Hagenohe
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Hagenohe

Hagenohe ist ein Dorf mit heute ca. 70 Einwohnern, das bis zum 30. April 1978 zur damals selbständigen politischen Gemeinde Ranzenthal gehörte und seitdem ein Ortsteil der Stadt Auerbach i.d.OPf. ist.
Schul- und Kirchort war seit unvordenklichen Zeiten Neuzirkendorf.

Dieser schöne gusseiserne Brunnentrog steht heute im Dorfmittelpunkt. Er gehörte jahrhundertlang  zum "Marktbrunnen" auf dem Oberen Marktplatz der Stadt Auerbach. Das von Johann Michael Doser geschaffene zugehörige Standrohr befindet sich seit 1905 vor dem heutigen Kolpinghaus in Auerbach. Bei der Fronleichnamsprozession ist dort jeweils der 1. Altar.

Dorferneuerung geplant (nn)

Der Ortsnamen
Hagenohe muss wohl schon sehr alt sein, wie aus dem Ortsnamen abgeleitet werden kann, denn die Orte auf -ach sind nach Schnelbögl älter als die auf -bach. Der ehemalige Direktor des Staatsarchivs Nürnberg schreibt dazu: „Ungefähr seit dem Jahr 1000 scheint man ihre Bildung nicht mehr angewandt zu haben. Seitdem wurden mehr die -bach beliebt. In unserer Gegend stellen wir nur wenige Orte an Bächen fest, die nach der älteren, vor der Jahrtausend­wende üblichen Weise benannt sind. Es sind ... Hagenohe ... = Ache am Hagen, d.h. Dornbusch.“ (Schnelbögl, Auerbach in der Oberpfalz, Seite 20)

Dabei ist heute ein Bach im eigentlichen Sinne gar nicht mehr vorhanden; lediglich der „Wassergraben“ führt das Wasser der oberhalb des Or­tes entspringenden Quelle und das Regenwasser in Richtung Ranzenthal.
Als Bischof Otto der I. der Heilige von Bamberg (1102-1139) mit der für unsere ganze Gegend sehr bedeutenden Urkunde vom 6. Mai 1119 das Benediktinerkloster Michelfeld gründete, wird der Ort erstmals schriftlich genannt: „Hagenach“.
In den folgenden Jahrhunderten tauchen verschiedene Schreibweisen für den Ortsnamen auf, so z.B. 1373 und 1439 Hagena bzw. Hagenna oder 1500 Hagenoc.
1373 verkauften die Zogenreuter zu Turndorf ihre Vogtei über das Dorf Hagenohe dem Kloster Michelfeld. Weil es ein Bamberger Lehen war, bestätigte der Bischof von Bamberg 1373 den Verkauf, allerdings mit der Einschränkung, dass nur ein Wappengenosse, d.h. ein Adeliger, Lehenträger im Namen des Klosters sein könne. 1385 jedoch hob der Bischof diese Beschränkung auf und gab dem Kloster die Vogtei Hagenohe zum Eigentum. Ab 1439 gehörten dann der Zehnt und die niedere Gerichtsbarkeit des ganzen Dorfes „Hagenna“ zum Benediktinerkloster Michelfeld.
Bei diesem blieb Hagenohe bis zur Klosteraufhebung im Zuge der Säkularisation anno 1803. Bis zu diesem Jahr, also fast vier Jahrhunderte lang, verlieh das Kloster den Bauern die einzelnen Höfe als erbliche Lehen und verlangte dafür eine Menge von Abgaben. Solche Lasten hatte jeder Hof, je nach Größe mehr oder weniger, zu tragen.

Feudalherrschaft und Abgabewesen
Während der Feudalherrschaft, also ca. 788 - 1803, gehörten die Höfe dem Feudalherrn, der sie den Bauern als erbliche Lehen überließ. Dieses Lehenwesen brachte den einzelnen Bauern in große Abhängigkeit von seinem Lehnsherrn und bürdete ihm eine Unmenge von Lasten auf.
In diesen über 1000 Jahre war jeder Fortschritt verpönt, und auf nahezu allen Gebieten herrschte totale Stagnation. 1803 wurden die Felder praktisch noch genauso bewirtschaftet, wie es Kaiser Karl der Große (768-814) in den Capitularia angeordnet hatte. An eine wesentliche Verbesserung der Wägen und Pflüge, der Viehrassen, der Ställe und Wohnhäuser dachte niemand, und jede Neuerung war nahezu ausgeschlossen. 1000 Jahre lang wohnte der Bauer mit seinem Vieh zusammen in einer hölzernen Hütte und sein Wohn- und Schlafgemach war wenig besser, als das seiner Kühe und Ochsen.
Die Kost war ebenfalls sehr einfach und nur an den höchsten Festtagen kam Fleisch auf den Tisch. An der Kirchweih freilich, an Fasnacht und bei Hochzeiten ging es hoch her und es wurde im Überfluss gegessen und oft bis zur Bewusstlosigkeit getrunken. Einfach und armselig wie die Kost war auch die Kleidung.
Neuzirkendorf selbst kam im 13. bis 15. Jahrhundert unter die Feudalherrschaft des Klosters Michelfeld. Vom Kloster erhielten die Bauern die Höfe als erbliche Lehen. Als Pacht hatten sie ans Kloster verschiedene Naturalien zu liefern und Fron­dienste zu leisten.
(Das Wort Frondienst kommt von mittelhochdeutsch vron, was etwa 'herrschaftlich' bedeutet; Frondienst meint also Herrendienst. Diesen  mussten in der Feudalgesellschaft abhängige Bauern für ihren Grundherrn leisten. F. waren Zwangsdienste zur Bewirtschaftung des Herrenlandes durch die Pachtbauern, die erst mit der Bauernbefreiung abgeschafft wurden, aber schon vorher oft durch Geldleistungen abgelöst werden konnten.)
Alle Höfe von mussten jährlich ans Kloster abführen:
    1. den ganzen Getreidezehnt
(das war der zehnte Teil der Getreideernte)
    2. den Gülthaber
    3. den Hundshaber
    4. an Walburgis und Michaelis kleinere Geldzinse
    5. Vasnachtshennen und Herbsthennen
    6. mehrere Pfund Schmalz, Käse, 1 bis 3 Schock Eier
    7. Frondienste und Scharwerk mit der Hand

Einige Höfe hatten darüber hinaus auch noch eine größere oder kleinere Gilt (die Gilt oder Gült war eine Art Grundschuld, die durch bestimmte wiederkehrende Abgaben zu begleichen war) ans Kloster zu liefern.
Über das mittelalterliche Abgabewesen schreibt Joseph Köstler: „Jahrhundertlang ächz­ten die Bauern unter den Erpressungen des Feudalwesens. Jeder Tag brachte neue Lasten, jede heilige Zeit schwere Abgaben. Es waren zu liefern Vasnachtshennen, Osterlämmer und Ostereier, Walburgis- und Michaelisgänse, Pfingst- und Weihnachtskäse, Herrenschmalz, Herbsthühner, Hundshaber und andere Naturalien. Die Hauptlasten aber waren die Gilten und Zehenten, Frondienste und Scharwerke. Die Bauernhöfe glichen den Bienenstöcken: der Feudalherr nahm den größten Teil des Honigs für sich und ließ den Arbeitsbienen nur so viel Vorräte, daß sie davon knapp und dürftig leben konnten.“
(Köstler, Band XXII, S. 83 ff)
War das die vielgepriesene „gute alte Zeit“?

Die Hausnamen in Hagenohe
Die Anwesen in Hagenohe tragen z.T. heute noch ihre alten Hausnamen, deren Herkunft schon viele Jahrhunderte zurückreicht. Mancher Einheimische muss sich sogar erst überlegen, wie sich der Nachbar denn eigentlich „schreibt“, denn der Hausname ist im täglichen Umgang meistens viel geläufiger.
  1      beim Rupperten
  2      beim Christa oder Christabauern
  3      beim Reindl
  4      beim Schmie
  5      war das Hirthaus
  6      beim Sporerkasper
  7      beim Sporerfriedl
  8      beim Grafn
  9      beim Humer- oder Hungerbauern
10      beim Hanser oder Haunznfriedl
11      beim Schulbauern, der Sporerhof
12      beim Braun
13      beim Schönmann
14      beim Strölln oder Adl
15      beim Sternecker, Wegmacher oder Kramer

Wer mehr über die einzelnen Anwesen Hagenohes und deren Bewohner erfahren möchte: Im Juli 1995 brachte die Pfarrei Neuzirkendorf anlässlich der Einweihung der zu einem Gemeindezentrum umgebauten Schule ein Festbuch heraus, das in der Kirche Neuzirkendorf zum Kauf aufliegt. Dort können u.a. die Hagenoher Höfe z. T. bis in die Zeit des 30jährigen Krieges zurückverfolgt werden.

In den Jahren 1969 bis 1979 wurde in Hagenohe die Flurbereinigung durchgeführt, in deren Zuge auch die gemeindliche „Marksteinhalle“ errichtet wurde. In ihr findet seit einigen Jahren das traditionelle „Gurkenfest“ der Freiwilligen Feuerwehr Ranzenthal statt, die der einzige Verein der Ortschaft ist. Doch die Tage der  "Gurkenhalle" sind gezählt. (nn)

Das große Kreuz in der Ortsmitte wurde vor einigen Jahren erneuert.

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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 14. Dezember 2018

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