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Die ehemalige Ortschaft und
die politische Gemeinde
Nunkas
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Das Dorf Nunkas, mundartlich "Unkas",
lag etwa auf halbem Weg zwischen Hopfenohe und Haag.
Zusammen mit der Dörnlasmühle, mit Hammergänlas
und Wolframs bildete Nunkas die politische Gemeinde gleichen Namens. (BayernAtlas)
"Seit 1876 war die Gemeinde zum Standesamt Haag gelegt. ... Dörnlasmühle und
Hammergänlas gehörten zur Pfarrei Haag, Nunkas und Wolframs zur Pfarrei
Hopfenohe. Im Gemeindegebiet befanden sich ehemals drei weitere Ortschaften:
Eulenhof, Sitzmanns und Salberreuth. Diese drei Ortschaften wurden jedoch
bereits im 15. Jahrhundert durch die Hussitten verwüstet und anschließend nicht
wieder aufgebaut." (1, Seite 194)
In diese alte Karte von 1938 ist von mir gelb die "Reichsstraße 85
alt" eingezeichnet. Sie führte früher von Bayreuth über Kirchenthumbach
kommend hier vorbei und weiter durch Haag nach Vilseck und Amberg. Wegen der Erweiterung des Truppenübungsplatzes
Grafenwöhr wurde die Trasse mit Erlass des OKH
vom 8. Mai 1937 in Absprache mit dem Generalinspekteur für das deutsche
Straßenbauwesen über Pegnitz, Michelfeld, Auerbach, Edelsfeld usw.
als R 85 (neu) verlegt (heute B 85). Der neue Straßenteil (ca. 30
km lang) wurde am 1. April 1938 seiner Bestimmung übergeben.
Ortsnamen und älteste Geschichte
von Nunkas
Nunkas ist nach Schnelbögl (4, Seite 22) ein "genitivischer
Ortsname", in dem ein slawischer Personennamen (Hintergrundmelodie!)
steckt. Der Wortteil "-reuth" oder "-hof" wurde einfach
weggelassen.
Auch nach Griesbach (1, Seite 194) ist der Ort eine uralte wendische Siedlung
und wird erstmals 1008 genannt, als er unter Kaiser Heinrich II.
(ab 1002 deutscher König, 1014-1024 römischer Kaiser) an
das Hochstift Bamberg kam. Nunkas gehörte zum Bamberger Truchsessischen Lehen
und wurde um 1100 dem Grafen Friedrich von Hopfenohe übertragen. Als dieser
1119 ohne männlichen Erben starb, fiel auch dieses Dorf an das Hochstift
Bamberg zurück. Bischof Otto der Heilige von
Bamberg vermachte "Namegast", wie das Dorf in der entsprechenden
Urkunde heißt, im gleichen Jahr 1119 dem von ihm gegründeten
Benediktinerkloster Michelfeld. Damit
unterstand es der Gerichtsbarkeit des Klosters bzw. dessen zuständiger
Untervogtei Ebersberg.
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Nach Meinung von Experten (z.B. 4, Seite 34)
ist mit Namegast in der Gründungsurkunde
des Klosters Michelfeld 1119 die Ortschaft Nunkas gemeint. Es könnte
aber auch Hamegast heißen, wie ein
Vergleich mit den nebenstehenden Orten Hophenahe (Hopfenohe)
oder Hagenach (Hagenohe), bzw. in der Zeile
darüber Huwenstein (Huwenstein bzw. Gernotestein)
zulässt.
Entwicklung von Nunkas
Die Ortschaft "Nongas" hatte 1542 bereits 6 Anwesen und ein Hirthaus,
wie aus der Türkensteuerliste jenes Jahres hervorgeht. Die
"Haushaltsvorstände" hießen Eckert Hans, Eckert Ulrich, Farkner Hans,

Türkensteuer oder Reichstürkenhilfe
Im Jahre 1453
fiel die oströmische Hauptstadt Konstantinopel
(früherer Name Byzanz,
seit 1930 Istanbul) in die
Hand der Osmanen.
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Die Hagia
Sophia, erbaut im 6. Jahrhundert als
byzantinische Kirche, wurde nach der Einnahme von Konstantinopel
1453 in eine islamische Moschee umgewandelt. Seit 1934 ist die ehemalige Krönungskirche
der byzantinischen Kaiser nun ein Museum. |
Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wurden die immer wieder westwärts vorstoßenden türkischen Heere zu einer ständigen
Bedrohung für die Herrscher Europas und damit vor allem für das Heilige Römische
Reich (HRR).
Nahezu im gesamten Zeitraum zwischen 15. und 17. Jahrhundert war diese Bedrohung
gegeben. Die
Reichstürkenhilfe war eine Reaktion darauf und eine Unterstützung des Kaisers.
Diese Hilfe wurde entweder durch Geld oder durch Entsendung von Soldaten im
Falle einer akuten Bedrohung der Reichsgrenzen geleistet. Zu diesem Zwecke wurde
auch von der Bevölkerung erstmals 1481 eine Türkensteuer (Gemeiner Pfennig
oder auch Reichspfennig) erhoben, um die kriegerischen Auseinandersetzungen mit
den osmanischen Truppen zu finanzieren. Zur Ermittlung und Erhebung dieser
Sonderabgabe wurde die Türkensteuerliste erstellt, in der das abzugebende Geld,
dessen Menge sich nach dem Besitz richtete, eingetragen wurde.

Die Anwesenszahl blieb über die Jahrhunderte
relativ konstant, auch wenn z.B. im 30jährigen
Krieg (1618-48) Nunkas wie fast alle Orte unserer Gegend nahezu völlig
verwüstet wurde. Einige Jahr nach diesen Gräueln erholten sich die
geschundenen Menschen und bauten ihre Höfe neu auf.
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"Hauptstraße" in Nunkas von Westen
um 1930 (aus 1, Seite 195)
In der Steuerliste von 1650 sind mit dem
Hirthaus 8 Anwesensbesitzer genannt (nach 2, Seite 273):
1 |
Cunz Stauber, Gutswert 186 fl, Steuer 1 fl 23
kr, Michlfeld’sches Lehen |
2 |
Hans Stauber, Vilseck’sches Lehen.
Er hat 4 Pferd (Wert: 50 fl), 6 Kühe (30 fl), 3 zweijährige Rinder (6 fl),
4 Schafe (4 fl), 1 Geiß (1 fl), 10 Schwein (10 fl),
5 Immen (5 fl). Gutswert 692 fl, Steuer 5 fl 11 kr |
3 |
Paulus Hartmann, Michelfeld’sches Lehen,
Gutswert 170 fl, Steuer 1 fl 16 kr |
4 |
Hans Schleicher, Michlfeld’sches
Lehen, Gutswert 585 fl, Steuer 4 fl 23 kr
Er besitzt 4 Pferd 48 fl, 1 Fohlen 6 fl, 8 Kühe 40 fl, 2 zweijährige
Rinder 8 fl, 2 heurige Rinder 2 fl, 1 Schweinsmutter
2 fl, 1 geschnittenen Bären 2 fl,3 Frischling 3 fl |
5 |
Hans Wiesner, Michelfeld’sches Lehen,
Gutswert 164 fl, Steuer 1 fl 13 kr
An Vieh besitzt er 3 Pferd 30 fl, 3 Kühe 15 fl, 2 zweijährige Rinder 6
fl, 3 heurige Rinder 3 fl, 1 Geiß 1 fl, 1
Schweinsmutter 2 fl |
6 |
Hans Kolb, Zogenreuther Lehen, Gutswert
66 fl, Steuer 30 kr
Er besitzt bloß 1 Kuh und 2 Kalben, welche miteinander 13 fl wert sind |
7 |
Gemeindeschmiede, Gutswert 100 fl, Steuer 45
kr |
8 |
Hirthaus, Gutswert 100 fl, Steuer 12 kr |
Aus dieser Aufstellung (fl bedeutet Gulden, kr
Kreuzer) kann man auch erkennen, dass fast alle Höfe dem Kloster Michelfeld
abgabepflichtig waren.
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Bei der Ablösung 1938 hatte Nunkas 10
Hausnummern und folgende Besitzer (Plan und Aufstellung nach 1, Seite 194):
Nr. |
Hausname |
Eigentümer |
1 |
Steibl |
Krieger Georg und Anna |
2 |
Eckhardt |
Kraus Margarete |
3 |
Schmiedpaulus |
Bernhard Georg und Margarete |
4 |
Schneiderbauer |
Fronhöfer Johann und Therese |
5 |
Schmie |
Hupfer Anna |
6 |
Lienlhansn |
Sporrer Franz und Kunigunde |
7 |
Schuster |
Kugler Georg und Katharina |
8 |
Petern |
Eckert Georg und Margarete |
9 |
Maurer |
Vogl Johann und Maria |
10 |
Hirthaus |
Gemeinde Nunkas |
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Anwesen Nr. 1, "beim Steibl" (aus 2,
Seite 275)
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Anwesen Nr. 2, "beim Eckhardt" (aus
2, Seite 277)
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Anwesen Nr. 5, "beim Schmie" (aus 2,
Seite 282)
Auf diesem Hof übten die Hupfer über Jahrhunderte
das Schmiedhandwerk aus.

(aus 2, Seite 284)
Das Ende von Nunkas
Wie viele andere Anwesensbesitzer erhielten auch die in Nunkas spätestens 1938
einen solchen "gelben Brief" (aus 6) von der RuGes.

Darin wurde den Eigentümern mitgeteilt, dass die Ortschaft bis
zu einem bestimmten Zeitpunkt geräumt und damit ihr Anwesen und die
dazugehörigen Grundstücke verlassen werden müssten. Für Nunkas bedeutete dies das Ende seines Bestehens.

Heute erinnert nur noch der Eintrag "Dorfstelle Nunkas" in Landkarten an die ehemalige
Ansiedlung. (siehe z.B.
Karte von
3) In der Gegend, wo über Jahrhunderte Menschen wohnten
und ihre Felder bearbeiteten, ist heute ein großer Steinbruch, der von den
Amerikanern genutzt wird. Das
hier abgebaute Material wird zu Kalkschotter weiterverarbeitet und
hauptsächlich für den Straßenbau im Truppenübungsplatz Grafenwöhr verwendet. Dieses
Luftbild
stammt aus der gleichen
Quelle (3).

verwendete und weiterführende Quellen
1 |
Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Behringersdorf 1985 |
2 |
Kugler, Hans-Jürgen, Hopfenohe, Auerbach, 1997
(Bezugsquelle) |
3 |
BayernAtlas,
Bayerische Staatsregierung, Vermessungsverwaltung |
4 |
Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der
Oberpfalz, Auerbach 1976 |
5 |
Chronik der Standortverwaltung Grafenwöhr, mehrere Ordner, unveröffentlicht |
6 |
Archiv Willi Zinnbauer, Sorghof |
|
Mädl, Helmut, Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, 1980 |
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|
 |
Dvořák, Antonín (1841-1904)
slawischer Tanz, Opus 46 Nr. 1 |

Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 3ß. März 2022

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