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Die Ortschaft Pappenberg
Im
Oktober 2015 brachten der aus Haag stammende Dr.
Ludwig K. Walter und seine
Ehefrau Elisabeth die "Historisch-topographische Beschreibung von
Pappenberg in der Oberpfalz von Johann Georg Pöll, Schullehrer in Pappenberg,
1844" heraus. (8)
Seit September 2020 gibt es:
Kugler, Hans-Jürgen, Pappenberg, Auerbach 2020 (Bezugsquelle)
Am 2. Januar 2024 kam im BR-TV
der Beitrag
Auf Ahnensuche im verbotenen Land
Neben
Hopfenohe, Haag und Langenbruck
war bestimmt auch Pappenberg einer der zentralen
Orte im Raum des heutigen Truppenübungsplatzes
Grafenwöhr. Die ehemalige selbständige Gemeinde hatte eine lange und
interessante Geschichte aufzuweisen, ehe sie
1938 im Zuge der Erweiterung des Übungsplatzes auf- und die Anwesen abgelöst wurden.
Pappenberg
(Foto aus 1, Seite 225; Luftbild
heute aus BayernAtlas; die Ortschaft rechts war
Hermannshof) lag rund 11 km östlich von Auerbach am Nordostfuß des immerhin 513 m
hohen Kalvarienbergs. Von diesem hat die Ortschaft auch den zweiten
Namensbestandteil. Der vordere Teil weist darauf hin, dass die Ansiedlung wohl von
einem Pap(p)o gegründet wurde.
"Pappenberg, Annahütte, Grünhund, die Grünhunder Schmierhütte,
Wolfslegel und Ziegelhütte waren zur Gemeinde Pappenberg (AG Eschenbach in der
Oberpfalz) vereinigt." (1, Seite 224)
Das erste bekannte schriftliche Zeugnis findet sich in einer Urkunde des
Bamberger Bischofs Otto des Heiligen von 1142.
Darin überträgt der Gründer der bekannten Klöster Michelfeld
(1119) und Ensdorf (1121)
letzterem aus dem Besitz des Regensburger Klosters Prüfening unter anderem
"in barrochia Sluthren, Pappenberg" (Pappenberg, in der Pfarrei
Schlicht; heute zu Vilseck). Wann Pappenberg dann selbständige Pfarrei und von Schlicht
herausgelöst wurde, ist nicht genau bekannt; 1425 jedenfalls wird Johannes
Dürr als Pfarrer in Pappenberg genannt.
"Im Regensburger Diözesan-Matrikel werden in Pappenberg im Jahre 1433 bis
1438 drei Geistliche angeführt: ein Pfarrer (Plebanus), ein Frühmeßer (Primissarirus)
und ein Engelmeßkaplan (Capellanus). Dies lässt vermuten, dass Pappenberg im
15. Jahrhundert eine erheblich höhere Seelenzahl hatte als in späterer Zeit."
(7)
Marienwallfahrt
Vor der Ablösung 1938 war Pappenberg ein gut besuchter Wallfahrtsort mit einer sehr schönen
gotischen Pfarrkirche mit immerhin fünf
Altären. Die Inneneinrichtung findet man zu einem großen Teil in der heutigen
Pfarrkirche in
Wolfskofen. In der Wüstung Pappenberg steht noch die Ruine der alten Kirche.
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Auf
dem Frauenaltar
an der Nordseite des Anbaus befand sich
das damals weithin
bekannte und berühmte
Gnadenbild der seligsten Jungfrau
Maria.
Es wurde seit alter Zeit hoch verehrt
und zeigt Maria auf der Mondsichel stehend
mit dem Jesuskind auf dem linken Arm.
Jesus und Maria sind bekrönt.
Unter dem Bild steht:
"Gnadenbild Papenberg welches im Schwedenkrieg
nach
Prag geflücht, dort in die Stiftskirch Strahof
andächtigst verehret wird, und hier
wieder aufgericht worden anno 1798."
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Pfarrei und Gemeinde
Der Pappenberger Lehrer Johann Georg Pöll beschrieb 1844 den Ort in einer
historisch-topografischen Arbeit für den Historischen Verein für die Oberpfalz
und Regensburg folgendermaßen: "Dieses Pfarrdorf liegt in dem
Regierungsbezirke der Oberpfalz und von Regensburg, in dem königlichen
Landgerichte Eschenbach und Rentamte Speinshart,
und ist in geistlicher Beziehung dem Bistum Regensburg und dem Dekanate Hirschau
einverleibt. Dasselbe hat eine Kirche, ein Pfarrhaus, eine Schule und zählt im
Ganzen 36 Wohnhäuser mit 283 Seelen." (1, Seite 228)
(Foto aus 4)
"Außerdem gehören noch zur Pfarrei Pappenberg folgende
Ortschaften:
1. Die weiland Freiherrlich von Pöllnitz'sche Hofmark
Leuzenhof mit 14 Häusern und 120 Seelen, von Pappenberg 1/8 Stunde entfernt.
2. Die weiland Freiherrlich von Pöllnitz'sche Hofmark
Erlbach mit 11 Häusern und 78 Seelen, von Pappenberg 1/10 Stunde entfernt.
3. Die weiland Freiherrlich von Pöllnitz'sche Hofmark
Hermannshof (mit Hirschmühle) mit 17 Häusern und 111 Seelen, von Pappenberg
1/4 Stunde entfernt.
4. Die dermal Baron von Frönau'sche Hofmark Braunershof,
mit 8 Häusern und 51 Seelen, von Pappenberg 1 Stunde entfernt.
5. Die ehemalige Hofmark Grünhund mit 6 Häusern und 37
Seelen, von Pappenberg 1 1/2 Stunden entfernt.
6. Die Grünhunder Schierhütte mit 1 Haus und 5 Seelen
von Pappenberg 1 1/3 Stunden entfernt.
7. Das Dorf Höhenberg, mit 9 Häusern und 75 Seelen, von
Pappenberg 1/3 Stunde entfernt.
8. Der Weiler Römmersbühl mit 4 Häusern und 28 Seelen
und 1 1/4 Stunden von Pappenberg entfernt.
9. Der Weiler Wolfslegel mit 3 Häusern, 31 Seelen und 1
Stunde von Pappenberg entfernt.
10. Die Wolfslegeler (auch Bamberger) Schmierhütte mit 1
Haus und 10 Seelen und 1 1/4 Stunden von Pappenberg entfernt.
11.
Die Wolfslegeler Ziegelhütte mit 1 Haus und 7 Seelen,
3/4 Stunde von Pappenberg entfernt.
Die ganze Pfarrei Pappenberg besteht somit gegenwärtig aus 835 Seelen. Dieselbe
schließt nachfolgende Gemeindeverwaltungen in sich:
a. Pappenberg mit Wolfslegel und Grünhund
b.
Leuzenhof mit Erlbach und Hermannshof
c. Höhenberg mit den zur Pfarrei Thumbach gehörenden
Ortschaften Walpertshof und Zissenhof
d. Die zur Hofmark Metzenhof gehörige Gemeindeparzelle
Braunershof
e.
Die zur Gemeindeverwaltung Stegenthumbach gehörige
Gemeindeparzelle Römmersbühl
f. Die zur Gemeindeverwaltung Langenbruck gehörige
Wolfslegeler bzw. Bamberger Schmierhütte" (1, Seite 228)
Das Ende von Pappenberg
Am 1.2.1938 zählte die Pfarrei insgesamt 628 Seelen. "Annahütte,
Wolfslegel und Ziegelhütte waren zu der Zeit bereits vollständig und Hirschmühle
nur teilweise unbewohnt, da sie ja schon im alten Platz lagen." (1, Seite
230)
"Das Dorf
Pappenberg besaß bei der Ablösung insgesamt 42 Häuser, die von 49 Familien
mit 195 Angehörigen bewohnt waren.
Für die meisten Bewohner von Pappenberg kam der Räumungsbefehl sehr überraschend,
denn sie wollten es einfach nicht wahrhaben, dass der Übungsplatz vergrößert
werden sollte. Viele Landwirte bebauten ihre Felder, trotz der bevorstehenden Räumung
und der Tatsache dass sie diese wohl an den Truppenübungsplatz abtreten müssten.
So trennten sich alle Bewohner nur ungern von ihrer Heimat.
Von ihrem Schicksal erfuhren die Pappenberger erst, als sie in ihrer Gemeinde
ein Kriegerehrenmal errichten wollten und dafür bei einer Behörde einen
Zuschuss erbeten hatten. Die Antwort der Behörde lautete wie folgt: "In
dieser Gemeinde wird kein Denkmal mehr errichtet, sie wird ohnedies in Kürze
geräumt". Erst da wurden sich die Bewohner der Tatsache bewusst, dass sie
nun wirklich Abschied nehmen mussten von ihrer Heimat. Vor allem die älteren
Bewohner traf diese Nachricht wirklich schwer."
(letzter) Gruß aus Pappenberg (Foto aus 4)
"Viele Pappenberger wurden 1938 nach
Wolfskofen bei Regensburg umgesiedelt, wo
aus dem ehemals fürstlichen Gut Wolfskofen 25 neue Siedlerstellen durch die
RUGES geschaffen wurden. Sie nahmen ihren Pfarrer (Anm.: Wolfgang Ederer war
1933-38 der letzte Pfarrer in Pappenberg und 1938-54 der erste in Wolfskofen) und ihre Kircheneinrichtung mit
und feiern dort unten alljährlich am ersten Sonntag nach Christi Himmelfahrt
ihre weit über die Grenzen Pappenbergs hinaus bekannt gewesene
Kuckuckskirchweih." (1, Seite 230)
Nur mehr die Ruine des einst mächtigen Kirchturms
von Pappenberg kündet von dem vor nunmehr sieben Jahrzehnten aufgelösten Ort.
Und auch dieser letzte Zeuge ist immer mehr dem Verfall preisgegeben, den nicht
nur Wind und Wetter beschleunigen, sondern auch die Tatsache, dass die ehemalige
Dorfstelle im Haupteinschussgebiet, der Impact Area A, liegt. (Erinnerung)
"Nur selten ist wegen des Schießbetriebs
und der Lage
(5;
Luftbild)
der Wüstung am Rande der Impact Area ein Besuch in Pappenberg möglich. 1988
fand anlässlich der 50 Jahre zurückliegenden Absiedlung ein Gottesdienst in
Pappenberg statt." (6, Seite 68) Bei dieser Gelegenheit wurde ein Kreuz mit
einer Gedenktafel vor der Ruine der Kirche aufgestellt.
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Auch 2008
konnte wieder
ein
Erinnerungsgottesdienst
gefeiert werden.
Dabei wurde
das Kreuz erneuert
und
eine zweite Messingplatte
angebracht. |
Ein weiterer Gottesdienst bei der Ruine der
Kirche in Pappenberg fand am
18. September 2010 statt. Weihbischof Reinhard
Pappenberger aus Regensburg, ein
gebürtiger Grafenwöhrer, hielt diese Andacht.
verwendete und weiterführende Quellen
1 |
Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz
Grafenwöhr, Geschichte einer Landschaft, Behringersdorf 1985 |
2 |
Hager, Georg, Die Kunstdenkmäler von Bayern,
Band XI Bezirksamt Eschenbach, München 1909 |
3 |
Kurze Chronik zum 50. Gedächtnistag der Pfarreiumsiedlung Pappenberg - Wolfskofen, Wolfskofen 1988 |
4 |
Archiv Armin Knauer, Grafenwöhr |
5 |
BayernAtlas,
Bayerische Staatsregierung, Vermessungsverwaltung |
6 |
Morgenstern, Gerald,
Truppenübungsplatz Grafenwöhr, gestern - heute, Grafenwöhr 2010 |
7 |
Matok, Karl, Die katholische Pfarrei Mariä
Himmelfahrt Wolfskofen, vormals Pappenberg, Manuskript 2010 |
8 |
Walter, Ludwig K. und Elisabeth, Historisch-topographische
Beschreibung von Pappenberg in der Oberpfalz von Johann Georg Pöll,
Schullehrer in Pappenberg, 1844, Würzburg 2015 |
9 |
Kugler, Hans-Jürgen,
Pappenberg, Auerbach 2020 (Bezugsquelle) |
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BR-TV
Auf Ahnensuche im verbotenen Land |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 2. Januar
2024
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
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