Sitzungssaal
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Der Sitzungssaal des Auerbacher Rathauses

Diesen herrlichen Raum im zweiten Stockwerk gibt es erst seit dem Umbau des Rathauses in den Jahren 1927-1929. Ludwig Haimerl hat "die gute Stube der Stadt Auerbach" sehr schön ausgemalt.
Die erste Stadtratssitzung im neu gestalteten Sitzungssaal fand am 2. Mai 1929 unter Leitung des damaligen Bürgermeisters Georg Otto Burger statt.

Schon im Vorraum fallen die gemalten Spruchweisheiten über den drei Türen auf:

über dem Eingang
zum Beratungszimmer
über dem Gang
zur Kämmerei
über der Tür
zum Sitzungssaal

Der eigentliche Sitzungssaal des Auerbacher Rathauses ist nicht nur wegen seiner Größe von etwas über 100 Quadratmetern bemerkenswert.

Ein mit dunklem Holz verkleidetes
Tonnengewölbe, dessen
interessante Konstruktion
vom Dachboden aus zu sehen ist,
überspannt den Raum
und gibt ihm eine feierliche Würde
und zugleich eine optische Weite.
Auch die Seitenwände
sind bis zu einer Höhe von ca. 2 m
mit Holz im gleichen Farbton gestaltet. 

Über der Eingangstür
ist ein Wappen gemalt.
Es war das der
Stadt Auerbach
von 1819 bis 1963.
Zur 650-Jahrfeier 1964
bekam die Stadt Auerbach
ihr uraltes Wappen wieder,
das seit mindestens 1400
nachgewiesen ist und
den Ur oder Auerochs
enthält.

Zwischen der gewölbten Holzdecke und Seitenverkleidung aus gleichem Material läuft ein gemalter Fries mit reicher Ornamentik, z.B.

In die Ecken hat Ludwig Haimerl verschiedene Zunftzeichen angebracht. Sie erinnern daran, dass die Zünfte im Mittelalter eine große Bedeutung hatten.

In diesen Fries eingebunden sind die Wappen einiger berühmter Auerbacher Geschlechter, z.B. der Stromer und der von Schenkl.

Auch das Wappen des
Chronisten Joseph Michael Köstler
ist zu sehen. Sein Großvater
Johann Dominikus wirkte 1785-1833
als Schulmeister und Chorregent
in Auerbach. Sein Vater
Joseph Johann war ebenfalls Rektor
und Chorregent in unserer Stadt.

Auch das Familienwappen derer von Schenkl ist zu sehen.
(pdf über Leben und Werk des Maurus von Schenkl)

An die Ost- und Westseite malte der mit seiner Familie in Rauhenstein wohnende und in der Volksschule Ranna unterrichtende Lehrer Ludwig Haimerl jeweils ein großes Wandgemälde.

An der Rückwand über dem Eingang des Sitzungssaales ist eine Jagdszene auf den Auerochs, der wie schon gesagt nachweisbar seit etwa 1400 Wappentier von Auerbach ist, dargestellt. Hier malte Haimerl einen der Jäger, der sechs Hunde führt.
Der Kopf des rechten Hundes lässt ganz deutlich menschliche Züge erkennen: Stadtsekretär "Amtsrat" Anton Lodes, der damals im Rathaus angestellt war, versuchte öfter, Maler Haimerl zu etwas mehr Eile anzutreiben. Das wiederum gefiel dem Künstler nicht, denn er wollte seine Arbeit ordentlich und vor allem ohne Zeitdruck ausführen.

Wohl aus Verärgerung über
den lästigen „Aufseher“ und Mahner
verpasste Haimerl diesem einen Hund
die leicht grimmigen Gesichtszüge
des doch nur auf den Stadtsäckel
bedachten Beamten.

Anton Lodes ist der Vater des bekannten Malers Rudolf Lodes, der seine Kindheit in diesen Räumen verbrachte, denn die Familie wohnte bis zum Umbau des Rathauses in diesem 2. Stockwerk.

Die Stirnseite (siehe ganz oben; Foto Michael Bierl) zeigt einen Einzug des Kaiser Karls IV. im Jahre 1364.

Kaiser Karl IV.,
hoch zu Ross, nähert sich
der Stadt Auerbach,
die er 1373 zur Hauptstadt
von Neuböhmen machte.
Gleichzeitig richtete er
ein Landgericht ein und ließ
ein Jahr später das Schloss
errichten.

Rechts machen Bürgermeister
und Räte dem Herrscher
ihre Aufwartung.
Im Hintergrund
ist das mittelalterliche Stadtbild
Auerbachs mit Kirche, Rathaus,
  Schloss, Mauerring, Türmen und
Toren gut zu erkennen.

Übrigens haben Bürgermeister, Räte und andere Männer der Stadt Maler Haimerl bei seiner Arbeit Modell gestanden, und sind so, wenn auch anders als Stadtsekretär Lodes, ebenfalls verewigt.

Unterhalb des Gemäldes "Begrüßung Kaiser Karls IV. durch den Rat der Stadt Auerbach anno 1364" sind noch das bayerische und das pfälzische Wappen in den umlaufenden Fries gemalt.

Bemerkenswert ist auch der große, kunstgeschmiedete Deckenleuchter, der in der Mitte des Saales hängt; er soll aus einer Münchner Werkstätte stammen.

Da das Licht bei den Ratssitzungen nicht ausreichte, wurde vor einigen Jahren zusätzlich eine moderne Halogenbeleuchtung eingebaut.

Im Jahre 1980 wurden die Gemälde des Sitzungssaales von einem Kirchenmaler aufgefrischt. Dabei wurden auch die Wappen der bis 1978 selbständigen Gemeinden Michelfeld und Nitzlbuch angebracht; die anderen eingemeindeten Orte führten keine eigenen Wappen.

Wie schon gesagt,
Ludwig Haimerl
hat den Sitzungssaal
des Auerbacher Rathauses
bei der Sanierung 1927-1929
so herrlich ausgemalt.

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Die letzte umfangreiche Generalsanierung des Auerbacher Rathauses fand 2017 bis 2019 statt. U.a. wurde ein Aufzug eingebaut und der Sitzungssaal mit modernen Möbeln und einer neuzeitlichen Kommunikationsanlage ausgestattet. Der Geschäfts- und Sitzungsbetrieb war während dieser Zeit ausgelagert.
Am 29. März 2019 wurde unser Rathaus offiziell mit einem Festakt incl. ökumenischer Segnung den Bürgern wieder übergeben. (srz)

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Wagner, Richard (1813-1883)
Einzug der Gäste, aus Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg

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Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
Hier
oder telefonisch über 09643 683
können Sie mich erreichen,
auch für Führungen im Sitzungssaal
außerhalb der Öffnungszeiten
des Auerbacher Rathauses!

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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 5. März 2024

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