Im Jahr
1847 wurde in Dillingen an der Donau eine Schule für Frauen
mit Hörbehinderung eröffnet.
Damit legten Schwester Theresia Haselmayr
und Regens Johann Evangelist Wagner den
Grundstein für das heutige Regens-Wagner-Werk.
2022 kann somit
das
175jährige Bestehen
begangen werden.
125 Jahre
Regens Wagner Einrichtung
im Kloster Michelfeld
Am 22. Dezember 1885 erwarb
Regens Wagner den größten Teil des ehemaligen Benediktinerklosters Michelfeld
vom Staat. Aus diesem Anlass beging
diese Regens-Wagner-Einrichtung 2010 ihr 125jähriges Bestehen.
(vom
Festakt am 18. Juni 2010, NN)
Eine ausführliche Beschreibung über das Kloster
Michelfeld und die Regens Wagner Einrichtung dort
finden Sie im 2021 erschienenen Buch 900 Jahre Kloster Michelfeld
(Quelle 6)
Mit der Verkündigung der Auflösung der
Benediktinerabtei Michelfeld im Zuge der Säkularisation am 23. April 1803
verloren Abt Maximilian Prechtl und seine Mönche ihre Heimat. Der Staat aber wurde neuer Eigentümer des
gesamten klösterlichen Besitzes mit allen Gebäuden, der herrlichen Asamkirche
und dem umfangreichen Grundbesitz von ca. 300 ha.
Kloster Michelfeld auf einer Ansichtskarte um 1900
Neue Nutzung der Klostergebäude
In den weiträumigen Klostergebäuden
befanden sich zeitweise Wohnungen für u. a. Pfarrer, Kaplan, Lehrer und Förster,
sowie die Schule. Der größte Teil aber stand leer und war einem allmählichen
Verfall preisgegeben.
Johann Sebastian
Neppenbacher,
1881 bis 1894 Pfarrer in Michelfeld,
wollte diesem schleichenden Untergang
des einst so stolzen Klosterkomplexes
nicht länger zusehen.
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Auch der damalige Michelfelder Bürgermeister Georg Regn wollte
die Gebäude unbedingt vor dem drohenden Ruin bewahren. Die fünf Götz-Geschwister
stifteten ihre aus dem früheren Klosterbesitz stammenden Gründstücke beim
Staubershammer zum Erhalt der ehemals benediktinischen Baulichkeiten.
„Taubstummenanstalt Michelfeld“
Der rührige Pfarrer Neppenbacher hörte, dass der Regens des Dillinger Priesterseminars Johann Evangelist Wagner
sich mit dem Gedanken trage, ein Heim für erwachsene Taubstumme zu errichten.
An diesen frommen und gelehrten Priester wandte sich Neppenbacher.
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In dankbarer Erinnerung
an den Begründer
der gesamten Einrichtung
hängt dieses Bild von Regens
Johann Evangelist
Wagner
im Eingangsbereich
des ehemaligen
Michelfelder Klosters.
Im Jahr 1847 war durch Regens Wagner
und Sr. Theresia Haselmayr in Dillingen
eine Schule für Frauen mit Hörbehinderung
eröffnet worden.
Damit legten
vor 175 Jahren beide gemeinsam
den Grundstein für das heutige Regens-Wagner-Werk. |
Neues Buch über Regens Johann Evangelist Wagner
und Sr. Theresia Haselmayr
erschienen! (7)
Gleichzeitig
versuchte Pfarrer Neppenbacher auch den Bamberger Erzbischof Friedrich für
seine Pläne und die des Regens Wagner zu
interessieren und zu gewinnen, was ihm auch gelang.
„Sechs Einrichtungen für
taubstumme und geistesschwache Mädchen hatte ... Wagner in Bayern schon gegründet.
... So reiste er im Jahre 1882 mit zwei Dillinger
Franziskanerinnen nach
Michelfeld, das ehemalige Kloster zu besichtigen. ... Es war ein mutiger
Entschluß, diese Gebäude zu kaufen und darin eine Taubstummenanstalt zu
errichten. Schon am 29. Oktober 1884 zogen die ersten drei Schwestern mit elf
erwachsenen Taubstummen ein. In dem leeren Kloster regte sich neues Leben.“ (2)
Der Kaufvertrag zwischen dem
Staat und der Taubstummenanstalt wurde am 22. Dezember 1885 vor dem Notar in
Auerbach geschlossen. Die Anstalt wurde darin für 1500 Mark, zu entrichten an
die Pfarrstiftung Michelfeld, und mit der Übernahme der Baupflicht an den Schulgebäuden
Eigentümerin des größten Teiles der ehemaligen Klostergebäude
und eines Grundbesitzes von 1,237 ha. Durch die schon erwähnte Schenkung der
Geschwister Barbara, Georg, Kunigunde, Maria und Theresia Götz von ca. 10 ha
und eine weitere von Frau Christine Grüner über ca. 6 ha war auch ein
wirtschaftlicher Grundstock gelegt.
„Im großen Festsaal der
ehemaligen Prälatur wurden Stickrahmen und Nähtische aufgestellt und unter
Leitung der Klosterfrauen fertigten taubstumme Mädchen mit fleißigen Händen
kirchliche Gewänder von einfacher bis zu kunstvollendeter Ausführung. Wenn
auch nicht geräuschvoll und glänzend nach außen, so gestaltete sich das Leben
der Armen doch freude- und lichtvoll nach innen.“ (2)
Vorübergehend
Heimat der Schulschwestern
"Böhmische
Schulschwestern" von Marienbad hatten die Bekanntschaft mit der
Michelfelder Oberin Schwester Neria gemacht. Als sie 1945 aus ihrem dortigen
Mutterhaus und ihrer Heimat vertrieben wurden, erinnerte sich deren
Provinzoberin Schwester Adolfine Proißl (+ 1986) an Michelfeld.
Die langjährige Michelfelder Oberin
Schwester Neria Winkelmaier OSF
(1887-1972) stammte aus Auerbach
und
hat sich große Verdienste
um ihr Kloster gemacht.
Voller Dankbarkeit nahmen
die heimatvertriebenen
böhmischen
Schulschwestern
ihr Angebot an und zogen
1946 nach Michelfeld
in das Kloster ein. |
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Hier
fanden die Schulschwestern dann 1946 bis zum Umzug in ihr neues Mutterhaus
Auerbach (1953) eine vorübergehende Bleibe; ca. 80 Schwestern von ihnen lebten rund
acht Jahre in einem Flügel der damaligen Taubstummenanstalt.
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Gerne arbeiteten die böhmischen
Schulschwestern
mit den Dillinger Franziskanerinnen in Michelfeld
zusammen,
wie auf diesem Foto in der Klosterschusterei zu sehen ist.
Das "Piuszimmer" war der Speise- und Aufenthaltsraum der Gäste. |
„Versorgungs- und Pflegeheim Michelfeld“
Der gesamte Gebäudekomplex des ehemaligen Benediktinerklosters Michelfeld wurde
in den letzten Jahren mit enormem Kostenaufwand unter strenger Beachtung des
Denkmalschutzes gründlich renoviert und, soweit durch die räumlichen Vorgaben
möglich, großzügig und funktionell nach den heutigen Bedürfnissen
eingerichtet erweitert.
Der Innenhof wurde ebenfalls grundlegend umgestaltet
und bildet nun zusammen mit der imposanten Fassade von Kirche und Kloster einen
harmonischen und schönen Anblick.
Im ehemaligen
Schulhaus (1903 - 1969) wurde
für Therapiezwecke und zur Erholung der Bewohner sogar ein modernes
kleines Hallenbad eingebaut. Das frühere Schulhaus von Michelfeld links der
Kirche ist im 1. Bauabschnitt der derzeitigen Generalsanierung,
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Zuletzt entstanden am Ortsrand
von
Michelfeld zur Saaß hin
mehrere Gebäude, in denen
Menschen mit Behinderung
nach
modernsten Gesichtspunkten
wohnen, betreut und gefördert werden.
(Foto Eingang zur
Förderstätte)
Die genaue Lage, auch der
Michelfelder
Werkstätten
und des
Wohn- und
Pflegebereichs,
können untenstehendem Plan
und dem Wegweiser entnommen werden. |
"... wichtige Veränderungen brachten die achtziger Jahre mit sich. Über
die rein pflegerische Versorgung hinaus wurden sinnvolle Beschäftigungsangebote
entwickelt. Ein wichtiger Meilenstein war hierbei 1985 die Errichtung von
Fördergruppen. Hier erhalten Menschen mit schweren Behinderungen
Bildungsangebote, die die einmal erreichten lebenspraktischen und sozialen
Fertigkeiten festigen und ggf. erweitern sollen. Auch der Aufbau der
Franziskus-Werkstätten war ein wichtiger Einschnitt. Menschen mit Behinderung,
die in der Lage sind, eine wirtschaftlich verwertbare Arbeitsleistung zu
erbringen, erhalten hier sozialrechtlich abgesicherte Arbeitsplätze." (3)
"Dienstleister
für Menschen mit Behinderung"
Aus der Taubstummenanstalt und dem Pflegeheim entwickelte sich so in den
vergangenen Jahren eine moderne integrative Einrichtung für erwachsene Frauen
und - seit kurzem auch - Männer mit Behinderung. Die weitläufige Anlage des
1119 gegründeten ehemaligen Benediktinerklosters Michelfeld ist voll
eingebunden in die Regens-Wagner-Einrichtung. (Wegweiser
als .pdf)
Im Juni 2010 hatte Regens-Wagner-Michelfeld 240 Plätze für Menschen mit
verschiedenen Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Außerdem verfügt das
Haus über ein Pflegeheim nach SGB
XI mit 30 Plätzen. Seit
kurzem bietet die Einrichtung auch "Ambulante Dienste für Menschen
mit Behinderung" in Pegnitz (PeP) und
im Landkreis
Amberg-Sulzbach
an.
Betreut wurden die Menschen mit Behinderung 2010 von über 300 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit, sowie damals noch 11 Dillinger Franziskanerinnen.
"Regens
Wagner Michelfeld heißt: für Menschen mit Behinderung da sein! Über 300
Mitarbeiter in den verschiedenen Bereichen unseres Hauses gehen diesem Auftrag
in Voll- und Teilzeit nach. Die Vielseitigkeit der Aufgabenbereiche spiegelt
sich auch in der Vielzahl der vertretenen Berufsgruppen im Haus wider. So
arbeiten bei Regens Wagner Michelfeld HeilerziehungspflegerInnen und
HeilerziehungspflegehelferInnen, KrankenpflegerInnen, Dipl.- Sozialpädagogen/innen,
Dipl.-Pädagogen/innen und Dipl.-Psychologen/innen, Krankenschwestern,
AltenpflegerInnen, ErzieherInnen, ErgotherapeutInnen sowie
Hauswirtschaftlerinnen, Elektriker, Maurer, Maler, Verwaltungsangestellte,
Landwirte, Damen-
schneiderinnen, Handstickerinnen und GärtnerInnen." (5)
Die Angebote von Landwirtschaft und Gartenbau können
hier, die des Hofladens Maurushof
hier eingesehen werden.
Auch für die
Seelsorge und
Freizeit und Erholung ist gesorgt.
Fahnen-
und Paramentenstickerei
Weithin bekannt war die Fahnen- und Paramentenstickerei, in
der z.B. Vereine ihre kostbaren alten Fahnen restaurieren oder sich neue
anfertigen lassen konnten.
Die von meistens taubstummen Mädchen und Frauen vor allem im Sticksaal (2. Stock
rechts) ausgeführte Handstickerei ist inzwischen aufgelöst. Eine kleine
Maschinenstickerei ist in die
Werkstätten integriert.
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Auch diese Fahne
des MGV 1884 Auerbach
wurde anno 1923
in der Stickerei
von Regens Wagner
im Kloster Michelfeld
angefertigt. |
Seit 2019 wird
das ehemalige Kloster Michelfeld, heute Regens Wagner,
umfangreich saniert. (srz)
Wegbegleiter für Menschen mit Behinderung - Regens Wagner
Michelfeld ehrt langjährige Mitarbeiter
"Die Gesamtleitung von Regens
Wagner Michelfeld ehrte 15 langjährige Mitarbeiter. Insgesamt begleiten und
assistieren im regionalen Zentrum und in Außenstandorten rund 550 Mitarbeiter an
die 900 Menschen mit Behinderung. Gesamtleiter Peter Miltenberger und
stellvertretender Gesamtleiter Bernhard Kallmeier" nahmen im Rahmen einer
kleinen Feierstunde im benachbarten Gasthaus Schindler die Ehrungen vor.
(Heinrichsblatt Nr. 30 vom 24. Juli 2022, Seite 23)
s. auch
Seite RW und
NN
verwendete
und weiterführende Quellen
1 |
„1119 - 1919 Kloster Michelfeld in der Oberpfalz“, Festschrift zur 800-Jahrfeier |
2 |
„Versorgungs-
und Pflegeheim“ (Hausprospekt) |
3 |
Regens-Wagner-Einrichtung Michelfeld "... ich finde meinen Weg"
(Hausprospekt 2002) |
4 |
Schleicher, Anja, Kloster Michelfeld,
Zulassungsarbeit, Universität Bayreuth, 2007 |
5 |
Hausprospekt
2010, Regens Wagner Michelfeld |
6 |
Weber, Rudolf, 900 Jahre Kloster
Michelfeld, Auerbach 209 |
7 |
Kuster, Nikolaus, Wenn der Funke
überspringt, Patmos-Verlag 2022 |
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Wenn Sie Kontakt mit mir aufnehmen möchten,
können
Sie mich hier
oder
telefonisch unter 09643 683 erreichen.
Über Anregungen usw. freue ich mich.
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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 5.
August
2022
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