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Das Dorf Krottensee
Auf dieser alten Ansichtskarte besteht
Krottensee aus relativ wenigen, fast ausschließlich landwirtschaftlichen Höfen; heute hat das Dorf viele neue Häuser: bei der Volkszählung 1987
lebten in 89 Anwesen 357 Menschen, heute sind es 426 Einwohner (Stand Januar
2007).
Die
doch relativ kleine Ortschaft Krottensee besaß bis vor ein paar Jahrzehnten
immerhin drei Wirtshäuser. Das hier abgebildete "Gasthaus zur Grotte"
(Foto von 1904; Archiv L. Götz) der Familie Höllerer wurde 1978 im Zuge des
Straßenbaus geschlossen. Die beiden anderen, "Gasthof zur Linde"
(Fam. Schreg: links) und "Gasthaus zum Löwen" (Fam. Buchfelder,
rechts), sowie der
"Grottenhof" (Fam. Lohner,
unten) bei
der Maximiliansgrotte laden Einheimische und
Fremde zum Besuch ein.
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Die Anzahl der Haupterwerbslandwirte ist bis auf einige ganz wenige
zurückgegangen. Die meisten Krottenseer verdienen ihr Brot jetzt als Arbeitnehmer in
den umliegenden Orten; mehrere betreiben im Nebenerwerb kleinere
landwirtschaftliche Betriebe.
Es ist schwer, das heutige Dorf Krottensee auf einem einzigen Foto darzustellen.
Die folgenden Aufnahmen zeigen die Ortschaft deshalb von Norden, von Süden und
von Westen her.
"Uralte Linden, ein aus
Dolomitsteinen errichtetes Denkmal und die nahe Maximiliansgrotte lenken die
Gedanken zurück in die Vergangenheit." (1)
Name und Entstehung der
Ortschaft
"Das erst um 1460 gegründete Krottensee übernahm seinen endgültigen
Namen von dem Krötenweiher, der der Gegend das Gepräge gab. (See bedeutet bei
uns soviel wie Weiher, Sumpfstelle)." (2, Seite 25)
Die erste Ansiedlung ist aber wohl älter, zumindest werden vereinzelt Menschen
dort gesiedelt haben, auch wenn man bis herauf ins 15. Jahrhundert nichts von
Krottensee erfährt.
"In der Mitte des 15. Jahrhunderts bemühten sich die Besitzer des Veldener
Forstes, der Bischof von Bamberg und die
Kurpfalz, um neue Rodungen und
Dorfanlagen in ihren Wäldern. Das Motiv dafür war die Absicht, die Grundrente
zu steigern. Der Ackerbau versprach größere Einkünfte als die Waldnutzung.
Während die Bamberger in ihrem Forst westlich der Pegnitz gleich eine Anzahl
von Höfen neu anlegten, darunter Fischstein, beim Rauhenstein, ja ganze Dörfer
wie Mosenberg, Höfen, Bernheck und Ottenhof, beschränkten sich die Pfälzer
auf die Neuanlage eines Dorfes. Von der Stadt Auerbach und dem Kloster
Michelfeld bis zur Burg Hartenstein hin reichte im Mittelalter der Königsteiner
Wald so nahe an die Pegnitz heran, daß sich dazwischen keine bäuerliche
Siedlung entfalten konnte. Lediglich eine oder zwei Forsthuben, die zur
Verwaltung des großen Forstes dienten und schon frühzeitig wieder abgegangen
sind, waren menschliche Aufenthaltsstätten im Walde links der Pegnitz.
In dem
hübschen Sackdilling wurde erst zu Ende des 16. Jahrhunderts ein Haus
errichtet;
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der Ausflugsort Rinnenbrunn (siehe Foto
links) ist noch jünger; in älteren Archivalien
und Karten heißt die dortige Flur "Rinderbrunnen", sie diente also
ursprünglich weniger der Labung der Menschen als der Erquickung des lieben
Viehes." (3, Seite 71)
(Der Kirwabaum) |
"Nur eine größere bäuerliche Siedlung dehnt sich behaglich auf der Leiten
östlich von Neuhaus vor dem Walde hin. Krottensee unterscheidet sich
hinsichtlich der Gründung von den genannten Siedlungen dadurch, daß es nicht
von den Leuten des Bamberger Bischofs, sondern von den kurpfälzischen
Untertanen ins Leben gerufen wurde." (3, Seite 71)
In einer Aufstellung etwa aus der Mitte jenes Jahrhunderts,
in der sämtliche Einnahmen des kurpfälzischen Pflegamts Auerbach verzeichnet
sind, heißt es: "Im Krötensee beim Neuenhaus ein neu dorf aufgericht,
genannt zu Newenreut." (3, Seite 72)
Auch die Namen der ersten Bauern von Krottensee sind aufgezeichnet:
Gerstacker, Merz, Stengel, Hartmann, Schedel, Neubauer und Schuster.
Wie schon gesagt beabsichtigte die kurpfälzische Regierung mit der Neuanlage
des Dorfes ab der Straße von Ranna nach Königstein aus dem Forst mehr
herauszuholen. "Um Siedler anzulocken, wurde den Bauern auf eine bestimmte
Zeit ... eine Freiung gewährt, d.h., sie durften das Land so lange
unentgeltlich bewirtschaften und brauchten erst nach Ablauf der Frist Zinsen
davon zu bezahlen." (3, Seite 72 f)
"Neben dem Gerstacker waren
noch 2 weitere Großbauern mit je 30 Tagwerk Feld- und Wiesengrund. 7
Mittelbauern besaßen nur die Hälfte an Grund und Boden, 6 Kleinbauern hatten
weniger als 10 Tagwerk. In einer Steuerliste des Jahres 1616 sind 33 Bauern und
der Dorfhirte eingetragen." (4, Seite 46 f)
Weitere
Entwicklung
Krottensee
"ist ein gemütliches Bauerndorf geblieben; die Pläne der Amberger
Regierung vom Jahre 1606, in dem abgelegenen Örtchen eine Kirche, ein Wirtshaus
und eine Badstube zu errichten, scheiterten, was die Kirche anlangt; der Vorteil
des eigenen Wirtshauses und des Bades wurde Krottensee freilich zuteil, trotz
des Einspruchs der Nachbarschaft." (3, Seite 73)
"In kirchlicher Hinsicht gehörte das Dorf zur Pfarrei
Velden und blieb dort
bis zum Jahre 1628. Politisch gesehen war Krottensee ein Dorf der Oberpfalz und
gehörte zum Amt Auerbach. Alle umliegenden Orte lagen in einem anderen
„Staat“. Neuhaus war bambergisch, Velden gehörte zur Reichsstadt Nürnberg,
Königstein war im Besitz der Jungen Pfalz und in Plech
regierten die Preußen; der Ort gehörte zur Markgrafschaft
Bayreuth.
Wegen dieser Grenzlage hatte Krottensee sehr unter den verschiedenen Kriegen zu
leiden. Sowohl im Hussitenkrieg
als auch im Landshuter
Erbfolgekrieg wurde das Dorf zerstört. Im 30jährigen
Krieg litten die Bewohner Unsägliches. Einquartierungen, Plünderungen,
Brandschatzung und Gewalttaten brachten endloses Leid. Pest und Typhus wüteten
unter den Bewohnern, Viehseuchen leerten die Ställe.
Als endlich zu Münster und Osnabrück Frieden geschlossen wurde, war das Land
entvölkert, die Felder verwüstet und die Wiesen versumpft. 10 Anwesen waren
„öd und abgebrennt“. Langsam begann der Wiederaufbau. In der Steuerliste
des Jahres 1650 sind 31 Anwesen aufgeführt. Zum Ende des 17. Jahrhunderts waren
die Bewohner wieder zu geordneten Verhältnissen gekommen. Da brachte der
Spanische Erbfolgekrieg dem Dorf neues Elend. Am 24. Mai 1703
kam es auf den Höhen vor dem Dorf zu einer bedeutenden Schlacht, in deren
Verlauf der ganze Ort niederbrannte.
Der Lebenswille der Krottenseer meisterte auch diese Schrecken. In einem Herdstättenverzeichnis
des Landrichteramtes Auerbach aus dem Jahre 1721
sind 40 Häuser aufgeführt. Selbst im österreichischen
Erbfolgekrieg 1742/45 und im Krieg Frankreichs gegen Österreich 1796 hatte
Krottensee unter Truppendurchzügen sehr zu leiden.
In den Jahren 1770 - 1772 herrschten eine große Teuerung und eine entsetzliche
Hungersnot. Seit dieser Zeit werden in Krottensee Kartoffeln angebaut.
Nun endlich folgten lange Jahre des Friedens und die Bewohner konnten sich
friedlichen Aufgaben zuwenden." (4, Seite 47)
Wasserversorgung
"Wie in den meisten Juradörfern war auch in Krottensee die
Wasserversorgung ein großes Problem. Zwar gab es im Dorf eine ganze Anzahl von
Brunnen, aber die meisten von ihnen versiegten in heißen Sommern.
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Der beste Brunnen war noch der
Hinkertenbrunnen, der einen großen Teil des unteren Dorfes mit
Trinkwasser versorgte. Daneben gab es den Gänsebrunnen (Fuchsbrunnen),
den Weberbrunnen bei Haus-Nr. 56, den Laußbrunnen bei Haus-Nr. 39 1/2,
den Schregbrunnen, den Gartenbrunnen, 2 Forsthausbrunnen und den
Hofbrunnen beim Adamwulfen. |
Für das Vieh waren die Dorfhüllen da, die ja
erst im Zuge des Straßenbaues verschwanden. Da es sich bei ihnen um sogenannte
Himmelweiher (Regenweiher) handelte, waren sie in regenarmen Zeiten auch
ausgetrocknet. In solchen Jahren wurde das Wasser für das Vieh in
Jauchefässern beim Baderweiher eingeschöpft. Für den menschlichen Bedarf
wurde das kostbare Naß in Butten und Fässern vom Lindenbrunnen in Neuhaus
geholt.
Noch nach dem letzten Weltkrieg brachten Krottenseer Frauen ihre Wäsche in
Handwägelchen oder Schubkarren zur Waschbank in Neuhaus." (1)
Unter Bürgermeister Rauh wurde 1910 zusammen mit Neuhaus eine
Wassergenossenschaft gegründet, die durch den Bau einer Wasserleitung mit
Hochbehältern den Notstand beendete.
Erst 1972 verlor Krottensee seine politische Selbständigkeit und ist seitdem ein Ortsteil der Marktgemeinde Neuhaus
an der Pegnitz.
Die
Freiwillige Feuerwehr Krottensee (gegründet 1887) stammt noch aus der Zeit der selbständigen
politischen Gemeinde und hat ein schmuckes Gerätehaus.
Schulverhältnisse und
Schulhaus
Die Krottenseer Kinder gingen seit jeher nach Neuhaus in die Schule. Diese
"wurde, wie aus alten Aufzeichnungen zu ersehen ist, unter Fürstbischof
Gottfried von Ascholdshausen zwischen 1609 und 1612 gegründet. Als Schulhaus
wurde das Mesnerhaus benützt und der Mesner sollte gleichzeitig den Lehrer
machen. Da er aber selber weder lesen noch schreiben konnte, wurde der
Marktschreiber als Schulmeister verpflichtet.
Das Mesnerhaus stand am Berghang neben der Kirche.
1615 wirkte Paul Gmehling als Lehrer, 1630 Jakob Krapp aus Auerbach. Sein
Nachfolger war Thomas Gmehling. Von 1671 - 99 war Hans Paul Gmehling Lehrer.
Dieser vielseitige Mann war außerdem noch Organist und Marktschreiber und von
1684 - 90 auch noch Bürgermeister. Auch in den folgenden Jahren waren immer
wieder Gmehling als Lehrer tätig. ...
Zum Schulsprengel von
Neuhaus gehörten damals die Orte Krottensee, Bärnhof,
Finstermühle,
Rothenbruck,
Ziegelhütte,
Höfen,
Mosenberg, Ober- und Unterbrand und
Hammerschrott. Früher gingen auch noch die Kinder von Bernheck und des Hammers
Ranna als Gastschüler nach Neuhaus. Bei diesem großen Schulsprengel genügten
die beiden Schulsäle (Anm. Weber: im Haus Burgstraße 2) natürlich nur, weil es die
Eltern mit der Schulpflicht nicht so genau nahmen. ...
Der Bau des Schulhauses in Ranna 1865 (schon 1844 hatte die Gemeinde Ranna in
Rauhenstein ein Schulhaus gebaut), das auch von den Mosenberger Kindern besucht
wurde und die behelfsmäßige Unterrichtung der Kinder von Krottensee in einem
Wirtshaussaal ab 1783 brachten eine weitere Lockerung der angespannten Raumverhältnisse
in Neuhaus. Diese Schulprobleme hatten fast 100 Jahre Bestand.
1876 waren die Raumverhältnisse so drückend, daß sich die Gemeinde zu einem
Schulhausneubau entschloß. 1877 wurde das neue Schulhaus, das heutige Rathaus
(Anm. Weber: am 15. Juli 2007 wurde das heutige Rathaus in Neuhaus
- vormals Gasthaus Bayerischer Hof - seiner Bestimmung übergeben),
eingeweiht. Es wurde als ein Musterschulhaus gepriesen und hatte 2 Schulsäle
und eine Lehrerdienstwohnung.
Für die Gemeinde Krottensee war dieser Neubau und die auf die Gemeinde
zukommenden Kosten der Anlaß, selber ein Schulhaus zu bauen." (4, Seite 54
f)
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"Ehem. Schulhaus, zweigeschossiger
Satteldachbau mit Kniestock, spätklassizistisch, um 1880." So heißt
es über das Haus Nummer 50 in Krottensee in der Liste des Landesamtes
für Denkmalschutz (BlfD).
Als am 14. September 1967 das neue Schulhaus zwischen Neuhaus und
Krottensee eingeweiht und bezogen werden konnte, hatte das Dorfschulhaus
ausgedient. Das schmucke Gebäude im Zentrum des Dorfes ist heute in
Privatbesitz. |
Kapellen in Krottensee
Seelsorgerisch gesehen gehört Krottensee von Anfang an zur Pfarrei St. Peter
und Paul in Neuhaus. Das Dorf hat zwar keine eigene Kirche, dafür aber drei
Kapellen.
Die älteste davon ist wohl die an der Straße von Neuhaus nach Königstein.
In der o. a. Denkmalschutzliste heißt es
darüber: "Wegkapelle,
kleiner Satteldachbau mit gewölbtem Innenraum, wohl 18. Jh.; im Ort an der
Durchgangsstraße."
Auch dieses Kirchlein - im Volksmund nach
seinem Erbauer "Maulkapelle" genannt - ist in o. a. Liste
erfasst: "Feldkapelle,
kleiner rechteckiger Satteldachbau, gewölbter Innenraum mit eingezogner
Altarnische, wohl 18. Jh.; mit Ausstattung; auf Anhöhe zwischen Neuhaus
und Krottensee."
Von hier aus kann man bei guter Sicht weit schauen; eine Bank lädt zum
Verweilen ein.
Rechts neben dem kleinen Kirchlein sieht man die Burg Veldenstein in
Neuhaus. |
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Die dritte Kapelle ist die jüngste und steht
zum Gedenken an die gefallenen bzw. vermissten Krottenseer des 1. und des 2.
Weltkrieges mitten im Dorf.
Dieses
Foto (Archiv L. Götz) von 1926 zeigt die Kapelle für die Kriegstoten von
Krottensee kurz nach ihrer Errichtung.
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"Kriegergedächtniskapelle
für den Ersten Weltkrieg, um 1925; mit Ausstattung; neben Haus Nr.
50." Mit dieser Beschreibung wird das Kriegerdenkmal in Krottensee in
der Denkmalliste geführt.
Wie das folgende Foto zeigt, erinnern die Tafel links an die Gefallenen
des 1. Weltkrieges und rechts an die des 2. |
Literaturangaben
1 |
Dimler, Andreas, Krottensee in der
Geschichte, in Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Krottensee,
1987 |
2 |
Schnelbögl, Fritz, Die Stadt Auerbach und
ihr Umland, Auerbach 1976 |
3 |
Schnelbögl, Fritz, Das Dorf Krottensee, in
Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft, Juni 1964, Heft 1/2 |
4 |
Dimler, Andreas, Neuhauser
Schulverhältnisse, in Marktgemeinde Neuhaus "Gestern und
Heute", Band 2 der Veldensteiner Mosaike, Neuhaus 1989 |
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erreichen oder telefonisch unter 09643 683.
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letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 12. September 2008
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