| | Die Neumühle
Dieses
sehr stattliche alte Anwesen
liegt unmittelbar vor den Toren der Stadt
Auerbach
und gehörte bis zum 30. April 1978 zur Gemeinde Degelsdorf.
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Das Geschlecht
der Neumüller
hat hier seit über
einem halben Jahrtausend
seinen
Stammsitz.
Die Geschichte der Neumühle
ist auch sehr eng verbunden
mit der der Stadt Auerbach.
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Gründung um 1300
In der
Gründungsurkunde des Klosters Michelfeld von 1119 fehlt der Name der Neumühle
ebenso wie die der übrigen Mühlen von Degelsdorf. Sie entstanden wohl alle
erst im 13. Jahrhundert. Die Neumühle wird allerdings sicher eine der jüngsten
von ihnen sein, denn zur Unterscheidung von den bereits bestehenden in der
Nachbarschaft (Burgstall-, Kaudl- und Speckmühle) wurde sie
eben einfach als „Neu(e) Mühle“ bezeichnet.
Gründer
der Neumühle waren wohl Angehörige der Familien Stromer und Trautenberger,
also der ehemals vornehmsten und bedeutendsten Patriziergeschlechter unserer Stadt. Diese hatten nämlich zusammen mit
anderen von den Bamberger Bischöfen als den damaligen Landesherren die
Erlaubnis erhalten, den Wald der alten Forsthube Reisach zu roden, Mühlen und Dörfer anzulegen und
das begehrte Eisenerz zu schürfen.
Die
Forsthube Reisach scheint im 16. Jahrhundert aufgelöst worden zu sein. (nach 1,
Seite 48) Das Gebiet der Forsthube Reisach (Rysach), und damit der frühesten
Besiedlung Auerbachs, ist in seiner etwaigen Lage und Ausdehnung in obiger Karte
von mir rot markiert. Gut zu erkennen ist auch der Speckbach in seinem
natürlichen und künstlich angelegten Lauf; bei der Neumühle trafen sich beide
wieder bzw. zweigte der Arm ab, der dann durch die Bachgasse lief.
Eine Forsthube oder -hufe war
der Teil eines größeren Forstgebietes, welches in der Regel ein Erbförster zu
besorgen hatte. Der Veldener Forst,
wie der ca. 20 km breite Waldstreifen zu beiden Seiten des Oberlaufs der
Pegnitz bis etwa zur Mitte des 14. Jahrhunderts hieß, war damals in 18 solcher
Huben eingeteilt.
Die
Neumühle war ein sogenanntes Mannlehen des
Hochstifts Bamberg,
das den Stromern und Trautenbergern „auf ewige Zeiten“ übertragen war.
Diese bewirtschafteten das Anwesen nicht selber, sondern verpachteten es gegen
bestimmte jährliche Abgaben an verschiedene Müller.
Vertrag von 1340
Das älteste,
mir bekannte Schriftstück über die Neumühle ist eine Urkunde aus dem Jahre
1340. In ihr schloss der damalige Inhaber Heinrich Landsberger am Vorabend des
St. Bartholomäustages (24. August) mit dem Burgstaller und dem
Kaudlmüller
einen Vertrag, in dem u. a. auch das strittige Thema des Bachräumens geregelt wurde. Landsberger ist auch der erste uns namentlich überlieferte Müller auf
diesem Anwesen.
1380
und 1408 ist der Auerbacher Bürgermeister Friedrich Trautenberger, von den
Bamberger Bischöfen Lambert bzw. Albert damit betraut, Lehnsherr der Neumühle.
Die ersten Neumüller
1438,
am Sonntag vor Kathrein (25. November), übergaben Fritz Trautenberger und seine
Ehefrau Dorothea die „Mühle in der Au“, wie die Neumühle auch genannt
wurde, an den Hans Müller und seine „eheliche Wirtin“ Anna gegen eine jährliche
Gilt von 11 Viertel Korn und ein Viertel Weizen. Dieser Hans wurde bald „Neumüller“
genannt und ist somit der Stammvater der hiesigen Neumüller.
Das
ehemalige Benediktinerkloster Ensdorf, südlich von Amberg an der Vils gelegen
und wie Michelfeld (1119) eine Gründung (1121) Bischof
Ottos des Heiligen von
Bamberg, verlieh 1473 dem Heinrich Müller zur Neumühl 5 Güter in
Unterfrankenohe (heute im Truppenübungsplatz) als Lehen. Das ist ein Beweis für
die Bedeutung dieses Geschlechts, dessen Abkömmlinge um 1500 auch auf der
Kaudl- und der Burgstallmühle saßen.
Die Stromer und die Neumühle
Die
Stromer hatten wie gesagt schon bei der Gründung der Neumühle eine wichtige
Rolle gespielt, und sie hatten ja auch die Lehenherrschaft über das Anwesen übertragen
bekommen.
Familiäre
Verbindungen zwischen ihnen und den Neumüllern bestanden ebenfalls, denn von Jörg
Neumüller, der 1536 ohne männlichen Erben starb, heißt es z.B., dass er sich
nach dem Vorbild seines berühmten Vetters Dr. Heinrich Stromer in Leipzig der
Lehre Martin Luthers zuwandte.
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Die Stromer stammten ursprünglich
wohl aus Nürnberg. Der Auerbacher Zweig
dieses Geschlechts hatte deshalb
das gleiche Wappen
wie die Nürnberger Stromer.
Im Saal des Auerbacher Rathauses
ist das Stromerwappen zu sehen. |
1553
verkaufte Georg Stromer die Neumühle erbrechtsweise an seinen Vetter und
Schwager Hans Neumüller, der mit Katharina Stromer, einer Tochter des
Auerbacher Ratsherrn Gregor Stromer verheiratet war. Ein Bruder dieses Gregor
und damit auch Schwager von Hans Neumüller war der später berühmte Professor
Dr. Hans Stromer, der als Student 1548 bei Luthers Witwe Katharina „Stube und
Tisch hatte“.
Hans
Neumüller, der also 1553 von seinem Schwiegervater Gregor Stromer die Neumühle
erbrechtsweise gekauft hatte, soll ein sehr sparsamer Mensch gewesen sein. Von
seinen Zeitgenossenen erhielt er deshalb den Spitz- oder Spottnamen „Kleienhänsl“,
seine sieben Kinder waren die „Kleiendatsche“. Heute weiß man die Kleie
- das sind die beim Mahlen des gereinigten Getreidekornes abfallenden Schalen und
Randschichten, wozu auch die Keime gehören - wieder zu schätzen, wie z.B. die
verschiedenen Vollkornbrotsorten beweisen. Im 16. Jahrhundert war die Kleie als
Abfallprodukt etwas für arme Leute.
Als
Hans Neumüller 1572 starb, machten die beiden ältesten Söhne Bernhard und
Georg ihrer Mutter Katharina, geb. Stromer, das Leben sehr schwer. Joseph Köstler
schreibt, sie waren „ungehorsam und arbeitsscheu, Säufer und Raufer, Spieler
und Würfler, Taubenschäkerer und Bärenhäuter. Sie erpreßten von ihrer
Mutter Geld und bedrohten sie mit dem Messer.“ (2, Band XIX, Seite 242) Der
Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen kann heute wohl nicht mehr überprüft
werden.
Die
Witwe jedenfalls heiratete 1574 ihren Mühlknecht Heinrich Wagner. Beide
mussten, nachdem Bernhard und Georg gegen ihre Mutter einen Prozess gewonnen
hatten, zusammen mit Sohn Hans und vier Töchtern das Neumühlanwesen verlassen
und in die Stadt umsiedeln.
Der
lückenlose Stammbaum der Neumüller geht zurück bis 1438, als Hans Müller,
bald Neu-Müller genannt, die Mühle in der Au von Fritz Trautenberger
übernimmt. (siehe oben)
Das Anwesen um 1580
Die
Neumühle war damals ein ansehnlicher Besitz, wie eine wegen dieser gerade
angesprochenen Vermögensteilung von 1580 gemachte Aufstellung zeigt. So gehörten
u. a. dazu die Mühle selbst mit der Hauswiese und 2 Tagwerk Feld im Schätzwert
von 250 fl (fl ist die Abkürzung von Floren (franz.) oder Florin (ital.) und
bedeutet Gulden), das Anwesen Nr. 10, vormals „beim Beckn“, in Zogenreuth zu
300 fl, 6 Tagwerk Grund hinter der Mühle zu 150 fl, 1 Tagwerk am Kornberg zu 45
fl, der 2 Tagwerk große Reinsfeldacker zu 100 fl, im Arzberg 2,5 Tagwerk zu 100
fl, zwischen der alten Schießmauer und dem Maiergraben 2,5 Tagwerk zu 100 fl
und im Kessel 5 Tagwerk Wiesengrund zu 300 fl.
Besitzer
war seit diesem Jahr Georg Neumüller, während sein Mitstreiter und ältester
Bruder Bernhard Tuchscherer in Auerbach wurde.
Die Stadt wird Grundherr
Am 19.
November 1589 erwarb die Stadt Auerbach die Grundherrschaft über die Neumühle,
welche von nun an bestimmte Abgaben wie z.B. die jährliche „Vasnachtshenne“
an die Stadtkammer abführen musste. Damit endete der Einfluss der Stromer über
das Anwesen.
Mit
diesem Kauf erhielt die Stadt auch die niedere Gerichtsbarkeit über die Neumühle
und ihre Bewohner, die im gleichen Zug Auerbacher Bürger wurden.
Unberührt
davon blieb das Lehenrecht der Bamberger Bischöfe. Bis zur Säkularisation von
1803 musste die Neumühle bei jedem Besitzerwechsel 10 Prozent des Kaufpreises
als so genannten Handlohn an das Hochstift Bamberg bezahlen.
Als
Georg Neumüller 1614 starb, entbrannte unter seinen Nachkommen ein Streit um
das Erbe; Georg hinterließ von drei Ehefrauen vier Söhne und eine Tochter. Der
jüngste Sohn Hans Georg sollte eigentlich nach altem Herkommen das Anwesen
erhalten, war aber noch minderjährig. Nach längerem Hin und Her verwaltete der
älteste Sohn Georg die Mühle als Pächter bis zu seinem Tode 1624.
Schwere Zeiten
Ein
Jahr später wurde Hans Georg volljährig und neuer Herr auf der Neumühle. Es
war eine schwere Zeit. Der Dreißigjährige Krieg wütete mit aller Härte und
Grausamkeit in unserer Gegend und verschonte sicher auch die Neumühle nicht.
Wie
alle anderen Auerbacher musste auch der Neumüller 1628 wieder katholisch werden
oder auswandern. Die große Pestepidemie von 1634 schließlich raffte auch den
Hans Georg Neumüller dahin, ohne dass dieser einen männlichen Erben hinterließ.
Seine Witwe Anna, die aus Pressath stammte, konnte sich in den
Erbauseinandersetzungen letztlich nicht behaupten und musste dem Neffen Georg
ihres verstorbenen Mannes Platz machen, der ab 1638 auf der Neumühle war.
Dieser
Georg hatte wenig Freude an seinem neuen Besitz, denn die Schweden raubten ihm
sein Vieh und alles Getreide, die bayerischen Soldaten brannten 1641 gar den großen
Stadel nieder und zerstörten das Mahlwerk; Plünderungen und alle möglichen
Gewalttaten waren an der Tagesordnung.
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Seit alter Zeit
führt die Neumühle
ein Familienwappen:
ein diagonal fließender Bach,
ein springender Hund
und ein halbes Mühlrad.
Als Steinplastik ist es
auch am Erkerturm zu sehen. |
Der Neumühladl
Gegen
Kriegsende 1648 übernahm Georgs Sohn Adam die Neumühle und baute sie allmählich
wieder auf. Dieser Adam Neumüller muss ein hervorragender Sänger gewesen sein,
denn Köstler schreibt über ihn:
„Bei allen Prozessionen und Grabgesängen war der Neumühladl vorn dran und
kein Mensch konnte die Choräle schöner singen als er. Der Herr Pfarrer lobte
ihn sehr und bei der Bürgerschaft war er sehr beliebt. ... 1674 bekommt der
Neumühladl aus dem Heiligenwald gratis 3 Klafter Holz, weil er gar so fleißig
auf dem Chor singt“ (2) (1 bayerischer Klafter waren 3,13 m3 Holz)
Über
den Tod des Neumühladl steht in der Pfarrmatrikel: „Am 15. November 1683 hat
Adam Neumüller v. d. Neumühle, 50 Jahr alt, den Becken Stephan Lippert mit zum
Grab getragen u. sich bis nachts am Leichtrunk beteiligt. Am nächsten Tag
sollte seine Tochter Hochzeit haben. Am 15. November ist der Adl seliger abends
bei finsterer Nacht mit einer Fackel v. Auerbach weggegangen u. weil er wegen
der Überschwemmung nicht den richtigen Weg über das steinerne Brückl gehen
konnte, wollte er neben den Behältern hinaufgehen, um seine Mühl zu erreichen.
Er ist aber vom Weg abgekommen, in den Bach geraten u. hilflos ertrunken. Er ist
zeitlebens eine gute Seel gewesen u. weil er auch 3 Tag zuvor gebeicht u.
kommuniziert hat, wurde er christlich begraben. R.I.P.” (nach 2)
Nach
1536 und 1634 waren mit dem Tode des Neumühladls Adam 1683 die Neumüller auf
der Neumühle zum dritten Mal im Mannesstamme ausgestorben, auf der benachbarten
Burgstallmühle und in der Stadt blieb dieses alte Geschlecht auch dem Namen
nach weiterhin erhalten.
Neuer Aufschwung
1695
verkaufte Barbara Neumüller, die Witwe des Adam, das Anwesen um 1750 fl an
ihren Schwiegersohn Thomas Göppl. Dieser heiratete nach dem Tode seiner Frau
die Rosina Held aus Auerbach; seine ehemalige Schwiegermutter kaufte er mit 200
fl ins Bürgerspital ein. Der Neumühltama, wie er auch genannt wurde, kam
zeitlebens auf keinen grünen Zweig. Am 23. Januar 1741 schließlich verkaufte
er die Neumühle an den Burgstaller Hans Georg Neumüller, der das Anwesen 1750
seinem Sohn Hans Adam übergab.
Dieser
Hansadl heiratete im gleichen Jahr die wohlhabende Anna Katharina Winkler von
der Bruckmühle bei Schlicht. Von nun an ging es wieder aufwärts mit der Neumühle.
So wurden u.a. 1758 das heutige Wohnhaus und fünf Jahre später der große
Stadel errichtet.
Pater Marian und Johann Nepomuk
Hans
Adam und Katharina Neumüller hatten fünf Söhne, nämlich Georg, Johann
Nepomuk, Johann Wolfgang, Friedrich Joseph Adam und Joseph.
Georg,
der älteste Sohn, trat in jungen Jahren als Novize in das damals bedeutende
Benediktinerkloster Reichenbach am Regen ein.
Als Pater Marian wurde er 1801 zum
Abt gewählt. Johannes Neubig schrieb 1839 über ihn: „... ein Mann, gelehrt,
hochverdient um Staat und Kirche und daher vom Höchstseligen Könige Max auch
in den Adelsstand erhoben, ganz einfach, gegen die Armen besonders mildthätig,
fromm und liebenswürdig.“ (3, Seite 95)
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Dieses Ölbild
von Pater Marian Neumüller
hängt noch heute
in der Neumühle. |
Die Säkularisation setzte 1803 dem Wirken Pater
Marians in Reichenbach ein Ende. Er starb schließlich 1832 in Amberg und ist
auf dem Katharinenfriedhof begraben. Von ihm sind noch zahlreiche wertvolle Bücher
auf der Neumühle erhalten.
Auch das wunderbare Kruzifix, das u.a. beim
Flurumgang am Sonntag nach Fronleichnam auf dem dritten Altar an der Neumühle zu bewundern
war,
stammt von P. Marian. Der wertvolle Kelch, der an Hochfesten in der
Pfarrkirche benützt wird, geht ebenfalls auf P. Marian Neumüller zurück.
Kreuz und Kelch sind neben einer Monstranz und
verschiedenen anderen liturgischen Gegenständen noch heute im Eigentum der Neumühle
und wurden der Pfarrei Auerbach zur Verfügung gestellt.
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Seit über
100 Jahren, wahrscheinlich sogar schon länger,
stellten die Neumüller
in ihrem Anwesen einen Altar
beim
Flurumgang der Auerbacher Pfarrei.
Diese traditionelle Segensprozession wurde
am Sonntag nach Fronleichnam
gehalten.
Ihr Weg führte
vorbei am Friedhof über die Bahnhofstraße
zum Grünhof,
wo beim "Hofner"
der erste Altar war.
Der zweite
war an der
Neumühle,
der dritte beim "Finkenschmied"
am Unteren Markt.
Abschluss war in der Pfarrkirche St. Johannes Baptista. |
Seit 2003
findet der sonntägliche Flurumgang in der Pfarrei Auerbach nicht mehr statt.
Auch
Johann Nepomuk wählte den geistlichen Stand und wurde Jesuit. Er war ein sehr
gelehrter Priester, wie in dem 1789 erschienenen Buche „Laute aus dem Leben
eines Edeln. - Neumüllers Freunden gewidmet“ zu lesen ist. In diesem Werk
seines bischöflichen Freundes Johann Michael Sailer heißt es u.a.: „Neumüller's
Bibliothek ist ein Beweis des geläuterten Geschmackes, den er in Allem, was
Philosophie, Theologie und schöne Künste und Wissenschaften heißt, besaß. Daß
er nebst seiner Muttersprache die lateinische, griechische, hebräische, französische,
wälsche und englische verstand ...“ Im Alter von nur 31 Jahren starb Johann
Nepomuk 1784 im Dienste des Priesterseminars Bamberg.
Johann
Wolfgang war nicht verheiratet. Er leitete den Ökonomiebetrieb auf der Neumühle.
Friedrich
Joseph Adam siedelte nach Neumarkt über und brachte es dort als Rotgerber zu
Ansehen und Reichtum.
Der jüngste
Bruder Joseph schließlich übernahm mit 20 Jahren 1786 das väterliche Anwesen
und förderte bis zu seinem Tode 1831 den Wohlstand der Neumühle.
Der Abgeordnete Johann Neumüller
Joseph
und Kunigunde Neumüller hatten einen einzigen Sohn, Johannes. 1800 geboren
erlangte er in der Bevölkerung großes Ansehen, wurde 1844 Landrat und vier
Jahre später sogar Landtagsabgeordneter. Neben seiner zeitraubenden politischen
Tätigkeit bewirtschaftete er natürlich auch die Neumühle. Zusammen mit seiner
Frau Anna hatte er zwei Töchter und zwei Söhne.
So sah die Neumühle am Ende des 19. Jahrhunderts aus.
Joseph,
der jüngere Sohn, übernahm 1873 das elterliche Anwesen um 30.000 fl. Er
heiratete Margareta Willax aus Kohlberg. Von ihren vier Töchtern und drei Söhnen
pachtete Hans das Haus Nr. 178 (heute Unterer Markt 28). Beim großen Brand am
29. März 1930 wurde das Anwesen zusammen mit den Nachbarhäusern 176 bis 180
eingeäschert. Hans Neumüller ließ sich mit seiner Familie in Kastl
nieder. Hans Neumüller war der Vater des erst vor wenigen
Jahren verstorbenen Neumühl-Hans, Kastler-Hans oder Neumühl-Buckl
(1909-1980), von dem die
herrliche Tiersammlung stammte, die einige Jahrzehnte in der Eingangshalle der Auerbacher Hauptschule
zu sehen war.
Manchen noch bekannt, zumindest dem Namen nach, ist Anna Neumüller,
eine Tochter Josephs, die als Hauptlehrerin u.a. eine umfangreiche Sammlung
heimischer Sagen anlegte. Die Neumühl-Lehrerin
verstarb vor gut drei Jahrzehnten.
Georg,
ein anderer Sohn, übernahm vom Vater die Neumühle. Aus der Ehe mit seiner
Frau Barbara (verstorben 1979) entstammten vier Kinder: Benno, Alfons (Vater des jetzigen Neumüllers),
Hedwig (verehelichte Frohnhöfer) und Blanka (verehelichte
Bundscherer), die natürlich längst verstorben simd.
Die Neumühle im 20. Jahrhundert und heute
Georg
baute nach dem 1. Weltkrieg 1919 die alte Mühle neuzeitlich um und erweiterte
sie.
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1924 ließ
Georg Neumüller
u. a. den schönen Erkerturm errichten.
Neben der Mühle
begann er 1928
mit dem Brotbacken. Sein Schwarzbrot
war weithin bekannt und
wurde
bis in den Bayreuther Raum verkauft.
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1932
legte Georg in der Nähe des alten
Schachtes etwa auf dem heutigen Abrichtplatz des Schäferhundevereins eine
Silberfuchsfarm an, was sich aber bald aus verschiedenen Gründen als kein
besonders einträgliches Geschäft erwies und deshalb wieder einging.
Besser
lief da schon das Leichtbetonsteinwerk, welches Georg 1936 zusammen mit seinem
Kompagnon Angerer an der „Waldspitze“, kurz vor Michelfeld an der B 85, eröffnete;
unter einem Nachkommen Angerers ist dieses, natürlich in vergrößerter Form,
noch heute erfolgreich in Betrieb und hat seine Produktion ins Industriegebiet
Leonie ausgeweitet.
1948 übernahm
Sohn Alfons das väterliche Anwesen. Sieben Jahre später (1955) vernichtete ein
verheerender Brand große Teile der Neumühle. Kurz zuvor hatte Alfons sozusagen
als weiteres Standbein eine Mischfutterherstellung in Betrieb genommen. Das Mästerstolz
war damals eine echte Neuheit auf dem Markt und wurde bis 1988 vertrieben.
1960 äscherte
ein weiteres Feuer praktisch den ganzen Mittelbau der Neumühle ein. Im gleichen
Jahr erfolgte auch die Ablösung des Mühlbetriebs; 30 Jahre lang, bis 1990,
durfte auf der Neumühle nicht mehr für den menschlichen Verzehr gemahlen
werden.
Neben
dem Feuer sorgten auch die fast jährlich wiederkehrenden Hochwasser noch bis
vor etwa 20 Jahren immer wieder für große Schäden an der Neumühle.
Ab 1970
legte Alfons größeres Gewicht auf die Bäckerei. Tochter Christine hatte
inzwischen das Bäckerhandwerk erlernt, Sohn Georg wurde Konditor. Tochter
Blanka war im erweiterten Laden tätig, in dem seitdem u. a. verschiedenste
Brotsorten, Weißbrot, Feingebäck und allerlei Spezialitäten angeboten werden.
Als
Alfons 1983 überraschend starb, hinterließ er seiner Frau Marianne (+2018) und den
drei Kindern einen wohlgeordneten Betrieb, den zunächst die Witwe weiterführte.
Danach betrieb Sohn Georg die Bäckerei bis Anfang Februar 2018 in der großen Tradition der Neumüller
erfolgreich. (nn
2018)
Der
von drei Seiten her durch die mächtigen Gebäude geschlossene große
Innenhof
der Neumühle wird in den letzten Jahren auch für verschiedene kulturelle
Veranstaltungen genutzt.
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Hoch
her geht es alljährlich
im Sommer im Neumühlhof,
wenn die Knabenkapelle
Auerbach
ihr mittlerweile traditionelles
"Neumühlfest" feiert.
(Foto
Archiv Knabenkapelle, 2002) |
Die Theaterschule Auerbach
brachte 2005 das aufwändige Stück "1000 Jahre Auerbacher Handwerk"
im Neumühlhof zur Uraufführung.
Open-Air-Konzerte verschiedener Veranstalter finden hier ebenfalls in
unregelmäßigen Abständen statt.
verwendete
und weiterführende Quellen
1 |
Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der
Oberpfalz, Auerbach 1976 |
2 |
Köstler, Josef,
Chronik der Stadt Auerbach, 27 handgeschriebene Bände, Lagerort Rathaus
bzw. Archiv der Stadt Auerbach |
3 |
Neubig, Johannes, Auerbach, die ehemalige
Kreis- und Landgerichtsstadt in der Oberpfalz, Auerbach 1839 |
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 13. April 2023
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
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