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„Unter Abt Theoderich
(1375-1406) begann eine Serie schwerer Heimsuchungen für Kloster Michelfeld.
Ein Nürnberger Burggraf rächte sich für den Entzug der Schutzvogtei über
das Kloster und überfiel dieses, wobei eine ganze Anzahl wertvoller Gegenstände
geraubt wurde.“ (11)
Zeiten der Unruhe, der Not und
der Bedrängnis
Nachdem die Kurfürsten Wenzel
IV. (1361-1419, seit 1376 römisch-deutscher
König) am 20.08.1400 als „unnützer König“
abgesetzt und den 1352 in Amberg geborenen Pfalzgrafen Ruprecht zu dessen
Nachfolger gewählt hatten, setzte der neue römisch-deutsche König Ruprecht I.
(1400-1410) alles daran, auch „Neuböhmen“ mit der Hauptstadt Auerbach unter
seine Herrschaft zu bekommen.
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Ruprecht I. (* 5. Mai 1352 in Amberg; †
18. Mai 1410 Burg Landskron bei Oppenheim), aus der Dynastie der
Wittelsbacher war von 1400 bis 1410 römisch-deutscher
König und als Ruprecht III. von der Pfalz von 1398 bis 1410 Kurfürst der
Pfalz.
"Ruprecht König des Römischen Reich
An Würden hoch war hart sein gleich
Von Nürnberg ein Burgkgrevin
War sein vermelte Königin" |
Die Höhen um Michelfeld waren in dieser
Auseinandersetzung des Jahres 1400 Schauplatz einer Schlacht. Das Kloster wurde
dabei von den Truppen beider Heere geplündert und z. T. durch Brand verwüstet.
In seiner Not schickte der Abt seine Mönche mit Empfehlungsschreiben zum
Betteln.
„Besonders brach unter
Theoderichs Nachfolger Heinrich III. von Truppach (1406-1436) ein Ereigniß des
Schreckens und der Verwüstung herein. 'Im Jahre 1429,' - meldet eine Urkunde,
'haben die Hussiten mit ketzerischer Grausamkeit wüthend und die Grenzen ihres
Landes überschreitend viele Nachbarländer mit feindlichem Schwerte verfolgt,
sehr viele Kirchen, Klöster, Schlösser, Dörfer und Städte mit Feuer
verheert, wobei auch unser Kloster an den Rand des Verderbens kam. Wer aber kann
schildern und aussprechen, wie viel Unglück diese ungeheuere und grausame Menge
(80000) der mit den Zähnen knirschenden Ketzer unserem Kloster gebracht, welche
im Hofe des Klosters und den benachbarten Orten ihr Lager aufschlugen und die
Oberfläche der Erde wie Heuschrecken bedeckten. Nachdem sie schon 14 große und
kleine Glocken so wie alle inneren Geräthschaften des Klosters sammt Pferden
und Rindvieh geraubt, brannten sie es endlich mit allen daranhängenden Gebäuden,
Höfen und Dörfern zusammen.'“ (5) Die Verwüstung des Klosters war so
schlimm, dass Abt Heinrich für einige Zeit mit seinem Konvent nach Zeil bei
Bamberg übersiedeln musste.
Erst Pfalzgraf Johann
(1404-1443), der in Neumarkt und Neunburg vor dem Walde residierte und als
Sohn König Ruprechts nunmehriger Herr über unser Gebiet war, konnte in der
Schlacht bei Hiltersried in der Nähe von Waldmünchen am 21. September 1433 den
Raubzügen der Hussiten ein Ende bereiten.
Reformationszeit und erste Aufhebung des Klosters
Unter Abt Hartung II. von
Pferdsfeld (1436-1451) wurde das nahezu völlig zerstörte Kloster wieder nach
seinem ursprünglichen Grundriß aufgebaut. Stiftungen und Neuerwerbungen
brachten auch bald wieder alten Glanz und Wohlstand.
Etwa ab 1530 begann die
Verbreitung der Lehre Martin Luthers in unserem Raum. Unter Kurfürst Ludwig V.
von der Pfalz (1508-1544) wurde die neue Lehre lediglich stillschweigend
geduldet. Sein Bruder und Nachfolger Friedrich II. (1544-1556) hatte bereits als
Statthalter in Amberg die deutsche Messe und die Heirat der Priester erlaubt. Er
begann auch, Kirchengüter für den Staat einzuziehen.
Durch den „Augsburger
Religionsfrieden“ von 1555 („cuius regio, eius religio“) wurde dem jeweili-gen Landesherrn das Recht eingeräumt zu bestimmen, welches Bekenntnis
seine Untertanen haben sollten.
Ottheinrich (1556-1559), von „gotts
gnaden Pfalzgraue bey Rhein des Hay Rhö. Reichs Ertztruchas vnd Churfürst,
Hertzog in Nidern und Obern Bayern“ (12), schaffte mit einem Dekret vom 16.
April 1556 den katholischen Glauben und Ritus in seinem Lande und damit auch in
Michelfeld ab. Die Verweltlichung der Klöster wurde
weiter vorangetrieben.
Auch für das Kloster Michelfeld
kam das einstweilige Ende, denn nach dem Tod des Abtes Friedrich von Aufseß
am 3. März 1558 durfte kein Nachfolger gewählt werden. Da auch keine Novizen
mehr aufgenommen werden durften, versahen eine Zeit lang noch die
z.T. verbleibenden Mönche die Verwaltung ihres Klosters. Andere verließen
das Kloster, manche heirateten auch. „Seit jener Zeit wurde der lutherische
Glaube vollends im Michelfelder Kloster eingeführt. Alle Überreste des früheren
Glaubens waren zerstört.“ (13)
Seit 1588 gab es nur mehr
weltliche, vom jeweiligen Pfalzgrafen eingesetzte Richter und Verwalter im
einstmals blühenden Benediktinerkloster Michelfeld.
Wiederstehen und neue Blüte
Maximilian I., Herzog von Bayern
(1597-1651) und 1609 Begründer der katholischen „Liga“, unterstützte
Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) erst nach anfänglichem Zögern und nur gegen
verschiedene Versprechungen in seinem Kampf gegen den „Winterkönig“
Friedrich V.. Nicht zuletzt für seine Hilfe in der Schlacht am Weißen Berg
kurz vor Prag (8. November 1620) und als Ersatz für die ihm entstandenen
Kriegskosten erhielt Maximilian 1623 die pfälzische Kurwürde, sowie 1628 die
Oberpfalz und die rechtsrheinische Unterpfalz.
Durch diese Übertragung der
Oberpfalz an den katholischen Kurfürsten Maximilian „regte sich schon die
Hoffnung auf Neuerrichtung des Stifts und Wiederkehr der alten glanzvollen
Zeiten“. (3)
Kurfürst Ferdinand Maria (1651 -
1679) bestimmte 1661 „das Kloster Oberalteich bei Straubing als Pflanzschule
und den dortigen Abt Hieronymus
Gazin als Administrator des Klosters Michelfeld“. (3) Zugleich wurden drei
Priestermönche und ein Laienbruder von dort in die ehemalige Benediktinerabtei
versetzt, die „von neuem unter seinen früheren Hegern und Pflegern aufzublühen“
begann. (9) Ein wichtiger Schritt auf die endgültige Wiedererstarkung war
„die Einführung der Mönche vom hl. Benedikt in alle Rechte und Güter des
Klosters Michelfeld“ am 29. Juli 1669 „in der Weise, daß sie diese Güter
und Rechte in Zukunft als Eigentum besitzen und haben sollten, wie diese von
ihren Vorgängern vor Einführung der Häresie besessen und innegehabt worden
waren“. (9)
„Stift Michelfeld begann sich
aus Schutt und Asche und mehr als hundertjährigem Schlaf wieder zu erheben und
die vereinten Bemühungen ... brachten es dahin, daß die nötigen Gebäude
wieder errichtet wurden, wie sie der Hauptsache nach noch heute stehen.“ (3)
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Auch die
Klosterbrauerei
im Innenhof des
Gebäudekomplexes
erstand wieder.
In den ersten Jahren
nach dem 2. Weltkrieg
mietete die Gemeinde
hier im 1. Stock
Schulräume an. |
Michelfeld wird 1700 wieder Abtei
Nach anfänglicher Weigerung und
erst auf Weisung von Papst Innozenz XII. (1691 - 1700) weihte der Kurfürst von
Mainz und Bamberger Bischof Lothar Franz von
Schönborn am 1. Mai des Jahres 1700 Albert Stöckl
zum Abt von Michelfeld. „Nach 142 Jahren trieb der dürre Stab nun neues
Leben, ... .“ (3)
Abt Albert (1700 - 1706) „hatte
anfangs mächtige Schwierigkeiten mit dem Kurfürsten und Bischof zu Bamberg.
Bald darauf traf ein neuer Schlag das sich langsam erholende Kloster. Die fränkischen
Kreistruppen plünderten am 7.11.1703 im Verlauf des Krieges Bayerns mit
Frankreich gegen Österreich das Kloster. Im gleichen Jahr überfielen die
Barone Rauber die Abtei.“ (11) Der eine, Freiherr Otto Christoph von Rauber,
war ursprünglich Kanoniker in Freising und Regensburg. Er hatte den geistlichen
Stand verlassen und zusammen mit zwei Brüdern eine „Räuberbande“ aufgestellt.
Beim dritten „Besuch“ in Michelfeld und im Kloster wurden sie von fränkischen
Kreistruppen ergriffen und in einem Gewölbezimmer, das heute noch den Namen „Rauberzimmer“
trägt, erschossen. Abt Albert legte bald darauf im Jahre 1706 die „abtliche Würde
und Bürde“ (3) nieder.
Die Geschwister Asam in Michelfeld
Alberts Nachfolger wurde am 3.
August 1707 Wolfgang Rinswerger aus dem berühmten
Benediktinerkloster
Tegernsee. „Abt Wolfgang zeichnete sich durch tiefe Religiosität und gründliche
Kenntnisse in den Wissenschaften wie durch Eifer für die Ehre Gottes und die
Zier des Gotteshauses aus.“ (3) Weil er ein besonderer Verehrer der
Gottesmutter Maria war, führte er im Kloster die Erzbruderschaft des
Rosenkranzes ein.
Dieser 2. Abt nach der
Wiedererrichtung und zugleich der 29. seit der Gründung 1119 war auch ein großer
Kunstfreund. In seiner Amtszeit (1707 - 1721) wurde die barocke
Klosterkirche
fertiggestellt. „Die Deckenmalereien ... führte Cosmas Damian Asam laut
Inschrift 1717 aus. Die Stukkaturen rühren von dem Bruder des Malers, Egid
Quirin Asam, her.“ (14)
Die Geschwister Asam, wie der
gelehrte Abt aus Tegernsee stammend, sind im Hochaltargemälde verewigt.
„Interessant sind die Gestalten im Vordergrund des Bildes: nach alter Überlieferung
links das Selbstporträt des Malers, der auf den
Tabernakel hinweist, rechts sein Bruder Egid Quirin (mit Gefäß), hinter
diesem die Schwester der Gebrüder, die bei den Vergoldungsarbeiten mitgeholfen
hatte.“ (15) |
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Die Orgel auf der Westempore trägt
die Inschrift „A.W.R. MDCCXXI“, welche auf die Errichtung durch Abt
Wolfgang Rinswerger 1721 hinweist.
Ordenshochschule der Benediktiner
Kirchenmusik und Chorgesang
wurden in der Benediktinerabtei in ihren friedlichen Epochen sicher sehr
gepflegt. „Wir kennen eine Anzahl von Namen von Patres, die auf dem Chor
gegeigt, geblasen und gesungen haben. ... Schier unglaublich aber ist die Zahl
der komponierenden Mönche von Michelfeld.“ (16)
Unter Abt Wolfgang wurde auch die
Ordenshochschule der bayerischen Benediktiner 1717 nach Michelfeld verlegt; sie
blieb 8 Jahre hier. In dieser Zeit zählte der Konvent 16 Mitglieder.
„Abt Rinswerger erlebte noch
die Vollendung seiner Abteikirche, unserer heutigen Pfarrkirche. Doch im
gleichen Jahr legte er, bereits schwerkrank, die Bürde der Abtswürde in die Hände
des Papstes am 24. Februar 1721 zurück und am 14. Oktober 1721 erlag er im Alter
von 63 Jahren seiner schweren Krankheit. Seine sterbliche Hülle wurde beim
Marienaltar beigesetzt, wie er es bei Lebzeiten gewünscht hatte.“ (17)
Abt Heinrich Harder leitete das
Kloster 1721 - 1738. Auch er war ein sehr gelehrter Mann, der viele Bücher für
die Klosterbibliothek anschaffte. „... in
jeder Hinsicht erfüllte Heinrich die Aufgabe eines guten Vorstandes. Mit seiner
Frömmigkeit steckte er die ihm untergebenen Mönche an. Genau pflegte er die
Ordensdisziplin. Er war ein tugendhaftes Beispiel für alle.“ (9) An seine
rege Bautätigkeit erinnern u.a. die ehemalige Klostermühle
und das 1987 abgerissene Hammerherrnhaus in Rauhenstein.
Abt Marianus Eder
Über 44 Jahre war Marianus Eder
(1738 - 1783) Abt des Klosters Michelfeld. Er wurde 1701 im Haus Nummer 105
(heute Unterer Markt 4) in Auerbach geboren. „Viel trug Abt Marianus bei zur
Ausstattung der Klosterkirche. ... In seiner Güte erwarb er sich Achtung und
Liebe bei allen Menschen, ja selbst bei den höchsten Fürsten, Bischöfen und
weltlichen und kirchlichen Verwaltungen. ... Seine besondere Liebe galt den
Armen. Woher sie auch kamen, wieviele ihrer auch waren, umso größer war seine
Güte und Freigebigkeit. ... Groß war auch seine Liebe zu seinen Mitbrüdern.
Niemand hat den Namen 'Abbas' (= Vater) sosehr verdient wie Marianus. Nicht
Vorgesetzter war er, sondern liebvoller Vater.“ (18)
Unter anderem ließ Abt Marianus
auch den Altar des hl. Benedikt rechts vom Chorraum gründlich restaurieren und
1766 darauf in einem Glasschrein den Leib des hl. Märtytrers Innozenz betten,
der ursprünglich in der Kallixtus-Katakombe an der Via Appia in Rom bestattet
war.
Am ehemaligen Klosterrichterhaus (Schäfergasse 1) in Michelfeld, das Abt Marian
1751 errichten ließ, ist sein Wappen angebracht.
Dieser bedeutende Michelfelder
Abt, unter dem der Konvent auf immerhin 47 Mitglieder angewachsen war, „wurde
unter dem von ihm errichteten Kreuzaltar unter Anteilnahme einer in Michelfeld
noch nie gesehenen Volksmenge beigesetzt“. (3)
Literaturangaben
3 |
„1119 - 1919 Kloster Michelfeld in der Oberpfalz“
(Festschrift zur 800-Jahrfeier) |
4 |
„Der heilige Otto und Michelfeld“
(herausgegeben vom kath. Pfarramt Michelfeld, 1989) |
5 |
Andreas Lindner, „Michaelfeld (Michelfeld)“,
in „Kalender für katholische Christen“,
1864 und 1865 |
6 |
Fritz
Schnelbögl, „Auerbach in der Oberpfalz“
„Aus der Geschichte der Stadt und ihres Umlandes“ (298) |
7 |
Gerhard Philipp Wolf/Walter Tausendpfund
„Pegnitz - Veldensteiner Forst“ (55) |
8 |
Eduard
Rühl, „Kulturkunde des Pegnitztales“ (355 f) |
9 |
Maximilian
Prechtl, „Kurzgefaßte Geschichte des Klosters Michelfeld“
(in Franz Wolfring, „Geschichte
der Pfarrgemeinde Michelfeld“, unveröffentlicht) |
10 |
Wilhelm
Schwemmer, „Burg und Amt Veldenstein-Neuhaus“ (14) |
11 |
Dr.
Reinhold Ortner, „Michelfeld-Geschichte eines Klosters“
(Festschrift zur 850-Jahrfeier 1969) |
12 |
Gertrud
Benker, „Heimat Oberpfalz“ (120) |
13 |
P.
Aemilian Ussermann, „Episcopatus Bambergensis“ (355) |
14 |
Georg
Hager, „Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern“
(Band XI, Bezirksamt Eschenbach, 66 f) |
15 |
„Michelfeld
Oberpfalz“ (Schnells Kunstführer 747, 7) |
16 |
Eberhard
Kraus, „Mit Orgelklang und Paukenschlag“ (47) |
17 |
Josef
Ortner, „An Frömmigkeit braucht er keinem den Vortritt zu lassen“
(in „Nordbayerischer Kurier“ v. 30.09.77) |
18 |
Josef
Ortner, „Abt Marianus Eder“
(in „Auerbacher Stadtanzeiger“ vom Oktober 1982) |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 8.8.2007
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