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Juni 2015: Beginn der
Innenrenovierung (srz)
Februar 2016:
Wiedereröffnung (nn)


Magdalenenkirchlein
in Ranna
An der Staatstraße von Auerbach nach Neuhaus
steht am Ende der Ortschaft Ranna linkerhand etwas erhöht dieses kleine
Gotteshaus mit reicher Geschichte.
Errichtung im 14.
Jahrhundert
Kurz
vor dem Ende des 14. Jahrhunderts dürfte sicher das erste Kirchlein in
Ranna gebaut worden sein. Es lag bestimmt unweit des damaligen Eisenhammers, also näher an der
Pegnitz als das heutige etwa beim früheren Wellpappenwerk. Als Schutzheilige wurde schon damals
die heilige Maria Magdalena erwählt, die Patronin der
Hammerschmiede.
Der Pallottinerpater
Dieter Frey,
SAC (Untermerzbach,
+2001),
der vor etwa 30 Jahren
als Seelsorger des
Auerbacher Mutterhauses
auch Ranna mit betreute,
schrieb zum Magdalenenfest 1973
u. a.:
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„Die Glocken der
Kapelle dienten damals einem doppelten Zweck: Zuallererst hatten sie die
Bewohner zum Gottesdienst zu rufen, dann aber zeigten sie den Hammerleuten wie
eine Uhr die Arbeitszeiten und Ruhepausen an.“
Kapellenrenovierung
1656
Auch
das damals schon über 200 Jahre alte Magdalenenheiligtum hatte im
Dreißigjährigen Krieg
(1618-1648) schwer gelitten. So klagte 1655 Stadtpfarrer Johann Christoph Bayer von
Auerbach, zu dessen Pfarrei Ranna gehörte, dass „das Kapellerl dort gänzlich
vernachlässigt und ohne Tür, Fenster und Glocken“ sei. Es sei zwar das alte
Magdalenenbild noch da, aber die Kapelle diene nicht mehr zum Beten, sondern es
würden darin nur alte Pflugräder, Leitern und sonstiges Gerümpel aufbewahrt.
1656 ließ deshalb der Rat von Auerbach die Magdalenenkapelle reparieren, das Gnadenbild
neu fassen und den Kirchenraum etwas erweitern, so dass nunmehr mehr Leute darin
Platz fanden.
Über das in den Folgejahren abgehaltene Magdalenenfest schreibt Köstler:
„Seit 1660 ging am Feste Maria Magdalena eine Prozession von Auerbach nach
Ranna, woselbst in dem Kapellerl Festgottesdienst abgehalten wurde. Nach
demselben wurden die Geistlichen und Schulbediensteten, welche die Prozession führten
und den Gottesdienst abhielten, mit Essen und Trinken gastiert, was der
Stadtkammer i.J. 1718 z.B. 3 fl 30 kr Kosten verursachte.“
Neubau der
Magdalenenkapelle
Trotz
der Renovierung von 1656 war das Magdalenenkirchlein schon wieder in einen
baulich schlechten Zustand gekommen. Johann Friedrich Trettenbach,
1722-1772 Stadtpfarrer in Auerbach (auf dem Grabstein
des Priestergrabs steht 8 Jahre Kaplan und 50 Jahre Pfarrer in Auerbach), hatte als Sohn eines
Neuhauser
Schmiedemeisters viel für die Hammerleute in Ranna und ihre Schutzpatronin übrig.
Es schmerzte ihn auch, dass die alten und gebrechlichen Menschen dort nie oder
nur selten einen Gottesdienst besuchen konnten, und dass die Kinder fast ohne
kirchlich-religiöse Unterweisung „wie die wilden Holzbirnbäume“
aufwuchsen.
Pfarrer Trettenbach wollte deshalb in Ranna ein Benefizium stiften. Praktisch
aus eigener Tasche ließ er etwas außerhalb vom Ort an der Straße von Auerbach
nach Neuhaus auf dem Löhnersberg (394 m NN; das Pegnitztal bei Ranna als
tiefster Punkt der heutigen Stadt Auerbach hat eine Höhe von 384 m NN) ein neues Kirchlein
erbauen und sorgte auch gleich für eine kunstvolle Einrichtung.

Lassen wir dazu wieder Pater Frey, einen großen Förderer des Magdalenenkirchleins
unserer Tage, sprechen: „Während die Bauarbeiten rüstig fortschritten,
sorgte Pfarrer Trettenbach auch für die Innenausstattung des Gotteshauses. Der
Auerbacher Bildhauer Johann Michael Doser, welcher auch die Seitenaltäre der
Stadtpfarrkirche mit ihren schönen Statuen und Akanthusrahmen geschaffen hatte,
erhielt von ihm den Auftrag, einen Hochaltar zu schnitzen, in dem das alte
Magdalenenbild den Mittelraum einnehmen sollte. Außerdem wollte er Statuen der
Apostelfürsten Petrus und Paulus in die Gesamtkonzeption des Altares einbezogen
sehen.

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Dieser persönliche Wunsch des Stifters ist verständlich, da er hier den
beiden großen Patronen seiner Heimatkirche Neuhaus ein besonderes Denkmal der
Verehrung setzen wollte.
Die Korona des Altares ließ Doser in einer Darstellung
der Heiligsten Dreifaltigkeit ausklingen."

Rechts
Gott Vater, links Gott Sohn (Jesus Christus) und in der Mitte der Hl. Geist in
Gestalt einer Taube
"Die übereckgestellten,
herausspringenden Säulen geben dem Ganzen eine wohltuende Tiefenwirkung. An
diesem Gesamtaufbau des Doserschen Altares hat sich bis heute praktisch nichts
geändert.
An der Chorseite des Altares aber befanden sich noch die vier 50 cm hohen
Statuetten der Evangelisten, die aber leider von Dieben aus der
festverschlossenen Kapelle entwendet worden sind. Bis auf den heutigen Tag fehlt
von diesem Kleinod der Kapelle jede Spur. Nach der Linienführung der Statuetten
zu schließen entstammen diese Figuren nicht der Auerbacher Werkstatt Dosers.
Sie zeigen einen älteren Stil und könnten der früheren Ausstattung der
Rannaer Hammerkapelle angehören.“

1743 war das Werk vollendet, wie die steinerne Inschrift über dem Haupteingang
zeigt; oberhalb der Jahreszahl stehen die Initialen Johann
Friedrich TrettenBach. Mit der
Neuerrichtung der Kappele zu Ehren der hl. Maria Magdalena hatte der Pfarrer aber erst einen
Teil seines Vorhabens erricht.
Pfarrer
Trettenbachs weiteren Pläne
Der
fromme Pfarrer wollte neben der Kirche auch ein Haus bauen und durch eine
Messstiftung sichern, dass ein Geistlicher in Ranna leben könnte. Hierüber
schreibt Köstler: „Die vielen Geschwister des Pfarrers und andere arme
Verwandte schröpften ihn auf jede Weise und sorgten dafür, daß er weder das
Benefiziatenhaus baute, noch ein Dotationskapital bei Lebzeiten erübrigen
konnte. Jedoch setzte er, damit sein Plan wenigstens nachträglich ausgeführt würde,
in seinem Testament die Magdalenenkirche zu Ranna zum Haupterben ein.
Als er 1772 ... starb, wurden dem Kirchlein von den Verwandten wieder die
fettesten Brocken entzogen, obwohl sie im Testament ohnehin schon reichlich
bedacht waren und bei Lebzeiten des Herrn Pfarrers bereits mehr als 15.000 fl
erhalten hatten. Sie strengten auch noch einen Prozeß an, der erst 1783
entschieden wurde.
Für die Benefiziumsstiftung blieben schließlich nur ca. 8.000 fl übrig. Weil
man damit kaum ein Haus bauen und noch weniger einen Stiftungsfond gründen
konnte, wurde das Geld einstweilen an das Ordinariat in Bamberg eingesandt,
woselbst sich das Kapital durch Admassierung der Zinsen schließlich auf 10.000
fl erhöhte. Mit diesem gründete man aber nicht etwa eine Benefiziatenstelle in
Ranna, sondern eine Kaplanei in Neuhaus.
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An der Pforte
des Magdalenenkirchleins
aber wollen die Hammerleute
in warmen
Sommernächten
öfter den Herrn
Stadtpfarrer Trettenbach
bemerkt haben,
der dort
100 Jahre lang
auf seinen Benefiziatensitz wartete,
seit 1872 aber verschwunden
ist.“
Pfarrer Trettenbach ließ
in der Pfarrkirche Auerbach
u. a. die Annakapelle errichten,
in der er
auch begraben ist.
(Foto: Grabplatte) |
Im Laufe der
Jahrhunderte ...
wurden auch Änderungen, Verbesserungen, Erweiterungen usw. in und um die
Magdalenenkapelle vorgenommen. Hier einige Beispiele:
Das Bild an der Decke
des Kirchenschiffs
ließ Pfarrer Johann Ritter
um 1946 vom Münchner
Künstler Heinrich Diermaier
malen. Es zeigt
Maria Magdalena
am Grabe Jesu,
wo sie den Gekreuzigten sucht.
Doch das Grab ist leer,
denn Jesus ist auferstanden.
Ein "Jüngling", den sie
für den Gärtner hält
(deshalb der Spaten!),
spricht zu ihr und tröstet sie.
(Mk 16, 1-8,
Mt 28, 1-8)
Von Diermaier
sind auch die Deckengemälde
im Chorraum der Pfarrkirche
und die Mosaike des Kreuzwegs auf den Pinzigberg. |
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Ursprünglich befand sich in der
Kapelle links neben dem Altar eine Kanzel. Diese wurde Mitte der fünfziger
Jahre des 20. Jahrhunderts - auch aus liturgischen Gründen - abgebaut.
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Dieses Foto um 1952
zeigt den damaligen
Kaplan von Auerbach,
Rudolf Montag,
auf der Kanzel.
An deren Brüstung
befanden sich gotische Statuen
der vier Evangelisten,
die nach dem Abbau der Kanzel
im Chorraum der Kapelle
befestigt wurden.
Leider wurden sie,
wie oben schon gesagt,
um 1970 gestohlen.
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Auch die alte Kommunionbank wurde in jenen
Jahren ausgebaut.
Unter Pater Frey
wurde 1976
diese Marienstatue
angeschafft.
Sie steht links
neben dem Altar
der Magdalenenkirche. |
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Leider wurde, wie schon angedeutet, im Januar
1977 gleich zweimal kurz hintereinander, und im Dezember 1980 nochmals
eingebrochen.
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Beim letzten Einbruch
über Weihnachten 1980
wurde auch dieses Bild
gestohlen. Es stammt
vom Regensburger Maler
Erwin Schöppl
und ist ähnlich dem
in der Pinzigbergkapelle.
Pfarrer Ritter hatte
nach dem 2. Weltkrieg
mehrere solcher Bilder
von Schöppl malen lassen. |
Vor einigen Jahren konnte die Kriminalpolizei
das gestohlene Marienbild sicher stellen und zurückgeben. Es hängt heute im Mehrzweckraum
der Magdalenenkirche.
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Im Juni 2009
stifteten Motorradfreunde
bei ihrem traditionellen "MoGo"
an der Magdalenenkirche
diese holzgeschnitzte Statue.
Sie zeigt den hl. Christophorus,
den Schutzpatron
des Straßenverkehrs,
wie er, der Legende nach,
den Jesusknaben
sicher durch die Gefahr trägt. |
Freunde
der Magdalenenkirche
Waren es im 14. Jahrhundert fromme Hammerleute gewesen, die zu Ehren ihrer
Schutzpatronin das kleine Heiligtum errichtet haben, war es 1743, also vor über
250
Jahren Pfarrer Trettenbach, der durch großen persönlichen Einsatz das jetzige
Kirchlein erbaute, so sind es heute einige Idealisten, die sich vor einigen Jahren
zunächst in der „Initiative zur Erhaltung von St. Magdalena/Ranna“
zusammengeschlossen haben. Von ihnen wurden in Zusammenarbeit mit der kath.
Kirchenstiftung Auerbach dringend notwendige Arbeiten durchgeführt, wie z.B.
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Wasser-
und Kanalanschluss getätigt |
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Elektroinstallation
erneuert und ausgeweitet |
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Teerdecke
vor der Kirche entfernt und Eingangsbereich neu gestaltet |
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neue
Altarstufen eingebaut |
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Dachreiter
neu eingeblecht |
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Mehrzweckraum
angebaut |
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Altarbild
restauriert |
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... |
2006
(24.2.) schließlich wurde ein eigener Verein "Freunde von St. Magdalena -
Ranna e.V." gegründet, dessen 1. Vorsitzender seither der langjährige
Mesner Wolfgang Meiler ist.
Eine umfangreiche Außenrenovierung mit Sanierung des Daches erfolgte unter
tatkräftiger Mitwirkung vieler Einwohner von Ranna und Umgebung in den Jahren
2006 und 2007. In über 2.200 freiwillig erbrachten Stunden konnte ein großer
Betrag der über eine Viertel Million Euro veranschlagten Bausumme eingespart
werden. So wurden z.B. in Eigenregie folgende Arbeiten erledigt:
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Abdecken
des Daches |
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Wegfahren
von ca. 30 t Schutt und alter Ziegel |
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Neueindecken
des Kirchendachs |
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Entwässerung
und Trockenlegung der Fundamente |
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Anstrich
der Außenfassade |
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diverse
Handlangerdienste für die Fachfirmen |
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... |
Eine
umfangreiche Innenrenovierung begann im Juni 2015. (srz)
Nicht zuletzt wiederum dank der Mithilfe der Freunde von St. Magdalena
und anderer freiwilliger Helferinnen und Helfer konnte das Gotteshaus im Februar
2016 wieder seiner Bestimmung übergeben werden. (nn)

Magdalenenfest im Juli -
geplant 24. Juli 2022
Jedes Jahr am Sonntag um das Fest der hl. Maria
Magdalena (22. Juli) findet in und um deren Kirche in Ranna das
Magdalenenfest statt. Dazu sind die Gläubigen der ganzen Gegend herzlich
eingeladen.
9.00 Uhr |
Festgottesdienst
anschließend Frühschoppen mit Gelegenheit zum Mittagessen |
14.00 Uhr
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Dankandacht
anschließend gemütliches Beisammensein mit Bewirtung
Der Reinerlös ist für den Erhalt der
Magdalenenkirche. |

Kriegerehrenmal

Bei
der Magdalenenkirche steht seit 1958 das Kriegerehrenmal der Gemeinde, welches von
der örtlichen Soldaten- und Reservistenkameradschaft Mosenberg-Ranna liebevoll erhalten und gepflegt wird.
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Besonders
am Volkstrauertag
im November
versammeln sich
mit den örtlichen
Vereinen
zahlreiche Menschen,
um ihrer Gefallenen
und Vermissten
zu gedenken
und
für den Frieden
zu demonstrieren.
Im Anschluss an
die Gedenkfeier hier in Ranna
bewegt sich der Zug
hinüber nach Mosenberg,
wo am dortigen Ehrenmal
eine ähnliche Zeremonie
stattfindet. |
Ausblick
„Es ist unser Kirchlein, auf das wir stolz sind, das wir lieben und für das
wir uns alle einsetzen, daß es für uns und für alle Freunde, die die Nähe
Gottes suchen, die Hilfe und die Fürbitte der heiligen Magdalena anrufen,
erhalten bleibt.“ So schrieb Pater Frey 1973. Und weiter: „Wir danken Gott für
den reichen Segen, der von unserer Magdalenen-Kapelle ausgegangen ist, denn
schon lange ist das Kirchlein der gläubigen Bevölkerung im Umkreis ein Ort der
Nähe Gottes.“

Gebe Gott, dass das kleine Gotteshaus auf dem Löhnersberg in Ranna auch künftige
Generationen von Betern anziehen möge, damit, wie in der Vergangenheit, auch
weiterhin reicher Segen von ihm auf unsere Heimat ausgehen kann!

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 31.
März 2022

Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
Hier können Sie mich erreichen!
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