Hellziechen
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Hellziechen
Hammergut und Dorf

(Karte nach 1, Seite 11)

Der Name Hellziechen kommt vielleicht von "helle Zeche". Dabei bezeichnete das Wort "Zeche" ursprünglich den Zusammenschluss mehrerer Personen zum Betreiben eines Bergwerks. Mit ihrer finanziellen Einlage in die bergrechtliche Gewerkschaft bezahlten die Beteiligten die Zeche, was heute noch als umgangssprachlicher Ausdruck für das Bezahlen einer Rechnung verwendet wird.
Der Begriff "Zeche" wird vor allem im Ruhrgebiet gleichbedeutend mit "Bergwerk" benutzt. Dem Namen des Bergwerks bzw. der Grube wird das Wort „Zeche“ vorangestellt, z.B. "Zeche Zollverein" (Essen) oder "Zeche Hugo" (Gelsenkirchen).
"In der Gegend lebten seit alten Zeiten Erzgräber, Förster, Zeidler (Bienenzüchter), Bauern und Fischer. Als Erzgebiet kam der Schwarze Berg in Betracht, wo tiefe Schächte in den Berg hineingingen und die Bergleute mit Leitern in den Schacht steigen mußten. Das Erz wurde aus dem Schacht gefördert und mit Wagen zu den einzelnen Hammergütern gefahren." (2, Seite 15)

"Das Dorf Hellziechen lag ziemlich abgeschieden im Frankenohetal. Aus Richtung Kittenberg kommend bog man nach Durchqueren des „Riegels“ hinter dem Probstweiher rechts ab und gelangte über den Berg nach Hellziechen. Von diesem Weg zweigte oberhalb der Sallohe der Weg über die Höhen nach Haag ab, ein wenig weiter nach Südosten der Weg nach Langenbruck, nördlich Hellziechen, auf der anderen Frankenoheseite gelangte man vom Weiher aus oberhalb des Baches durch den Wald nach Bergfried. Geradeaus ging 's den Berg hinauf zur Sperrlohe und zum Steinhaufen. Von diesem Weg aus erreichte man Richtung Osten Fenkenhof." (1, Seite 176)
Die Bewohner von Hellziechen gehörten eigentlich zur Pfarrei Vilseck, besuchten aber meistens die Gottesdienste in der Kirche St. Vitus im näher gelegenen Dorf Haag, wo auch die Kinder zur Schule gingen. Sitz der politischen Gemeinde war Langenbruck.
Die Ortschaft Hellziechen hatte bei der Ablösung 10 Hausnummern. Das älteste und größte Anwesen mit der HNr 1 war das ehemalige Hammergut.

Der Hammer Hellziechen
war sehr alt und wird wohl erstmals in einer Belehnungsurkunde von 1402 des Bischofs Albrecht von Bamberg an Heinrich Kratzer, einen Bürger von Vilseck, genannt.
1625 hieß das Hammergut Höllziegen und gehörte dem Jobst Merz, der 1629 im Zuge der Gegenreformation seinen Stammsitz Zogenreuth verlassen musste, weil er nicht wieder katholische werden wollte. Er zog hierher nach Höllziegen, während s
eine Frau und seine neun unmündigen Kinder in Zogenreuth blieben. Nachdem seine Frau am 27. Januar 1631 bei der Geburt des 10. Kindes im Wochenbett verstorben war, zog er gemeinsam mit seinen Kindern nach Vilseck, wo er ebenfalls ein Anwesen besaß. Die Merz besaßen den Hammer Hellziechen von 1600 bis 1694. Anschließend hatte ihn der Obrist-Wachtmeister Graf de Losa, dessen Frau 1715 die kleine Kapelle errichtete. 1741 kaufte der Hammergutsbesitzer Erthl von Röthenbach den Hammer, der 1773 Höllziechen genannt wird.

"Der Hochofen von Hellziechen,
der 1751 erbaut worden war,
war von allen Hochöfen
der Gemeinde Langenbruck
am längsten in Betrieb. ... 
Er war aus Granit und Sandstein errichtet,
hatte unten zwei Blasebälge
und Luftröhren, darüber brannte
das Feuer und oben
wurde das Erz hineingeschüttet.
Das Eisen wurde dann in Rollwägen
abgelassen, zum Kühlen gefahren
und dann abgefahren." (2, Seite 15)
(Bild "Die Schmelzöfen" aus 4, Seite 312)

Die Gesamtanlage des Hammerguts bestand um 1800 aus dem sog.  Schlossgebäude, einer kleinen Kapelle, dem Hochofen, der Hammerhütte, einem kleinen Drahthammer, einem Taglöhnerhaus, einem Brauhaus und einer Schnapsbrennerei.

Hammerschmiede
müssen ihre Arbeit
bei hohen Temperaturen
verrichten.
Das macht durstig.
Auf vielen
Hammergütern
wurde deshalb
Bier gebraut.
So auch in
"Hellziegen",
wie dieses Dorf
auch schon mal hieß.
(Fotos aus 3)

Durch Heirat der Tochter Barbara Erthl kam das Gut Hellziechen 1761 an den Bergmeister Johann Baptist Schlör von Röthenbach (heute zu Gemeinde Kohlberg). Aus der Ehe seines ersten Sohnes Johann Baptist mit Therese von Grafenstein von Hammergänlas entstammte als sechstes Kind Gustav.

Gustav von Schlör

Gustav Schlör,
geb. am 4.4.1820 in Hellziechen,
gest. am 25.9.1883 in München,
war 1848/49 Mitglied der
Frankfurter Nationalversammlung.
1866 wurde er "Ritter von Schlör".

Gustav Schlör heiratete 1843 Wilhelmine Gareis, eine Tochter des Richters von Winklarn. Beide erwarben das Gut Plankenhammer bei Floß.
Schlör wurde 1855 bayerischer Abgeordneter und war 1866 bis 1871 letzter bayerischer Minister für Handel und Öffentliche Arbeit. Er war es auch, "
der sich maßgeblich für den Bau der Maxhütte in Burglengenfeld (1852) einsetzte und den Ausbau des Oberpfälzer Eisenbahnnetzes vorantrieb. Damit verhalf er der Eisenindustrie seiner Heimat noch einmal zu einer ungeahnten, wenn auch nur kurzen Blütezeit. Nach dem Tode seines Vaters übernahm zuerst seine Mutter Therese (geb. von Grafenstein) und dann der Bruder Joseph Hellziechen. Dieser war gleichzeitig Eigentümer der Annahütte bei Pappenberg." (1, Seite 36)

"Ein gutes Geschäft
machte Schlör 1875,
als die Firma (Kramer) Klett und Comp.
sämtliche Erzgruben
in unserer Gegend aufkaufte."
(5, Seite 276)
In dieser Zeit dürfte auch
das herrschaftliche Hammerhaus
mit dem Renaissanceerker
in einem sehr guten Zustand
gehalten worden sein. 

Ende von Hellziechen
Doch die Stunden des Hammers Hellziechen waren schon gezählt. "Joseph Schlör, der Betreiber des letzten Hammerwerkes der alten Generation, konnte die Zeit nicht anhalten. Unter dem Konkurrenzdruck der modernen Hochöfen von Rosenberg mußte er 1878 den Hüttenbetrieb einstellen. 1885 ließ er den Hochofen abreißen. Zwei Jahre nach seinem Tod im Jahre 1902 verkaufte sein Sohn Joseph das Gut an Christian Feustl von Langenbruck, der es 1926 an Dr. Winn weiterveräußerte." (1, Seite 36)


(Bild um 1920, aus 3)

Das alte Hammergut Hellziechen wechselte in der Folgezeit noch mehrmals kurzzeitig seinen Besitzer. Es wurde schließlich 1937 zusammen mit dem ganzen Dorf und vielen anderen Ortschaften im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr abgelöst und dem Erdboden gleich gemacht.

verwendete Literatur

1 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Behringersdorf 1985
2 Fitzthum, Martin, Der Hochofen von Hellziechen bei Vilseck, in Die Oberpfalz, Januar 1968
3 Archiv Hans-Jürgen Kugler, Auerbach
4 Agricola, Georg, De re metallica libri IX, Basel 1556; im deutschen dtv-Reprint von 1994
5 Kopf, Joseph, Die Hammergüter um Vilseck, in Chronik der Stadt Vilseck, 1981

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 10. Januar 2011

Giacomo Puccini (1858-1924)
Turandot: Nessun dorma

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