeugmacher) als Munizipalräte bestätigt.
Dieser Verwaltungszustand dauerte vom 18. Juli 1813 bis zum 23. November 1818. An letzterem Tage lebte der alte Magistrat wieder auf: der Rittergutsbesitzer Jakob von Sonnenburg wurde zum Bürgermeister gewählt und der Administrator Göschl funktionierte wieder als „Stadtschreiber“.
Es wurde von nun an nur mehr ein Bürgermeister gewählt.

Mit dem Magistrat trat auch das alte Stadtsiegel mit dem Auerochsen wieder in Wirksamkeit. Dieses Siegel wurde längst von manchem Bürgermeister beanstandet, weil boshafte Leute sagten, es enthalte das Porträt des Bürgermeisters und dergl." (1)
Nachweisbar seit 1401 ist der Ur oder Auerochs in Siegel und Wappen der Stadt Auerbach. Seit 2000 grast er im Naturschutzgebiet Leonie.

"Wegen seines ehrwürdigen Alters und wegen der Konsequenzen konnte aber das Siegel nicht geändert werden. Als aber 1825 der Lebzelter Joseph Zacharias Ibscher zum Bürgermeister gewählt wurde, weigerte er sich entschieden, seinen Namen neben den Ochsen zu setzen; lieber wolle er das Bürgermeisteramt wieder niederlegen.

Durch königliche Huld wurde denn auch der Stadt 1825 ein neues Wappen verliehen, das aber sehr geistlos ist und eher ein Rebus als ein Wappen genannt werden kann. Es versinnbildlicht nämlich den Namen Auerbach in der naiven Weise, daß durch grüne Auen ein silberner Bach fließt." (1)  

Der Vollständigkeit halber:
das linke Siegel hatte
von 1919 bis 1963 Geltung;
zur 675-Jahrfeier
der Stadterhebung 1964
bekam Auerbach wieder
sein altes Siegel (rechts)

1818-1824

Jakob von Sonnenburg, Jurist und Gutsbesitzer von Kürmreuth und Kirchenreinbach, er besaß die Häuser 65 (heute Pfarrstraße 6, Bäckerei Bock) und 172

1824-1830 Joseph Zacharias Ibscher, Lebzelter und Kaufmann (Hnr 229)
1830-1836 Gottfried Neumüller, Kaufmann (Hnr 233)
1836-1842 Joseph Pitsch, Färbermeister (Hnr 119, heute Unterer Markt 14, Wittmann)
Am 26. Juni 1838 brannte ein Teil der Innenstadt nieder
1842-1845 Friedrich Sedlmeyer, Tuchmacher und Krämer (Hnr 261)
1845-1854 Joseph Pitsch, Färber (Hnr 119)
1854-1888 Leonhard Neumüller, Rotgerber (Hnr 231); in seiner Amtszeit entstanden die ersten Pläne eines Eisenbahnanschlusses von Auerbach;
1878 kam die Maxhütte nach Auerbach zum Eisenerzabbau, 1986 wurde die Grube Leonie IV geschlossen.
Der größte Brand in der Geschichte der Stadt vernichtete am 27. Juni 1868 insgesamt 107 Wohn- und 146 Nebengebäude. 
1888-1902

Joseph Neumüller, Posthalter, ein Bruder seines Vorgängers (Hnr 64, heute Pfarrstraße 8, Postillon, und 72)

1902-1917

Michael Fellner, Privatier, vorher Schwanerwirt, ein Neffe seiner beiden Amtsvorgänger (Hnr 64 und 69); am 16. Dezember 1903 fuhr erstmals ein Eisenbahnzug in Auerbach ein

1917-1919 Georg Berner, Metzger und Gastwirt (Hnr 164, heute Untere Vorstadt 2, vormals Altdeutsche Bierstube)
1919-1925 Fritz Burger; sein Haus (Hnr 223, heute Unterer Markt 34), das Burgerhaus, wurde 2012 das Bürgerhaus, in dem seither u.a. das Heimatmuseum Museum 34 untergebracht ist. Fritz Burger (1873-1953) wurde 1953 Ehrenbürger von Auerbach. 
1925-1933 Georg Otto Burger (1871-1955), ein Bruder seines Vorgängers. Er führte das elterliche Geschäft (Hnr 41, heute Pfarrstraße 9, und errichtete 1911 das schmucke Gebäude in der Bahnhofstraße (Hnr 302 1/2, heute 27)
1933-1945 Ludwig Huber (+1972), städt. Obersekretär; als er beim Militär war, amtierte 2. Bürgermeister Johann Melchner.
1936-39 wurde der Truppenübungsplatz Grafenwöhr erweitert, Orte wie Hopfenohe, Dornbach, Ebersberg usw. wurden abgelöst.
1945 20. April Einmarsch der Amerikaner und Besetzung des Rathauses
1945-1946

von den Amerikanern jeweils kurz eingesetzt waren
Johann Melchner (22.04.-19.06.1945)
Johann Friedl (20.06.-17.08.1945)
Georg Otto Burger (18.08.1945-26.01.1946)

1946 am 27.1.1946 erste demokratische Gemeindewahlen nach dem 2. Weltkrieg in Bayern
1946-1956 Adolf Wolfgang Schnödt, Bergzimmermann (1890-1959)
1956-1966 Fritz Finsterer, Amtsrat a. D. (1896-1969)
1966-1978 Emil Kreuzer, Kaufmann (1921-1990)
1978-1996 Hans Haberberger, Justizamtmann a. D. (1928-2013)
1978-1984: Georg Schreg, 2. Bürgermeister (+2010)
1978-1984: Emil Kreuzer, 3. Bürgermeister (+1990)
1984-1996: Rudolf Weber, 2. Bürgermeister
1990-1996: Johann Lederer, 3. Bürgermeister (+2005)
1996-2008 Helmut Ott, Lehrer a. D. (1944-2010)
1996-2008: Georg Gsell, 2. Bürgermeister
1996-2008: Herbert Lehner, 3. Bürgermeister
2008- Joachim Neuß
2008-2010: Helmut Ott, 2. Bürgermeister (+2010)
2008-2010: Herbert Lehner, 3. Bürgermeister
2010-2020: Herbert Lehner, 2. Bürgermeister
2010-2020: Norbert Gradl, 3. Bürgermeister
2020-        : Norbert Gradl, 2. Bürgermeister
2020-        : Michael Streit, 3. Bürgermeister

verwendete und weiterführende Quellen

1

Köstler, Joseph, Kirchen- und Schulgeschichte, Band VIII (1), S. 13 ff

2 Neubig, Johannes, Auerbach, die ehemalige Kreis- und Landgerichtsstadt in der Oberpfalz
3 http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/base/start 
  https://www.auerbach.de/page_8_1.php

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 30. Juli 2022

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