Schlacht 1703
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Die Schlacht bei Krottensee

Am Ende des 17. Jahrhunderts, nach den Schrecken des 30jährigen Krieges (1618-1648), hatten sich die Bewohner unserer Heimat langsam wieder etwas erholt. Auch die Einwohner des Dorfes Krottensee waren wieder in  geordnete Verhältnisse gekommen und manche hatten schon wieder einen gewissen Wohlstand erreicht. Doch nach dieser kurzen Schnaufpause von rund 50 Jahren Frieden wurden die Menschen  gleich zu Beginn des 18. Jahrhunderts von einem neuen vernichtenden Krieg heimgesucht.

Der Spanische Erbfolgekrieg
Im so genannten "Spanischen Erbfolgekrieg" (1701-1715) wurde  um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, König Karl II. von Spanien gekämpft.

Bereits zu Lebzeiten
des kinderlosen spanischen Königs Karl II. (rechts)
stritten sich drei Parteien um seine Nachfolge:
Ludwig XIV. von Frankreich favorisierte seinen Enkel Philipp von Anjou,
Kaiser Leopold I. wollte seinen zweiten Sohn Karl als spanischen König
und auch Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern
erhob Anspruch auf den spanischen Thron.
Nach dem plötzlichen Tod des bayerischen Prinzen
waren es dann nur noch zwei Bewerber,
die 1700 König von Spanien werden wollten. 

Es kam zu einer europäischen Auseinandersetzung, die Teile der kriegführenden Parteien auch in unsere Gegend führte. Die "große Allianz" um die österreichischen Habsburger und England, auf deren Seite u. a. auch die geschichtsträchtige freie Reichsstadt Nürnberg war, stand einer durch Frankreich angeführten Koalition, zu der auch das Kurfürstentum Baiern gehörte,  gegenüber.

Eine der markantesten Persönlichkeiten
im kaiserlichen Heer
war Prinz Eugen von Savoyen,
der später den Ehrentitel "der edle Ritter" erhielt.
Er führte seine Soldaten meist persönlich in die Schlacht
und wurde insgesamt dreizehnmal verwundet.
Er war auch Sieger in der Schlacht von Höchstätt (1704).

Schlacht bei Krottensee
Im Frühjahr 1703 trafen die Unbilden des Krieges dann unsere Heimat mit voller Wucht: "Von Nürnberg her rückte im Jahre 1703 der kaiserliche General Janus mit ungefähr 1.400 Mann vor und begann mit der Belagerung der baierischen Festung Rothenberg, zu deren Entsatz Kurfürst Max Emanuel den Oberstfeldwachtmeister von Maffei mit 4.000 Man aussandte. Bevor diese Verstärkung jedoch eingreifen konnte, hatte General Janus am 8. Mai 1703 die Veste Hartenstein erobert. Maffei schlug am 15. Mai bei Plech ein Lager, versuchte vergeblich den Hartenstein zurückzuerobern und bezog in Engenthal eine feste Stellung. Janus zog bedeutende Verstärkungen heran und griff am 22. Mai die Baiern an, die sich zuletzt nach Neuhaus und Umgebung zurückzogen." (2, Seite 72f)

An der Stelle der etwa Mitte des 18. Jahrhunderts
erbauten barocken Festung Rothenberg
stand seit dem 12. Jahrhundert
eine mittelalterliche Burg.
Sie spielte im Laufe ihrer Geschichte
verschiedene Rollen und
kam 1698 an das Kurfürstentum Bayern.
Im Spanischen Erbfolgekrieg
wurde die inzwischen stark befestigte Burg
1703 von den kaiserlichen Truppen eingenommen
und von den Nürnbergern geschleift.

"In der Nacht zum 24. (Anm.: 1703) Mai zog Janus mit seiner ganzen Streitmacht an der Pegnitz aufwärts. In den frühen Morgenstunden kam es auf den Höhen bei Krottensee zur Schlacht. Der Kampf wogte hin und her. Da verursachte eine unglückliche Schwenkung, daß der Wind den Bayern den dichten Pulverdampf ins Gesicht wehte und ihnen die Sicht nahm. Rasch nützten die Obersten Löffelholz, Tucher und Boyneburg diese ungünstige Stellung des Feindes aus. Mit Gewalt drangen sie auf die Bayern ein, brachten sie in Unordnung und drängten sie in das Dorf Krottensee zurück. Dabei wurden mehrere Häuser in Brand geschossen. Bald stand das ganze Dorf in Flammen. Die Bayern suchten ihr Heil in der Flucht. Mehr als 600 Tote bedeckten das Schlachtfeld. Während die kaiserlichen Sieger ihre Verwundeten auf 6 Wagen nach Velden brachten, kümmerte sich niemand um die schwerverwundeten Bayern. Vielmehr plünderten die kaiserlich-fränkischen Truppen die gefallenen und verwundeten Feinde und machten dabei reiche Beute an Geld und Schmuck. In der Dunkelheit kamen dann die Hyänen des Schlachtfeldes, um den Gefallenen auch noch das letzte brauchbare Kleidungsstück zu rauben." (3)

Auf diesem alten Kupferstich
"Grotensee"
von 1710 ist außer
Schlachtgetümmel
und Pulverdampf
nicht viel zu erkennen.

Ergebnis: Rund 600 Soldaten mussten ihr Leben lassen, etwa 300 wurden gefangen genommen. "Krottensee wurde in Asche gelegt; sämtliche 4 Geschütze, alles Gepäck, der Lebensmittelvorrat und die Kriegskasse Maffeis mit 10.000 fl waren die Beute der Sieger." (1, Seite 401) "Die wichtigste Folge des Sieges der Verbündeten war, daß die von ihnen belagerte starke baierische Veste Rothenberg (Anm.: heute) zunächst nicht entsetzt werden konnte." (2, Seite 72f)

Gelübde eines Bauern aus Krottensee
Der Überlieferung nach hatte sich bei dieser Schlacht am 24. Mai 1703 ein Krottenseer Bauer in seiner Todesangst in einem Backofen des Dorfes versteckt.

In seiner Not gelobt er,
auf der Erhebung, die er
von seinem Schlupfwinkel aus sehen konnte,
eine Kapelle zu errichten,
falls er mit dem Leben davon käme.
1708 löste er sein Versprechen ein
und baute das erste Kirchlein,
das natürlich viel kleiner war
als das links abgebildete heutige,
auf dem Pinzigberg bei Auerbach.

Am Ortseingang von Neuhaus her gesehen steht dieses um 1900 errichtete  Denkmal. Es erinnert an die Schlacht vor mehr als 300 Jahren, die nicht nur über die Bewohner von Krottensee Unheil gebracht hat. Möge es uns und kommenden Generationen Mahnung zum Erhalt des Friedens sein.

verwendete Quellen

1 Bauer, Heinrich, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks, Pegnitz 1938
2 Schwemmer, Wilhelm, Burg und Amt Veldenstein-Neuhaus, Nürnberg 1961
3 Dimler, Andreas, Die Schlacht bei Krottensee, in Marktgemeinde Neuhaus "Gestern und Heute", Band 2 der Veldensteiner Mosaike, Neuhaus 1989, Seite 65 f
4 Weber, Rudolf, 300 Jahre Maria-Hilf-Kapelle auf dem Pinzigberg bei Auerbach, Auerbach 2008

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 8. Februar 2011

Lützows wilde, verwegene Jagd
(T: Körner; M: Weber)

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