1144 Pfarrei
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1144 Auerbach 
Markt und selbständige Pfarrei

Unter dem Nachfolger des hl. Otto, Bischof Egilbert von Bamberg (1139-1146), erfuhren die Vermögensrechte des Klosters Michelfeld zunächst eine Erweiterung. Egilbert sorgte nämlich dafür, dass mit Prior Adalbert aus dem Kloster der heiligen Paulina in Thü­ringen (Paulinzella) ein sehr angesehener Mönch neuer Abt in Michelfeld wurde. Sodann überhäufte der Bischof diesen mit Beweisen sei­ner bischöflichen Gunst, indem er z.B. dem Kloster das kurz vorher verlorenge­gangene Gut Eschenfelden wieder zurückgab, und auch beim Erwerb von Gütern in Gunzendorf und Troschen­reuth tatkräftig mitwirkte. "Egilbert ging ganz in den Fußstapfen seines  heiligen Vorgängers. Er drückt sich selbst folgen­dermaßen aus: Er wolle der Kirche von Michelfeld einen besonde­ren Gunsterweis der Verteidigung und der Huld zukommen lassen und besonders für Ruhe und Wohlfahrt der Mönche Sorge tragen." (26) Eine Gelegenheit dazu bot sich dem Bischof bald, denn der Michelfelder Abt bat ihn, den sich um das Kloster herum gebildeten regen Marktbe­trieb der Handwerker und Kauf­leute woandershin zu verle­gen, da die Frömmigkeit seiner Mönche und die "Klosterzucht" gefährdet wären. "Und seine Bitten waren nicht umsonst. Egilbert verlegte den Markt mit Zustimmung des Kaisers Konrad und des zu­ständigen Vogtes Gebhard zusammen mit dem Dorf, das dicht beim  Kloster lag, in das Dorf Auerbach. Mit die­ser Maßnahme wollte er den Rechten des Klosters jedoch keinerlei Schaden zufügen."(26)
"Es war dies nicht etwa nur eine Übertragung der Marktgerechtigkeit, son­dern eine völlige Verlegung der Ansiedlung mit ihren Gewerben und ihren Bürgern, die sich diese Wanderung unter der Bedingung gefallen ließen, daß sie in der neuen Heimat ebenso bequeme Wohnun­gen und ebensoviel Grund und Boden bekämen, als sie in Michelfeld zur Verfügung des Abts verlassen hat­ten." (22)
"Diese im Jahre 1140 begonnene Übertragung war im Jahre 1144 vollendet. Ihr ver­dankt  Auerbach, dem mit königlicher Vollmacht ein Wochenmarkt für jeden Donners­tag verliehen wurde und in der Folge noch das Marktrecht von Hopfenohe zugeteilt wurde, sein Aufblühen."  (27)

Pfarreierhebung 1144
Zwei Jahre nach der Klostergründung, am 6. November 1121, erhob Bischof Otto Michelfeld zur Pfarrei und weihte am gleichen Tag die St. Leon­hardskirche; im Reper­torium ist über die entsprechende lateinische Urkunde zusammenfassend zu lesen: "Ein lateinischer Brief, darin Otto, Bischof zu Bamberg, dem von ihm gestüfften Closster Michelfeldt übergibt die Kirche S. Leonardi, die von Heroldo, seinen Capel­lan auferbauet worden und bei dem Closster ligt, solle alles Volckh deren umbligen­ten Dorfschafften in di­ser Kirch ihr Gottesrecht von demje­nigen, dem es der Abbt wird gestatten, empfangen." (28)
Man kann also davon ausgehen, daß Auerbach zwar rechtlich noch zur Pfar­rei Vel­den gehörte, die seelsorgerische Betreuung aber wohl von Michelfeld aus durchge­führt wurde. Doch mit der Verlegung des Marktes von Michelfeld nach Auerbach sollte sich auch das ändern.

Der letzte Michelfelder Abt
vor der endgültigen Auflösung des Klosters
durch die Säkularisation im April 1803,
Maximilian Prechtl (reg. 1800-1803),
formuliert in seiner lateinisch abgefassten Klostergeschichte:

Bei Köstler lesen wir über die Installation der Pfarrei Auerbach: "Zu Gun­sten und zur größeren Bequemlichkeit der neuangesiedelten Marktbürger und auf Ansuchen des Abtes Adalbert er­richtete Bischof Adalbert anno 1144 in Auerbach auch eine eigene Pfarrei, ..." (13)

Urkunde von 1144
Marktübertragung von Michelfeld auf Auerbach
Einrichtung der Pfarrei St. Jakobus d.Ä. Auerbach

In nomine s. et individuae Trinitatis. Egilbertus Dei gratia Babenbergensis episcopus.
Quia pastoralis officii debito et divinae institutionis verbo et exemplo ad hoc multifa­riam multisque modis commonemur, non solum voluntarium sed et necessarium duximus paci et quieti ecclesiarum nostrarum proficere et de earum perpetua securi­tate tractare. Beatissimi igi­tur patris ac praedecessoris nostri Ottonis episcopi vesti­giis adhaerentes in confirmandis, pro­movendis et defendendis monasteriis, quae in summo angulari lapide fundata construxit, Mi­chelfeldensem ecclesiam, quam in honore specialis dilecti Jesu Christi Joannis Evangelistae dedicatam specialis gratiae ac dilectionis privilegio delexit, in tutelam nostrae defensionis et gratiae sungulari affectu suscepimus et illic Deo servientium quieti et securitati in perpetuum providere omnimodo intendimus.
Forum igitur cum villa ipsi monasterio adiacente rogatu dilecti nostri Adelberti eius­dem ecclesiae abbatis, annuente domino Conrado gloriosissimo Romanorum rege et Gebehardo ip­sius loci advocato in villam Vrbach, salvo ipsi ecclesiae omni iure fori illius, transtulimus. Ut autem ipse locus divinis et humanis negotiis amplificetur et crescat, ecclesiam inibi sumptu et labore fratrum Michelfeldensium constructam in honorem s. Jacobi apostoli dedicavimus, eique libertatem et exceptionem ab omni iure parochiae in Velden praeter proccesionales lita­nias, sicut dominus et pater no­ster beatus Otto ecclesiae s. Leonhardi consensu cleri ac populi et Regilonis paro­chiani Veldensis contulerat, donavimus et in perpetuum confirmavimus. Ab­bas in divinis et humanis ipsius ecclesiae patronatum quiete possideat et quem ibi sacerdo­tem ordinaverit, christianam legem in villis subscriptis provideat: in Vrbach, Luizen­buch, Pernhar­tesruit, Eberperg, Shlichersdorf. Aliae autem villae in fundo ecclesiae sitae, quae abinde inter­posita nemoris parte remotiores sunt, in ecclesia s. Joannis et s. Leonhardi baptismi, confes­sionis, communionis, et sepulturae curam sicut prius percipiant, christianae quoque legi sy­nodale institutum ibidem sicut praediximus exquirant.
Ut autem hoc decretum nostrum stabile et inconvulsum omni aevo perseveret, banno nostro in nomine Dei omnipotentis firmavimus et sigilli nostri impressione munimus et, ne a successo­ribus nostris dissolvatur, anathemate aeternae damnationis prohi­bemus. 
Testes horum sunt: Vdelricus summus praepositus, Volmar decanus, Eberhart prae­positus s. Jacobi, Chunrat thesaurarius, Tuto magister et alii canonici maioris eccle­siae, Vdelricus pleba­nus de Velden, Wernher de Ernbach, Ezzo de Burgelin, Eberhart de Lapide et filius eius Eber­hart, Hademar et Hertwicus de Buzemannes ministeriales ecclesiae, praeterea Sybotus de Turndorf et filius eius Syboto et Liupold, Syboto de Steinige Wasser et alii plures.
Anno Dominicae incarnationis MCXLIIII ind. III regnante Chunrado gloriosissimo Roma-norum rege.

Vorstehende lateinische Urkunde (29) besiegelt zugleich die Marktüber­tragung von Michelfeld nach Auerbach und die Pfarreierhebung; in ihr heißt es u.a. sinngemäß: "Im Namen der heiligen und ungeteilten Drei­faltigkeit. Egilbert, von Gottes Gnaden Bischof von Bamberg. ... 

Wir haben
den Markt mit dem
um das Kloster liegenden Dorf
auf Bitten unseres geliebten Abtes Adelbert
und mit Zu­stim­mung des ruhmvollsten
römischen Königs Konrad (Foto, 13. Jhdt.)
(Konrad III., 1093-1152) und
des zuständigen Schutzvogtes Gebhard,
unter Wahrung aller Rechte des Klosters
auf den Markt,
auf das Dorf Auerbach übertragen.

Damit nun dieser Ort durch göttliche und weltliche Angelegenheiten gefördert werde und wachse, haben wir die dort auf Kosten und durch die Arbeit der Klosterbrüder errichtete Kirche dem hl. Apostel Ja­kobus geweiht und ihr Freiheit und rechtliche Unabhängigkeit von der Pfarrei Velden mit Ausnahme der Bittprozessionen gewährt, ... und haben das für ewig be­stätigt."

Von der ersten hölzernen Pfarrkirche
aus dem Jahre 1144 sind natürlich
keine Bilder überliefert.
Der Chronist Joseph Köstler
war jedoch durch sein intensives Quellenstudium
davon überzeugt, dass sie so
ausgesehen haben muss. 

Köstler ließ deshalb vor rund 100 Jahren von Leopold Müller diese Federzeichnung der ersten Auerbacher Pfarrkirche anfertigen.

"Der Abt soll ruhig weiter Schutzherr in kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten sein; wen er dort zum Priester ernannt hat, der soll das christliche Gesetz in folgenden Orten versehen: in Auerbach, Nitzlbuch, Bernreuth, Ebersberg und Schleichershof. Andere Orte auf Klostergrund, die durch den dazwischenliegenden Wald abgelegener sind, sollen wie bisher in der Kirche des hl. Johannes (Klosterkirche Michelfeld) und des hl. Leon­hard (damals Pfarrkirche Michelfeld) Taufe, Beichte, Kommunion und Begräbnis erhalten."
Als Zeugen traten u.a. auf Dompropst Ulrich, Domdekan Volmar und Pfarrer Ulrich von Vel­den, der seine Zustimmung zur Abtrennung der neuen Pfarrei geben musste; unter den ritterli­chen Dienstmannen waren Syboto von Thurn­dorf und Syboto von Steinamwasser.
Leider enthält dieses Dokument außer der Jahresangabe kein genaues Datum, so daß also der Tag der Pfarreierhebung nicht mit Sicherheit anzugeben ist. Die Tatsa­che, dass die Kirche dem Apostel Jakobus geweiht ist, lässt aber vielleicht die Vermu­tung zu, dass es an dessen Festtag gewesen sein könnte, am 25. Juli 1144.
Wie aus der Urkunde hervorgeht, behielt zunächst das Kloster Michelfeld noch alle Rechte über den Markt und die neue Pfarrei Auerbach, im Jahre 1184 verzichtete es jedoch zugunsten des Bischofs von Bamberg auf den Marktort, der somit wieder Bamberger Lehen wurde und zum Bamberger Truchsessenamt gehörte. 1269 belehn­te Bischof Berthold den Herzog Ludwig den Strengen mit diesem, wodurch Auerbach zum Hause Wittelsbach kam.

Die Auerbacher Pfarrer
Wie der erste Auerbacher Pfarrer hieß ist nicht sicher überliefert; für ihn und seine unmittelba­ren Nachfolger werden in einigen Quellen alldings folgende Namen ohne weitere Angaben ge­nannt: Henricus (Heinrich), Udal­ricus (Ulrich), Hartung und Chun­rad (Konrad). Ab 1288 sind die Auerbacher Pfarrer dann urkundlich belegt; ihre Daten und Taten findet man in diesem Kapitel.

verwendete Quellen

26 Prechtl Maximilian, Kurzgefaßte Geschichte des Klosters Michelfeldin Wolfring Franz, Geschichte der Pfarrgemeinde Michelfeld, S. 12 f
27 Schwemmer Wilhelm, Burg und Amt Veldenstein-Neuhaus, S. 14
28 Repertorium Pfarramt Michelfeld, S. 163
29 Urkunde von 1144

Melodie "Gebet"

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 19. Oktober 2010

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