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1119 Gründung
des Benediktinerklosters Michelfeld
„Ein bedeutender Schwerpunkt im
Leben des heiligen Bischofs Otto war die Sorge um die Mönche, seine Klostergründungen,
seine Klosterreform. ... Für ihn ging es bei den Klostergründungen um
Zeichen für eine andere Welt, um den Hinweis, daß diese Welt nicht die endgültige
Heimat des Menschen sein kann.“ (1, Seite 109 ff)
„Der unmittelbare Anlaß zur
Stiftung des Klosters war nicht religiöser Natur“ (3), denn „Otto war ein nüchtern
und praktisch denkender Mensch, der Sachzusammenhänge und Umstände rasch
durchschaute.“ (4)
Als Graf Friedrich von
Burglengenfeld-Hopfenohe-Pettendorf aus dem Geschlechte der Grafen von Sulzbach
und Kastl am 3. April 1119 ohne männlichen Erben starb, sollten seine
zahlreichen Güter, die er vom Hochstift Bamberg zu Lehen hatte, wieder an
dieses zurückgehen. Bischof Otto befürchtete, dass Pfalzgraf Otto von
Wittelsbach (gest. 1155, begraben im Kloster Ensdorf), der Friedrichs Tochter
Helika zur Frau hatte, diese Bamberger Lehensgüter seines Schwiegervaters für
sich beanspruchen könnte. Der Bischof trat deshalb sofort mit dem Grafen in
Verhandlungen ein. Schließlich schlossen die beiden Ottos einen Vergleich, in
welchem der Wittelsbacher einige Güter erhielt, andere aber zur Stiftung eines
neuen Klosters bestimmt wurden.
Eine
gute Möglichkeit, sich allgemein über das Leben
im 12. Jahrhundert zu informieren, bietet die Webseite von Stefan
Jacob.
Auf diesem bald 200 Jahre alten Deckengemälde
in der Vorhalle der Michelfelder Asamkirche sind die drei Persönlichkeiten
festgehalten, die für die ehemalige Abtei von herausragender Bedeutung waren:
links Bischof Otto der Heilige (Gründer des Klosters 1119), in der Mitte der
Evangelist Johannes, dem die Kirche geweiht ist, und rechts der hl. Benedikt,
dessen Mönchen das Kloster anvertraut war.
Die Gründungsurkunde vom 6. Mai
1119
„Dieses wurde auf bischöflichem
Grund und Boden mit einer anfangs kleinen Kirche an einem wohl der anmuthigsten
Punkte der Gegend nicht weit vom Flusse Pegnitz nahe bei Auerbach erbaut. Durch
eine sehr starke Mauer, mit zwei sehr weiten Gräben und zehn Thürmen wie eine
Stadt herrlich befestigt, lag es an zwei ehemals sehr fischreichen Gewässern,
Steinamwasser (heute Flembach) und Speckbach, die oberhalb des Klosters sich
vereinigen und 1/4 Stunde unterhalb desselben in die Pegnitz fließen.“ (5,
1864, Seite 74)
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In der Gründungsurkunde vom 6.
Mai 1119 werden u. a. fast alle Orte der Umgebung aufgeführt, die dem neuen
Kloster übereignet wurden, z.B. Michiluelt (Michelfeld), Nuseze (Nasnitz),
Wideluvanch (Weidlwang), Vrbach (Auerbach), Uveluch (Welluck), Lucenbuohe (Nitzlbuch),
Perhartsruit (Bernreuth), Circhendorf ex parte (Alt- und Neuzirkendorf
teilweise),
Artolfesprunnen (Ortlesbrunn), Hagenach (Hagenohe), Godesendorf (Göttersdorf), Steinege Wazzer ex parte (Steinamwasser teilweise), Pilenstein
(Beilenstein), Sumerhaven (Sommerhau), Namegast (Nunkas), Hophenahe ex parte (Hopfenohe teilweise); die vier
hier letztgenannten Orte liegen im heutigen Truppenübungsplatz
Grafenwöhr. |
In der lateinisch abgefassten Urkunde heißt es weiter: „Delegavit autem eas super altare sancti Iohannis
vir illustrissimus comes Berengerus, quem eiusdem loci advocatus
constitueramus.“ (6, Seite 298) (Diese Orte hat der hochberühmte Graf Berengar von Sulzbach auf dem Altare
des hl. Johannes als Weihegabe und Geschenk gleichsam niedergelegt; Berengar war
also zum Schutz- und Schirmherrn dieses Ortes eingesetzt worden.) „Die nähere
Identifizierung dieses Grafen hat der Forschung einige Rätsel aufgegeben. Heute
nimmt man an, daß es sich hierbei wohl um Berengar
II., also den Sohn des Begründers
von Sulzbach (Gebhard) handeln muß. Der Vater dieses Gebhards war Berengar I.
Er taucht erstmals im Jahre 1015 unter den gräflichen Vasallen der Bamberger
Kirche auf, wohl deshalb, weil er die Vogtei über die Nordgaugüter Bambergs
inne hatte.
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Der Graf Berengar II.
gilt als der Vollender
der Stadtgründung in
Sulzbach,
und noch heute
trägt die Stadt sein Wappen:
sechs Lilien im roten Feld.“ (7, Seite 55)
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Erster Abt des neugegründeten Klosters Michelfeld wurde Imbriko aus Bamberg, der das
Kloster nach der Regel des hl. Benedikt
leiten sollte.
Weitere Ausstattung des neuen Klosters
„Otto hatte dem Kloster die
Felder und Wiesen in dessen Umgebung sowie einen Teil des Waldes, der von
Auerbach bis gegen Pegnitz sich
erstreckt, den Abts-
und Klosterwald übergeben. Außerdem übertrug er ihm im ganzen Bamberger
Wald (gemeint ist wohl
der Veldensteiner Forst) das Recht zu Bau- und Brennholz
auf Wunsch und Bitte des Grafen Berengar von Sulzbach und
unter Zustimmung des Klerus und Volkes von Bamberg. Desgleichen wurde dem
Kloster das Fischerei- und Weiderecht an der Pegnitz
vom Dorfe Pegnitz an bis
gegen Velden hin eingeräumt und die wichtige Befugnis, im ganzen Bamberger
Walde Bienenstöcke aufstellen zu dürfen.“ (3)
Die Bienenzucht oder Zeidlerei
war in jener Zeit viel weiter verbreitet als heute, denn Wachs zur
Kerzenherstellung und Honig zum Süßen waren für unsere Vorfahren
von großer Bedeutung. So
arbeiteten im Veldensteiner Forst fast fünf Dutzend Bienenwärter oder Zeidler,
verteilt auf eigene Zeidelweiden.
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Um
die wilden Bienen anzulocken, bohrten die Zeidler in einigen Metern Höhe
in manche Bäume künstliche Höhlen. Diese wurden mit einem Brett, in das
„Fluglöcher“ gebohrt waren, wieder verschlossen. Von Zeit zu Zeit
wurde diesen „Bienenstöcken“ der gesammelte Honig entnommen.
Wie auf diesem alten Bild weiter zu sehen ist, trugen die Zeidler eine
Armbrust. Da es in unseren Wäldern früher noch sehr viele Bären und
andere gefährliche Tiere gab, war die Zeidlerei einer der wenigen
Berufsstände, der die Erlaubnis zur Bewaffnung erhielt; typisch dafür
war das Tragen einer Armbrust.
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Neben den Orten, die Graf
Berengar dem neugegründeten Kloster übereignete, kamen z.B. auch Stiftungsgüter
des Leopold von Leupoldstein dazu, die jener vor einer Reise ins „Heilige
Land“ dem Bischof für sein ewiges Seelenheil zugesagt hatte, falls er nicht
in die Heimat zurückkehre. Plech und andere
Orte stammten von Otnand von Eschenohe, die dieser als Sühne für den
Raub einer Klosterfrau dem Bischof überlassen musste.
So wie dieser alte Holzstich (aus
5, 1865, Seite 71) zeigt,
sah das Kloster Michelfeld wohl von seiner Gründung anno 1119 bis zur Zerstörung
durch die Hussiten im Jahre 1430 aus.
Michelfeld wird selbständige Pfarrei
Mit der Betreuung des neuen
Klosters betraute Otto Benediktinermönche; erster Abt wurde Imbriko
(1119-1121).
„Da Otto ein besonderer Anhänger
der kluniazensischen Reform (Cluny)
war, die im Kloster Hirsau im Schwarzwald ihre
Hauptpflegestätte in Deutschland besaß, darf mit Sicherheit angenommen
werden, daß das Kloster nach dem sog. Hirsauer Bauschema errichtet wurde, das
fast alle Klostergründungen Bischof Ottos zeigten. Der Bericht der Einweihung läßt
einen dreischiffigen Chor erschließen. Sonst erfahren wir nichts über das
Aussehen des Klosters. Der kluniazensischen Regel entsprechend, muß es aber aus
Kirche und Klausur, sowie dem äußeren Kloster samt Wirtschaftshof bestanden
haben. Außerdem war es nach außen hin befestigt.“ (8, Seite 355f)
„Der Ort Michelfeld und seine
Umgebung gehörte seinerzeit zur Pfarrei Velden. Velden ist ein Städtchen, das
sich seit einigen Jahrhunderten im Besitz der Stadt Nürnberg befindet. Und
heute ist Velden protestantisch. Diese Pfarrei hatte früher eine Ausdehnung von
über 4 Stunden nach Osten (muss heißen: Norden). Bei einer so großen
Entfernung des Pfarrers (von seinen Gläubigen) war es um die Seelsorge nicht
zum besten bestellt. Diesem Notstand der Seelen wollte der heilige Otto
abhelfen. Er übertrug geistlich genügend erfahrenen Mönchen das Recht,
Beichte zu hören, die Kommunion und die Taufe zu spenden und Beerdigungen
vorzunehmen. Regelo, der Pfarrer von Velden, war einverstanden. Diese Erlaubnis
und Vollmacht hatte Otto schriftlich in Michelfeld zurückgelassen.“ (9)
Damit waren 1120/21 die Herauslösung
Michelfelds aus der „Urpfarrei“ Velden (eine karolingische Königskirche,
die 912 von König Konrad I. dem Bischof von Eichstätt geschenkt worden war)
und die Erhebung zur selbständigen Pfarrei praktisch vollzogen; Auerbach
wurde erst 1144 Pfarrei. Allerdings war die neue Pfarrei Michelfeld dem Kloster
„inkorporiert“, d.h., sie war diesem voll unterstellt, und der jeweilige Abt
konnte den Pfarrer vorschlagen. Die erste St. Leonhardskirche aus Holz war
wohl schon vor 1119 vom Kaplan Herold des Klostergründers Otto errichtet worden.
verwendete
Quellen
1 |
Kredel,
Elmar Maria, Erzbischof von Bamberg, in Amtsblatt für die Erzdiözese Bamberg, 08.02.1989 |
2 |
„St. Heinrichsblatt“, 24.09.1989 (16 f);
(Kirchenzeitung für das Erzbistum Bamberg) |
3 |
„1119 - 1919 Kloster Michelfeld in der Oberpfalz“;
(Festschrift zur 800-Jahrfeier) |
4 |
„Der heilige Otto und Michelfeld“;
(herausgegeben vom kath. Pfarramt Michelfeld, 1989) |
5 |
Lindner,
Andreas, „Michaelfeld (Michelfeld)“,
in „Kalender für katholische Christen“,
1864 und 1865 |
6 |
Schnelbögl,
Fritz, „Auerbach in der Oberpfalz - Aus der Geschichte der Stadt und ihres Umlandes“
(Auerbach, 1976) |
7 |
Wolf,
Gerhard Philipp/Tausendpfund,Walter,
„Pegnitz - Veldensteiner Forst“, Erlangen 1986 (55) |
8 |
Rühl, Eduard, „Kulturkunde des Pegnitztales und seiner
Nachbargebiete“, Nürnberg 1961 |
9 |
Prechtl, Maximilian, „Kurzgefaßte Geschichte des Klosters Michelfeld“
(in Wolfring, Franz, „Geschichte
der Pfarrgemeinde Michelfeld“, unveröffentlicht) |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 19. Mai
2015
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