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Umfangreiche
Sanierung
der Burganlage nn
nk
Burg
Veldenstein
„Wer von Nürnberg aus mit der
Bahnlinie nach Bayreuth oder nach Hof das romantische Pegnitztal durcheilt, wird
bald nach dem Verlassen des letzten der sieben Tunnels überrascht unter dem
starken Eindruck stehen, den der Anblick der gewaltigen Burg Veldenstein auf
jeden Beschauer machen muß. Hoch überragt sie auf einem Dolomitfelsen den
Marktflecken Neuhaus und bildet gleichsam die Krönung der landschaftlichen Schönheiten
des in dieser Beziehung gewiß sehr reichen Flußtales. ... Die Landschaft
liefert gleichsam den felsigen Unterbau, die Burg aber beherrscht und krönt die
Landschaft. Gerade durch diese Wechselbeziehung wird der Reiz einer solchen
Anlage vielfältig gesteigert.“ (1, Seite 5)
Das Wahrzeichen der Marktgemeinde Neuhaus und wohl auch des ganzen oberen
Pegnitztales ist
zweifelsohne die den Ort überragende Burg Veldenstein.
(Bild um 1900; aus 5, Seite 84)
"Die den Markt Neuhaus überragende Burg
Veldenstein ist die größte mittelalterliche Burg des Pegnitzgebietes und
läßt in Gesamtanlage und Einzelteilen die Entwicklung des Burgenbaues im Laufe
der Jahrhunderte am deutlichsten in Erscheinung treten. ... Sie erhebt sich auf
einem Talsporn, der mit sich verbreiternder stumpfer Spitze in dem sich
ostwärts ausweitenden Pegnitzgrund vorspringt, während sich der Fluss dicht an
seinem Nordabfall vorbeizwängt." (4, Seite 45 f)
Aus der Geschichte von Burg
Veldenstein
Der folgende kurze Streifzug durch die reiche
Geschichte der Burg Veldenstein ist stichpunktartig und will schwerpunktmäßig
nur einige Daten aufzeigen; wer Genaueres wissen möchte, der sei auf das
Werk von Wilhelm Schwemmer (1), auf den örtlichen Heimatkundler Andreas Dimler
(2) und auf die Festschrift zur 500-Jahrfeier der Pfarrei Neuhaus (3) verwiesen.
Viel Wissenswertes über die Burg Veldenstein findet man u.a. auch auf den umfangreichen und guten
Internetpräsentationen von Boris Pohl
und der ANL.
| wann genau die
Burg erbaut wurde, ist nicht bekannt. Manches deutet darauf hin, dass sie
der Bischof von Eichstätt, zu dem die Gegend zunächst gehörte, bald nach dem Jahre
1000 n. Chr. auf Befehl des Kaisers Konrad II. (1027-1039) als
Grenzbefestigung an der nördlichen Grenze seines Bistums errichten ließ |
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am 29. September 1269 teilten die
Herzöge Ludwig II. der Strenge,
seit 1255 Regent von Oberbayern, und Heinrich XIII.,
seit 1255 in Niederbayern, Söhne des Bayernherzogs Otto
II. (der Erlauchte), die Ländereien unter sich auf, mit
welchen sie kurz zuvor vom Bischof Berthold von Bamberg (reg. ca. 1259-1285) belehnt worden waren;
Ludwig erhielt u.a. „novum castrum“, das „neue Haus“ - später
wurde daraus der Ortsname Neuhaus -, wobei in dieser
Zeit mit Haus ein befestigtes Gebäude, eine Burg, gemeint war |
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die erste bis jetzt bekannte namentliche Nennung
von Veldenstein steht in einem Bamberger Urbar (zwischen 1323 und
1327), und heißt, in unsere heutige Sprache übertragen:
die Burg Neuhaus, genannt
Veldenstein, ist Eigentum des Bischofs von Bamberg |
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1331 belehnte Bischof Werntho
Schenk von Reicheneck (1329-35) den Landgrafen Ulrich von
Leuchtenberg mit der
Burg Veldenstein, der „eine nicht geringe militärische Bedeutung zukam“ und
die „schon damals den südöstlichen Eckpfeiler des Bamberger Landes“
bildete und „daher eine ständige Besatzung“ hatte und „dauernd in gutem
Bauzustand gehalten“ wurde. (1,
Seite 30 f) |
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in den folgenden Jahrzehnten sitzen
die Herren von Stör, von Egloffstein und von Wiesenthau auf dem Veldenstein;
Hans von Egloffstein „zum Neuenhaus“ erweiterte 1402 die Burg |
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1468 löste Bischof Georg I. von
Schaumberg (1459-75) die Burg von den Vorgenannten zurück, sein Nachfolger
Bischof Graf von Henneberg (1475-87) ließ den Veldenstein etwa auf seine
heutige Größe erweitern und baute ihn zur Residenzburg aus; er und die nächsten
Bischöfe weilten öfter hier |
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Bischof Weigand von Redwitz
(1522-56) verpfändete 1553 den Veldenstein mit allen Rechten kurzzeitig an die
Reichsstadt Nürnberg, sein Nachfolger Georg IV. Fuchs von Rügheim (1557-61) löste
die Burg 1557 um 30.000 Gulden wieder ein; die kurze Nürnberger Zeit war zu
Ende |
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Diese Zeichnung von 1660 (aus 5, Seite 84)
zeigt die Burg Veldenstein schon in ihrer heutigen Größe
und einen Teil des Marktes Neuhaus mit der Pfarrkirche (3), die am Untergeschoss des
Turmes die Jahreszahl 1497 trägt. |
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im 30jährigen Krieg (1618-48)
bekam Burg Veldenstein vom Bischof eine Besatzung von 150 Mann, was bis 1632
auch eine Einnahme durch kaiserliche, bairische oder andere Soldaten verhinderte |
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am 4. November 1632 eroberten die
Schweden von Nürnberg aus Neuhaus und seine Burg, wo nunmehr ca. 50 Soldaten
unter Führung eines schwedischen Kapitäns blieben |
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nach mehreren vergeblichen Rückeroberungsversuchen
rückte am 24. Mai 1635 der bairische General Johann Christian von Wahl mit
2.000 Soldaten zu Fuß, 800 Reitern und acht Geschützen vor dem Veldenstein an
und nahm Ort und Burg im Sturm ein |
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am 2. April 1708 schlug ein Blitz
in den Pulverturm der Burg ein und löste eine fürchterliche Explosion aus; große
Teile des Veldensteins wurden zerstört |
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Bischof Lothar Franz Graf von Schönborn
(reg. 1693-1729) ließ nur die Befestigungsanlage wieder aufbauen und die Dächer
ausbessern; Burg Veldenstein verfiel allmählich zur Ruine |
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im Zuge der Säkularisation wurde
am 14. Januar 1805 das
bambergische Oberamt Veldenstein-Neuhaus aufgelöst, der Grund- und Hausbesitz
staatlich und der Oberpfalz zugeordnet |
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am 10. und 11. April 1807 führte
Rentamtmann von Paur aus Auerbach die Versteigerung der staatlichen Gebäude und
Grundstücke in Neuhaus durch; für 582 Gulden bekam Johann Baptist von Hausmann
aus Hammerschrott (heute Ortsteil
von Neuhaus) die einst so stolze Burg Veldenstein |
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im Kataster aus dem Jahre 1812
steht: sämtliche Gebäude sind unbewohnbar, indem von allen der Einsturz zu befürchten
steht; daher wird ein Zuschlag zur Steuer hier nicht erhoben |
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nach dem Tod des J.B.v. Hausmann erbten
1826 dessen Tochter Anna Margarethe und ihr Mann, Maximilian Falkner von
Sonnenburg aus Auerbach, die immer mehr verfallende Burg Veldenstein |
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1835 starb von Sonnenburg, nachdem
er ein Jahr zuvor einen Teil der Burg an den Neuhauser Tuchmachermeister
Benedict Brunhuber verkauft hatte; nun benutzte man die Ruinen „einige Zeit
als Steinbruch und gar manches Mauerwerk der Burg Veldenstein hat damals zu Bauten im Markt Neuhaus Verwendung gefunden“, schreibt
Schwemmer. (1,
Seite 109) |
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unter dem Gutsbesitzer Johann
Baptist Sturm, der die Witwe von Sonnenburgs geheiratet hatte, wurde mit
staatlichem Zuschuss 1846 der Berchfrit gesichert und wieder
hergestellt |
| Wolfgang Brunhuber verkaufte 1861 seinen Anteil an den
Landrichter Carl Friedrich August May aus
Auerbach, der nach seiner Pensionierung 1862 auch den Rest der Anlage von den Sturmschen Erben erwarb
und auf den Veldenstein zog, wo er am 8. Juni 1873 starb |
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während des Eisenbahnbaus 1871–78 wurde auf der Burg ein Baubüro unter dem Ingenieur Hennch eingerichtet,
der der Witwe Anna Regina May einen Baukostenzuschuss zur Restaurierung des Turmes
verschaffte |
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Regina May und ihre Töchter zogen
nach Nürnberg und verkauften am 29. November 1897 die Burg Veldenstein an den
Stabsarzt Dr. Hermann
Epenstein, einen Gutsbesitzer aus Berlin, um 20.000 Mark |
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der neue Eigentümer ließ in den
folgenden 16 Jahren mit großem finanziellen Einsatz Zug um Zug die gesamte
Anlage durch den Nürnberger Architekten Johann Gröschel instand setzen |
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in dieser Zeit wohnte auch die befreundete
Familie Heinrich Göring im Herrenhaus der Burg Veldenstein. Deren Sohn
Hermann (1893-1946), dessen Taufpate Hermann von Epenstein war, ging in Neuhaus und
Velden zur Schule |
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die Witwe Elisabeth Epenstein verkaufte
1939 die Burg an Hermann Göring
(um
15.000 Reichsmark), der u. a. einen
bombensicheren Bunker einbauen ließ und die Renovierung weiter betrieb |
| Reichsjagdführer (Reichsjägermeister) Göring,
der ab 1933 Preußischer Ministerpräsident war,
kam regelmäßig
zur Jagd nach Veldenstein, wohnte im Herrenhaus, und ließ z.B. die Pegnitztalstraße asphaltieren
und den Weg durch den Wald nach Sackdilling,
wo er öfter weilte, ausbauen |
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am 20. April 1945 nahmen
amerikanische Truppen Neuhaus und die Burg ein und verbrannten Gemälde,
Teppiche, Möbel usw. aus dem Besitz Görings |
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die Amerikaner suchten mehrmals und
intensiv nach dem "Goldschatz"; gefunden wurde schließlich aber
nur eine Kiste mit 36 immerhin sehr alten Tischleuchtern, sowie Wein, Sekt
und Cognac |
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seit 1950 ist der Freistaat Bayern
Eigentümer der Burg Veldenstein |
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in den ersten Nachkriegsjahren
bewohnten die Burg ca. 100 Heimatvertriebene, die allmählich wieder wegzogen |
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nachdem die Burg wieder der Öffentlichkeit
zugängig gemacht wurde, pachtete sie 1968-72 eine Falknerei und hielt
gutbesuchte Flugvorführungen ab |
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1972 bis 2012 war die Neuhauser
Kaiserbräu Pächterin der Burg; im ehemaligen Herrenhaus befand sich bis
31.12.2012 das ansprechende Hotel Burg Veldenstein |
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in der Nacht zum 28. Mai
2013
brachen rund 300 Tonnen des Burgfelsens ab und stürzten in die Tiefe |
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seit 2017 führt der
Freistaat Bayern als Eigentümer der Burg aufwändige
Sanierungsarbeiten durch
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I. ältester Teil mit Berchfrit (1)
II. Vorburg der ältesten Burg
III. Erweiterung durch Hans von Egloffstein um 1400/35
IV. Erweiterung und Ausbau unter
Bischof Philipp von Henneberg um 1476/79
(Plan aus 4, Seite 47) |
„Die gesamte Anlage ist der Öffentlichkeit
zugänglich. Die herrliche Aussicht vom Bergfried oder von der Terrasse über
die Weiten des Veldensteiner Forstes ist ein einmaliges Erlebnis.“, urteilt
Andreas Dimler. (2, Seite 19)
In der Nacht zum
28.
Mai 2013 brachen mehrere Tonnen des Burgfelsens ab und stürzten in die Tiefe. (NN,
AZ,
Merkur,
Antenne
Bayern, BR)
verwendete
und
weiterführende Quellen
1 |
Schwemmer,
Wilhelm, Burg und Amt Veldenstein-Neuhaus
Band VIII der
Schriftenreihe der Altnürnberger Landschaft, Nürnberg 1961 |
2 |
Dimler,
Andreas, Marktgemeinde Neuhaus "Gestern und Heute",
Band 2 der Reihe Veldensteiner Mosaik, Herausgeber Literarische
Gesellschaft Pegnitzschäfer, Neuhaus 1989 |
3 |
Festschrift zur 500
Jahrfeier der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Neuhaus a.d.Pegnitz, Herausgeber Pfarrei
Neuhaus, 1997
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4 |
Rühl,
Eduard, Kulturkunde des Pegnitztales und seiner Nachbargebiete,
Frankenverlag Nürnberg, 1961 |
5 |
Hager,
Georg, Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Bd. XI Bezirksamt
Eschenbach, München 1909 |
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 9. April 2022
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