Die
Stadtschreiber von Schenkl
Nach intensiver Suche gelang es der Stadt, im
September 1703 den Johann Mathias Schenkl aus Amberg als Stadtschreiber in
Auerbach zu gewinnen. Mit ihm begann eine Ära von rund acht Jahrzehnten, in
denen die Schenkl unsere Stadt prägten.
Familienwappen der von Schenkl im
Sitzungssaal des
Rathauses Auerbach
Johann
Mathias Schenkl
Johann Mathias Schenkl war ein musterhafter
Stadtschreiber, was nicht zuletzt aus seinen Rechnungen und Akten, die noch
zahlreich im städtischen Archiv vorhanden sind, ersichtlich ist.
Aus seiner Amtszeit sind auch einige kuriose Dinge
überliefert, die aber einen Einblick in das Leben vor knapp 300 Jahren ermöglichen.
So hat z.B. im Februar 1708 der Metzger Kraft von Haus Nummer 237 (heute
Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 1) den Stadtschreiber Schenkl wegen seiner
Korrektheit „kreuzweis auf die Firmung geladen“. Zur Strafe für diese
Beleidigung wurde er zwei Tage lang in den Kollerer, einen Stadtmauerturm mit
der alten Hausnummer 48 (heute Pfarrstraße 15, vor kurzem abgebrochen),
gesperrt. Seine Frau forderte daraufhin sämtliche Ratsherrn auf, ihr „den
Hintern zu lecken“.
Natürlich blieb auch dies Ungebührlichkeit nicht ungestraft: „Anderen zum
Abscheu hat man des Kraftens Weib mit anhängender Geige vom Stadtknecht dreimal
ums Rathaus führen lassen.“, heißt es im Ratsbuch von damals.
Mit solchen Halsgeigen wurden früher vor allem Frauen bestraft,
wenn sie sich z.B. zu Beleidigungen hatten hinreißen lassen.
Unten eine Doppelgeige für gleichzeitig zwei Delinquentinnen.
Kurz
nach seinem Amtsantritt hatte sich der Stadtschreiber 1704 seinen Bruder Johann
Ludwig Schenkl als Helfer ins Amt geholt; dieser blieb bis 1720. Danach
war bis 1744 Johann Christian Göbl Gehilfe des Stadtschreibers und bekam
dafür zunächst jährlich vom Rat 50 fl Lohn, dazu 6 Achtl Korn und 5 Klafter
Holz Sachleistungen. Weil Göbl 1739 zum katholischen Glauben überwechselte,
wurde ihm eine Aufbesserung seiner Besoldung gewährt.
Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Johann Mathias Schenkl im November
1725 die Tuchmacherstochter Barbara Fuchs aus Sulzbach in 2. Ehe.
Von seinen Kindern aus erster Ehe trat einer 1730 in den
Franziskanerorden ein, ein anderer trat einige Jahre später als Stadtschultheiß
von Philippsburg in den Dienst des Hochstifts Speyer. Sein dritter Sohn, Johann
Samuel, trat zu Beginn des Jahres 1744 als Schreiberadjunkt an die Seite des zu
diesem Zeitpunkt bereits kränkelnden Vaters. Als dieser am 10. Februar des
gleichen Jahres starb, wurde Johann Samuel sein Nachfolger.
Johann
Samuel Martin Schenkl
Kurz vor dem Tode seines Vaters Johann Mathias war ihm sein Sohn Johann Martin
als „Adjunkt“ zur Seite gestellt worden; wenige Tage nach dem Tod (10.
Februar 1744) wurde er am 14. Februar 1744 vom Rat als Nachfolger bestellt und
in Pflicht genommen.
Im gleichen Jahr noch (27. Oktober 1744) heiratete der neue Stadtschreiber die
Auerbacher Bürgermeistertochter Katharina Elisabeth Ströhl und bekam dazu vom
Rat das herkömmliche Ehren- und Hochzeitsgeschenk von 6 Gulden.
J.S.M. Schenkl war genauso pflichteifrig und tüchtig wie sein Vater, übertraf
diesen aber an Bildung und wahrscheinlich auch an Intelligenz. Nachdem er außerdem
noch sehr wohlhabend war und durch die Heirat sozusagen Zugang in die höchsten
gesellschaftlichen Kreise der Stadt hatte, brachte man ihm von allen Seiten den
größten Respekt entgegen.
Schenkl und seine Frau hatten drei hoffnungsvolle Söhne, welche mit glänzendem
Erfolg Schule und Studium durchliefen. Nach der damaligen Landesverfassung
konnten aber nur die adeligen Besitzer eines Landsassengutes und deren Söhne
die höheren Beamtenstellen erreichen; allen anderen gewöhnlichen Sterblichen
aber, auch den allertüchtigsten unter ihnen, waren solche Posten unzugänglich.
Schenkl wird adelig
Johann Martin Schenkl war ein ehrgeiziger und besorgter Familienvater,
der seinen Söhnen unbedingt und um jeden Preis eine höhere soziale und damit
mehr angesehene Stellung verschaffen wollte. So erwarb Stadtschreiber Schenkl 1767
von den vier Söhnen des verstorbenen Ludwig Georg Christoph von Schlammersdorf
das Landsassengut Hopfenohe. Durch den Erwerb von Hopfenohe hatte er sich für
den Adelsstand qualifiziert. Ab 1. Juni 1787 durfte er das Adelsprädikat
„von“ seinem Namen voranstellen und hieß nunmehr „von Schenkl“.
Mit der Verleihung des Adelstitels 1787 war für von Schenkl auch das Recht
verbunden, ein eigenes Wappen zu führen: der geharnischte Schenkl weist auf den
Namen hin.
Dieses Wappen ist auch im Sitzungssaal des Auerbacher Rathauses (siehe oben) angebracht.
Der
Stadtschreiber hatte bereits 1744 das schöne Held´sche Haus Nr 72 (heute
Oberer Marktplatz 17) um 900 fl (Gulden) erworben, das im Volksmund heute noch
„Schenklhaus“ genannt wird. Den großen Garten neben Haus Nr 16 (heute Obere
Vorstadt 12) erbte er 1768 von seinem Schwiegervater Ströhl.
Da Stadtschreiber von Schenkl nun adeliger Landsasse geworden war, stand
seinen drei begabten und strebsamen Söhnen auch endlich der Weg zu den höchsten
Staatsämtern offen, denn sie hatten jetzt ja „blaues Blut in ihren Adern“.
Franz
Anton von Schenkl
war der älteste Sohn (geb. 29. Mai 1747) und war
bereits 1771 Regierungsrat in Amberg geworden, 1795 wurde er Regierungsdirektor
der Finanzkammer. Er übernahm von seinem Vater das Landsassengut Hopfenohe,
nachdem er anno 1786 schon das Landsassengut Portenreuth (heute Truppenübungsplatz)
erworben hatte. Er starb am 1. Sept. 1808
in Amberg „an allgemeiner Entkräftung“, wie es im Nachruf im Amberger
Wochenblatt hieß. Weiter stand dort über den Verstorbenen zu lesen:
"Nicht das Äußere suchend, nur weil er groß in sich selbst war, war er des
Vaterlandes Freund lebend, und blieb es im Tod."
Seine Witwe Maria Barbara von Schenkl überlebte ihn um fast 10 Jahre. Beider
einziger Sohn, Joseph von Schenkl, war schon seit 1795 Regierungsrat in Amberg
und starb als solcher anno 1825. Dieser Joseph erbte die beiden Landsassengüter
und auch das „Schenklhaus“ in Auerbach, welches seine Erben wiederum 1836
um 3000 fl an die Spitalstiftung Auerbach verkauften. In deren Besitz ist es
auch heute noch; Verwalter der Spitalstiftung, zu der u. a. das Bürgerspital
und die Spitalkirche gehören, ist die Stadt
Auerbach.
Georg
Jakob von Schenkl,
der zweitälteste Sohn (geb. 4. Januar 1749) des Auerbacher Stadtschreibers,
studierte 1760 bis 67 bei den
Jesuiten in Amberg und schloss alle Prüfungen mit Auszeichnung ab. 1768 trat er
als Benediktinernovize in das
Kloster Prüfening bei Regensburg ein und
vollendete dort sein Studium. Im Kloster bekam er den Ordensnamen Maurus von
Schenkl.
Nach der Priesterweihe wirkte er zunächst an
verschiedenen Orten als Seelsorger; unter anderem versorgte er 1778 auch die
Pfarrei Gebenbach bei Amberg. Von 1728-1783 war er Professor im Kloster
Weltenburg, dann ging er wieder nach Prüfening ins Kloster zurück.
1790 wurde er Professor der Theologie am damaligen Lyceum in Amberg und Regens
des dortigen Seminars. Von 1794-1798 war er auch Direktor des Amberger Gymnasiums.
Er starb am 14. Juni 1816 im 67. Lebensjahr.
Maurus von Schenkl war in seiner Zeit in theologischen Kreisen sehr bekannt und
galt als einer der besten Kirchenrechtslehrer im ganzen deutschsprachigen
Raum. Er veröffentlichte zahlreiche Werke, so 1805 ein Kompendium der
christlichen Ethik, wovon ein Exemplar in meinem Eigentum ist.
Maurus
von Schenkl war in allen Kreisen hochgeachtet und erhielt vom Staat verschiedene
Orden, Gehaltszulagen und sogar ein eigenes Adelsprädikat zu dem ererbten.
Als 1804 aus den Bibliotheken der im Zuge der Säkularisation aufgehobenen
Klöster eine
Provinzialbibliothek im ehemaligen Klostergebäude der
Salesianerinnen in Amberg errichtet wurde, ernannte man den gelehrten
Literaturkenner Maurus von Schenkl zum Vorstand und Oberbibliothekar. Als
Gehilfe sozusagen unterstützte ihn der damals ebenfalls berühmte Historiker
Moritz, ein ehemaliger Benediktiner von Ensdorf. 1815 nach einem Brand wurde
die sehr umfangreiche
Bibliothek
ins
Maltesergebäude umquartiert, wo sie noch heute ist.
Maurus von Schenkl, der
als Sohn des Auerbacher Stadtschreibers hier das Licht der Welt erblickte und
hier auch seine Kindheit und Jugend verbrachte, darf als eine der großen Persönlichkeiten
unserer Stadt angesehen und genannt werden.
Artikel über Leben und Werk des Maurus von Schenkl,
verfasst von Dr. Edgar Forster (pdf)
Die
anderen Kinder von Schenkls
Johann Samuel Martin von Schenkl hatte zusammen mit seiner Ehefrau, der Bürgermeisterstochter
Katharina Elisabeth Ströhl von Auerbach, die er 1744 geheiratet hatte, noch
zwei weitere Kinder.
Ihr dritter und jüngster Sohn Joseph Anton Samuel erblickte am 26.4.1756 das
Licht der Welt und besuchte in Amberg das Gymnasium. Dann studierte der
ehrgeizige junge Mann zunächst in Bamberg Philosophie und Theologie, weil er,
wie sein mittlerer Bruder, ebenfalls in den geistlichen Stand treten wollte. Da
er sich jedoch nicht für den Priester- und Ordensstand berufen fühlte,
wechselte er an die damalige Universität Ingolstadt und absolvierte dort ein Rechtsstudium. Joseph Anton Samuel von Schenkl starb im Alter von nur 48
Jahren in Amberg als zuletzt kurfürstlich oberpfälzischer Landesdirektionsrat.
Das jüngste Kind des Stadtschreibers von Schenkl und seiner Frau hieß
Elisabeth und kam 1758 zur Welt. Sie ehelichte später den Auerbacher
Gerichtsschreiber Friedrich von Niller, starb aber schon 1795, nur knapp 37
Jahre alt. Bestattet ist sie in der Friedhofskirche neben der südlichen Türe.
In diesem herrschaftlichen Haus Nummer 70 (heute
Oberer Marktplatz 17) verbrachten die Kinder des Stadtschreibers Johann Samuel
Martin von Schenkl ihre Kindheit und Jugendzeit. Ihr Vater hatte das ehemalige
Gasthaus „Zum Roten Hahn“ 1744 erworben und drei Jahre später grundlegend
umgebaut. Von dem ursprünglichen Gebäude blieben damals praktisch nur mehr die
Keller und Teile des Erdgeschosses in ihrer ursprünglichen Form erhalten.
Seit 1836 ist die Spitalstiftung Auerbach
Eigentümerin des Anwesens. Von 1908 bis 1957 diente das Gebäude als Schulhaus
und wird deshalb auch "Schenklschulhaus" genannt. 1989 erfolgte eine
gründliche Renovierung.
Das
Ende der Ära Schenkl
Am 9. Mai 1783 trat Johann Samuel von Schenkl seinen Stadtschreiberdienst an
Joseph Göschl von Amberg ab. Damit gingen rund acht Jahrzehnte zu Ende, während
der zwei Generationen der von Schenkl zu allseits vollster Zufriedenheit den
Stadtschreiberdienst in der Stadt Auerbach versehen hatten.
Ihr Andenken ist bis auf den heutigen Tag durch das „Schenklhaus“ und die
„von-Schenkl-Straße“ erhalten.
Diese
Sandsteinplastik über dem breiten Eingangsportal des Schenklhauses
erinnert an
den umfangreichen Umbau des Anwesens
(Oberer
Marktplatz 17) durch Johann Samuel von Schenkl im Jahre 1757.
Seit 2018 ist im Erdgeschoss des Schenklhauses das
Lodes-Museum untergebracht. Termine für eine
Besichtigung können mit dessen Leiterin Marion Ringl (0175 4238364)
oder mit Georg Büttner (09643 2191) vereinbart werden.
verwendete
und weiterführende Quellen