| |
Am Freitag, dem 20. April 2018,
fand anlässlich des 340. Geburtstags von
Johann Michael Doser
ein sehr gut besuchter
PowerPoint-Vortrag (x)
über Leben und Werk des
berühmten Barockkünstlers
im Saal des Auerbacher Rathauses statt.
|
Doser,
Johann Michael
(selten auch Dosser
geschrieben)
Bildhauer, Holzschnitzer,
geb. 20. 4. 1678 in Degelsdorf (OT
von Auerbach)
gest. 13. 11. 1756 in Auerbach i.d.OPf.
Engel eines Doser-Altares in der
Pfarrkirche St. Johannes in Auerbach
|
Der
Barockkünstler
Johann
Michael Doser
aus Auerbach
|
Johann Michael Doser
ist ein bedeutender
lokaler
Barock-Künstler,
der besonders durch seine
Akanthus-Schnitzereien
bekannt wurde.
(Diese Bilder zeigen Details
aus Altären
der Auerbacher
Pfarrkirche
St.
Johannes der Täufer)
|
|
"Seine Schöpfungen -
Altäre, Kanzeln und Statuen - beherrschten im 18. Jahrhundert das Bild der
Kirchen zu Bühl, Neunkirchen am Sand, Kirchröttenbach und Schnaittach; sie
zierten nicht minder die Pfarrkirche, sowie die Spital- und Friedhofskapelle zu
Auerbach, und viele Dorfkirchen im engeren und weiteren Umkreis um diesen
ehemals bedeutenden Landgerichtssitz." (5, Seite 49)
Dosers Kindheit und Jugend
Johann Michael Doser kam am 20. April 1678 in
Degelsdorf als Sohn des Hans Adam Doser und seiner Ehefrau Christina zur Welt.
Der kleine Ort Degelsdorf
liegt etwa 2,5 km nordöstlich von Auerbach und gehört
seit der Gemeindegebietsreform 1978 zu unserer Stadt.
Dosers Vater Hans Adam war Soldat einer bairischen Kavallerieeinheit und wohl
aus dem Allgäuer oder Südtiroler Raum in unsere Gegend gekommen.
Die Hochzeit mit Christina
Schwendner fand am 30. Juni (Ultimo Junius) 1672 in Kemnath statt. (7)
Nach
Beendigung seiner Dienstzeit blieb er zusammen mit seiner Frau Christina, der
sechsjährigen Tochter Ursula und dem kleinen Johann Michael zunächst noch
hier.
Da der gelernte Schreiner in der Stadt Auerbach keine Genehmigung zur Ausübung seines Handwerks
erhielt, zog er mit seiner Familie nach Schnaittach, wo er am 4. Oktober 1679
als Marktbürger aufgenommen wurde.
Damit endet zumindest für ein paar Jahre die direkte Verbindung Johann Michael Dosers
mit Auerbach. Seine
Mutter Christina starb 1684, und Vater Hans Adam heiratete
bald wieder. Seine zweite Frau Kunigunde gebar ihm weitere sechs Kinder.
Johann Michael blieb in der Familie, bis er mit 17 Jahren 1695
eine längere Wanderschaft begann, wie dies damals bei Handwerkern
allgemein üblich war. Im gleichen Jahr starb auch sein Vater Hans Adam in
Schnaittach.
Rückkehr Johann Michaels
Wohin der Weg des jungen Doser führte, kann nicht
mit letzter Sicherheit gesagt werden. Sehr wahrscheinlich kam er auch nach Böhmen,
der Heimat der Akanthusaltäre. Vielleicht lernte Johann Michael dabei
in Prag u. a. den Hofbildhauer Hieronymus Kohl kennen, einen wahren Meister
seines Faches, der 1632 in Schlaggenwald im Egerland zur Welt gekommen war.
Für die nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer angestammten Heimat vertriebenen
Schlaggenwalder ist unser Auerbach seit 1956 Patenstadt. Ein weiterer, wenn auch
erst in unseren Tagen zustande gekommener Berührungspunkt Dosers mit Auerbach
wäre somit in dieser Patenschaft zu sehen.
27jährig kehrte Johann Michael Doser mit seiner Frau Maria Dorothea 1705 nach
Schnaittach zurück. Seine Stiefmutter Kunigunde hatte inzwischen den
schwäbischen Schreiner Anton Spiehl geheiratet, der die Doser'sche Werkstatt
weiterbetrieb.
Johann Michael arbeitete nun als selbständiger Bildhauer.
Übersiedlung nach Auerbach
Es waren sicher mehrere Gründe, die Johann Michael
Doser bald darauf bewogen, seinen Sitz nach Auerbach zu verlegen: zwei Werkstätten
in Schnaittach waren wohl zu viel, und eine Ausweitung in das Nürnberger oder
Bayreuther Umland schien wegen der dort dominierenden markgräflichen
Hofschnitzer ziemlich aussichtslos. Im katholisch kurfürstlich-bairischen Auerbach erhoffte sich der Künstler wohl auch ein besseres Arbeitsfeld.
|
Der eigentliche Umzug
erfolgte wahrscheinlich
um die Jahreswende
von 1710 auf 1711,
denn den Marienaltar
für die hiesige Pfarrkirche
lieferte Doser 1710
noch von
Schnaittach aus,
während seiner Frau
und ihm am 5. April 1711
bereits in
Auerbach
eines der insgesamt 11 Kinder
geboren wurde. |
|
Wohnung und Werkstatt
hatte die Familie Doser
im Haus Nummer 124
(heute Untere
Vorstadt 1).
Besitzer des Anwesens
in diesen Jahren war u. a.
Bürgermeister
Johann Georg Gutmann,
der selbst im Haus Nr. 112
(heute Unterer Markt 8) wohnte.
Das Haus links daneben
(123, beim Merklstieferl)
hat heute die Adresse
Alleestraße 2.
|
Dosersche
Werke
In Auerbach begann nun eine überaus schaffensreiche Zeit für den
mit 33 Jahren noch relativ jungen Künstler.
„An etwa siebzig Orten hat Doser Altäre, Kanzeln, Kirchen- und Beichtstühle
errichtet, Hunderte von Statuen und Kruzifixe gehen auf ihn und seine Werkstatt
zurück.“ (1, S. 38) So heißt es bei Hamperl/Rohner, den beiden Kennern der
Doser´schen Werke.
Die
Laubwerk- und Blumbischl- oder Akanthusaltäre
Die bekanntesten und auffälligsten Werke Johann
Michael Dosers in seiner Heimatstadt Auerbach sind die „Laubwerk-“ und „Blumbischl-“
oder „Akanthusaltäre“ in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes der
Täufer.
Zunächst ein paar Bemerkungen allgemeiner Art dazu: „Der in Deutschland
besonders in der Oberpfalz verbreitete Akanthusaltar ist eine regionale
Erscheinungsform des Barockaltares.“ (2, S. 136)
Der „Akanthus, die Lieblingszier des Barock“
(1, S. 6) heißt
auf deutsch „Bärenklau“, und gehört zu einer Gruppe von ca. 30 verwandten
distelartigen Holz- oder Staudengewächsen, von denen einige im Mittelmeerraum
beheimatet sind. In der Kunst erstmals verwendet wurde der „Akanthus“
bei den Kapitellen der Korinthischen Säulen im antiken Griechenland etwa in der
zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts vor Christus. Für das Christentum
symbolisiert der „Akanthus“ übrigens die Unsterblichkeit.
Johann Michael Doser lernte wie schon gesagt diese Form des Barockaltares wohl
in den Jahren seiner Wanderschaft (1695 bis 1705) in Böhmen selbst kennen.
|
|
Jakobusaltar |
Sebastianaltar |
Im Auftrag von Geistlichem Rat Kaspar
Frey (1694 bis 1722 hier Pfarrer) schuf Doser für die Pfarrkirche in Auerbach
vier solcher Altäre, über die es bei Hamperl/
Rohner u. a. treffend heißt:
„Die Laub- und Blumbischlaltäre gehören paarweise zusammen. ... Die zwei
vorderen und wohl etwas späteren Altäre St. Sebastian und Maria zeigen eine
meisterhafte, fast verwirrende Verschlungenheit von Ranke, Band und Blumen.
Dabei sind Astwerk und Blüten mit solch kreatürlicher Liebe und voller
Lebensfreude in die Ranken eingebunden, daß schließlich das Silberband das
Ganze zu einem bräutlichen Strauß für die Gottesmutter und zum Siegeskranz für
den hl. Märtyrer vereint. Auch die Altäre von ... St. Jakobus und St. Barbara
ergeben zusammen
ein Paar, ... .
Hier dominiert allein das klassische Rankenelement. Meterlange saftige Wedel
winden sich bis hinauf zur Kartusche. Die vier ... Blumbischl wurden der
strengen Akanthusschnitzerei einfach aufgesetzt. Sie sollen der Belebung und
Anpassung an das vordere Altarpaar dienen. Und nicht possierliche Engelskinder tummeln sich auf
den Zweigen, sondern zwei 'phlegmatische Faulenzer' räkeln sich im Geäst.“
(1, S. 42)
Weitere Werke
von Johann Michael Doser
|
Für die Pfarrkirche Auerbachs schuf Johann Michael
Doser u. a. auch noch den Altar in der „Annakapelle“, die sechs etwa
lebensgroßen Holzfiguren der Bistumsgründer Kunigunde und
Heinrich, des alten
Kirchenpatrons Jakobus (Foto rechts) und des neuen Johannes des Täufers (Foto
links), sowie der beiden Heiligen
Barbara und Florian.
Auch die künstlerische Ausgestaltung des Aufbaues der Brandenstein-Orgel in
dieser Kirche, einem der schönsten Orgelprospekte der Gegend, stammt von Doser. |
|
Spital-,
Friedhofs- und Gottvaterbergkirche
in Auerbach enthalten ebenso wie die
Magdalenenkapelle in Ranna und die Leonhardskirche in Michelfeld Werke des Auerbacher Künstlers
Johann Michael Doser. Auch für die künstlerische Ausgestaltung der
Maria-Himmelfahrts-Kirche im ehemaligen Pappenberg
zeichnete Doser verantwortlich.
Auch der Hochaltar der Kirche
St. Georg in Neuzirkendorf,
die ab 1701 wieder zum Kloster Michelfeld
gehörte,
stammt von Doser.
"Während Johann Michael Doser
die Abteikirche
Michelfeld verwehrt blieb,
fand er doch Eingang in der Klosterfiliale
Neuzirkendorf
und konnte dort in die alte gotische Rahmenumgebung
einen
seiner schönen Altäre stellen ...
Alles ist hier in lebhafter Bewegung:
Die Gewänder der hll. Bistumspatrone Heinrich und Kunigunde
bauschen sich
schwungvoll; die seitlichen Akanthusbaldachine
zeigen ausladend
mäanderartige Ausschwünge;
das Altarbild zeigt den hl. Georg;
der Aufzug
ist zwar vereinfacht, weist aber mit seinen Kurven,
schwebenden Engeln,
Goldschnüren und Vasen
auf das nahe Rokoko." (3, S. 61) |
|
|
Dieser geschnitzte hl. Florian
steht
in einer Nische des Hauses
Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 9
(beim "Langerfranzn",
Geburtshaus meiner Mutter).
Der Hauseigentümer ließ
die Statue nach dem Brand von 1716,
bei dem die Anwesen 242, 243 und 244
eingeäschert wurden, anbringen. |
Das Hauptbetätigungsfeld Dosers war zweifelsohne die Holzschnitzerei, doch
betätigte er sich künstlerisch auch erfolgreich mit anderen Materialien, wie die folgenden
Beispiele beweisen.
|
Vor dem ehemaligen Amtsgericht
(seit 1973 Polizeiinspektion) am Oberen Torplatz
in Auerbach steht diese von Doser 1723 gefertigte Sandsteinplastik der Immakulata, die oben auf der Mittelsäule steht. Das Foto links zeigt die Heiligen
Sebastian und
Florian
am Fuße der Säule. |
|
Das schmiedeeiserne
ehemalige Prozessionskreuz
auf einer hohen Steinsäule
vor dem Eingang zum Michelfelder
Friedhof
(Foto rechts) mit der Kirche
St. Leonhard wird ebenfalls
dem Auerbacher Künstler Doser
zugeschrieben.
Dies ist ein
gutes Beispiel für Dosers
Arbeit mit Metall.
|
|
Werke von Johann Michael Doser
findet man u. a.
in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in
Neunkirchen
am Sand, in der Marienkirche in Pegnitz (viersäuliger Choraltar; dort stehen
seit 1939 drei Altäre, Kanzel und Kreuzweg aus der bei der Erweiterung des
Truppenübungsplatzes Grafenwöhr aufgelassenen Kirche von Dornbach)
und an vielen anderen Orten.
|
"Eine gute Leistung aus der Werkstatt
Dosers
um 1725 stellt auch die Kanzel
(Anm.: der Pegnitzer Marienkirche)
dar.
Am polygonen, mit Blumengewinden geschmückten Korb
befinden sich die
lebhaft bewegten Statuetten der Kirchenväter,
über den Muscheln kleine
Engelsköpfe;
auf dem Schalldeckel eine Volutenkrone mit der
Gestalt des
Christkindes." (3, S. 76)
1994/95 wurde die Pegnitzer Marienkirche und mit ihr
die Werke Dosers
gründlich restauriert. |
Johann Michael Doser bekam
eine Reihe von Aufträgen für die Innenausstattung der 1707 geweihten neuen
Kirche des alten Benediktinerklosters
Weißenohe.
|
"Der 1721 entstandene, qualitätvolle
Hochaltar
des Bildhauers Johann Michael Doser
setzt den Glanzpunkt
innerhalb der Weißenoher Kirchenausstattung.
Über einem hohen Sockel erhebt sich
die imposante Säulenstellung des Altares.
Durch die Übereckstellung der beiden inneren Säulen,
die Stufung und starke Verkröpfung des Gebälkes
sowie den konvexen Schwung der Seitenteile
entsteht ein dynamischer Eindruck. ...
Der Hochaltar zeichnet sich künstlerisch ...
auch durch die meisterhafte Verarbeitung
des Nußbaumholzes [aus]. In den Intarsien ...
und den Schnitzereien sind die verschiedenen Töne
des Holzes harmonisch aufeinander abgestimmt." (4, Seite 10ff)
Mehr über Weißenohe und die
Zukunft
des ehemaligen Klosters
der Benediktiner, das mit
Michelfeld viel Gemeinsames hatte. |
Eine Besonderheit im Schaffen Dosers ist auch
die Ausgestaltung der
Klaussteinkapelle im Ahorntal. Der Künstler gestaltete hier u.a.
1723 einen
Kanzelaltar.
Ganz in der Nähe liegt die Burg
Rabenstein. Deren damaliger Eigentümer Johann Albrecht von Rabenstein
ließ diese Kapelle 1723 wieder herrichten und prächtig ausstatten - zum
Gedächtnis der Verstorbenen und zum Trost der Lebenden.
Auch im nahen Schnaittach, wo Doser bis etwa 1711 lebte und wirkte, sind noch
viele Werke von ihm zu bewundern. Ein Beispiel ist diese Statue der Maria mit
ihrer Mutter Anna. (Foto Richard Teufel) Sie steht in der südlichen Kapelle der
Kirche auf dem
Kalvarienberg in Schnaittach.
Die Statue ist umrahmt von Dosertalern.
Unweit davon ist übrigens auf dem
die Kirche umgebenden Friedhof im dortigen Priestergrab die letzte Ruhestätte
des aus Auerbach stammenden Konrad Ringl, der viele Jahre (1966-1997)
Pfarrer in
der Marktgemeinde
Schnaittach
war.
In der
St. Vitus Kirche der Stadt
Schnaittenbach in unserem
Landkreis AS hat Johann Michael Doser
sehr viel hinterlassen, u.a. diese Darstellung der heiligsten
Dreifaltigkeit im Auszug des dortigen Hochaltars.
Als Johann Michael Doser am 13. November 1756 im
Alter von über 78 Jahren starb, legte ein Künstler Schnitzmesser und Meißel
aus der Hand, der weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Auerbach
hinaus Werke von unvergänglicher Bedeutung und Schönheit geschaffen hatte.
verwendete und weiterführende Quellen
1 |
Hamperl, Wolf-Dieter / Rohner, Aquilas,
Böhmisch-oberpfälzische Akanthusaltäre, Verlag Schnell und Steiner,
München, 1984 |
2 |
Jacob, Rolf, Gedanken zur Bedeutung der
Oberpfälzer Akanthusaltäre, in Oberpfälzer Heimat, Band 33, Weiden
1989 |
3 |
Hamperl, Wolf-Dieter / Rohner, Aquilas, Die
Schnitzwerke Johann Michael Dosers in Oberfranken und der Oberpfalz,
Verlag Schnell und Steiner, München, 1990 |
4 |
Pechloff, Ursula,
Weißenohe
- St. Bonifatius, PEDA-Kunstführer Nr. 425, Passau 1998 |
5 |
Schütz, Martin, Johann Michael Doser
..., in Mitteilungen Altnürnberger Landschaft, Dezember 1956 |
6 |
Tausendpfund, Walter und Wolf,
Gerhard Philipp, Johann Michael Doser - Ein fast vergessener
Bildschnitzer aus der nördlichen Oberpfalz, in
Mitteilungen Altnürnberger Landschaft, Dezember 1981 |
7 |
https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/kemnath-stadt/Kemnath002/?pg=200 |
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 13. Oktober 2024
|
Barockmelodie |
Für Ergänzungen,
Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
Hier oder unter 09643 683
können Sie mich erreichen!
|
|
|