Erweiterung
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Verlorene Heimat ... (srz)

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Die Erweiterung
des Truppenübungsplatzes
ab 1936

Mit der Machtergreifung durch Adolf Hitler im Januar 1933 war auch für den Truppenübungsplatz Grafenwöhr eine neue Epoche angebrochen.
Eines der Ziele Hitlers war, eine große, modern ausgerüstete und deshalb schlagkräftige Armee auf die Beine zu stellen, um seinen militärischen Wahnideen folgen zu können.

Die Einführung
der allgemeinen Wehrpflicht
am 16. März 1935
diente unmittelbar dazu.

Mit dem Gesetz zur Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht vom 16. März 1935 wurde die frühere Reichswehr in Wehrmacht unbenannt.


Das Offizierskasino im Lager Grafenwöhr
(zerstört 1945)

„Bereits der 1. Weltkrieg hatte die Entwicklung neuer Waffensysteme und Munitionsarten gebracht mit dem Ziel höherer Beweglichkeit, größerer Reichweite, schnellerer Schußfolge und größerer Zerstörungskraft. Nach Einfrieren dieser Entwicklung in Deutschland durch den Vertrag von Versailles wurde ab 1935 verstärkt an der Entwicklung und Erprobung moderner, weitreichender Waffensysteme gearbeitet. War der alte Platz bei Ausbruch des 1. Weltkrieges trotz seiner Größe von ca. 9.100 ha für die damaligen Waffen schon fast zu klein, so wurde er von der neuen Waffenentwicklung vollständig überrollt.“ (1, Seite 10)
Das Reichskriegministerium (bis 1935 hatte es Reichswehrministerium geheißen) ordnete mit Erlass vom 28.2.1936 die umgehende Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr nach Westen hin an. Mit dem Grunderwerb und der Aussiedlung der Bevölkerung aus den betroffenen Ortschaften wurde die RUGES  (Reichsumsiedlungsgesellschaft) beauftragt. Sie hatte eine schwierige Aufgabe zu lösen, denn in dem vorgesehenen Gebiet lebten immerhin rund 780 Familien mit etwas über 3.500 Menschen (1, Seite 13), die in 459 rein landwirtschaftlichen Betrieben und 122 nebengewerblichen Höfen Arbeit und Brot hatten.
Die RUGES "kaufte in der Ablösungsphase mehr als 2000 Betriebe auf, um sie anschließend den Ausgesiedelten zu übergeben. ... Eine wesentliche Rolle bei der Wahl der neuen Heimat spielte die Konfessionszugehörigkeit. Da der überwiegende Teil der Bevölkerung des Aussiedlungsgebietes katholisch war, wurde bevorzugt in der Oberpfalz oder anderen katholischen Gegenden Bayerns gesiedelt. Ersatzland im nahegelegenen protestantisch-fränkischen Bereich wurde genauso gemieden, wie der durch sein rauhes Klima bekannte Bayerische Wald." (1, Seite 13f)
„Den Verlust der eigenen Scholle und der angestammten Heimat empfanden die Betroffenen als eine sehr große Härte. Es handelte sich vielfach um alte Bauerngeschlechter auf Erbhöfen, die mit ihren Heimatböden, auch wenn sie sich nur mit viel Schweiß kärglich Ertrag abringen ließen, eng verwurzelt waren. Besonders schwer fiel es den alten Leuten, ihre Dorfgemeinschaft mit ihrer Kirche, ihren Bekannten und Anverwandten, ihren Erinnerungen und ihren Toten auf dem Friedhof verlassen zu müssen.“ (2, Seite 100)

Ab- und aufgelöste Ortschaften
Folgende 14 politischen Gemeinden mussten vollständig geräumt werden: Dorfgänlas, Ebersberg, Haag, Hammergänlas, Höhenberg, Hopfenohe, Kaundorf, Langenbruck, Leuzenof, Meilendorf, Nunkas, Oberfrankenohe, Pappenberg und Treinreuth.
Zu ihnen gehörten diese 43 Ortschaften: Altenweiher, Altneuhaus, Beilnstein, Bergfried, Bernhof, Bernreuth, Betzlhof, Boden im Tal, Braunershof, Dörnlasmühle, Dornbach, Eibenstock, Erlbach, Fenkenhof, Frohnhof, Grünwald, Hammermühle, Hebersreuth, Hellziechen, Hermannshof, Kittenberg, Kotzmanns, Kühberg, Kumpf, Luisenhof, Netzaberg, Netzart im Tal, Pinzig, Pommershof, Portenreuth, Römersbühl, Schindlhof, Schloßfrankenohe, Schmierhütte, Sommerhau, Stegenthumbach, Unterfrankenohe, Walpertshof, Weihern, Wirlhof, Wolfram, Zeltenreuth und Zißenhof.
Von den 780 betroffenen Familien besaßen 579 eigene Anwesen, 201 waren Mieter oder Pächter. (nach 1, Seite 13)


Auch Pappenberg musste weichen

Eine sehr gute und ausführliche Darstellung der betroffenen Ortschaften und ihrer Bewohner findet man bei Griesbach (1). Die aufgelassenen Orte Hopfenohe, Dornbach, Haag, Beilenstein, Portenreuth, Ebersberg, Langenbruck, Hammergänlas, Hellziechen  und Bernreuth, sowie einige andere (siehe Navigationsleiste unten oder oben) sind auch in dieser Website näher beschrieben.

Das Schreiben „Zum Abschied und Geleit“ des damaligen Langenbrucker Bürgermeisters Suttner vom 17.11.1937 gibt gut die Gemütslage der Menschen wieder, die durch die Erweiterung des Truppenübungsplatzes ihre angestammte Heimat verlasen mussten: „Und Ihr Bauern, die ihr so sehr mit Grund und Boden verwachsen seid, nehmt Euch etwas Heimaterde mit und senkt sie dort, wo Ihr hinkommt, ins neue Land, auf daß es Euch wieder zur Heimat werde. Nehmt auch ein wenig Heidekraut mit Euch, denn wer von der Heide stammt, den läßt die Heide niemals los, unstillbar ist sein Sehnen nach ihr. ... Und nun ein letztes Lebewohl und der letzte Gruß mit der Mahnung: Vergesset Euere Heimat nicht!“ (3, Ordner II, Seite 109 f)

(Karte aus 1, Seite 11)

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Der südlich der Stadt Amberg
liegende Truppenübungsplatz
Hohenfels wurde ab 1937
eingerichtet. Hierzu wurden
544 Anwesen und Bauernhöfe
auf einer Gesamtfläche
von ca.11.000 Hektar abgelöst
und 1.622 Menschen umgesiedelt.
Wie in Grafenwöhr (seit 1945)
besitzt auch in Hohenfels
seit 1951 die US-Army
das Hoheitsrecht
im Truppenübungsplatz.

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verwendete Quellen

1 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Behringersdorf 1985
2 Mädl, Helmut, Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, 1980
3 Chronik der Standortverwaltung Grafenwöhr, mehrere Ordner, unveröffentlicht
Burckhardt, Paul, Die Truppenübungsplätze Grafenwöhr, Hohenfels, Wildflecken, Weiden 1989
Kugler, Hans-Jürgen, Hopfenohe, Auerbach, 1997 (Bezugsquelle)
Kugler, Hans-Jürgen, Nitzlbuch/Bernreuth, Auerbach, 2000 (Bezugsquelle)
  Kugler, Hans-Jürgen, Pappenberg, Auerbach, 2020 (Bezugsquelle)
Morgenstern, Gerald, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Grafenwöhr 2010
Müller, Gerhard, 1. Oberpfälzer Kultur- und Militärmuseum  Grafenwöhr, Grafenwöhr 1990
diverse eigene Aufzeichnungen
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Hab oft im Kreise der Lieben
Text Adalbert von Chamisso (1781-1838)
Melodie Friedrich Silcher (1789-1860)

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Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 23. September 2020

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