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"Kommen Sie
doch selbst mal auf einen Sprung vorbei
bei uns,
den Auerochsen im
Naturschutzgebiet
Grubenfelder Leonie in Auerbach in der Oberpfalz!
Sie sind zu
jeder Jahreszeit herzlich willkommen!
Und jetzt im Frühjahr haben wir wieder
mehrere
Kälbchen in unseren Reihen." (SRZ)
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Heuer, im April 2022, ist sogar ein ganz seltenes Albino
unter uns! (NN)
Ein Blick in unsere Kinderstube am 16. April 2022
Albino-Tiere haben eine helle Haut-, Fell- oder Federnfarbe. Der Grund: Das
Fehlen dunkler Farbpigmente (Melanine). Ein anderes Kennzeichen sind die roten
Augen. Die Haut der Tiere ist extrem lichtempfindlich - Sonnenbrand und
Hautkrebs sind keine Seltenheit. (nach)
Der
Ur oder Auerochs
im Naturschutzgebiet "Grubenfelder Leonie"
Ohne
Eingriffe von außen würde auch das vorliegende Schutzgebiet im Laufe von
relativ wenigen Jahren wieder zuwachsen. Viele der bereits anwesenden Vogel-,
Insekten- und anderen Tierarten brauchen aber eine freie Fläche als Lebensraum;
sie wären bei einer Verbuschung und Wiederbewaldung massiv in ihrer Existenz
bedroht.
In erster Linie aus diesem Grund entschloss sich der Landesbund für
Vogelschutz, das von der Stadt Auerbach erworbene ehemalige Bergbaugelände ab Juni 2000 mit Auerochsen ganzjährig zu beweiden.
Bedingt durch ihre Eigenschaften und Lebensgewohnheiten sind diese Tiere
besonders gut geeignet für eine hier notwendige „Landschaftspflege“.
Führungen durch das Naturschutzgebiet Grubenfelder Leonie bieten die
Kreisgruppe
Amberg-Sulzbach des Landesbundes für
Vogelschutz (LBV), oder der örtliche Betreuer
Wolfgang Wiesent (09643 3792) an.
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Mit der Ansiedlung des Ur oder Auerochsen kehrte auch
das Tier nach Auerbach zurück, von dem die Stadt einen Teil ihres Namens
hat. Nachweislich seit 1409 tragen Siegel und Wappen den Ur, vielleicht
sogar schon seit der Stadterhebung anno 1314. |
Der Ur, die Stammform aller Hausrinder
Der Auerochse oder Ur (bos primigenius) ist der Stammvater aller Hausrinder.
Einst waren diese Wildrinder zusammen mit dem Wisent (bison bosanus) über weite
Teile Europas und Asiens verbreitet. Vor etwa 250.000 Jahren wurde
der Ur dann im Gebiet des heutigen Deutschland nachgewiesen - und graste auch
bei uns in den Auen des Speckbachs. Durch Funde von
vor- und nacheiszeitlichen Auerochsenskeletten weiß man, dass die Rinder bis
Mittelschweden vordrangen und selbst in England heimisch waren.
Sozusagen "entstanden" war der Auerochse erst nach der Kontinentalverschiebung
und blieb deshalb auf den alten
Kontinent beschränkt. So sind keine Funde auf dem nord- und südamerikanischen
oder australischen Kontinent nachgewiesen.
Der Auerochse ist von zahlreichen Höhlenzeichnungen
bekannt, z. B. aus der Höhle von Lascaux. In der Steinzeit war der Ur ein
begehrtes Jagdtier und wurde etwa im 6. Jahrtausend v. Chr.
domestiziert. Die so aus dem Auerochsen hervorgegangenen Hausrinder waren und sind
heute noch für die
Entwicklung der Landwirtschaft von erheblicher Bedeutung.
Wer noch mehr über die Auerochsen erfahren möchte sei auf
die sehr ausführliche Darstellung durch den Verein
zur Förderung der Auerochsenzucht (VFA)
e.V. und auf verschiedene
andere einschlägige
Websites verwiesen.
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Bild eines Auerochsen in der Höhle von
Lascaux in Südfrankreich.
Diese wurde laut einer Analyse nach der Radiokarbonmethode von etwa 15.000
v. Chr. bis 9.000 v. Chr. von Menschen genutzt;
wahrscheinlich diente sie als heilige Kultstätte. |
Im
dreißigjährigen Krieg ausgestorben
Vor über 350 Jahren ist der Auerochs vorläufig ausgestorben, vom Menschen gejagt und durch die sich
auf Kosten der Wälder ausbreitende Kulturlandschaft verdrängt. Die letzten Ure
in größerer Zahl sollen sich in
den ausgedehnten Wäldern von Masowien (Polen) gehalten haben.
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Im
Gebiet der Gemeinde Jaktorow
(südwestlich von Warschau; siehe dort unter Historia), in deren Wappen (s. nebenstehende Abbildung)
heute noch ein stilisierter Ur zu finden ist, sollen diese Tiere
auf dieselbe Weise gehegt worden sein, wie heute der Wisent. 1627
schließlich ist der Überlieferung nach dort der letzte Auerochs ums Leben
gekommen; ein Gedenkstein in Jaktorow erinnert daran.
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Mit
dem Tod des "letzten Auerochsen" hatte die urtümliche Rasse,
die Jahrtausende lang friedlich auch in unseren Wäldern gegrast hatte,
ihr zumindest vorläufiges Ende gefunden.
Das
Heckrind als Rückzucht
Den Brüdern Heinz Heck und Dr. Lutz Heck, beide Leiter großer deutscher Zoos, gelang es durch Rückzüchtungen in
den 30-iger Jahren des 20. Jahrhunderts im Tierpark Hellabrunn in München bzw.
im Zoologischen Garten von Berlin schon nach wenigen Generationen einen „Neuen
Auerochsen“ (bos taurus taurus oder bos primigenius taurus) vorzustellen, der mit Ausnahme der Größe wesentliche
Eigenschaften des Ur-Rindes aufwies. Zur Rückzüchtung wurden neben dem
Ungarischen Steppenrind, dem Schottischen Hochlandrind, und dem Spanischen
Kampfrind auch einige Hausrinderrassen mit eingesetzt. Obwohl von den Brüdern
Heck unterschiedliche Rassen für die Rückzüchtung verwendet wurden, kamen
beide zu demselben Ergebnis, einem Rind, das die gewünschten Auerochseneigenschaften annähernd in sich vereinigte. Inzwischen hat sich eine
recht widerstandsfähige
Rasse stabilisiert und es dürften heute europaweit
schon ein paar Tausend Tiere leben, die auf die Rückzüchtungen der Gebrüder
Heck zurückzuführen
sind.
Zum Ursprung der Rückzüchtungsidee hat sich Dr. Lutz Heck in einem
Bericht der Internationalen Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents im Jahre 1934
wie folgt geäußert:
„Unsere verschiedenartigen Hausrinderrassen stellen einen weitverzweigten Baum
dar, von dem einzelne Zweige, jeder für sich, bestimmte wesentliche
Eigenschaften des gemeinsamen wilden Vorfahrs noch erhalten haben. Wenn wir
diese gesamten erblichen Wildeigenschaften unserer Hausrinder, die einzeln
verteilt bei verschiedenen Rassen noch vorhanden sind, zusammenbringen und sie
auf eine einzige Tierpersönlichkeit übertrügen, hätten wir ein Rind, das sämtliche,
vom Auer noch erhaltenen Eigenschaften in sich vereinigte, also den Auerochs.“
Dank der Gebrüder Heck wurde diese Idee in die Wirklichkeit umgesetzt.
Bei dem im Jahre 1995 gegründeten europäischen Zuchtverband und bei dem im
Jahre 1997 gegründeten deutschen Zuchtverband werden alle Auerochsen oder
„Heckrinder“ wie sie auch genannt werden, für die ein Stammbaum
nachgewiesen werden kann, in Zuchtbüchern geführt.
Ein eigentlicher Auerochse soll das Heckrind
nach häufig gehörter Meinung aber trotzdem nicht sein. Doch diese streng
wissenschaftliche Unterscheidung
wird hier nicht weiter verfolgt.
Das Halten des Ur
Auerochsen sind widerstandsfähig gegen Kälte und Hitze. Sie leben das ganze
Jahr über im Freien, natürlich auch hier im vorliegenden Naturschutzgebiet.
Selbst bei Temperaturen unter minus 25 ° C haben auch wenige Wochen alte Kälber keinerlei
Unbehagen gezeigt.
"A bissl frisch is scho, trotz Pelzmantl.
Und bei dem viel´n Schnee find´t ma kaum was zum Fress´n. Die Sunna tout goud!" (Foto
16. Februar 2010)
Bei hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30 ° C liegt
die Auerochsenherde gern in der prallen Sonne und nimmt die Energie auf, auch wenn
schattige Flächen zur Verfügung stehen.
Voraussetzung für diese Anpassungsfähigkeit ist, dass die Kälber im Freien
geboren werden und dort den jahreszeitlichen Veränderungen ausgesetzt sind. Die
Tiere sind dadurch widerstandsfähig gegen Krankheiten.
Die Wildrinder werden auf einer offenen Standweide gehalten, die aber auch großräumige
natürliche Unterstandsmöglichkeiten und einen Windschutz aufweist. Als
Windschutz eignet sich der vorhandene Mischwald mit den z. T. doch recht dichten
Büschen. Als Unterstand sind auch freistehende Baumgruppen vorhanden, weshalb
kein künstlicher Unterstand oder Stall notwendig ist.
Stiere, Kühe und Kälber bilden eine Herde und können so ihre Rivalitäten
austragen und die Rangordnung bestimmen, wie in der Natur üblich. Ein normaler
Weidezaun ist für die ruhigen und ausgeglichenen Tiere ausreichend, sofern Fläche
und Futterangebot, wozu auch Wasser zählt, den genügsamen Ansprüchen der
Tiere genügen.
(Foto August 2009)
Um auch bei längeren Frostperioden die Versorgung mit
Trinkwasser zu gewährleisten, wurde der durch das Naturschutzgebiet verlaufende Rad- und Fußweg
untertunnelt. So können die Tiere an das Fließwasser des Speckbachs.
Die Herde ist außerhalb der Ruhezeiten ständig in Bewegung und auf
Futtersuche. Die Tiere ziehen, entsprechend ihrem ursprünglichen Lebensraum in
Auen und Wäldern, auf selbst angelegten Pfaden.
So schaut er aus, unser Ur
Die Kälber werden braun geboren und färben sich in den ersten 3-6 Monaten um.
Die Stiere sind schwarz mit einem hellgelbgrauen Aalstrich, die Kühe schwarz
mit rötlichbraunem Einschlag und einem rotbraunen Aalstrich. Beide verfügen über
ein weißbehaartes Maul, das sich je nach Ausprägung, wie auch die hellen
Stirnlocken stark von dem schwarzen Kopfhaar abhebt.
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Das
Sommerkleid ist kurz und glänzend. Die Hörner sind weit nach vorne oben
ausladend und von heller bis weißer Farbe mit dunkler Spitze.
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Im
Winter schützen sich die Tiere durch ein dichtes, stumpfes und längeres
Winterfell.
Von
diesem Zuchtziel gibt es sicherlich Abweichungen, wie dies aber bestimmt auch bei den
echten, ausgestorbenen Auerochsen, je nach Umfeldbedingungen, in Farbe, Größe
und Hornbildung der Fall war.
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"Auf dem Foto schaue ich
etwas unvorteilhaft
aus,
denn da war ich gerade hochträchtig.
Wenn Sie jetzt vorbei kommen,
führe ich Ihnen gern
meinen
Nachwuchs
vor!"
(Foto vom 30. April 2006) |
Im April 2009 zählte die Herde
30 Tiere. Die genauen Zahlen stammen von Dieter Treuter (+Januar 2020), der wenige Hundert Meter vom Naturschutzgebiet entfernt
wohnte und sich täglich um die Tiere kümmerte. Wolfgang Wiesent aus
Degelsdorf ist heute einer der ehrenamtlichen Betreuer vor Ort.
Inzwischen ist die Herde auf fast 50 Tiere angewachsen. Mehr sollten es auch
nicht werden für die Fläche von ca. 85 ha.
Er hatte zwar
Respekt vor den Tieren,
aber keine Angst -
auch nicht vom
Hauptstier Ajax,
der 2008 - 2014
für den Nachwuchs
der Herde
zuständig war.
(Foto April 2009)
Der "Neue" heißt Wolle,
und betreut die Herde
seit 23.11.2014.
Seine Tage im NSG
sind aber gezählt,
um Inzucht
zu verhindern |
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"Ganz der Papa, der Kleine dort!!"
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"Bei Mama schmeckt ´s am besten!"
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Im November 2014 (23.11.2014) wurde der bisherige
Leitstier Ajax gegen seinen Nachfolger Wolle ausgetauscht. Damit
soll gesundheitlichen Schäden durch Inzucht vorgebeugt werden. Ajax
betreut nun die Heckrinder-Damen im NSG Schmidtenhöhe
bei Koblenz, von wo "der Neue" Wolle kommt. (SRZ)
Ein Teil der Kinderstube im März
2020
(beide Fotos vom 17. März 2020)
Führungen durch das Naturschutzgebiet Grubenfelder Leonie bietet die
Kreisgruppe
Amberg-Sulzbach des Landesbundes für
Vogelschutz (LBV) als Eigentümer des Terrains an.
Termine können auch mit Wolfgang Wiesent (Degelsdorf, 09643 3792) vereinbart
werden.
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Melodie:
Red River Valley
(original "In the Bright Mohawk Valley") |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 16. April 2022
z.T. mit verwendete und insbesondere weiterführende Quellen,
sowie Links auf andere Standorte von Auerochsen
Wenn Sie Kontakt mit mir aufnehmen möchten,
können Sie mich hier
erreichen
oder telefonisch unter 09643 683.
Für Anregungen, Ergänzungen usw.
bin ich sehr dankbar.
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