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Nachtwächter in Auerbach
Wenn
man heute zu Jemandem
„Du Nachtwächter!“
sagt, fühlt sich diese Person beleidigt
und droht eventuell auch mit Konsequenzen.
Dieses heute Fast-Schimpfwort
gehört aber zu einer Person
und zu einem Berufsbild
aus einer längst vergangenen Epoche,
und der Nachtwächter war
eine wichtige Amtsperson in alter Zeit.
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Die
ersten Nachtwächter
Früher waren die Straßen und Plätze in Auerbach stockfinster. Die erste
Straßenbeleuchtung wurde in unserer Stadt am 1. Mai 1847 angezündet.
Während
in den ganz alten Zeiten die Leute besonders in der Nacht selber und allein auf ihr Hab und Gut auspassen mussten,
wurden in den Märkten und Städten schon bald Personen gegen Besoldung
aufgestellt, die
besonders in der Dunkelheit für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu
sorgen hatten.
Das war sicher auch in Auerbach schon beim ersten Wachsen der Ansiedlung nach der Markt- und
Pfarreierhebung 1144 so. Als Auerbach dann 1314
durch Ludwig den Bayern zur Stadt erhoben und bevölkerungs- und
flächenmäßig größer wurde, ernannte der Magistrat gleich zwei Nachtwächter, von
denen der eine vor Mitternacht und der andere danach bis zum morgendlichen
Gebetläuten seine Runden machte.
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Die ersten Nachtwächter von
Auerbach
sind uns nicht namentlich bekannt.
Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48)
sind Namen überliefert. So übten
1652 Hans Springer und Hans Steger
diesen Posten aus. Im Jahr 1675
gab es nach Köstler (1, Seite 152)
sogar drei Nachtwächter, nämlich
Hans Lippert, Hans Schaffer und Hans Traidl;
ob sie allerdings gleichzeitig tätig waren,
ist nicht bekannt.
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1750 werden in den alten
Ratsakten Hans Hausmann und Heinrich Lorenz als „Gassenwärter“
genannt.
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"Seit
Jahrhunderten wandeln zur Nachtzeit
durch die stillen Straßen Auerbachs
zwei Wächter mit althistorischem Wehrspieß,
um im Verein mit dem Türmer
spähenden Blickes Diebs- oder Feuersgefahr
zu erforschen, Ruhestörungen
abzuschaffen
und lichtscheues sittenloses Gesindel
zu verscheuchen."
(1, Seite 150)
Josef Köstler schrieb das
vor rund einem Jahrhundert
in der
Gegenwartsform, und da hat es
den Nachtwächter in unserer Stadt noch
gegeben.
Carl
Spitzweg
(1808-1885)
Der Nachtwächter |
Dann
meint Köstler kritisch: "Viele Erfolge kann das Institut der Nachtwächter
nicht aufweisen. Es mag zwar manche Feuersgefahr entdeckt worden sein, ein Dieb
oder Brandstifter wurde aber kaum je gefaßt. Der Wachdienst war nämlich
derartig organisiert, daß jeder Dieb und Ruhestörer rechtzeitig vom Herannahen
des Polizeispießes Kenntnis erhielt und sich dem Auge des Gesetzes entziehen
konnte." (1, Seite 150)
Rudolf Lodes, Das
nächtliche Auerbach
Dieses von Köstler angedeutete "Vorwarnen" kam dadurch zustande, dass der Nachtwächter
bei seinem nächtlichen Rundgang außer dem Stundenausruf oder -gesang (siehe unten) jede Viertelstunde mit seinem
Pfeifchen ein Signal geben musste, das dann der Türmer von seiner hohen Warte
aus mit dem Horn zu erwidern hatte. So sollten sich nach dem Willen der
Obrigkeit beide gegenseitig im Hinblick auf ihr Wachsein kontrollieren.
Es soll trotzdem
hin und wieder
schon passiert sein,
dass der Nachtwächter
sich niedersetzte und ...
Carl Spitzweg
(1808-1885)
Der eingeschlafene Nachtwächter
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Und
manchmal werden wohl auch beide vor Übermüdung eingeschlafen sein, wofür drakonische Strafen
drohten.
Besoldung
eines Nachtwächters
Der Lohn eines Nachtwächters war so gering, dass damit der Lebensunterhalt der
Familie nicht hätte bestritten werden können. So bekam ein Nachtwächter in
Auerbach z.B.
anno 1813 pro Woche einen halben Gulden und jährlich dazu 2 Achtl Korn (in
Bayern entsprach ein Achtl etwa 9,2 Liter).
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Ein Gulden (fl)
hatte 60 Kreuzer (kr),
ein Kreuzer 12 Heller (hl).
Ab 1870 wurden
im ganzen Deutschen Reich
Mark und Pfennig eingeführt.
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Im Vergleich dazu einige Preise und Löhne
in unserer Gegend um das Jahr 1800:
ein großer Laib Brot |
bis zu ca. 30 kr |
ein
Pfund Ochsenfleisch |
9 kr |
ein
Pfund Rindfleisch |
8 kr |
ein
Pfund Schweinefleisch |
10 kr |
ein
Pfund Karpfen |
12 kr |
ein
Pfund Hecht |
14 kr |
ein
lebende Gans |
36 kr |
ein
Maß Winterbier |
2 kr |
ein
Maß Sommerbier |
3 kr |
ein
Klafter Weichholz frei Haus |
5 fl 30 kr |
Winterbier und Sommerbier
Diese Unterscheidung stammt noch aus der Zeit, als es
außer den Kellern keine größeren Kühleinrichtungen gab. Da wurde dann das letzte Bier vor
Beginn der warmen Jahreszeit im März gebraut. Dieses „Märzenbier“ war etwas
stärker, damit es den Sommer über hielt und nicht kaputt ging. Das Sommerbier
war deshalb auch etwas teurer.
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Erst nach der Hopfen- und Getreideernte
im Herbst wurde dann wieder frisches Bier gebraut,
das "Winterbier". Prost! |
"Anno 1900 ... bekommt der Nachtwächter ... jährlich 240 M
Gehalt und freie Wohnung." (1, Seite 150)
Löhne im Vergleich |
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Jahreslohn
Roßknecht |
30-60 fl |
Jahreslohn
Ochsenknecht |
24-36 fl |
Jahreslohn
Magd |
12-18 fl |
Tageslohn
Maurer |
48 kr |
Tageslohn
Zimmerer |
45 kr |
Tageslohn
Tagwerker |
24 kr |
Die doch eher bescheidene Besoldung des Nachtwächters kam sicher auch daher, weil die nächtliche Arbeitszeit nur zwischen fünf und
sechs Stunden betrug,
während ein normaler Handwerker am Tag durchaus seine 15 Stunden schuften
musste.
Nachtwächter hatten oft auch noch einen "Tagjob",
wenn auch eventuell nur "in Nebentätigkeit und Teilzeit". So ist von
einigen überliefert, dass sie Bierholer oder Maulwurffänger waren.
"Die Becken zahlen auch manchen Obolus für das tägliche Aufwecken." (1, Seite
150) Dies vor allem auch, wenn der Meister am Abend vorher zum Dämmerschoppen
einkehrte.
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Da sagte der Zecher dann vorher
seinem Nachtwächter, wann er bei ihm
am Fenster klopfen und nicht nachgeben sollte,
bis er aus den Federn
und in der Backstube
bzw. in der "Wurschtkuchn" sei. |
Zu Neujahr gab es auch einige freiwillige
Gaben für die Nachtwächter durch einzelne Bürger, wenn er ihnen "a gouds neis
Joahr" wünschte.
"Früher hat ihnen die Stadt hie und da einen Schafpelz als Schutz gegen die
Unbilden der Witterung angekauft; der Spieß scheint noch aus Landsknechtszeiten
zu stammen." (1, Seite 150)
Zu der kargen Besoldung
hatten die Nachtwächter
allerdings freie Wohnung.
Diese war früher in einem der
Türme der drei Stadttore,
und ab ca. 1760
im städtischen Schlachthaus
in der Bachgasse (210). |
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1961 wurde das Schlachthaus in der Bachgasse,
in dem rund 150 Jahre die Dienstwohnungen der Nachtwächter von Auerbach
mit ihren Familien waren, abgerissen. Dadurch wurde die Einfahrt in das Anwesen der ehemaligen Brauerei Weiß
verbreitert. (nach 2, Seite 211)
Kontrolluhr für die
Nachtwächter
Im November 1891 erwarb die Stadt Auerbach von der „Stuttgarter Wächter-Controluhren
Fabrik Anton Meyer Nachfolger“ diese Spezialuhr mit mehreren Schlüsseln.
Das kleine Schmuckstück (Durchmesser ca. 8,5 cm) entdeckte um 1948 der damals junge
städtische Bedienstete Xaver Gnan (1926-2016; 1946-88 bei der Stadt,
zuletzt als Kämmerer und Geschäftsleiter) auf dem Dachboden des Rathauses über
dem Sitzungssaal. Die Nachtwächter-Kontrolluhr incl. der Rechnung von 1891
befindet sich heute im Fundus des Museums 34 .
Der jeweilige Nachtwächter trug diese Uhr bei seinem Rundgang mit sich und musste
mittels an verschiedenen Stellen in der Stadt deponierten Schlüsseln (auf dem
Bild rechts ist ein solcher) Markierungen von außen in die Kontrollscheibe
machen. Am nächsten Tag wurde die Uhr im Rathaus mit dem linken Schlüssel, der
natürlich stets im Rathaus verblieb, geöffnet und über die Einkerbungen geprüft,
ob der Wachdienst in der Nacht korrekt durchgeführt worden war. Danach wurde
eine neue Kontrollscheibe eingesetzt.
Unterstellmöglichkeit
am Rathaus
Die Nachtwächter mussten ihren Dienst bei Wind und Wetter, in den heißen
Sommer- und in den oft bitterkalten Winternächten ausüben. Seit alter Zeit stellte
ihnen die Stadt dafür eine einfache Unterstellmöglichkeit an der Südostecke
des Rathauses (roter Pfeil) zur Verfügung.
1418
wurde das Rathaus der Stadt Auerbach am heutigen Platz
errichtet. Vorher diente die „alte Stadtschreiberei“ (heute Oberer
Marktplatz 11) für die Amtsgeschäfte. Ob 1524 oder wenige Jahrzehnte später
das Rathaus von 1418 abgerissen und neu aufgebaut oder lediglich angebaut wurde,
lässt sich wohl nicht mit Sicherheit sagen. Seine heutige Größe mit immerhin
ca. 30 mal 9 m und im wesentlichen auch sein jetziges Aussehen erhielt das
Auerbacher Rathaus jedenfalls im Jahre 1551, wie der Schlussstein im Kreuzgewölbe
des Erdgeschosses verrät. Das im Stil der damals üblichen Gotik erbaute
Rathaus von 1551 hatte zwei stattliche Zinnengiebel und ein Türmchen. Das auffälligste
äußere Detail war sicher die doppelte Freitreppe an der Südseite, die beim
heutigen Bürgermeisterzimmer endete. Nur über diese Außentreppe konnte man
damals in die oberen Stockwerke des Rathauses gelangen.
Im Erdgeschoß waren vier große, früher immer offene Türen und zahlreiche gewölbte
Räume, in denen verschiedenste Waren feilgeboten wurden. Auch Arrestzellen und
die städtische Waage waren hier untergebracht.
Die vorstehende Zeichnung ließ Joseph Köstler um 1900 nach alten Notizen von
Ludwig Müller anfertigen. Besagtes „Wachhäusl“ ist zwischen der Außentreppe
und dem Osttor eingezeichnet.
Die
Person, die der Auerbacher Künstler und Mediziner Dr. Rudolf Lodes
(1909-2006) auf diesem Ölbild vor der nächtlichen Kulisse der Pfarrkirche
malte, wird wohl nicht der Nachtwächter unserer Stadt sein, obwohl Lodes diesen
noch selber leibhaftig erlebt hat.
Die Nachtwächterdynastie
Preis
Namentlich bekannt als im Schlachthaus
wohnende Nachtwächter sind ab 1760 Friedrich Kroher und Johann Konrad Preis.
Dessen Sohn Friedrich Jakob Preis (1775-1848) war ab 1800 zusammen mit
Georg Krix Nachtwächter. 1842 brannte das Schlachthaus ab und wurde sofort wieder aufgebaut.
Im gleichen Jahr wurde Konrad Preis (1806-1864) Nachtwächter, der die Barbara
Friedl aus Dornbach zur Frau hatte. Sein Kollege war
Georg Schmucker (HNr 272), der eine Tochter des Krix geheiratet hatte. Nach dem
Tod von Konrad Preis wurde die Reihe dieser Familie als Nachtwächter für ein
gutes Jahrzehnt unterbrochen. Amtsinhaber waren nun einige Jahre Johann Hertl
und Johann Schatz. Über Letzteren ist eine schöne Episode
überliefert.
Johann Joseph Preis (1838-1916) nahm 1879 das Staffelholz der Preis als
städtische Nachtwächter nochmals auf. In den Akten heißt es am 30. Januar
1879: "Die beiden Pelze sammt Stiefel sind dem Preis mit dem Bemerken
übergeben worden, daß er für die Reparatur der Stiefel selbst zu sorgen
hat." (3) 1910 endete die Dynastie der Preis´schen Nachtwächter in
Auerbach, denn Sohn Josef Preis (1877-1960) wurde Schlosser im Bergwerk. Er heiratete in
erster Ehe die Katharina Heckel von HNr. 255 (heute Dr.-Heinrich-Stromer-Straße
8) und kaufte mit ihr zusammen das Anwesen Nr. 86 (heute Kirchstraße 8). Als
Witwer ehelichte er 1917 dann die Witwe Margarete Sporrer.
Aus dieser Ehe ging
1917 Ludwig Preis
hervor, der als Nachfahre
des Auerbacher Nachtwächters
lange Jahre Stadtrat war.
(+2014,
Nachruf) |
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Ludwig Preis wusste aus Erzählungen seines
Vaters zu berichten, dass Großvater Johann Joseph öfter krank war und dann von
seiner Frau Anna im Dienst vertreten wurde.
Aus einem Nachtwächterleben
"Ein böses Malheur passierte einst dem Nachtwächter
Schatz."
(1, Seite 151f)
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Johann Schatz,
Maurer und Nachtwächter,
lebte 1825-1894 und wohnte
mit seiner Familie im Haus 254a,
heute Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 12.
(2, Seite 360)
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"In einer bitterkalten
stockfinsteren Nacht des Monats Januar 1866 schrie er die 2. Stunde nach
Mitternacht aus und kroch dann in den auf einem Schlitten befestigten
Postomnibus, um hier ein bißchen auszuruhen. Auf den weichen Polstern erwärmten
sich bald die steifen Glieder des Nachtwächters und bald verfiel er in einen
tiefen Schlaf. Morpheus fesselte ihn derart, daß er selbst dann nicht erwachte,
als der Postillon, der alte Wolf, um 4 Uhr den Omnibusschlitten bespannte und
damit Neukirchen zufuhr.
Der Wächtersmann schnarchte in allen
Variationen, der ahnungslose Rosselenker aber glaubte, die Säge nächtlicher
Holzdiebe zu vernehmen und spornte seine Braunen zu rascherem Tempo an, bis sie
am Posthaus zu Königstein mit jähem Ruck stille standen. Durch den Stoß
erwachte der unfreiwillige Passagier und krabbelte, während Wolf seine
Briefschaften expedierte, aus den dunklen Tiefen des Postkastens. Seiner
Pflichtvergessenheit sich schämend wollte er rasch das Versäumnis nachholen
und die 3. Stunde ausrufen. Der Postillon aber ließ vor Schrecken fast die
Laterne zu Boden fallen, als vor ihm ein bärenartiges Ungetüm auftauchte und
zu lallen anfing: ´Woi Zeit iss denn?´ An der Stimme erkannte Wolf sofort den
Auerbacher Wächtersmann und schrie ihn verdutzt an: ´Um Gotts Willn, Hans, woi
kummst denn du heint in aller Froih scho af Kinistaa iba?´ Dem Hans ging jetzt
plötzlich ein ganz gewaltiges Licht auf und stillschweigend eilte er zurück in
seine Vaterstadt." (1, Seite 151f)
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Der ca. 10 km lange Weg
nach Auerbach führte damals
vorbei an Sackdilling -
durch den tief verschneiten Wald!
"Dem Sackdilling
Seppl
gab er auf seine
neugierige Frage
gar keine Antwort." (1, Seite
151f)
(Forst- und Gasthaus
Sackdilling um 1900;
eine der ältesten Ansichten)
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"Um 8 Uhr betrat er seine häusliche Schwelle
in der Vierzehnmistengaß (Anm.: so hieß die Dr.-Heinrich-Stromer-Straße
zeitweilig). ´An Reiwa hama vafolgt´, erklärte er seiner
besorgten Gattin. ´Halt oba s Maal, des is a Amtsgheimnis!´ Obwohl auch Wolf,
der Rosselenker, abends bei einer dedicierten (d.h. spendierten) Maß
feierlichst das unverbrüchlichste Stillschweigen gelobte und keinem Menschen
von dem nächtlichen Reiseabenteuer erzählte als seiner Gattin Kathl - Gott hab
sie selig - so ist doch die Mär davon nach und nach durchgesickert und bis an
das Ohr des Chronisten gedrungen. - Und daß ´s wahr is, des is ganz gwies!"
So berichtet Chronist Joseph Köstler (1849-1925), der beide
Akteure natürlich persönlich kannte. (1, Seite 151f)
Johann Schatz war danach noch vier Jahre Nachtwächter hier in Auerbach.
Der letzte Nachtwächter in Auerbach
Nach dem Ausscheiden von Joseph Preis aus dem Dienst wählte der Stadtmagistrat am 7.
Oktober 1910 den Schuhmacher Michael Sporrer jun. als neuen Nachtwächter.
Sporrer war 1865 im elterlichen Haus Nr. 25 (heute Obere Vorstadt 1) zur Welt
gekommen.
Das bei
der Vereidigung von Michael Sporrer angelegte
Dokument (3; Lagerort Stadtarchiv Auerbach) trägt neben dessen Unterschrift auch
die des damaligen Bürgermeisters Michael Fellner (reg. 1902-1917) und des städt.
Beamten Anton Lodes (1881-1956), des Vaters von Rudolf Lodes (1909-2006), von
dem oben zwei Gemälde zu sehen sind.
In dem sehr interessanten Protokoll über die Amtseinführung und Vereidigung von
Michael Sporrer heißt es u.a.: „Die Dauer der Nachtwache umfaßt die Zeit von 10
Uhr abends bis 2 Uhr morgens in den Sommermonaten April mit September, und von
10 Uhr abends bis 3 Uhr morgens in den Wintermonaten Oktober bis März.
Der Nachtwächter hat das gesamte Stadtgebiet während der Wachstunden zu begehen
und zur Kontrolle die Uhr stündlich sechsmal mit den an verschiedenen Stellen
angebrachten Schlüsseln aufzuziehen.
Sein Dienst ist zur Handhabung der Sicherheit von Person und Eigentum und zur
Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung eingerichtet und hat der
Nachtwächter auf all diesen Gebieten eifrige und zuverlässige Tätigkeit zu
entfalten und wahrgenommene Gesetzwidrigkeiten unnachsichtlich zur Anzeige zu
bringen. Jede Anzeige ist dem Stadtmagistrate vorzulegen.
Im Brandfalle hat der Nachtwächter Signal zu blasen, den Brandort dem
Bürgermeister oder seinem Stellvertreter und dem Kommandanten der freiw.
Feuerwehr zu melden und für das Läuten der großen Glocke zu sorgen. Diese
Ordnung bezieht sich auf Brandgefahren in der Stadt.
Wahrgenommene Brände auf dem Lande hat derselbe bei den Feuermeldestellen
anzuzeigen und für das Läuten der Zwölfuhrglocke zu sorgen.
Im Sicherheitsdienst haben sich der Nachtwächter und der Polizeidiener
gegenseitig zu unterstützen und zu verständigen, vorausgesetzt daß nottut.
Sollten später noch weitere Auflagen notwendig werden, so können solche vom
Stadtmagistrate bzw. dem Bürgermeister gemacht werden.“ (3)
Aus dem Nachtwächter Sporrer wurde nun allmählich ein
Nachtschutzmann, der dann ab Anfang 1925 auch tagsüber in Diensten des
Rathauses stand. In der entsprechenden Niederschrift über die Sitzung des
Stadtrats vom 15. Januar 1925 heißt es: „Sporrer hat nach Anordnung des 1.
Bürgermeisters künftig von 8-12 Uhr vormittags auch im Büro Botendienst zu
machen.“ (3) Entsprechend wurde auch seine Vergütung von 25 auf 75 M pro Monat
erhöht.
Der nächtliche Wachtdienst wurde in der folgenden Zeit weiter zurückgefahren,
und der uralte Nachtwächterdienst in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre des
20. Jahrhunderts schließlich ganz abgeschafft.
Mit Michael Sporrer starb 1936 der letzte Nachtwächter unserer Stadt
Auerbach.
verwendete und weiterführende Quellen
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Hört ihr Herrn und lasst euch sagen ...
Melodie: nach einem Choral aus
dem "Nürnberger Gesangbuch" von 1731
Text: Nachtwächterlied aus dem 18. Jahrhundert in sieben Strophen |
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1. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat zehn geschlagen.
Zehn Gebote setzt Gott ein;
Gib, dass wir gehorsam sein!
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Ref. 1-6:
Menschenwachen kann nichts nützen,
Gott wird wachen, Gott wird schützen;
Herr, durch deine Güt und Macht,
gib uns eine gute Nacht.
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2. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat elf geschlagen!
Elf der Jünger blieben treu;
Hilf, dass wir im Tod ohn Reu!
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3. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat zwölf geschlagen!
Zwölf, das ist das Ziel der Zeit;
Mensch, bedenk die Ewigkeit!
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4. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat eins geschlagen!
Eins ist nur der ew’ge Gott,
der uns trägt aus aller Not.
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5. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat zwei geschlagen!
Zwei Weg hat der Mensch vor sich;
Herr, den rechten führe mich!
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6. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat drei geschlagen!
Drei ist eins, was göttlich heißt:
Vater, Sohn und Heil’ger Geist.
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7. Hört,
ihr Herrn, und lasst euch sagen,
unsre Glock hat vier geschlagen!
Vierfach ist das Ackerfeld;
Mensch, wie ist dein Herz bestellt?
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Ref. 7:
Alle Sternlein müssen schwinden,
und der Tag wird sich einfinden.
Danket Gott, der uns die Nacht
hat so väterlich bewacht.
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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 19.
November
2021
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
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