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Eindrucksvolle Andacht
bei der Ruine der Kirche
in Pappenberg
Am Samstag, den 18. September 2010,
versammelten sich über 400 Menschen an der Ruine der Kirche in Pappenberg zu
einem eindrucksvollen Gottesdienst. (Foto aus 1)
Pappenberg war dabei die Endstation einer
mehrstündigen Rundfahrt durch den Truppenübungsplatz Grafenwöhr, die im Rahmen
der 100-Jahrfeier durchgeführt wurde.
In jedem der sieben Busse informierte ein "Sachkundiger" (Franz Zeilmann von der
US-Armee-Garnison Grafenwöhr,
die Stabsfeldwebel Michael Hiller und Gerald Morgenstern vom DMV,
der Vorsitzende des Heimatvereins
Willi Buchfelder, Hans Gleißner, Martin Hößl und Manfred Neumann) über den
"Truppenübungsplatz Grafenwöhr - gestern und heute".
Die beiden Eschenbacher Busse fuhren zunächst durch das Lager Grafenwöhr.
Dabei wurden mit Staunen die
großen baulichen Veränderungen der letzten Jahre registriert.
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Es handelt sich um Neubauten,
sowie Renovierungen und Umbauten,
darunter moderne Unterkünfte für Soldaten,
ein großes Hotel,
ein Einkaufszentrum,
ein ausgedehntes Sportzentrum,
Kindergarten, Schulen
sowie Verwaltungsgebäude.
Insgesamt wurden fast
eine Milliarde € investiert.
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Danach ging es hinaus in den
Truppenübungsplatz. Der pensionierte Berufsoffizier Hans Gleißner betonte,
dass in den letzten Jahren auch viele landschafts- und naturpflegerische Projekte
durchgeführt worden seien. (.pdf)
Als erstes Ziel
zum Aussteigen wurde der Friedhof der ehemaligen Ortschaft
Haag angesteuert.
Zwischen den alten Grabsteinen stimmte Manfred
Neumann aus Eschenbach (links mit rotem Pulli) ein Vaterunser für die hier
liegenden Toten an.
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An der Familiengruft
derer von Grafenstein
auf Hammergänlas (Foto)
erinnerte Gleißner
auch an dieses
bedeutende Geschlecht,
das einst viele Güter
der Gegend besaß. |
Nächste Station war das ehemalige Hopfenohe,
von dem noch die Ruine der großen Pfarrkirche St. Peter und Paul steht.
Die Einrichtung
des altehrwürdigen Gotteshauses ist heute mit Zustimmung des letzten Hopfenoher
Pfarrers Johann Ritter in der Kirche St. Martin
in Troschenreuth.
Dass sich das Ganze in einem militärisch
intensiv genutzten Truppenübungsplatz abspielte, wurde einem so richtig bewusst u. a.
durch diese Gefechtsstellung einer US-Einheit unmittelbar an der Ruine der Kirche von
Hopfenohe.
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Als letztes wurde noch der
Bleidornturm
auf dem Schwarzenberg angefahren.
Dieser Backsteinturm wurde 1926
errichtet und nach General Bleidorn
benannt.
Seit 2001 steht daneben eine moderne
Stahlkonstruktion, die der Beobachtung
im Zielgebiet der "Impact Area A" dient.
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Gleißner wies darauf hin,
dass Elvis Presley
bei einem seiner Aufenthalte
im Truppenübungsplatz
in einen Backstein
des Bleidornturms
seinen Namen eingeritzt hat
bzw. eingeritzt haben soll. |
Inzwischen war die rund zweistündige
Schießunterbrechung angebrochen und die Busse konnten die Schranken zur Impact
Area A durchfahren, um zur Dorfstelle Pappenberg zu gelangen.
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Zunächst konnte man sich
bis zum Beginn des Gottesdienstes
im Bereich des ehemaligen
Dorfes Pappenberg
etwas umsehen.
Hier steht eine Gruppe
vor dem, was vom
Gasthaus "zum rothen Ochsen" (3)
bis heute übrig geblieben ist.
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Nach dem kurzen Rundgang durch das 1938 abgelöste
Dorf versammelten sich die Teilnehmer vor der immer noch beeindruckenden Ruine der
ehemaligen Kirche Maria Himmelfahrt.
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Als Hauptorganisator begrüßte
StFw Gerald Morgenstern,
der Verfasser
des neuen Buches
über den Truppenübungsplatz,
die sehr zahlreichen Gläubigen.
Sein besonderer Gruß galt
Oberst Michael Bendich
als Vertreter der US-Garnison,
Forstdirektor Ulrich Maushake und
Revierförster Andreas Irle. |
Morgenstern bedankte sich
bei seinen Kameraden von
der Bundeswehr,
die zusammen mit den Forstleuten
den Platz für den Gottesdienst hergerichtet hatten.
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Während die letzten Strahlen
der Herbstsonne
die Kirchenruine
in ein feierliches Licht tauchten
und das nahe Röhren der Hirsche
zu hören war,
erinnerte Karl Matok
aus Wolfskofen
an die lange Geschichte
von Ort und Kirche
Pappenberg. |
Der Regensburger Weihbischof
Reinhard
Pappenberger
- er stammt aus Grafenwöhr -
und ein Frater
aus dem Kloster Speinshart
hielten die Andacht.
Anwesend war auch
Pfarrer Franz Matok
aus Wolfskofen.
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Dem ehemaligen Marienwallfahrtsort
entsprechend wurden u. a. das bekannte "Meerstern ich dich grüße"
(Hintergrundmelodie!) und die Muttergottes-Litanei ("Maria wir rufen zu Dir") gesungen.
Um den Altartisch vor dem 1988 aufgestellten und
2008 erneuerten hölzernen Gedenkkreuz hatten sich auch die Abordnungen der
Feuerwehr und des Kriegervereins Wolfskofen mit den alten aus Pappenberg
mitgenommenen Fahnen aufgestellt. Die dritte Fahne in der Mitte war die der königlich
privilegierten Feuerschützengesellschaft Hubertus Grafenwöhr, gegründet 1888 in
der nahen Annahütte,
deren erste Fahne in der Pappenberger Kirche geweiht worden war.
In seiner kurzen Ansprache
stellte Bischof Pappenberger fest:
"Gnadenorte
haben ihre Anziehungskraft
in der Bleibe
und im Niedergang."
Ein solcher alter Gnadenort
sei auch die Kirche
"Maria Himmelfahrt" Pappenberg
mit dem Bild "Schwarze Margareth",
dessen Foto "in unserer Mitte ist".
Der Weihbischof erinnerte auch daran,
dass
seine Vorfahren
wohl vor Jahrhunderten aus diesem Ort
gekommen seinen, was
schließlich zum
Familiennamen "Pappenberger" geführt habe. |
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Deshalb
sei es auch einer seiner Wünsche anlässlich der Priesterweihe vor 25 Jahren
gewesen, hier an der ehemaligen und jetzt zur Ruine gewordenen Kirche in
Pappenberg einen Gottesdienst halten zu dürfen. Er freue sich, dass er heute
als Bischof wieder hier sein darf.
„Man sieht hier in Pappenberg wie alles verfällt, so, wie auch unser
Menschenleben, das wie Gras ist und dennoch von der Hoffnung lebt, dass alles
einmal anderes sein soll. ... Weggehen und Zurücklassen war für die
Pappenberger 1938 angesagt, im Herzen haben sie doch immer die Hoffnung bewahrt.
Der Glaube führt über Grenzen hinaus, und so haben die Pappenberger vor über
70 Jahren etwas sehr Richtiges getan und das mitgenommen, was ihnen
kostbar, lieb und teuer war, nämlich die reiche Innenausstattung ihrer Kirche.
Sie schmückt heute das Gotteshaus in ihrem neuen Lebensraum Wolfskofen.
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Die Pappenberger haben sich damit
wieder unter den Schutz der Gottesmutter
gestellt, die sie bereits seit 1710
an diesem Ort innigst verehrten.
Wer die Gottesmutter mitnimmt,
nimmt auch die Hoffnung mit,
und so sind im Grunde alle Pappenberger,
die sich der Mutter Jesu anvertrauen." (aus 1)
Ein Foto des Gnadenbildes
wurde zu dieser Feier
neben dem Gedenkkreuz angebracht.
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Im Schein von aufgestellten Fackeln und
Kienstockfeuern und teilweise
mit Kerzen in den Händen gedachten die Gläubigen, unter ihnen auch viele aus
der ehemaligen Pfarrei Pappenberg, ihrer Verstorbenen.
Mit dem gemeinsam gesungenen Lied
"Segne Du
Maria" und dem bischöflichen Segen klang die eindrucks- und stimmungsvolle Andacht vor der Ruine der
Kirche in Pappenberg aus. (Foto aus 1)
Vor allem bei den ehemaligen Pappenbergern
wurden Erinnerungen wach an ihren alten Dorfplatz nordwestlich der Kirche, auf
dem im Prinzip jetzt der Gottesdienst stattfand. Auf dieser alten Karte (aus 3)
ist dieser Platz im Bild links unten mit dem Anwesen 4 "beim Nickesn"
(rechts), mit dem anschließenden "Beckn" und dem früheren
"Ochsenwirt" ("beim Wirtsdickn") links zu sehen.
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Auf dem Tisch vor dem Kreuz
stand ein maßstabsgerechtes Modell
der ehemaligen Kirche
von Pappenberg,
welches das doch
recht imposante Aussehen
und die Dimension
des Gotteshauses
ins Gedächtnis rief.
Pfarrer Franz Matok hatte es
aus Wolfskofen
mitgebracht. |
verwendete Quellen
1 |
Archiv Gerald Morgenstern, Grafenwöhr |
2 |
Anziehungskraft nicht verloren, in
Der Neue Tag, 20.9.2010 |
3 |
Archiv Armin Knauer, Grafenwöhr |
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Meerstern
ich Dich grüße
(Paderborner Wallfahrtslied) |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 6. Oktober 2010
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
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