Ebersberg
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Ebersberg

Die Ortschaft Ebersberg, in unserer Mundart Iberschberch, war bis 1946 Sitz der gleichnamigen politischen Gemeinde, zu der noch Beilenstein, Bernreuth, Dornbach (hier als Kirchendornbach eingezeichnet; das westlich davon liegende kleinere Unterdornbach ist zwar eingezeichnet, aber nicht benannt) und Pinzig (früher Heroldsdornbach genannt) gehörten.

Beilenstein, Dornbach und Pinzig
gehörten zur Pfarrei Hopfenohe,
Bernreuth und Ebersberg
allerdings zu Auerbach.
Auf dem dortigen Friedhof
fanden die Iberschbercher
auch ihre letzte Ruhestätte.
Hier das Familiengrab
der Familie Strell beim Ströhl,
Ebersberg Anwesen Nr. 6.
(Foto Oktober 2012)

Ebersberg fiel, wie so viele andere Orte unserer Gegend, der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr in den Jahren 1936 bis 1938 zum Opfer. Die Bewohner wurden von ihren Anwesen abgelöst und siedelten sich andernorts an. In den noch intakten Häusern durften während des Krieges z.B. im Platz Beschäftigte mit ihren Familien wohnen. Nach dem Krieg erlaubten die Amerikaner bis ca. 1960, dass u.a. Heimatvertriebene die Häuser als vorläufige Unterkunft nutzten.

Das Dorf Ebersberg lag am Weg von Bernreuth nach Hopfenohe ca. 1 km nordostwärts von Bernreuth am oberen Ende eines langgestreckten Tales zwischen Rammersberg (südl., 522 m NN),  Grundberg/Vogelherd (nördl., 552 m NN) und der höchsten Erhebung des heutigen Truppenübungsplatzes, dem Glatzenberg (nördl., 590 m NN). Nach Nordwesten zweigte der Weg nach Beilenstein und Dornbach ab.
Auerbach lag ca. 4 km (Luftlinie!) nordwestlich von Ebersberg, das Kloster Michelfeld gut 7,5 km nordwestlich, Hopfenohe gut 2 km nordöstlich, Haag gut 5 km östlich, Pappenberg gut 8 km nordöstlich, Langenbruck gut 8 km südöstlich, Sackdilling gut 4,5 km südwestlich und Altenweiher gut 6,5 km südöstlich.
Nach Süden führte der Weg in den Heiligenwald und zur alten  Verbindungsstraße von Auerbach nach Vilseck, u. a. vorbei am Bildbaum (links)

                      und am Straßweiher.

Name und älteste Geschichte des Ortes

Der Ortsname ist relativ einfach
und wohl auch eindeutig zu erklären:
Berg, hügeliges Gelände,
auf dem Wildschweine und
Eber anzutreffen sind

Es ist unwahrscheinlich, dass ein Personennamen wie Eberhard oder Eberl in  Ebersberg steckt. (nach 1, Seite 25) Bis etwa 1690 hieß der gesamte nahe  Gottvaterberg (ca. 3 km nordwestlich Kapelle; + 551 m NN) übrigens Ebersberg. Auf der amtlichen Karte des BayernAtlas trägt der Südwesthang des Gottvaterbergs Richtung Welluck noch den Namen Ebersberg.

Ebersberg
kam wie nahezu alle Ansiedlungen unserer Gegend
1009 zusammen mit dem Kammergut Velden
durch König Heinrich, den späteren
Kaiser Heinrich II. (reg. 1014-1024),
an das Bistum und Hochstift Bamberg. (2, Seite 9)
(rechts Detail der Adamspforte, Dom Bamberg)

Das Dorf Ebersberg wurde damit Bestandteil der sogenannten Bamberger Truchsess-Lehen, die den Grafen von Kastl und denen von Sulzbach als Schirmvögten des Bistums Bamberg übertragen wurden.
Einer dieser Schutzvögte, der Graf Friedrich III. von Hopfenohe, Pettendorf (bei Regenstauf) und Lengenfeld (Burg-Lengenfeld) entstammte der Kastler Linie. Er hatte auch im Raum Auerbach und Hopfenohe eine stattliche Anzahl von Lehnsgütern des Hochstifts Bamberg inne. Seine Gemahlin Hedwig hatte ihm zwar zwei Töchter, Heilika (verheiratete mit Pfalzgraf Otto von Wittelsbach) und Heilwig (Heilwic; verheiratet mit Landgraf Gebhard I. von Leuchtenberg), geboren, aber keinen Sohn, der allein für die Erbfolge eine Rolle spielte, da es sich um Mannlehen handelte.

Mit dem Begriff Mannlehen ist gemeint, dass es nur an einen wehrfähigen Mann, das heißt also im Mannesstamm, vererbt werden kann. Im Todesfall des Lehnsherrn oder des Belehnten musste das Mannlehen neu verliehen werden. Die Mannlehen befanden sich im Besitz von Reichsministerialen und von Freien. Gegenstand dieser Lehen waren Grundherrschaften, Zehntrechte, und Grundbesitz. Inhaber von Herrschaften im Mannlehen konnten ihrerseits freie Bauern belehnen. Das wurde als Afterlehen bezeichnet.

Als Graf Friedrich von Hopfenohe nun am 3. April 1119 mit knapp 50 Jahren starb, sollten seine zahlreichen Lehen nach dem Willen des Bamberger Bischofs Otto natürlich am besten wieder ans Hochstift zurückgehen.

Otto wurde um 1060/62 aus schwäbischem Adel geboren und erhielt seine Erziehung wohl im Benediktinerkloster auf der Wülzburg im mittelfränkischen Weißenburg. 1088 wurde er Hofkaplan der Schwester Kaiser Heinrichs IV. (1050-1106, 1056 König, 1077 „Gang nach Canossa“, 1084 Kaiser). Judith, die als Witwe des Königs von Ungarn von dort vertrieben worden war, lebte damals als Gemahlin des Herzogs Wladyslaw Hermann am Hof in Gnesen, einer der ältesten Städte Polens und dessen erste Hauptstadt. Otto gewann das Vertrauen Heinrichs und trat in den kaiserlichen Dienst ein. Er wurde zunächst mit der Aufsicht beim Dombau in Speyer betraut, dann zum königlichen Hofkaplan und 1101 zum Kanzler des Reiches ernannt.
Als der Bamberger Bischof Rupert (reg. 1075-1102) starb, ernannte der Kaiser Heinrich seinen Kanzler Otto zu dessen Nachfolger. Damit wurde Otto am 1. Weihnachtsfeiertag 1102 unmittelbar wichtig für die Geschichte Michelfelds und unserer Gegend.
(Foto: Statue des hl. Otto über dem linken Eingang zur Sakristei der Asamkirche in Michelfeld.)

Friedrichs "Tochter Heilika (gest. 1170) war mit Pfalzgraf Otto von Wittelsbach (gest. 1155; begraben im Kloster Ensdorf) verheiratet. Bischof Otto (von Bamberg) fürchtete nun, es möchte Otto von Wittelsbach die bambergischen Lehensgüter seines Schwiegervaters (Anm.: des verstorbenen Grafen Friedrich von Hopfenohe) für sich in Anspruch nehmen. So verglich er sich mit dem Wittelsbacher dahin, daß er ihm einige Güter wieder verlieh, andere aber sich zur Stiftung des Klosters (Michelfeld) vorbehielt. Dieses wurde dann auf bischöflichem Grund und Boden erbaut." (3, Seite 166)
Zum Kloster Michelfeld kamen nun 49 Ortschaften, die alle in der Gründungsurkunde vom 6. Mai 1119 namentlich genannt sind.

Als eines der Stiftungsgüter, die der hl. Bischof Otto seinem neuen Kloster vermachte, wird das Dorf Ebersberg in der gleichen Zeile wie Auerbach (Vrbach), Welluck (Uveluch), Beilenstein (Pilenstein) und Nitzlbuch (Lucenbuohe) aufgezählt. Unmittelbar nach Ebersberg steht Friderichesruit (Friedrichsreuth). Dieser Ort war früher eine der 18 Forsthuben, in die der große Veldener Forst unterteilt war. Irgendwann ging Friedrichsreuth unter, und nur mehr sein Name in der Ebersberger Flur erinnerte daran.
Die Forsthube selber bekam Mitte des 14. Jahrhunderts ihren Sitz in Ebersberg, Anwesen Nr. 14. Dieses hatte
eine Sonderstellung unter den Höfen. So war es z.B.  zehntfrei und genoss zudem verschiedene Vorrechte und Freiheiten. Das Wohnhaus selber war schon zu einer frühen Zeit aus Stein gemauert, als noch alle anderen Höfe nur Holzhäuser hatten.

Abgaben
"Die Höfe des Dorfes Ebersberg waren Lehen des Klosters Michelfeld und zahlten dorthin bei jeder Besitzveränderung 10% des Gutswerts als Handlohn. Außerdem fielen jährliche Abgaben an: Walburgizins, Michlszins, Vasnachtshennen, Herbsthühner, Eier, Käs und Schmalz, Hundshaber, Holzhaber, Sammelgetreid und Lehengeld. Besonders lohnte sich für das Kloster der Zehent. Es gab damals 1. den Großzehent oder Getreidezehent, welcher den 10. Teil der Ernte aller Getreidearten, Körner und Stroh, betrug 2. den Kleinzehent oder Grünzehent. Dies waren 10% der Schmalsaat, also von Erbsen, Linsen, Kraut und Rüben, Kartoffeln, Klee, Grasmahd, Heu und Grummet 3. den Blutzehent. Er forderte die 10. Gans und jedes 10. Spanferkel. Die Bruchteile wurden stets aufs nächste Jahr hinübergezählt. Der Grün- und der Blutzehent wurden meist mit Geld bezahlt, der Getreidezehent in natura vom Feld weg." (5, Seite 418f) Von einem Teil dieser Abgaben war wie schon gesagt das Anwesen Nr. 14 als Forsthof befreit.

Über Jahrhunderte war das Kloster Michelfeld Lehnsherr auch über die Bauern von Ebersberg. Bei dessen endgültiger Aufhebung in der Säkularisation von 1803 sah das Benediktinerstift wie abgebildet aus. Etwa acht Jahrzehnte später erwarb 1885 der Dillinger Regens Johann Evangelist Wagner den größten Teil des umfangreichen Gebäudekomplexes und richtete darin eine Taubstummenanstalt ein. Aus dieser entwickelte sich die heutige Regens Wagner Einrichtung Michelfeld.

Die Vogtei Ebersberg
Als Auerbach 1144 zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde, kam zu dieser u.a. auch Ebersberg. Dorthin gingen die Iberschbercher auch bis zuletzt in die Kirche, und sie begruben ihre Toten auf dem Auerbacher Friedhof.
Das Benediktinerkloster Michelfeld
behielt für sich allerdings auch weiterhin die grundhoheitliche, sowie die niedere und freie Gerichtsbarkeit und den Zehnt über Ebersberg. Sein Bereich war aufgeteilt in drei große Gerichtsbezirke, sogenannte Vogteien. Die Obere Vogtei war in Nasnitz beheimatet, eine andere in Büchenbach, wo der Pfleger von Hollenberg (heute wie Büchenbach ein Ortsteil der Stadt Pegnitz) saß. Die dritte, Untere Vogtei genannt, hatte ihren Sitz in Ebersberg. Zur Vogtei Ebersberg gehörten damals die Dörfer Ebersberg, Welluck, Nitzlbuch, Gänlas, Nunkas, Kaundorf, Sommerhau, Wolframs, sowie Ober- und Unterfrankenohe. Schloßfrankenohe ist nicht eigens erwähnt, weil es seinerzeit zu Unterfrankenohe gehörte und somit automatisch zur Kloster-Michelfeldschen Vogtei Ebersberg.

Ebersberg von Norden her (Foto aus 4, Seite 91)

"In Ebersberg wurden jährlich drei Gerichtssitzungen abgehalten. Diese fanden jeweils am Montag nach Dreikönig, Walpurgi und Michaeli statt. Als Gerichtspersonen fungierten der Klosterrichter von MichelfeId, der Landrichter von Auerbach sowie mehrere Schöffen. Zu Schöffen wurden alte erfahrene Männer aus der Vogtei ernannt, welche die altüberlieferten Rechte, sämtliche Grenzen, Personen, Sitten und Gebräuche bestens kannten. Bei allen Verfahren über bürgerliche Händel, Polizeiangelegenheiten, Schulden, Streitigkeiten um Mobilien etc. besaß der Landrichter von Auerbach den Vorsitz. In Lehnensangelegenheiten, Erbrecht und Streitigkeiten über Grund und Boden hatte er jedoch kein Mitspracherecht." (4, Seite 90)

... daran arbeite ich gerade.

Ende eines blühenden Dorfes
Das Reichskriegministerium (bis 1935 hatte es Reichswehrministerium geheißen) ordnete mit Erlass vom 28.2.1936 die umgehende Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr nach Westen hin an. Mit dem Grunderwerb und der Aussiedlung der Bevölkerung aus den betroffenen Ortschaften wurde die RUGES (Reichsumsiedlungsgesellschaft) beauftragt.
Folgende 14 politische Gemeinden mit insgesamt über 40 Ortschaften mussten vollständig geräumt werden: Dorfgänlas, Ebersberg, Haag, Hammergänlas, Höhenberg, Hopfenohe, Kaundorf, Langenbruck, Leuzenof, Meilendorf, Nunkas, Oberfrankenohe, Pappenberg und Treinreuth.

(Ortsplan und Häuserliste aus bzw. nach 4, Seite 89)

HNr Name und Hausname
1 Lehner Michael und Anna, beim Schober
2 Baier Josef und Maria, beim Hartlmichl
3 Wallner Johann und Margareta, Steinbruch beim Sporröl (Sporrer Ulrich),
4 Lauß Johann und Anna, beim Lodes (früher Sporrgörgn)
5 März Friedrich und Margaretha, beim Unterdohler (Thaler)
6 Ströhl Johann, beim Ströhl
7 Goss Josef und Anna, beim Oberdohler
8 Kugler Peter und Maria, beim Rauherhansn
9 Weidner Barbara, beim Vogenauer
10 Schnödt Franz und Rosina, beim Hartl
11 Suttner Anna, Gastwirtschaft, beim Schuster
12 Gradl Josef, jr., beim Wastlhans
13 Paulus Michael und Maria, beim Maurer
14 Eckert Leopold und Anna, beim Bauern
15 Friedl Johann und Anna, beim Schauer
16 Schertl Georg, Hirtenschorsch, gemeindl. Hirtenhaus,
17 Sauer Peter und Elisabeth, heim Hirtenwastl

Das größte Anwesen in Ebersberg mit über 50 ha war Nr. 14, der ehemalige Forsthof. Auf 41 ha brachte es Anwesen Nr. 3, zu dem auch der große Steinbruch gehörte. Dessen Eigentümer siedelten nach Auerbach in die Bahnhofstraße über.

Das jüngste der Ebersberger Anwesen
war die Nr. 17 beim Hirtenwastl.
Der Ortshirte Paul Sauer
hatte es erst 1868 erbaut.

... daran arbeite ich gerade.

Nach dem 2. Weltkrieg

Generalleutnant Wilhelm Rupprecht (Foto; 1890-1967),
seit 1944 Kommandant in Grafenwöhr,
übergab den Truppenübungsplatz
am 20. April 1945 an die  Amerikaner.
Das gesamte Gelände,
und mit ihm auch die Ortschaft Ebersberg,
kamen damit unter amerikanische Hoheit.

Die US-Amerikaner ließen zunächst das Bewohnen der Anwesen auch in Ebersberg weiterhin zu. Das waren jedoch nicht die ehemaligen oben genannten Eigentümer, sondern meistens Heimatvertriebene bzw. im Truppenübungsplatz Beschäftigte mit ihren Familien. Eine ähnliche Situation war u.a. auch im alten Dorf Bernreuth und in Dornbach.

... daran arbeite ich gerade.

Ende Juli 1945 übergab die Gemeinde Ebersberg auf Anordnung der Militärregierung die Amtsgeschäfte an die Stadt Auerbach. Die Ortschaft Ebersberg kam zwar, obwohl offizíell schon 1937/38 abgelöst, 1950 zur Gemeinde Nitzlbuch, die politische Gemeinde Ebersberg erlosch damit aber am 31. Juli 1945 endgültig. Bewohnt blieben einige Anwesen des Dorfes Ebersberg mit Erlaubnis der Amerikaner noch bis ca. 1960.

Erinnerungen an Ebersberg ...

Dieser stehen gebliebene Hausgiebel, verwildernde Obstbäume und ein paar Kellerlöcher ...

... erinnern uns noch an das Dorf Ebersberg.

Über mir leihweise zur Verfügung gestellte
Fotos und Informationen über Ebersberg
würde ich mich sehr freuen, denn ...

... daran arbeite ich gerade.

 

Bitte etwas Geduld.

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verwendete und weiterführende Quellen

1 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Auerbach 1976
2 Schwemmer, Wilhelm, Velden a.d. Pegnitz, Band XXIV der Schriftenreihe der ANL (Altnürnberger Landschaft), Nürnberg 1976
3 Hierold, Eugen, Die Kapelle in Schmalnohe, in Oberpfälzer Heimat, Band 14, Weiden 1970
4 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Geschichte einer Landschaft, Behringersdorf 1985
5

Kugler, Hans-Jürgen, Nitzlbuch/Bernreuth, Auerbach 2000; auch als CD erhältlich

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 8.8.16

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