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Ranna hat das schönste
Feuerwehrhaus im Landkreis! (nn)
Ranna
Seit dem 1. Januar 1972 gehört
Ranna zur Stadt Auerbach i.d.OPf. Die Ortschaft mit zuletzt den Ortsteilen
Lehnershof, Rauhenstein,
Rußhütte und Ranna
liegt ca. 6 km (Luftlinie) südwestlich vom Rathaus Auerbach entfernt
(Luftbild
aus BayAtl) und hat 257 Einwohner. (Stand 1.6.2018)
Die Einöden Hunger und Pechhof waren schon vorher
eingegangen. Zur nach dem Gemeindeedikt (17. Mai 1818) gegründeten
Ruralgemeinde
Ranna gehörten ursprünglich Hunger, Lehnershof, Pechhof, Ranna, Rauhenstein und
Rußhütte.
Auf dieser alten Karte habe ich die Ortsteile der früheren
Gemeinde Ranna markiert.
Die Rußhütte ist als Ruhsbrenner bezeichnet.
Letzter Bürgermeister von Ranna
war seit 1945 Karl Winter (1919-1971).
Er verunglückte im Oktober 1971 tödlich.
Ihm zur Seite standen zuletzt die Gemeinderäte
Josef Bachmann, Bruno Fraas, Franz Graf,
Fritz Maul, Hans Regn und Franz Winter.
Fritz Maul führte als 2. Bürgermeister die Geschäfte
nach dem Tod von Karl Winter am 14.10.1971.
(Foto aus 5) |
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Der
Auerbacher Chronist Joseph Köstler (1849-1925) hat in Band XIX seiner 27-bändigen
handgeschriebenen Chronik viel über das Werden von Ortschaft,
Hammer und Magdalenenkapelle niedergeschrieben. Seine Ausführungen liegen neben
anderen Quellen dieser kurzen heimatkundlichen Abhandlung zu Grunde. (1)
Frühe Besiedlung
Ohne Zweifel wurde die Landschaft entlang der Pegnitz schon lange vor unserer
Zeitrechnung von Menschen besiedelt, wenn auch sicher nur sehr sporadisch. Die
Erforschung der Vor- und Frühgeschichte unserer Heimat ist auf Funde als
Zeugnisse für diese Epochen angewiesen, und solche wurden auch im Raum Ranna
gemacht.
So öffnete man z.B. in den Jahren 1906 bis 1908 in der Flur Weißer Brunnen über
dem Ohrental südöstlich von Lehnershof fünf Grabhügel, leider zum Teil recht
unsachgemäß. Die dabei gemachten Funde stammen aus der älteren Eisenzeit
(auch Hallstadtzeit, etwa 800 bis 450 v. Chr.) und der Jüngeren Eisenzeit (auch
Latene- oder Keltenzeit genannt, etwa 450 v. Chr. bis Christi Geburt).
Die Gründung von Ranna ließ jedoch noch einige Jahrhunderte auf sich warten.
Erste Nennung von
Ranna
Als
1119 von Bischof Otto dem Heiligen das Kloster Michelfeld gegründet wurde,
scheint der Ort Ranna noch nicht existiert zu haben, denn er ist nicht unter den
zahlreichen Stiftungsgütern aufgeführt.
Ranna wird wohl zum erstenmal im Bamberger Salbuch von 1320 namentlich genannt.
Dort heißt es: „Jährlich zweimal und zwar an Walpurgis und an Michaelis soll
der Bischof oder sein Beamter im
Orte Ranna Forstgericht halten.“
Der Ortsname
Ranna
Der
Name „Ranna“ kommt sicher nicht vom lateinischen Wort rana (der Frosch), wie
einige Etymologen vor allem in den vergangenen Jahrhunderten meinten. Eine „Rone“
war vielmehr „ein Baumstamm, besonders ein vom Wind samt den Wurzeln
ausgerissener“. (Schmeller, Bayerisches Wörterbuch von 1877)
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Durch Lautwandel wurde daraus dann Rana, womit man eine Baumleiche, d.h. einen
von Sturm oder Schnee zu Boden geworfenen und unbenützt liegen bleibenden
vermodernden Baumstamm bezeichnete. Das Waldgebiet an den Pegnitzufern, das
lange Zeit mit solchen Ranen bedeckt war, nannte man einfach „die Ranna“.
Die
Hammergründung
1391
erlaubte König Wenzel von Böhmen bzw. Worsiboy von Swynars, „des Kunigs
Haubtman in seiner Herschaft in Bayern“, dem Auerbacher Bürger „Hartman dem
Fugler und Margarethen seiner Wirtin, in dem walde gelegen an der Pegnitz und
genant zu der Rann“, eine Hammerstatt zu bauen.
Diese für Ranna sehr bedeutende Urkunde wurde am 16. Oktober 1391, „an Sant
Gallen tag des Heiligen Abts“, ausgestellt. Ihr Original liegt im städtischen
Archiv im Rathaus. In ihr wurde dem Hammer Ranna von der Krone Böhmens auch das
Recht eingeräumt, alles Bau- und Brennholz unentgeltlich aus dem Wald des Königs,
gemeint ist der Krottenseer Forst, zu nehmen, sowie umfangreiche Rodungen zu tätigen.
Dafür musste man jährlich 10 fl (Gulden) an das königliche Kastenamt Auerbach
entrichten.
Ruprecht von der Pfalz, der nach der Absetzung Wenzels deutscher König (1400 -
1410) wurde, bestätigte schon ein Jahr nach seiner Thronbesteigung alle
Privilegien des Hammers Ranna.
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Ruprecht I. (* 5. Mai 1352 in Amberg;
†
18. Mai 1410 Burg Landskron bei Oppenheim),
aus der Dynastie der
Wittelsbacher
war von 1400 bis 1410 römisch-deutscher
König
und als Ruprecht III. von der Pfalz
von 1398 bis 1410 Kurfürst der
Pfalz.
"Ruprecht König des Römischen Reich
An Würden hoch war hart sein gleich
Von Nürnberg ein Burgkgrevin
War sein vermelte Königin" |
Kurz
vor dem Ende des 14. Jahrhunderts dürfte sicher auch das erste Kirchlein in
Ranna gebaut worden sein, das von Anfang an
die heilige Maria Magdalena als Patronin der Hammerschmiede geweiht war. Es lag bestimmt unweit des Hammers, also näher an der
Pegnitz als die heutige Kapelle.
Verschiedene
Hammerherrn
In der
Folgezeit wechselten die Besitzer bzw. Betreiber des Hammers Ranna öfter. So
erwarb z.B. 1402 der Auerbacher Bürger Peter Peßler (auch Pestler geschrieben)
von Hartmann Fugler das Hammerwerk. Im gleichen Jahr erteilte ihm König
Ruprecht den entsprechenden Erbbrief. Der Hammer scheint gut gegangen zu sein,
denn 1410 stellte Pfalzgraf Johann, seit 1404 Herr über unsere Gegend, dem
Peter Peßler einen Schuldbrief über 100 fl aus, die dieser dem
Herzog geliehen hatte und wofür er und seine Erben Kohlen brennen
durften im herrschaftlichen Wald.
1427 gewährte Johann, der in Neumarkt und Neunburg vor dem Walde residierte,
dem Peter Peßler und seinen Nachkommen auf dem Hammer sogar die
Edelmannsfreiheit. Zugleich erlaubte er die Errichtung einer Schenke. Im nämlichen
Jahr stiftet Peßler ein Messbenefizium in der Pfarrkirche Auerbach, die
sogenannte Pestlermesse.
Mosenberg und
Lehnershof
Diese
beiden Orte entstanden später als Ranna, erst in der 2. Hälfte des 15.
Jahrhunderts. Zumindest ihre Anfänge seien in diese heimatgeschichtliche
Abhandlung mit aufgenommen, denn die Bewohner von Mosenberg und Lehershof
besuchen „ihr Magdalenenkirchlein“ seit eh und je.
Andreas Dimler, engagierter Heimatkundler (+2009), schreibt in Marktgemeinde Neuhaus 'Gestern und Heute': "Im Gegensatz zu vielen Dörfern
der weiteren Umgebung ist das Alter von Mosenberg ziemlich genau bekannt. Wir
erfahren nämlich in einer Urkunde, daß der Bamberger Bischof Georg als
Landesherr 1450 die Rodung eines größeren Waldgebietes erlaubte. ... In einer
Denkschrift beschwerte sich die Kurpfalz beim Hochstift Bamberg, weil es wieder
Rodungen erlaubt habe und so die Nutzung der Veldener, Viehöfer und
Betzensteiner auf den Wald geschmälert würde. In der erwähnten Schrift werden
Rodungen 'bei dem Fischstein für 5 Güter, beim Rauhenstein am Plecher Steig
auch ein merklich Stück Wald, der Mösenperg von der Rannan bis zum Schrott für
10 oder 11 Herdstätten und Güter, ferner ein Dorf zu Höfen mit 12 Gütern'
genannt.“ (3, Seite 45)
Lehnershof dagegen ist eine kurpfälzische Gründung. 1475 nämlich erteilte
Pfalzgraf Otto II. von Neumarkt dem Ulrich Lehner (auch Löhner) die Erlaubnis,
diesen Hof zu gründen und durch Rodung von 15 Morgen (ein bayer. Morgen war ca.
0,34 ha) Wald Äcker und Wiesen zu schaffen. Lehner erhielt zugleich durch einen
Erbbrief das Recht, sich aus dem kurfürstlichen Wald das nötige Bau- und
Brennholz zu nehmen. Der jeweilige Hofbesitzer sollte dafür an das Kastenamt
Auerbach abgabepflichtig sein.
Der Schienhammer
Ranna
Auch
wenn es über die Geschichte von Mosenberg und Lehershof sicher noch manch
Interessantes zu berichten gäbe, kehren wir doch wieder zurück zum Hammer
Ranna und seinem Kirchlein.
1488 findet man den Hammer Ranna in der oberpfälzischen Hammereinung als
Schienhammer eingetragen, d.h., hier wurde das Eisen im Schmelzofen gewonnen und
dann zu Schienen verarbeitet. Ein Blechhammer dagegen, wie z.B. im gleichen Jahr
der in Steinamwasser, verarbeitete diese Schienen weiter; meistens war ihm auch
ein Drahthammerwerk angeschlossen.
Um 1500 scheint der Hammer Ranna abgebrannt zu sein. Er gehörte damals immer
noch den Peßler (auch Pestler oder Bestler; siehe oben im Kapitel Verschiedene
Hammerherrn). Eine entsprechende Urkunde dazu sagt: "Heintz
Bestler, seine Ehefrau Margreth und der Sohn Wolf Bestler nehmen in ihrer
Streitsache mit Hans Lewpolt zu Peteraw und Hans Meyler zu Getzelßberg,
Untertanen des Deutschen Hauses zu Nürnberg, die sie in Verdacht hatten, an der
Niederbrennung ihres Hammers zu dem Rannen und verschiedener Güter ihrer
Untertanen beteiligt gewesen zu sein, den Spruch des Nürnberger Rates an,
wonach auf die gegenseitigen Ansprüche verzichtet wird und sie versprechen, den
gefangen gesetzten Deutschordenshintersassen Diepolt Sibenkeß in der Aw zu
Semelßdorff ohne Entschädigung auf Urfehde zu entlassen. Vertreter des
Deutschen Hauses ist Wolfgang v. Eysenhoven, Statthalter der Ballei Franken und
Komtur zu Ellingen. - Siegler: Heinz Bestler und Clement v. Wisentaw." (2)
Erst 1507 ging das Hammergut Ranna durch Verkauf von den Pestlern an die
adeligen Gebrüder Paul und Pankratz Stieber über, deren Stammsitz in
Buttenheim bei Hirschaid lag. 1513 kam es dann durch Vererbung an den Bamberger
Domdechanten Georg Stieber, der es zusammen mit den Kindern des Paul Stieber in
der Folgezeit besaß.
Diese alte Zeichnung
von 1522/23 zeigt von oben
nach unten dem Lauf der Pegnitz nach die drei an dieser gelegenen Hämmer Fischstein,
Rauhenstein und Ranna.
Auerbach erwirbt
den Hammer
Anno
1530 kaufte die Stadt Auerbach von Hans Stieber das Hammergut Ranna um 3.300 fl.
Da der Hammer sehr heruntergewirtschaftet war, musste er neu aufgebaut und
eingerichtet werden, was der Stadtkasse weitere 2000 fl kostete.
So wie die Vergrößerung aus der obigen
Skizze von 1522/23 zeigt sah der Hammer Ranna wohl nach der Neuerrichtung durch
die Stadt Auerbach zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus. Das Hammerhaus muss schon
ein imposanter und mit Mauer und Turm bewehrter Bau gewesen sein. (Zur
Verdeutlichung ist hier die Pegnitz blau eingezeichnet.)
Die Stadt Auerbach betrieb das Hammerwerk Ranna zunächst recht schwunghaft. So
war z.B. Bürgermeister Balthasar Weißmann 1572 Verwalter der städtischen Hämmer
Ranna und Steinamwasser. Auch in den folgenden Jahren bis 1628 waren die Bürgermeister
Sebastian Held, Erasmus Kotz, Paulus Schreiber und Georg Niller zugleich auch
Hammerwerksverwalter von Ranna; ihre Wappenbilder sind an der Decke der
Friedhofskirche St. Helena in Auerbach zu sehen.
In Ranna waren 1618 zwei Bauern oder besser gesagt Pächter. Der vordere Bauer
hatte 43 Tagwerk Feldbau gegen Fischstein zu, der hintere 43 Tagwerk Richtung
Lehnershof. Zum Hammer selbst gehörten 54 Tagwerk Wiesen und immerhin 28 Weiher
unterschiedlicher Ausdehnung; der größte Weiher umfasste 16 Tagwerk. In dieser
Zeit tauchen erstmals auch eine Mühle und eine Schneidsäge in Ranna auf.
Auch scheint die Ansiedlung zumindest teilweise (siehe auch obige Skizze von
1522/23!) eingefriedet gewesen zu sein, denn in einer
Waldrechnung von 1619 über die kostenlose Abgabe von Holz an die Bewohner heißt
es: „Nach Ranna innerhalb der Mauern wurde 1619 Holz abgegeben.“ In besagter
Rechnung folgen die Namen und Holzmengen der einzelnen Empfänger.
Der 30-jährige
Krieg
Wie
alle Orte unserer Gegend hatte natürlich auch Ranna während des 30-jährigen
Krieges (1618-48) schwer unter den häufigen Truppendurchzügen zu leiden, die
meistens verbunden waren mit Plünderung, Brandschatzung und anderen Belästigungen
für die Bevölkerung. Kurz nach Kriegsende schrieb 1650 deshalb der Auerbacher
Magistrat folgenden Schadens- und Zustandsbericht an die Regierung nach Amberg:
„Auf dem Hammer Ranna sind im Kriegswesen die 2 Bauernhäuser, die Stallungen,
eine Schmiede, die Hütten und der Wasserbau gänzlich zu Grund gegangen. Die
anderen Gebäude des Hammers Ranna sind auch ruiniert, weil alle Fenster und Öfen
ausgebrochen wurden, das Eisenwerk und selbst die Glocken hinweggenommen worden
sind.
Am Feldbau allein hat man 3.000 fl Schaden gelitten, weil die Felder seit 22
Jahren fast nimmer bebaut wurden. Der Schaden vom Hammerwerk, weil es 12 Jahr
ganz öd gestanden ist und die übrige Zeit nur schlecht betrieben werden
konnte, beträgt mindestens in den 22 Jahren die Summe von 13.200 fl. Das
Fischwasser der Pegnitz und besonders das Forellenwasser ist öfters gänzlich
ausgeraubt worden.“ (1)
Wiedererrichtung
des Hammers
Im Frühling
1661 wurde auch das alte Hammerwerk in Ranna wieder repariert und ein neuer
Hammer mit eigenem neuen Zulauf errichtet. Der neue Schmiedehammer wurde in Lauf
angefertigt, wog 280 Pfund und kostete 14 fl pro Zentner. 1667 fertigte der
Balgmacher Adam Schwebl von Birkhof bei Murrach dazu neue Blasbälge.
Das Hammerwerk Ranna konnte seinen Betrieb wieder aufnehmen, die glanzvollen
Zeiten kehrten allerdings nach dem 30-jährigen Krieg nicht mehr wieder.
Die Fischzucht
Neben
dem Handel mit Eisen und Eisenprodukten war für die Stadt auch die
Fischwirtschaft finanziell interessant. Die Verpachtung der Gewässer brachte nämlich
ebenfalls Geld in den Stadtsäckel, wie eine Aufstellung aus dem Jahre 1718
zeigt:
Die Karpfenweiher von Ranna hatte der Auerbacher Bürgermeister Johann Georg
Gutmann um 30 fl gepachtet. Das fließende Wasser der Pegnitz, das zu den drei
städtischen Hammergütern Ranna, Rauhenstein und Fischstein gehört, war
mitsamt den zwei Aalkörben, dem Franzenweiherl und einem neu hergerichteten
Weiher bei Rauhenstein um 30 fl pro Jahr an den Peter Winter und Michl Knapp,
beide von Ranna, mit der Bedingung verpachtet, dass alle gefangenen Forellen um
15 kr pro Pfund an die Stadtkammer abgegeben werden müssen. Die gefangenen
Hechte und Karpfen durften die Pächter anderwärts verkaufen. Vertragsgemäß
lieferten die Pächter im Jahre 1718 an die Stadt 97 Forellen im Gewicht von 148
Pfund ab. „Die Stadt aber verehrte fast alle Forellen gewissen Herren der
Regierung in Amberg, weil man in jener schönen guten alten Zeit ohne
Schmieralien nie zu seinem Recht kommen konnte.“ bemerkt Köstler.
Die Gesamteinnahme der Stadtkammer vom Hammergut Ranna betrug in diesem Jahre
1718 immerhin 587 fl.
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Wahrscheinlich
könnten uns diese uralten
Linden
neben dem Feuerwehrhaus in Ranna
viele interessante Begebenheiten
der Ortschaft erzählen;
die Baumriesen sollen
ein Alter von über 300
Jahren haben.
"Die Tanzlustigen des Dorfes
konnten sich auf einem Tanzboden
in luftiger Höhe vergnügen.
Dieser war
in mehreren Metern Höhe
zwischen vier Lindenbäumen aufgehängt.
Mit
Hilfe einer Seilrolle
wurde das Bier nach oben gezogen." (4, Seite
37) |
Die Freiwillige Feuerwehr Ranna lädt jedes Jahr zum traditionellen
Lindenfest ein - zwei der alten "Tanzlinden" bzw.
deren Nachfolger stehen noch.
(Liste anderer Tanzlinden)
Ortschaft
Ranna
Rund um
das eigentliche Hammerwerk hatten sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche
Menschen angesiedelt: Ranna war ein richtiges kleines Dorf mit etwa einem
Dutzend Wohngebäuden geworden. Die folgende Aufzählung der Häuser und ihrer
Bewohner im Jahre 1762 gibt Aufschluss darüber.
Das Wirtshaus hatte Leonhard Reger gepachtet, den hinteren Hof Hans Georg
Winter, den vorderen Hof Peter Winter, die Hammermühle Mathias Ziegler. Das
Hammerschmiedshäusl bewohnten der Zerrennmeister Johann Kaundorfer und der
Schmiedemeister Michael Köppl, das Kohlenmesserhäusl die Anna Hubmeierin, das
vordere Schmiedhaus der Schmiedknecht Erhard Kohl, der Aufgießer Johann Konrad,
die Tagwerker Georg Konrad und Hans Krieger sowie Elisabeth Hubmeierin,
Meilerbrennerswitwe. Im großen Schloßhaus wohnten die Tagwerker Georg Eckert
und Martin Konrad, sowie die Witwe Katharina des Peter Konrad. Hans Kohl schließlich
lebte als Hirt mit seiner Familie im Hirthaus.
Der Müller Karl
Bauer
Von
1805 bis 1829 hatte der Rittergutsbesitzer Jakob von Sonnenburg (er war
1818-1824 Bürgermeister in Auerbach) das Hammerwerk Ranna von der Stadt
gepachtet. Er zahlte jährlich 330 fl Pacht. In dieser Zeit wurden das
Hammerhaus und die Taglöhnerhäuser neu errichtet.
1807 verkaufte die Stadt auf Befehl der Regierung das Mühlanwesen nebst
Schneidsäge, Feldern, Wiesen und Forstrecht an den bisherigen Pächter Georg
Bauer, der bei der Versteigerung mit 4.137 fl der Meistbietende war.
1824-1850 war Karl Bauer, ein Sohn des Vorbesitzers, Eigentümer der Mühle. Er
hatte 1829-1850 auch das Hammerwerk gepachtet und brachte es zu einem
bedeutenden Vermögen. Bei seinem Tode 1850 bestimmte er testamentarisch mit der
großen Summe von 16.000 fl die Errichtung einer „Aussteuerstiftung“.
„Nach dem Stiftungsbrief soll jedes Kind, das ehelich in Ranna geboren wird,
sich in sittlicher Beziehung gut aufführt und, wenn es mindestens 20 Jahre als
ist und heiratet, aus den Stiftungsrenten als Aussteuer oder Heiratsgut 200 fl
(342 M) bekommen. Die Stiftung soll nur für die Ortschaft Ranna, nicht für die
Gemeinde Ranna bestimmt sein und das Stiftungskapital soll, so lange in Ranna
wenigstens drei ansässige Familien vorhanden sind, auch im Orte selbst
verwaltet werden. Der Stiftungszweck war eigentlich die Eindämmung der
Unsittlichkeit unter dem jungen Hammervolk. Die Aussteuer sollte nach Meinung
des Stifters eine Prämie sein für die gute sittliche Aufführung bis zum
Hochzeitstag.“ Mit diesen Worten beschreibt Köstler die Stiftung Karl Bauers
von 1851.
Die Schule in
Ranna
Jahrhundertlang
hatten die Kinder von Ranna keine Schule am Ort. Nach Einführung der
allgemeinen Schulpflicht in Bayern von 1802 sollten sie nach Auerbach gehen.
Wegen der großen Entfernung und auch der Nachlässigkeit der Eltern geschah
dies aber entweder gar nicht oder höchst unregelmäßig. 1839-44 sollten die
Rannicher Kinder deshalb nach Neuhaus. Da die dortige Schule schon übervoll war,
war man ganz froh, dass die Hammerkinder es nicht so genau nahmen mit dem
Schulbesuch.
1843 allerdings wurde es ernst, denn die Regierung ordnete die Errichtung eines
Schulverweserpostens in Ranna mit einem eigenen Schullokal an. Die Stadt
Auerbach musste den Lehrer mit jährlich 25 fl entlohnen und als Schulraum und
Lehrerwohnung den Anbau des großen Hammerhauses abtreten. Am Nikolaustag 1843,
dem 6. Dezember also, war dann der erste Schultag in Ranna. Als 1862 das
Hammerhaus abgebrochen wurde, musste die Schule vorübergehend nach Rauhenstein
übersiedeln.
1867 wurde in Ranna erstmals ein eigenes Schulhaus errichtet bzw. wohl in einem
schon bestehenden Haus eingerichtet.
Dieses 1. Schulhaus in Ranna
(Foto aus 4, Seite 37)
wurde 1931 gründlich
um- und ausgebaut. |
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Das Gebäude
im Hintergrund des folgenden Fotos zeigt das Schulhaus in Ranna nach 1931/32. Nach einigen
kleineren Umbauten blieb es bis 1967 Schulhaus, und war danach ein Teil des Alten-
und Pflegeheimes St. Antonius.
Auf
diesem Foto (Archiv Beier) von 1959 sind alle Schülerinnen und Schüler mit
ihren beiden Lehrkräften Hauptlehrer Alois Philipp (+) und Junglehrerin
Barbara
Beier (1928-2019), sowie das Schulhaus von Ranna zu sehen.
Das Ende des
Hammers Ranna
Nach
dem Tode von Karl Bauer kaufte die Stadt
Auerbach 1850 das Mühlanwesen in Ranna um 6.500 fl wieder zurück und
verpachtete es an den Müller Johann Siegert von Metzenhof.
Die oberpfälzische Eisenindustrie aber konnte insgesamt mit den großen
Eisenwerken vor allem im damaligen Westfalen und in der Steiermark nicht mehr
konkurrieren. Von den vielen einheimischen Hochöfen erlosch einer nach dem
andern. In Ranna wurde zwar fleißig das viele Rechtholz verpulvert, dafür aber
verhältnismäßig wenig Eisen produziert. Auf Drängen der Regierung und vor
allem der Forstverwaltung, die den großen Holzverbrauch beklagte, verkaufte
Auerbach schließlich 1859/60 die Hämmer Ranna und Fischstein an den Staat. Bürgermeister
Leonhard Neumüller nahm am 21. Juni 1860 in Regensburg dafür 80.750 fl in
Silber bar entgegen und transportierte das viele Geld in einer festen Holzkiste
auf einem einfachen Leiterwagen nach Auerbach.
Die meisten der alten Hammergebäude wurden in den folgenden Jahren abgebrochen.
Der Müller Georg Michl Rauh von Zogenreuth erwarb 1865 den Rest des Gutes und
betrieb die Mühle weiter, die in den Folgejahren häufig von Bränden
heimgesucht wurde.
Der Bahnhof Ranna auf einer Ansichtskarte um 1950
Der Erztransport
Fast gleichzeitig mit dem Ende des uralten
Hammerwerkes wurde Ranna durch den Bau der Eisenbahnlinie Nürnberg-Schnabelwaid
1870 bis 1876 an den Schienenverkehr angebunden; der Bahnhof Ranna wurde am 15. Juli 1877 seiner Bestimmung übergeben.
Der Genauigkeit halber sei erwähnt, dass der Bahnhof Ranna in der
Nachbargemeinde Mosenberg und damit in Franken lag; wahrscheinlich war der
Stationsname Mosenberg einfach zu lang.
Und schon war Ranna wieder mit dem Eisenerz in Verbindung, denn von Auerbach
nach Sulzbach-Rosenberg zur Verhüttung führte dessen Weg nun über den Bahnhof
Ranna. Da der Transport mit Fuhrwerken sehr unwirtschaftlich war, ließ die Maxhütte
1882/83 von Auerbach bis Ranna eine Drahtseilbahn errichten, die mit 8,5 km Länge
als die längste in Deutschland bezeichnet wurde. Auf der Hohen Tanne baute man
eine Zwischenstation mit einer Dampfmaschine. Der dort eingesetzte Maschinist
erhielt ein eigenes Haus, welches bald auch die Erlaubnis zum Bierausschank
bekam, und heute noch als Gasthaus betrieben wird.
Als 1903 vor allem auf Betreiben der Maxhütte die Lokalbahn Auerbach - Ranna
eingerichtet wurde, stellte man den Betrieb der Drahtseilbahn ein und baute sie
ab.
Doch auch die Lokalbahn gehört heute bereits der Geschichte an, denn im Februar
1970 wurden der Personenverkehr und im Mai 1982 der gesamte Schienenverkehr
eingestellt. Die Stadt Auerbach erwarb die gesamte Bahntrasse, und der Forst richtete auf Teilen
davon einen Fuß- und Radweg ein.
Der letzte Zug wurde im Bahnhof Ranna im Juni 1992 abgefertigt.
Die „Villa“
in Ranna
1899
erwarben die jüdischen Kaufleute Mager und Schopflocher, Besitzer der
gleichnamigen Bronzefabrik in Fürth, das Mühlenanwesen in Ranna. Anstelle der
Mahl- und Sägemühle richteten sie zwei Jahre später ein Metallhammerwerk und
eine Bronzefarbenfabrik ein.
Ganz
links auf diesem Foto (ca. 1900; Archiv G. Krapf) ist das ehemalige Müllerwohnhaus
zu sehen, daran rechts angebaut die vormalige Kunstmühle. In den Gebäuden
befand sich jetzt das Metallhammerwerk. Beide Gebäude brannten 1913 ab und
wurden durch den Neubau einer Bronzefarbenfabrik ersetzt. Auf dem Bild vorne
stand ursprünglich die Säge. An ihrer Stelle haben die Gebr. Schopflocher eine
Bronzefarbenfabrik mit Kesselhaus und Dampfmaschine eingerichtet, ab 1914 wurde
das Gebäude dann als Aluminiumbronze-Fabrik genutzt.
Diese Fabrikgebäude (Foto aus 4, Seite 43)
stammten wohl noch aus dem 19. Jahrhundert und mussten erst den Neubauten des
Wellpappenwerkes Ranna (siehe weiter unten) ab 1965 weichen.
Als im Juli 1911 das alterwürdige
Wirtshaus in Ranna abbrannte, errichtete Julius Schopflocher an seiner Stelle das schöne
Fachwerkhaus. Die so genannte "Villa" diente zunächst als Wohn- und Verwaltungsgebäude.
Die
Villa in Ranna ist ein Gebäude mit viel Charme,
war aber leider über Jahre in einem
nicht guten Zustand.
Nach einer gründlichen Sanierung
eröffneten im August 2013 die neuen Eigentümer
das Kultlokal GrenZZoigl Ranna
„Nach dem Niedergang dieser Firma übernahm etwa 1931 oder 1932 die EWAG Nürnberg
(...) das gesamte Betriebsgelände mit dem Haus und vermietete die Firma an
Rudolf Sauerstein, der unter dem Firmennamen Orba ebenfalls Lacke und Farben
herstellte. Sauerstein stammte aus Leipzig und betrieb diese chemische Fabrik
bis 1960, allerdings mit Unterbrechung. Sauerstein wohnte bis zuletzt in diesem
Haus. ... Noch vor dem Frankreichfeldzug, der im Mai 1940 begann, wurden im März
oder April in das Haus Truppen einquartiert. Die berittenen Soldaten mußten
jeden Abend zum Appell antreten . ... Nach Ende des Krieges übernahm wieder
Rudolf Sauerstein die Firma, die 1960 Konkurs anmelden mußte. Nach Auflösung
der Orte Rauhenstein und Fischstein wurde etwa 1962 das Haus mit Mietern belegt,
die die aufgelösten Ortschaften verlassen mußten.“ (4, Seite 41)
Die
Feuerwehr Ranna
Auf Anregung des damaligen 1. Bürgermeisters Karl Winter wurde am 16. Juli 1949
die Freiwillige Feuerwehr Ranna ins Leben
gerufen. Weitere Gründungsmitglieder in dieser schweren Nachkriegszeit waren
Dahl Otto, Dietrich Hans, Gößwein Johann, Graf Hans, Holzmann Alois,
Lochschmidt Erwin, Lochschmidt Franz, Maul Georg, Prößl Hans, Regn Hans,
Scheibeck Franz, Winter Franz, Winter Hans und Winter Richard. Einen Monat
später trat Josef Bachmann als "erstes Neumitglied" bei.
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Ein wichtiger Meilenstein
in der jungen Geschichte
der Feuerwehr Ranna
war die Einweihung
des auch mit großer
Eigenleistung der Mitglieder
erstellten Gerätehauses
am 11. September 1988.
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Ihr
60. Gründungsfest
mit Fahrzeugweihe beging die Wehr am 20. Juni 2010.
Das
Wellpappenwerk
Im
November 1965 nahm nach größeren Um- und Neubauarbeiten auf dem Gelände der
alten Mühle das Wellpappenwerk Ranna seinen Betrieb auf. Fast 20 Jahre lang bis
1984 fanden darin zahlreiche Menschen Arbeit und Brot.
Konsul
Konrad Ströbel,
der Inhaber des Wellpappenwerkes
und Ehrenbürger (1971) von Ranna,
(Foto aus 5)
ließ 1969 auch das Hochhaus
errichten.
1984 verlegte er den Firmensitz
nach Eschenbach i.d.OPf.
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Das Fabrikgelände gehörte seit 1988 der Kaiserbräu in Neuhaus, die
es einige Jahre später an die EWAG verkaufte, welche es wiederum gegen Ende des
20. Jahrhunderts abreißen ließ.
Dieses Foto (aus 6) zeigt die Fabrikhalle kurz
vor ihrem Abbruch. Links ist das 1988 eingeweihte Feuerwehrhaus Ranna zu sehen,
das mit großem Einsatz der Feuerwehrkameraden durch die Stadt Auerbach
errichtet wurde.
Das
Hochhaus (links), das ursprünglich reinen Wohnzwecken diente, wurde zum "Alten- und Pflegeheim
St. Antonius" umfunktioniert. Auch das frühere Schulgebäude (ganz rechts)
wurde durch einen Verbindungsbau mit einbezogen. Hier fanden bis 2008 etwa 100 Pflegebedürftige eine
Heimat und einige Einheimische einen Arbeitsplatz. Nach einer gründlichen
Sanierung befindet sich hier seit 2013 ein modernes Alten- und Pflegeheim, das
Pflegezentrum Auerbach-Ranna.
Nach langen
Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern konnte die Stadt Auerbach, zu der
Ranna seit 1972 gehört, im Frühjahr 2002 den lang ersehnten Fuß- und Radweg
vom Ort zur Magdalenenkapelle auf dem Löhnersberg errichten. Damit wurde der
Weg zur Kirche sicherer und angenehmer.
Noch
Vieles wäre aus der Vergangenheit des alten Hammers Ranna und der sich um ihn
im Laufe der Zeit entstandenen Ortschaft gleichen Namens zu sagen. Eines kann
auf jeden Fall festgestellt werden: Das Magdalenenkirchlein
hat die Stürme
der Jahrhunderte überdauert und ist heute wieder stolzer Mittelpunkt des Dorfes!
Bei
der Magdalenenkirche steht das Kriegerehrenmal der Pfarrgemeinde. Es wurde 1958
eingeweiht, und wird von
der örtlichen Kriegerkameradschaft Mosenberg-Ranna liebevoll erhalten und gepflegt.
Das Ehrenmal im Nachbarort Mosenberg wurde bereits 1923 aufgestellt.
Besonders am Vorabend des Volkstrauertages versammeln sich an beiden Mahnmalen
zusammen mit den Vertretern der Gemeinden Auerbach und Neuhaus die örtlichen
Vereine und zahlreiche Einwohner, um ihrer Gefallenen und Vermissten zu gedenken und
für den Frieden zu demonstrieren.
verwendete
und weiterführende Quellen
1 |
Köstler,
Joseph, Kirchen- und Schulgeschichte, Band
XIX, (S. 318 ff),
Lagerort Archiv der Stadt Auerbach |
2 |
Staatliche
Archive Bayern |
3 |
Dimler,
Andreas, Marktgemeinde Neuhaus 'Gestern und Heute', Neuhaus 1989 |
4 |
Klier,
Monika und Wolfgang, Ranna, in Festschrift 40 Jahre Feuerwehr
Ranna, Ranna 1988 |
5 |
Archiv
Hans Winter, Rauhenstein |
6 |
Archiv
Udo Wilke, Ranna |
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Schnelbögl,
Fritz, Auerbach in der Oberpfalz,
Auerbach
1976 |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 7. Juli
2022
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
Hier können Sie mich erreichen!
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