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Diese Ansichtskarte von "Neuziekendorf"
ist schon einige Jahre alt. Der falsch geschriebene Ortsname würde
wahrscheinlich bei Briefmarken daraus als "Fehldruck" ein Objekt mit
hohem Verkaufswert machen.
Die Ortschaft Neuzirkendorf
Neuzirkendorf (Schulhaus) liegt
556,1 m über dem Meeresspiegel, der Hochbehälter 571,4 m, die Weißenbrunner
Kirche 504 m.
Geographisch interessant ist die unmittelbar hier liegende Wasserscheide: der
Thumbach fließt über die Creußen, die Naab und die Donau ins Schwarze Meer,
der Goldbrunnbach über die Pegnitz, den Main und den Rhein zur Nordsee.
Erste
Besiedelung
Markante Plätze, wie z.B. solche Wasserscheiden, suchten sich unsere Vorfahren
mit Vorliebe zur Ansiedlung aus, noch dazu, wenn der Boden der jeweiligen Gegend
fruchtbar war. Die ca. 35 prähistorischen Grabhügel
aus der Eisenzeit (Ältere Eisenzeit oder Hallstattzeit ca. 800-450 v.Chr. und Jüngere
Eisenzeit oder Keltenzeit ca. 450 v.Ch. bis Christi Geburt), die man zwischen
Neuzirkendorf und Ortlesbrunn auf der sogenannten „Bloa“ und im
„Seidelloheholz“ fand, belegen, dass die Gegend schon lange vor Christi
Geburt bewohnt war. Was für Völker und Stämme damals hier siedelten, bleibt
wohl ewig rätselhaft; von ihrem Dasein haben wir natürlich keine schriftlichen
Zeugnisse.
Die meisten Gelehrten meinen, dass es keltische Stämme waren, die unsere Gegend
als erste bewohnten, zunächst nur sporadisch. In den ersten Jahrhunderten der
christlichen Zeitrechnung siedelten jedenfalls die Bojer in Böhmen und die
ihnen verwandten Naristen oder Waristen etwa südlich vom Fichtelgebirge.
Letztere gelten vielfach als die Urahnen der Oberpfälzer. Die Römer kamen
nicht ganz bis in unsere Gegend; das Kastell Castra
Regina, aus dem Regensburg
entstand, ist wohl unser nächster Berührungspunkt mit ihnen. Jedoch wissen
wir, dass ein Hilfsvolk des Hunnenkönigs Attila, die Thüringer, bis zur Donau
vordrang und die Bojer und Naristen vertrieb bzw. unter seine Botmäßigkeit
brachte. Etwa ab der Mitte des 5. Jahrhunderts waren die heutige Oberpfalz und
das Pegnitzgebiet fast 100 Jahre lang ein Teil des Thüringer Reiches.
Nach dem Zusammenbruch des großen weströmischen Reiches gegen Ende des 5.
Jahrhunderts und dem damit verbundenen Rückzug der Römer waren die fruchtbaren
Gegenden südlich der Donau praktisch herrenlos und nur mehr sehr dünn
besiedelt. Um 500 verließen deshalb Bojer und Naristen in großer Anzahl ihre
bisherigen rauen Wohnsitze und siedelten sich in den verlassenen Donaugründen,
dem heutigen Altbayern und Österreich an. Durch diese Massenauswanderungen war
der später so genannte Nordgau, unsere Heimat, stark unterbevölkert
worden. Aber schon ums Jahr 510 rückten von Norden und Osten neue Ansiedler
heran, die Slawen und Wenden. Diese nahmen Besitz von Böhmen, Oberfranken und
der nördlichen Oberpfalz und lebten als genügsame fleißige Menschen friedlich
neben den sesshaft gebliebenen Familien der Naristen und Bojer.
Es war damals eine turbulente Zeit: Neue Reiche entstanden, alte verschwanden.
Die
Franken
In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts kamen fränkische Eroberer in unsere
Gegend. Sie fanden ein raues und unwirtliches Waldgebiet vor, welches von
Naristen, Thüringern und Slawen nur mehr sehr spärlich bevölkert war.
"Die Franken eroberten das Land angeblich nur deshalb, um das Christentum
einzuführen und die Kultur zu fördern, aber das Christentum war ihnen bloß
ein Vorwand und der Deckmantel, unter dem sie ihre Habgier und Herrschsucht
ungestört ausüben und beschönigen konnten. Sie besetzten die vorhandenen Orte
und gründeten viele neue Dörfer und Kolonien. Sie setzten fast in jedes Dorf
einen fränkischen Reiter oder Ritter und verwalteten das Land mittels des
Feudalsystems.", (3) d.h., sie gaben den einheimischen Bauern gerodetes
Land als Lehen und verpflichteten sie zu verschiedenen Abgaben und zu Fron- und
Kriegsdiensten.
Einige kleinere Orte bestanden also wohl bereits, die meisten aber wurden in
dieser fränkischen Zeit bis zum 10. Jahrhundert erst gegründet. So lassen
bekanntlich Orte mit der Endsilbe "-reuth" darauf schließen, dass zunächst
der Wald ausgereutet, also gerodet werden musste. Bei diesen Ortsnamen weist
meistens die vordere Silbe auf den ersten Kolonisten, den Vorarbeiter bei den
Rodungsarbeiten, der durchaus auch ein Slawe sein konnte, oder eben den Gründer
der Ansiedlung hin; Zogenreuth (Zudo oder Zugo), Troschenreuth
(Drogo oder Drosco) und Treinreuth bei Thurndorf (Dragon) enthalten z.B. wohl
slawische Namen. „Bei den ... Ortsnamen auf -dorf sind mehrere aller
Wahrscheinlichkeit nach mit einem slawischen Ortsnamen verbunden: Göttersdorf
(1119 Godesendorf), Meilendorf ..., Schlammersdorf, Tremmersdorf, vielleicht
auch Zirkendorf.“ (4) Unser Zirkendorf wäre folglich das Dorf eines Circo
gewesen. Gunzendorf (Gunzo bzw. Gundeloh) scheint dagegen einen deutschen Gründer
zu haben, bei Degelsdorf und Dammelsdorf ist dies noch offen. In diese Zeit vor
dem Jahre 1000 fallen auch die Ortsgründungen von Hopfenohe
(Ache, d.h. Bach, an dem Hopfen, wahrscheinlich wilder, wuchs) und Hagenohe
(Ache am Hagen, d.h. am Dornbusch), (Unter-) Frankenohe weist noch direkt auf
die Franken hin.
Von 554 bis 788 hatten die bayerischen Herzöge den Nordgau als fränkisches
Lehen im Besitz, von 788 bis 911 aber war nicht nur der Nordgau, sondern ganz
Bayern wieder zu einer Provinz des Frankenreiches geworden.
Das
Feudal- oder Lehenwesen
Die Franken kolonisierten und verwalteten den Nordgau mittels des Feudalwesens.
Dieses funktionierte etwa folgendermaßen: Um die alteingesessene Bevölkerung,
die wie gesagt, in der nördlichen Oberpfalz vielfach slawisch war und sich
weder den fränkischen Gesetzen, noch den christlichen Glaubensregeln fügen
wollte, stramm im Zaum halten zu können, bauten man in jedes Dorf eine
Zwingburg und setzte dort einen berittenen Soldaten, einen Ritter, als Vertreter
der fränkischen Herrschaft und als Beschützer des Christentums ein. Die fränkischen
Könige beschlagnahmten sämtlichen Grundbesitz und übertrugen ihn ihren
Rittern als Lehen. Diese gaben dann den Bauern zwar ihre Höfe wieder zurück,
aber nicht mehr als Eigentum, sondern nur mehr als Lehen. Die Bauern mussten dafür
schwere Abgaben, Gilten und Zehenten, an ihren Lehnsherrn entrichten,
Frondienste verrichten, Kriegsdienste leisten usw.. Mit kurzen Worten: es
entstand ein Aussaugungssystem, das den Namen Feudal- oder Lehnswesen führte
und den Bauern 1000 Jahre lang bis auf die Knochen auspresste.
Die Franken besetzten nicht nur die alten Ortschaften, sondern ließen durch die
slawischen Bauern viel Wald roden und gründeten dann neue Kolonien und Dörfer.
Jene Ortschaften, welche Rodungsnamen, d.h. die Endsilbe „reuth“ haben, sind
fast immer fränkische Gründungen aus dem 9. und 10. Jahrhundert und ihre Namen
nennen den Kolonisator oder ersten Besitzer.
Gründung
des Klosters Michelfeld
Neuzirkendorf, ja beide Zirkendorf, waren wohl schon einige Jahrhunderte alt,
als sie 1119 bei der Gründung des Klosters Michelfeld zu dessen ersten Stiftsgütern
teilweise gehörten. Bei diesem Anlass werden beide zum erstenmal urkundlich erwähnt.
In der Gründungsurkunde vom 6. Mai 1119 werden u.a. fast alle Orte der Umgebung
aufgeführt, die dem neuen Kloster übereignet wurden: Michiluelt (Michelfeld),
Nuseze (Nasnitz), Wideluvanch (Weidlwang),
Vrbach (Auerbach), Uveluch (Welluck),
Pilenstein (Beilenstein; bei der Erweiterung des Truppenübungsplatzes
Grafenwöhr 1936-39 abgelöst), Lucenbuohe (Nitzlbuch),
Perhartsruit (Bernreuth), Namegast (Nunkas; s.
Beilenstein), Circhendorf ex parte, item Circhendorf ex parte (gemeint sind hier
Alt- und Neuzirkendorf; ex parte heißt teilweise), Artolfesprunnen (Ortlesbrunn),
Hagenach (Hagenohe), Godesendorf (Göttersdorf) und Steinege Wazzer ex parte (Steinamwasser),
um nur einige zu nennen. Dazu verlieh Bischof Otto seiner Stiftung Felder und
Wiesen, einen Teil des Veldener Forstes mit Holz- und Weiderechten und das
Fischrecht in einem Stück der Pegnitz; "villa Begenz", das Dorf Pegnitz, wird dabei auch erstmals urkundlich erwähnt.
Der Ortsname lautete wie gesehen 1119 für beide Dörfer Circhendorf. In einer
Urkunde von 1293 scheint erstmals zwischen Alt- und Neuzirkendorf unterschieden
worden zu sein.
Der
Adelsitz Neuzirkendorf
Der Edelsitz Neuzirkendorf wird
zwar erst 1293 zum erstenmal urkundlich erwähnt, ist aber sicher älteren Ursprungs.
Er ist wohl eine Abzweigung oder eine Fortsetzung des wahrscheinlich älteren
Stammsitzes Altzirkendorf.
In den „Monumenta Boica“, einem vielbändigen Werk mit sehr vielen alten
Urkundentexten, findet man zahlreiche Nachrichten über die adeligen Herren von
Neuzirkendorf; im folgenden Abschnitt werden einige davon inhaltlich kurz aufgeführt.
(5)
1293 verhandelte Conrad der Swob von Neuzirkendorf mit dem Abt Berthold
(1293-1300) von Michelfeld über eine Belehnung mit Gütern.
1293 und 1302 kaufte das Kloster Michelfeld einen Hof in Altzirkendorf und zwei
Lehengüter in Neuzirkendorf vom alten Vogt Albert de Zirkendorf zu Bayreuth und
seinen Söhnen mit Zustimmung des jeweiligen Bischofs von Bamberg (Arnold bzw.
Leupold I.) als Lehensherrn.
Die
Kellner in Zirkendorf
1344 kauften „Ott der kälner“ und seine „Hausfrawen“ von „Cünraden,
dez Hungerpergers Sun vnd sein pruder vnd ih Erbn“ „daz lehn zu Zirkendorf
pei der kirchen, vnd ein habs lehn zum Höfleins“. Diese Güter aber waren
Erbrechtsgüter des Klosters Michelfeld, wohin auch weiterhin die Zinsen,
Weihzeiten, Scharwerke und Steuern zu entrichten waren.
1362 verkaufen beide Ehegatten diese Güter wieder ans Kloster Michelfeld.
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Das Wappen der Kellner war ein
steigender Fuchs,
wie dieses Relief an der Westwand der Sakristei
zeigt.
Die gotische Grabtafel stammt aus dem Jahre 1491.
Sie ist
aus heimischem Sandstein und trägt
die Inschrift:
„Da ist der edeln und
festen pegrebnus der kelner“. |
1368 vermerkt das „Böhmische Salbüchlein“ Kaiser Karls IV. (1347-1378)
unter der Überschrift „Die dörfer auf dem lande zu Aurbach“ auch für
Neuzirkendorf die lehenpflichtigen Anwesen und deren Abgaben: „It. zu
Newenzirkendorf 6 lehen: 12 kes, 6 huner.“ (6)
1403 kaufte Chunrad Kellner, Schwab zu Zirkendorf, ein Gut zu Butzmanns.
1408 kaufte Ulrich Kellner zu Neuzirkendorf ein Gut zu Oberhöflas, welches ihm
dann vom Kloster Michelfeld auf Erbrecht verliehen wird.
1420 besaß Ulrich Schwab zu Neunzirkendorf ein freies Gut zu Butzmanns. Da er
auch das dortige Kirchlein für sich beansprucht, kommt es zu einem Prozess mit
Abt Heinrich III. von Michelfeld. Die Angelegenheit wurde durch Vergleich
bereinigt.
1468 erhielt Ulrich Schwab zu Zirkendorf von Landgraf Friedrich von Leuchtenberg,
der damals Landrichter zu Auerbach war, einen
Lehenbrief, worin ihm u.a. die halbe Öde Butzmanns verliehen wird.
Ulrich Schwab verkaufte zugleich eine Wiese, die Dornwiese zu Höflas, welche
ein Lehen des Klosters Michelfeld war, an einen Bauern von Ortlesbrunn.
1485 verkaufte Ulrich Schwab an einen Bürger in Auerbach seine Zinsrechte auf
drei Güter in Göttersdorf.
Die adeligen Kellner von Neuzirkendorf, genannt Schwaben, besaßen von 1371 bis
1509 auch das Rittergut Oberbibrach.
1487 verkauften Jörg Schwab zu Neuzirkendorf, Sohn des vorgenannten Ulrich
seliger, und seine Mutter Katharina, die Witwe, ans Kloster Michelfeld wieder
ihr Erbrechtgut Höflas. Jörg war der älteste unter seinen Geschwistern, die
noch alle unter Vormundschaft standen. Ihre Vormünder, die ihnen noch ihr Vater
verordnet hatte, waren die drei Adeligen Hans Schwab zu Gutenthau, (bei
Kemnath), Conz Kriechen, Vogt zu Creußen und Hans Brandter zu Thurndorf.
1488 verkauften Jörg Kellner, Schwab genannt, und seine Mutter Katharina um 12
fl rheinisch gegen Wiederlösung eine Wiese, die blind Ullin genannt, auf dem
Butzmanns gelegen, samt dem Recht, jährlich drei Fuder Scheitholz gegen
Anweisung und um 14 Pf. jährlichen Zins zu beziehen, an die Kirche zu
Neuzirkendorf. Jörg siegelt jetzt mit eigenem Siegel, ist also bereits volljährig.
1495 sind Jörg und Leonhard Kellner, die Schwaben, Burgmänner in Thurndorf und
verkaufen mit ihrer Mutter Katharina und mit ihren anderen Brüdern und
Schwestern ihren Sitz zu Neuzirkendorf um 800 fl rheinisch an das Kloster
Michelfeld. Die zum Edelsitz gehörigen Stücke werden im Kaufbrief folgendermaßen
beschrieben:
"I.
In Neuzirkendorf der Edelsitz mit Grundstücken, auch Holz, dann mit drei Söldengütern
und Mannschaften, endlich einem vererbten Ackerl, die miteinander 20 Kreuzer 11
Pf. an Geld, 10 Käse, 62 Eier, 3 Vasnachtshennen an Materalien und einen
Mahdtag jährlich leisten. Alle diese Stücke rühren vom Hochstück Bamberg zu
Lehen.
II. Der obere Teil der Öde Butzmanns samt Holz und Holzwachs, mit einem Acker,
genannt Fleckacker, und 4 Tagwerk Wiesen bei der Bermühl, auch die Bermühl
selbst, die der Müller mit jährlich 12 Kreuzer, 6 Käsen, 60 Eiern und
etlichen Mahdtagen auf der oben genannten Wiese verzinst. Diese Stücke sind
oberpfälzische Lehen und wurden vom Pfalzgrafen Otto von Neumarkt verliehen.
III. Der untere Teil der Öde und des Holzes und Holzwachses Butzmanns samt 4
Wiesen zu 6 Tagwerken, welche von der Landgrafschaft
Leuchtenburg zu Lehen sind.
IV. Endlich einzelne Zinsgüter, die zusammen jährlich 9 fl 99 Pf. ertragen."
Als Bürgen und Zeugen des Verkaufes fungierten der Vormund und Onkel Hans
Kellner von Gutenthau, ein anderer Oheim Hans Brandter, Richter zu Speinshardt,
und ein dritter Onkel Christoph Hirschhayder zu Creußen.
Von diesem Jahr 1495 ab ist die
Geschichte Neuzirkendorfs bis 1803 ganz und gar mit dem Schicksal des Klosters
Michelfeld verwachsen.
Kriege und
Seuchen
Unsere Heimat wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von Kriegen
heimgesucht, die den Menschen ihre wenige Habe zerstörten oder raubten, und sie
selber oft quälten, folterten oder gar ermordeten.
Nachdem der tschechische Reformator Jan Hus entgegen der Zusage auf freies
Geleit 1415 auf dem Konzil von Konstanz auf dem Scheiterhaufe verbrannt worden
war, fielen seine Anhänger, die Hussiten,
in den folgenden Jahren immer wieder mal in unsere Heimat ein, so besonders im
Winter 1429/30, als sie z.B. das Kloster Michelfeld zerstörten und die Stadt
Auerbach schwer verwüsteten. Auch Neuzirkendorf und die umliegenden Ortschaften
wurden dabei nicht verschont.
Der Dreißgjährige
Krieg (1618-48) überzog unsere Heimat mit neuen Gräueltaten. „Im Jahre 1639
zogen viele Kaiserliche unter entsetzlichen Plünderungen durch das Land: ... größtenteils
abgebrannt waren ... und Neuzirkendorf. ...Im Jahre 1644 unternahmen die
Schweden von Erfurt aus folgende Einfälle mit Plünderungen: ... am 27. August
in Büchenbach, Thurndorf, Göttersdorf, Alt- und Neuzirkendorf.“ (7) Dabei
wechselten sich, wie gezeigt, kaiserliche und schwedische Truppen ab; die
Schweden scheinen der Überlieferung nach aber besonders grausam gewesen zu
sein. So wird vom „Schwedentrunk“ berichtet: „Die Unholde gossen nach
vorheriger Knebelung den armen Opfern solange Jauche in den Mund, bis sie
erstickten. ... Das Zersägen war eine vielgefürchtete Marterart: Leute wurden
zwischen 2 Bretter gelegt und dann zersägt.“ (8)
Meistens gingen mit den Kriegshorden auch verschiedene Seuchen einher, besonders
im 17. Jahrhundert. Aus dem großen Pestjahr 1634 ist z.B. für Auerbach überliefert,
dass die vielen Toten auf dem Friedhof keinen Platz mehr fanden und deshalb von
ihren Angehörigen in den Gärten oder auf freiem Felde beerdigt wurden. Man
kann sicher davon ausgehen, dass sich diese ansteckende Krankheit auch auf die
umliegenden Dörfer ausbreitete.
Auch der vor gut 50 Jahren zu Ende gegangene 2.
Weltkrieg berührte Neuzirkendorf: In der Scheune von Johann Georg Wagner
(beim Reindl) waren im April 1945 deutsche Soldaten und eine Feldküche
untergebracht. Bei einem Artillerieangriff wurde das Gebäude getroffen und
brannte ab. Die Soldaten zogen ab und für Neuzirkendorf war der Krieg zu Ende.
Bürgermeister
Hans Haßler
Die Nachkriegsgeschichte von Neuzirkendorf wurde ganz entscheidend geprägt von
Hans Haßler, der am 1. März 1904 zur Welt kam. Sein politisches Engagement für
seine Heimatgemeinde begann 1945, als ihm die Amerikaner kommissarisch das Bürgermeisteramt
übertrugen. Getragen vom Vertrauen der Bevölkerung übte er dieses Ehrenamt
dann 33 Jahre bis zur Eingemeindung nach Kirchenthumbach aus. In diesen
Jahrzehnten wurden u.a. das Schulhaus gebaut und später generalsaniert,
zahlreiche Gemeindestraßen ausgebaut, die Wasserversorgungsanlage errichtet und
das Feuerlöschwesen auf einen zweckmäßigen und zeitgemäßen Stand gebracht.
„Umfangreich ist sein Arbeitskatalog“, so hieß es als Schlagzeile zu seinem
70. Geburtstag 1974 in einer Zeitung (NK, 21.08.74)
Neben seinem Beruf als Landwirt und der ehrenamtlichen Tätigkeit für die
politische Gemeinde widmete sich Haßler als Kirchenpfleger und Mesner auch der
Arbeit für die Pfarrgemeinde; der bauliche Erhalt der Kirchen in Neu- und
Altzirkendorf, sowie vor allem des Weißenbrunner
Gotteshauses ist ihm zu verdanken.
Auch um ein gutes Erscheinungsbild seiner Gemeinde machte Bürgermeister Haßler
sich Gedanken; so erließ er, sicher mit einem leichten Schmunzeln, zur
Kirchweih im September 1967 an seine Bürger folgenden Aufruf: „Am kommenden
Sonntag feiern wir das Fest der Kirchweih. Seit einiger Zeit werden sogar die
Wohnungen getüncht, die Fenster gestrichen, und wir Menschen selber gehen zum
Schneider, zur Schneiderin, ins Schuhgeschäft und nicht zuletzt zum Friseur. An
Kirchweih selbst wird gebacken, gebraten, und der Tisch sogar festlich gedeckt.
Aber auch nach außenhin sollte alles sauber sein. Wir reinigen und räumen
daher unsere Höfe auf wie an Fronleichnam und vergessen dabei auch die Dorfstraßen
nicht, denen man es an diesem Tag wirklich nicht anzusehen braucht, daß es
Dorfstraßen sind. Wer Sinn für Sauberkeit hat, fährt daher am Samstag keinen
Mist mehr auf die Felder und treibt am Kirchweihsamstag sein Vieh früher als
sonst heim, damit die Straßen auch wirklich rechtzeitig gekehrt werden können
und sauber bleiben. Zur Zeit gibt es doch wirklich genug Futter zur Stallfütterung,
daß jeder sein Vieh am Kirchweihsonntag und -montag einmal im Stall lassen könnte.
Es macht nämlich wirklich einen schlechten Eindruck auf die vielen Verwandten,
Freunde und Gäste, wenn sie zu Besuch in unser Dorf kommen und auf Schritt und
Tritt in Kuhscheiße treten müssen. Kehricht, Schutt und Abfall müssen nach
Steinfichthut gefahren und gleich angebettet werden. Ich hoffe, daß jeder meine
Bitten und Wünsche richtig versteht und in diesem Sinne aufnimmt, denn wir alle
sind ja eine Dorfgemeinschaft.“ (9)
Hans Haßler
von Neuzirkendorf,
Landwirt des Anwesens Nr. 14,
war vom Jahr 1945 bis
zum Verlust der Selbständigkeit
seiner Heimatgemeinde 1978
Bürgermeister des Ortes. |
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Hans Haßler (geb. 18.8.1904) starb am 1. März 1981. Er hat sich um Neuzirkendorf sehr verdient
gemacht, und mit Recht ist ihm auch hier ein besonderes Kapitel gewidmet.
Verlust
der Selbständigkeit
Seit dem Tode von Kuratus Ludwig Seiderer am 22. Dezember 1969 ist der Pfarrhof
verwaist, seit Juli 1972 dient auch das Schulhaus nicht mehr seiner ursprünglichen
Funktion. Diesen beiden doch recht einschneidenden Ereignissen folgte wenige
Jahre später die Gemeindegebietsreform in Bayern. Bereits zum 1. Januar 1978
wurde die Gemeinde Neuzirkendorf in die Marktgemeinde Kirchenthumbach durch
freiwilligen und einstimmigen Beschluss beider Ratsgremien eingemeindet. In
einer gemeinsamen Sitzung des Marktgemeinderates Kirchenthumbach und des
Gemeinderates von Neuzirkendorf am 28. Juni 1977 wurde der vorberatene
Eingemeindungsvertrag ohne Gegenstimme angenommen.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1978 verlor Neuzirkendorf schließlich seine
politische Selbständigkeit und ist seither eben ein Ortsteil von
Kirchenthumbach. Die Dorfgemeinschaft aber wird nach wie vor weitergepflegt, wie
z.B. die Errichtung und Einweihung des Sportplatzes im Juni 1978, oder die
120-Jahrfeier der Feuerwehr, die Einweihung des Pfarrheimes 1995 und die
Errichtung des Feuerwehrhauses 2001 zeigen.
Das mit sehr viel Eigenleistung der
Neuzirkendorfer Wehrmänner errichtete und 2001 fertiggestellte Gerätehaus ist
ein richtiges Schmuckstück in der Dorfmitte.
verwendete Quellen
1
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Amtliches Ortsverzeichnis für
Bayern, Heft 380 der Beiträge zur Statistik, S. 124
|
2
|
Die Gemeinden Bayerns, 1840-1975,
Heft 350 der Beiträge zur Statistik, S. 72
|
3
|
Köstler, Joseph, Chronik der
Stadt Auerbach, Band XXIII S. 47 f
|
4
|
Schnelbögl, Fritz, Auerbach in
der Oberpfalz, S. 22
|
5
|
Monumenta Boica, Band XXV,
Lagerort Provinzialbücherei Amberg
|
6
|
Schnelbögl, Fritz, Das Böhmische
Salbüchlein Kaiser Karl IV., Seite 129
|
7
|
Winkler, Karl, Oberpfälzisches
Heimatbuch, Seite 82 ff
|
8
|
Neumann, Bruno, Chronik des Ortes
Zirkendorf, Skriptum von 1953 ohne Seitenzahlen
|
9
|
Fränkische Presse, September
1967
|
|