Das Schloss
Home Nach oben

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Das Schloss Kaiser Karls IV.

Nur mehr der Straßen- bzw. Platzname "Schlosshof" und das 2001 auf dem Platz der ehemaligen Gaststätte Schlossgarten eröffnete gleichnamige Alten- und Pflegeheim (Am Behälterweiher 17; seit 2005 Jakobushof) erinnern daran, dass in Auerbach jahrhundertlang ein Schloss stand.
Es stand im Wesentlichen auf dem Platz des Anwesens alte Hausnummer 183 1/2 (heute Schlosshof 4).

Diese unscheinbare
und irgendwann
der Verwitterung
ganz zum Opfer fallende
Steintafel markiert
den einstigen Standort
des mittelalterlichen Schlosses
von Auerbach.
Nur mehr schlecht lesbar heißt es dort:
             Schlosshof
einst Residenz der Kaiser
Karl IV.           &      Wenzel
1347-1378            1378-1400
            von Böhmen

Man kann das Schloss guten Gewissens auch als einen Teil der Befestigungsanlage der Stadt ansehen, denn es stand unmittelbar in der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer und ersetzte diese dort bzw. war gleichsam ein Teil von ihr.

Kaiser Karl IV. (1346-1378)
Durch den „Hausvertrag von Pavia“ 1328 war Auerbach mit seinem Umland zu den pfälzischen Wittelsbachern gekommen, wo es mit einer kurzen Unterbrechung (1349-1400) ziemlich genau 300 Jahre bis 1628 blieb. Deren Pfalzgraf Rudolf II. hatte seiner Tochter Anna bei ihrer Heirat mit Kaiser Karl IV. (1349; es war dies die zweite von vier Ehen des Monarchen; insgesamt hatte Karl 11 Kinder) u. a. auch das Amt Auerbach in der „Obern Pfalz“ als Mitgift vermacht.

Kaiser Karl IV.
am Südturm
des Wiener
Stephansdomes

Unter Kaiser Karl IV.
- er war 1316 als Sohn König Johanns von Böhmen, Enkel Kaiser Heinrichs VII.
und Urenkel des böhmischen Königs Ottokar II. (Premysl) geboren
und 1346 zum deutschen König, 1355 zum Kaiser
und 1365 zum König von Burgund gekrönt worden - erlebte Auerbach eine Blütezeit.
So erhielt die Stadt nicht weniger als 9 wichtige Privilegien,
z.B. das Bannrecht über Tafernen
(etwa das Recht, Wirtshäuser zu genehmigen und von ihnen bestimmte Abgaben einzunehmen)
,
das Recht der Zollfreiheit mit Nürnberg und
das in der damaligen Zeit wichtige Recht, einen Wochenmarkt abzuhalten.
In diese Zeit fallen auch die Anlegung des großen Stadtweihers (1368),
der ja heute nur mehr zum Teil besteht,
und die Errichtung des Schlosses (1374).

Überhaupt scheint die wirtschaftliche Bedeutung Auerbachs in dieser Neuböhmischen Zeit recht groß gewesen zu sein, wie auch ein Vergleich der abzuliefernden Steuern einiger Städte zum Unterhalt der kaiserlichen Garnison auf dem Rothenberg bei Schnaittach zeigt; die Höhe der Abgaben kann sicher als ein Beweis für die Wirtschaftskraft der jeweiligen Gemeinde angesehen werden. So heißt es im Salbuch Kaiser Karls IV von 1366/68 :„Aurbach, die stat, gibt auf Walb. 60 & und auf Mich. 60 &“, also insgesamt 120 Pfund Heller(pfennig). Im gleichen Zeitraum entrichtete Weiden 180 &, Pegnitz 80 &, Eschenbach 60 & und Sulzbach 64 &, um nur einige größere Orte der Umgebung zu nennen.
Kaiser Karl IV. hielt sich mit Sicherheit mindestens fünfmal in Auerbach auf, wahrscheinlich sogar öfter.

Das große Wandgemälde an der Stirnseite des Rathaussaales zeigt den Einzug des Kaisers mit seinem Gefolge im Jahre 1364. Gemalt hat es Ludwig Haimerl.

Errichtung des Schlosses 1374
Karl IV. ließ in Auerbach, das er 1373 zur Hauptstadt seines Territoriums „Neuböhmen“ machte, schon ein Jahr darauf ein stattliches Schloss an der nordwestlichen Ecke des Stadtgrabens ganz in der Nähe des bereits bestehenden Kastenamtsgebäudes (im Volksmund „Alte Münze“ genannt, weil Karls Sohn und Nachfolger König Wenzel hier etwa 1390-1400 eine Münzwerkstätte betrieb) errichten. Es war für ihn eine Art Residenz, wenn er in Auerbach weilte. Sonst diente es seinen Statthaltern und den Landrichtern als Wohnung und als Amtslokal, und löste in dieser Funktion die im 12. Jahrhundert erbaute romanische Burg ab.

So hat wohl das Auerbacher Schloss einst ausgesehen. Josef Tobias Meier fertigte kurz nach 1900 für die von Joseph Köstler erstellte Chronik diese Zeichnung nach Angaben aus alten Urkunden und sonstigen Quellen. Meier war ein Bekannter der Tochter Margarete Köstler. (1, Band VII, Seite 85)

Beschreibung des Schlosses

Das wie auf dem Stich Merians von 1644 (hier Detail)
zu erkennen ist doch recht imposante Gebäude
war ca. 18 lang und 12 m breit,
setzte sich aber besonders durch seine gewaltige Höhe
von den anderen Auerbacher Gebäuden ab
und überragte mit Ausnahme der Pfarrkirche nahezu alle.

Über dem Haupteingang
des Schlosses
an der Ostseite
war das in Stein gehauene
böhmische Wappen angebracht.
(Beschreibung des Schlosses nach 1, Seite 59ff)

Eine weitere kleinere Tür an der Nordseite war in erster Linie für das zahlreich im Schloss angestellte Gesinde bestimmt. Sämtliche Räume des Erdgeschosses hatten Gewölbe, die Gänge und Vorplätze darin einen gepflasterten Fußboden. In diesem Stockwerk befanden sich u. a. Schreibstube, „Kuchel“ und andere Dienstbotenräume. Im Hausgang standen zwei Geschütze, die notwendige Munition dazu befand sich im danebenliegenden Pulverraum, in dem auch das Wildbret gelagert wurde. Weitere zum Schloss gehörige Waffen und „ein trülein, darin ein model zum kuglgießn“ wurden im benachbarten Turm aufbewahrt. Über eine steinerne Wendeltreppe konnte man vom Erdgeschoss aus in den Keller oder ins 1. Stockwerk gelangen.

12 Schneckenstiege
13 Vorplatz
14 Fürstenzimmer mit Erker
15 großer Saal
16 grünes Zimmer
17 grüne Kammer
18 gelbes Zimmer
19 gelbe Kammer
20 hölzerner Gang mit Abort

Dieses mittlere Stockwerk diente bei fürstlichen Besuchen als Quartier und zu Repräsentationszwecken, sonst den Amtsgeschäften des Landrichters. In der Fürstenstube (14) waren nach einem Inventarverzeichnis von 1620 u. a. ein Bett mit „hoer haub“ (einem Baldachin), einige Polsterstühle, ein schwerer Tisch mit schwarzer Schieferplatte und ein Schrank. Die gelbe Stube (18) wurde bei Bedarf als Verhörraum genutzt, und manch Angeklagter wurde darin mittels Daumenschraube und anderer Folterwerkzeuge zu einem Geständnis „überzeugt“.
Im geräumigen Saal (15) wurden normalerweise die Gerichtssitzungen abgehalten, wobei auch Todesurteile gefällt wurden, denn das Landgericht war ja auch Halsgericht. Ein paar Beispiel: 1612 wurde ein 32jährigen Mann wegen Diebstahls und Androhens von Feuerlegen verurteilt und am Galgen aufgehängt; der Straßenname Galgenberg erinnert heute noch an diese Richtstätte. Im Juli 1618 erhielten zwei Frauen die Todesstrafe, weil sie „gestohlen, Unzucht getrieben, Kinder abgetrieben, ein Kind umgebracht und hernach in den Mühlweiher zu Michelfeld geworfen haben. Beide wurden auf der neuen Hinrichtungsstätte auf dem Rabenstein, also im Bereich der heutigen Rabensteigsiedlung, mit dem Schwert gerichtet. 1625 wurde im Gerichtssaal des Schlosses über den Hirtenpeter das Todesurteil gefällt, weil er „nicht allein ein Hurer und Dieb, sondern auch ein Landzwinger“ (nichtsesshafter, gewalttätiger Landfahrer) war; er wurde ebenfalls auf dem Rabenstein mit dem Schwert gerichtet.

Die vielleicht denkwürdigsten
Amtshandlungen fanden im Saal
des Schlosses wohl im Verlauf
des Jahres 1628 statt,
als die damals lutherischen Bürger
von Kurfürst Maximilian I. (rechts)
Herzog von Bayern (1597-1651)
bzw. seinem Landrichter
Hans Leonhard von Leoprechting
aufgefordert wurden,
sich zum katholischen Glauben
zu bekennen
oder auszuwandern.

Die Wendeltreppe aus Holz führte in den 2. Stock, wo die Wohnräume des Landrichters lagen, und dann weiter hinauf in den sehr geräumigen mehrstöckigen Dachboden, der vor allem Lagerzwecken diente.
Im Keller, so steht im o. a. Verzeichnis, „seint 5 pierkufn, lere pierfäser und ein groser Küpferner schmalzhafen ...“.  
Zum Schloss gehörten neben dem Haupthaus noch weitere Gebäude und ein größerer Umgriff, wie der folgende Lageplan von Köstler zeigt. Dabei bedeuten die Zahlen

  1 das eigentliche Schloss
 
2 der große Schlosshof
 
3 der Schlossgraben
 
4 das Amtsknechtshaus
 
5 das Kastenknechtshaus
 
6 der Weiße Turm
 
7 der Hofstadel
 
8 der Kuhstall
 
9 der Pferdestall
10 eine Schupfe
11 der Ledererturm
12 die Schlossmühle und
    spätere Fronfeste
18 der Schlossplatz
19 das Kastnerhaus („Alte Münze“)

  

Hochherrschaftliche Besuche
Außer dem Erbauer Kaiser Karl IV. und seinem Sohn König Wenzel logierten fast alle regierenden Pfalzgrafen, Kurfürsten usw. der nachfolgenden zwei Jahrhunderte gelegentlich im Auerbacher Schloss, besonders wenn sie die Huldigungen ihrer Untertanen entgegennahmen. So tat dies z.B. König Ruprecht  von der Pfalz kurz nach der Einnahme der Stadt im Jahre 1400.

Ruprecht von der Pfalz,
geb. 1352 in Amberg,
war maßgeblich an der
Absetzung König Wenzels
beteiligt. Mit den Stimmen
von drei der sieben Kurfürsten
und seiner eigenen
wurde er am 21. August 1400
neuer König.
Verheiratet war Ruprecht seit 1374 mit
Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg.
Ruprecht starb 1410.

Auch sein Sohn Pfalzgraf Johann, der 1404 zunächst Statthalter und dann 1410 neuer Landesherr der Oberen Pfalz wurde, wohnte hier im Schloss. Er bestätigte 1406 den Bürgern Auerbachs in einer Urkunde vom 20. Dezember alle Gnaden und Freiheiten, die sie bisher erhalten hatten. Johann erlaubte 1418 der Stadt auch die Errichtung eines neuen Rathauses, des heutigen. Wohl auch dessen Sohn und Nachfolger Christoph, der zugleich König von Dänemark, Schweden und Norwegen war, residierte kurz hier.

Die lutherischen
bzw. kalvinischen Fürsten
wie z.B. Ludwig von der Pfalz (1510),
Friedrich II. (1546)
und Ottheinrich (1556; rechts)
wohnten ebenfalls
im Auerbacher Schloss.

Kurfürst Friedrich IV. (1592-1610), 1574 in Amberg geboren und überzeugter Kalvinist, eröffnete am 8. Juni 1596 in Auerbach eine mehrtägige allgemeine Kirchenvisitation und residierte dabei fünf Tage im Schloss.
1599 hielt Christian von Anhalt, der Statthalter von Kurfürst Friedrich V., der als „Winterkönig“ in die Geschichte einging, auf dem Platz vor dem Schloss eine Musterung der Land- und Stadtfahnen (unter Fahnen sind Truppen zu verstehen); er selbst wohnte für ein  paar Tage in demselben.
Weil in der Residenzstadt Amberg die Pest ausgebrochen war, übersiedelte am 11. August 1613 die gesamte Regierung nach Auerbach und amtierte bis zum 25. Januar 1614 im hiesigen Schloss.

Kurfürst Friedrich V.,
(1596-1632)
der in der Geschichte eher als
Winterkönig“ bekannt ist,
konnte erst an seinem 18. Geburtstag
das Erbe seines verstorbenen Vaters
Friedrich IV. (+ 19.9.1610)
als Kurfürst der Pfalz antreten.
Vom 26. August 1619
bis zur für ihn verlorenen
Schlacht am weißen Berg
am 8. November 1520
war Friedrich böhmischer König.

Auerbach gehörte zur Oberen Pfalz mit Regierungssitz Amberg und damit zum Herrschaftsgebiet des späteren Winterkönigs. Wenige Monat nach der Übernahme des Kurfürstentitels kam Friedrich V. mit seiner Gattin Elizabeth, einer Enkelin der berühmten Maria Stewart, nach Auerbach, um hier im Schloss die Erbhuldigung entgegenzunehmen und sich den Eid leisten zu lassen. Dies geschah am 21. Juni des Jahres 1615.

Am nächsten Tag bestätigte der Kurfürst hier in Auerbach der Stadt und ihren Bürgern alle Privilegien und Freiheiten, die diese von seinen Vorgängern erteilt worden waren. Danach reiste Kurfürst Friedrich V. mit Gemahlin und dem Hofstaat in sechs Kutschen wieder ab.

Im Verlauf des 30jährigen Krieges (1618-48) kamen zwar oft Generäle und andere hohe Offiziere der verschiedenen Lager nach Auerbach, doch diese logierten wohl nicht im Schloss. Als jedoch im Oktober 1621 die Stadt von bairischen Truppen eingenommen und geplündert wurde, zerschlugen diese alle Fenster und einen großen Teil der Einrichtung des Schlosses, bzw. nahmen die wertvolleren Gegenstände mit sich fort. Die Schäden wurden zwar notdürftig wieder repariert, aber der allmähliche Niedergang des Auerbacher Schlosses war schon eingeläutet. 

Verfall und Ende des Auerbacher Schlosses
1641 legte der schwedische General Baner im Schloss ein großes Verpflegungslager für seine Truppe an. Als sich Mitte März die Schweden überraschend zurückziehen mussten, ließen sie im Schloss wiederum ein Chaos zurück – und eine große Menge Getreide, Mehl, Fleisch, Bier usw..

1708, als Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg
vom Kaiser mit der Oberpfalz belehnt wurde,
ließ der neue Landesherr Auerbachs
das Schloss bald (1720) in eine Kaserne umwandeln.
Der letzte Repräsentant aus großer Zeit,
der Landrichter, musste das Schloss verlassen.
Landrichter und Landgericht zogen
in das Haus Nr. 65 (heute Pfarrstraße 6).

1720-1745 war das Schloss in Auerbach nun Kaserne.
Die insgesamt 18 Zimmer des einst
doch recht schmucken Gebäudes
wurden in diesen Jahren
durch die Soldaten stark beschädigt.

Im Jahre 1747 ließ man durch die einheimischen Handwerker Maurermeister Dorner und Zimmermeister Schwemmer aus Sicherheitsgründen den Erker am Schloss abbrechen. Das Gebäude war inzwischen so baufällig geworden, dass es nicht mehr bewohnt werden konnte und nur mehr als Stadel und Lagerraum vom benachbarten Kastenamt genutzt wurde. Das nunmehr zum „Hofstadel“ degradierte Schloss stürzte schließlich 1788 gänzlich ein.

Auf diesem Kupferstich des Auerbacher Künstlers Johann Karl zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist das Schloss (oben) nicht mehr zu sehen. Auf dem Merianstich von 1644 (unten) dagegen überragt das imposante Gebäude mit Ausnahme des Kirchturms die ganze Stadt.

Das ehemalige Schloss von Auerbach, nunmehr "Ruine mit großer Vergangenheit", kaufte 1826 der Rentamtsbeamte Heinrich Berner um 50 Gulden und veräußerte diesen Besitz 1838 an den Metzger Joseph Ibscher weiter. Dieser erbaute auf dem Keller des Schlosses das Anwesen Haus Nummer 183 ½ , heute etwa Schlosshof 4, und verwendete dabei die Steine und Trümmer des ehemaligen Schlosses als Baumaterial. (2, Seite 121ff)

horizontal rule

verwendete und weiterführende Quellen

1 Köstler, Joseph, Chronik der Stadt Auerbach, Band VII des handgeschriebenen siebenundzwanzigbändigen Werkes, Lagerort Archiv der Stadt Auerbach i.d.OPf.
2 Kugler, Hans-Jürgen, Auerbach in  der Oberpfalz - die Geschichte seiner Häuser und Familien, Band 2, Auerbach 2010

horizontal rule

schottische Volksweise

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 2. April 2022

horizontal rule

Wenn Sie Kontakt mit mir aufnehmen möchten,
können Sie mich hier
oder telefonisch unter 09643 683
erreichen.
Über Anregungen usw. freue ich mich.

Home Nach oben