Kirche St. Georg
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St. Georg
Neuzirkendorf

Die Neuzirkendorfer Kirche ist dem hl. Georg, einem der vierzehn heiligen Nothelfer geweiht. Dieser soll um 270 in Kappadozien in der heutigen Türkei geboren und christlich erzogen worden sein. Als Soldat unter Kaiser Diokletian (284-305) brachte er es bis zum Offizier; er wurde sogar kaiserlicher Oberst. Bei der Christenverfolgung versuchte der Kaiser mit allen Mitteln, seinen tapferen Offizier zum Abfall vom Glauben zu bringen und den römisch-heidnischen Göttern zu opfern. Schließlich sah er die Aussichtslosigkeit seines Vorhabens ein und ließ voller Wut über seinen Misserfolg den Georg grausam martern und endlich enthaupten. „Da Georg durch sein unerschrockenes Eintreten für den Glauben tatkräftig mithalf, dem Drachen des Heidentums den Garaus zu machen, entstand die Legende vom Drachentöter St. Georg.“ (1)

Baugeschichte
Der Kirchenbau stammt in seinen Grundzügen aus drei verschiedenen Bauperioden.
Die Langhausmauern sind uralt, romanisch und stammen sicher aus dem 12./13. Jahrhundert. An der Nordseite sind unverputzte, sorgfältig geschichtete, stark eisenhaltige Bruchsteine mit Eckquadern zu erkennen. Die romanischen Fenster im Langhaus wurden erst gelegentlich des Turmbaus um 1700 entfernt bzw. vergrößert.
Der Chorraum ist ebenfalls ein Bruchsteinbau mit Eckquadern, aber gotischen Stils, also etwas später im 14. Jahrhundert entstanden. Er hat hochgesprengte Kreuzrippengewölbe und ist etwas breiter als das Langhaus. Die nahezu gleiche Bauweise wie beim Presbyterium der Auerbacher Spitalkirche (Weihe am 30. Oktober 1384) deutet darauf hin, dass beide wohl gleichzeitig erbaut wurden. Heute ist nur noch ein einziges gotisches Spitzbogenfenster hinter dem Altar östlich im Chorraum erhalten, alle anderen Fenster wurden zur Barockzeit verändert.
Auch die Sakristei stammt in ihren Grundzügen aus der Gotik, wurde aber öfter verändert, z.B. 1895 auf ihre heutige Größe erweitert.
1668 fand eine größere Reparatur „bei dem würdtigen St. Jörgen Gottshauß zu Neuenzirckhendorf“ statt, wobei „das Paufallige Tachwerch vnd Kirchhofsmaur“ (2) ausgebessert wurden und das nördliche gotische Fenster im Presbyterium entfernt bzw. vergrößert wurde. Die Baukosten betrugen 19 Gulden 57 Kreuzer.
Der Turm, ein „Quaderbau mit Gesimsen und Lisenen,“ (3) „hochgezogene Kuppel mit offener Laterne“ (4), erinnert stark an den Turm der Michelfelder Klosterkirche und an dessen Baumeister, den Maurermeister Christoph Grantauer von Michelfeld. Der Michelfelder Turm entstand zwischen 1695 und 1700, der Neuzirkendorfer wohl einige Jahre später, also zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Er wurde zuletzt 1974/75 gründlich erneuert.
„Südlich gegen Westen gotisches Spitzbogenportal mit zwei Kehlen und Rundstab. Davor Vorhalle mit gotischem Kreuzrippengewölbe, gegen Osten durch einen Bogen mit einer angebauten rechteckigen Kapelle (mit gleichem Gewölbe) verbunden.“ (3) In der Kapelle befinden sich u. a. eine spätgotische hölzerne Pieta (um 1500) und das Kriegerdenkmal der Pfarrgemeinde; 1976 wurde zum Schutz vor Diebstahl ein kunstvoll geschmiedetes Eisengitter angebracht.
Die Kirche hat zwei Eingänge, der eine führt westlich durch den Turm, der andere südlich durch die gotische Vorhalle.

Innenausstattung
In der Kirche befinden sich drei gut gearbeitete, schöne Altäre.

Der linke Seitenaltar hat das gemalte Bildnis der Muttergottes als Altarblatt und daneben zwei Holzfiguren, nämlich St. Benedikt und St. Antonius. Der rechte Seitenaltar ist der hl. Barbara, Patronin der Bergleute und der Sterbenden, geweiht. „Rokokoarchitekturaufbauten mit verkröpften Gesimsen, geschweiften Konsolen und seitlichem Schweifwerk, neue Altarblätter, alte Figuren.“ (4) Diese beiden Altarblätter soll ursprünglich ein Franziskanerfrater aus Kemnath gemalt haben.

Der Hochaltar
wurde wahrscheinlich
kurz nach 1700
vom Auerbacher Bildhauer
Johann Michael Doser (1678-1756)
gefertigt:
„Barocker Architekturaufbau,
zwischen zwei Säulen
Altarplatten des hl. Georg;
seitlich zwei Figuren ...“ (4)

Ein bemerkenswertes
und seltenes Kunstwerk
ist die „gotische Steinkanzel
auf einer schraubenförmig gewundenen Säule.“ (3)
Sie ist zierlich aus Sandstein gearbeitet. „Die vier Seiten der Brüstung
mit Maßwerkblenden
(darunter Fischblasen) verziert.
... Ob der Seltenheit
sehr beachtenswertes Werk.
Um 1500.“ (3)  

Die Glocken
Im Turm hängen vier Glocken, von denen die „Große“ (10,5 Zentner) einen herrlichen Klang hat und folgende Inschrift trägt: „Durch milde Beiträge der ganzen Pfarr Gemeine zu Neuzirkendorf wurde diese Glocke umgegossen ... zu Sanct Georgen 1814 .....“. Die Glocke wurde aus Protest gegen die 1808 erfolgte Einpfarrung nach Gunzendorf angeschafft und einen weiteren Grund bieten, dass der Pfarrsitz nach Neuzirkendorf käme.
Interessant ist auch die kleinste Glocke (4,20 Zentner), die Sterbeglocke, aus der Zeit um 1500 und daher gotischen Stils.

Ihre Inschrift lautet: „Ave Maria gratia plena, dominus tecum, bene“. Als Trennungszeichen der Worte dienen Glocken. Am Anfang und Ende des Spruchs befindet sich ein gotisches Kreuz.
Die „Gefallenenglocke“ von 1953 wiegt 7,30 Zentner. Auf ihrem Mantel steht unter der Darstellung des auferstandenen Christus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“, auf der anderen Seite „Zum Gedächtnis der 50 Gefallenen und Vermißten von der Kuratie Neuzirkendorf, welche in den Weltkriegen 1914-18 und 1939-45 nicht mehr in die Heimat zurückkehrten“.
Die „Neue Glocke“ wurde 1966 angeschafft und wiegt 5,50 Zentner. Ein alter Zeitungsausschnitt vom März 1966 erinnert: „Trotz kalter Witterung und Schneetreibens hatten sich einige Gläubige und vor allen Dingen die Schuljugend eingefunden, um bei der Glockenweihe dabei zu sein, die Pfarrer Seiderer vor dem Kirchenportal vornahm. In einer kurzen Ansprache, die von zwei Gedichten umrahmt wurde, wies er auf den Sinn der Glocke hin, die den Namen Friedensglocke erhalten habe, denn sie trägt in ihrem oberen Schriftkranz die Inschrift: Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind. ... Anschließend wurden die Glocken gleich auf den Glockenstuhl gezogen.“ (5) Auch die bereits vorhandenen drei Glocken waren wegen der Abstimmung in die Glockengießerei gebracht worden und kamen nun wieder zurück. Auf dem Mantel der neuen Glocke ist das Wappen von Neuzirkendorf angebracht, um den unteren Rand stehen zur Erinnerung die Namen des Spenders, Fam. Erwin Koppe, sowie die von Pfarrer Seiderer, Bürgermeister Haßler und der damaligen Lehrer.  

Steinreliefs
Seit Jahrhunderten, wohl schon seit der Errichtung des ersten Kirchleins in Neuzirkendorf, wird die Kirche vom Friedhof umgeben, der wiederum durch eine Mauer zu den Anwesen hin abgegrenzt ist. Lediglich im Eingangsbereich ist er durch einen Teil des Schulhauses abgeschirmt. In seinem Ostteil steht ein mit Ziegeln gedecktes Gebeinhaus, die Aussegnungshalle.
Ganz alte Gräber bzw. Grabsteine findet man leider nicht mehr, doch sind an der Kirchenmauer einige interessante Steinreliefs zu sehen. Auf der stark verwitterten Grabtafel an der äußeren Südwand der Kirche steht, heute kaum noch entzifferbar, etwa: „Hir ruet main gebein, ... edelman von Bibra, her zum Tachmans“.

Außen an der Westwand der Sakristei ist die gotische Grabtafel der adeligen Kelner aus dem Jahre 1491, deren Wappen sie im Relief zeigt. Die Tafel ist aus Sandstein und trägt folgende Inschrift: „Da ist der edeln und festen pegrebnus der kelner“.

Etwa aus derselben Zeit stammt auch das an der Nordseite des Turmes eingemauerte Bruchstück eines gotischen Steinreliefs; es stellt die Gefangennahme Jesu dar.

In einigen Metern Höhe am ehemaligen Schulhaus sieht man ein sehr hübsches gotisches Steinrelief aus der Zeit um 1500. Es stellt den Ritter St. Georg, den Kirchenpatron, zu Pferd reitend und den Drachen tötend dar. Rechts kniet eine Frau und über ihr steht auf einem Felsen eine Burg, aus deren Fenster König und Königin herabschauen. Oben steht auf einer Tafel in gotischen Minuskeln die Inschrift: „hilf riter Sand iorg“.

In Neuzirkendorf scheint, vielleicht sogar über einen längeren Zeitraum, die Steinhauerzunft eine Heimstätte gehabt zu haben; Sandstein stand ja in der Umgebung zur Verfügung. In einer Urkunde, die „geben ist do man zahlt nach gotz geburth dreyzehnhundert Jar darnach in dem zway vnd Sechzigstem Jar, an dem nehsten Freytak nach Sant Jacobs Tag des heiligen zwelfboten“ wird u.a. ein Gut und Lehen „ze Newenzirkendorf“ genannt, welche „Meister Eberharden, des Steynmetzen gewesen sint“. (6) Auch die bereits weiter oben genannte herrliche Steinkanzel könnte so von einem einheimischen Künstler stammen.

 Weitere wunderschöne Luftaufnahmen findet man
auf der Seite "Zauberhafte Heimat" von Alois Laumer.
(Ausschnitt Kirche siehe oben)

Heute ist die St. Georgs Kirche in Neuzirkendorf außen und innen dank größerer Renovierungsmaßnahmen u. a. 1977/78 und 1991 in einem sehr guten Zustand; sie ist, mit ihrem Turm alle Gebäude des Dorfes überragend, ein echter Mittelpunkt des Ortes. Um den Erhalt des altehrwürdigen Gotteshauses hat sich vor allem der langjährige Kirchenpfleger Ludwig Sporrer sehr verdient gemacht.
Doch wichtiger als ein guter baulicher Zustand und eine kunsthistorisch wertvolle Einrichtung sind die Menschen, die ihre Kirche aufsuchen, um im Hause Gottes zu beten. Gebe Gott, dass die folgenden Verse des altbekannten Kirchenliedes auch in Neuzirkendorf noch für viele Generationen gelten:

Ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land.
Aus ew´gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand.
Gott wir loben Dich, Gott wir preisen Dich!
O lass im Hause Dein uns all geborgen sein!

Literaturangaben

1 Rathgeber Alphons Maria, Heiligen-Legende, Nürnberg 1955, S. 923  
2 Brief des Michelfelder Pfarrers Krösel vom 25. Mai 1668 an die kurfürstliche Regierung, Staatsarchiv Amberg, Amt Auerbach, 1027  
3 Hager, Georg, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Band XI, Seite 106 ff  
4 Realschematismus des Erzbistums Bamberg, Erster Band, S. 203 f  
5 Undatierter Zeitungsausschnitt vom März 1966, Lagerort Kuratie Neuzirkendorf  
6 Monumenta Boica, Band XXV, Seite 151  

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Erschallet ihr Lieder (BWV172-4)

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 18. Januar 2009

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