der Sorghof
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Der Sorghof

ist ein sehr altes, stattliches Anwesen (Foto März 2010) unmittelbar am südlichen Rand des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, nur wenige Meter vom Tor zum Südlager entfernt. (auf nachfolgendem Kartenausschnitt rot umrandet)
Die Landsknecht Stub'n im Sorghof lädt herzlich zum Besuch ein!

Name und frühe Geschichte
Der Name des Hofes und damit auch der heutigen Ortschaft Sorghof dürfte auf den althochdeutschen Begriff "zarga" zurückgehen, der im Mittelalter auch für einen mit einer Mauer oder einem Wall umgebenen Hof gebräuchlich war. (1, Seite 1150). Aus ursprünglich "Zarghof" - es handelte sich ja über Jahrhunderte nur um einen einzigen Hof - wurde durch Lautwandlung "Sorghof".

Der Ursprung des Sorghofs hängt, wie der von Vilseck, eng mit dem Bistum Bamberg zusammen. Dieses hatte im Jahre 1007 Kaiser Heinrich II. (der Heilige) gegründet.

Nach dem Tode von Kaiser Otto III.
wurde der bisherige Bayernherzog Heinrich IV.
1002 in Mainz zum römisch-deutschen König Heinrich II.
gekrönt, am 14. Februar 1014 in Rom
von Papst Benedikt VIII. zum Kaiser.
Kaiser Heinrich II. starb 1024,
seine Frau Kunigunde 1033. Beide wurden bald
heiliggesprochen und sind Patrone der Erzdiözese Bamberg.
(Büste Heinrichs II., Dom zu Bamberg)

Für einen gesicherten Bestand seines neu gegründeten Bistums Bamberg schenkte Kaiser Heinrich diesem einen Teil seiner Besitzungen auf dem bairischen Nordgau und löste Teile aus bereits bestehenden Bistümern heraus. So kamen in den ersten 10 Jahren nach der Bistumsgründung vor allem auch Gebiete, die bis dahin zum kurz nach 740 von Bonifatius gegründeten Bistum Eichstätt gehört hatten, zu Bamberg. Darunter war zwischen 1008 und 1011 die Gegend um Vilseck, Auerbach kam 1016 zu Bamberg.
Das weltliche Herrschaftsgebiet eines Bischofs, das so genannte Hochstift, musste durch einflussreiche und mächtige Herren, die Vögte, gesichert werden. Die ersten Schutzvögte unserer Gegend und somit auch des Vilsecker Gebiets waren bis zu ihrem Aussterben im Mannesstamm 1188 die Grafen von Sulzbach. So war um die wohl schon vor dem Jahre 1000 n. Chr. errichtete Burg Dagestein die "Vogtei Vilseck" entstanden.

"Die durch das Gebiet führenden Fernstraßen werden durch Zargen gesichert. So z.B. die Ober- und Unterzarg (heute: Sorghof). Eine Zarge war ein kleinerer Wehrbau, von dem aus man die Straße sperren konnte. Um das Bamberger Hochstift sind so mehrere Zargen belegt. Einzig erhalten Teile der ehem. Unterzarg (heute Sorghof). 1432 ließ sie Bischof Anton von Rotenhahn (Anm.: 1431-59) durch seinen Ministerialen Hans Ahorn neu errichten." (8, Über Uns - Historische Grundlagen)

Es "entstand einige Jahrzehnte nach 1269 ein eigenes Bambergisches Amt Vilseck, das nur mehr einen kleinen Teil der alten Vogtei Vilseck umfaßte. Im Amt Vilseck beanspruchten die Wittelsbacher Vogteirechte." (5, Seite 23. Bild Seite 25)

Verschiedene Besitzer und Teilung des Hofs
1460 erhielt Hanß von Schlammersdorff den Newensorg, wie der Sorghof damals hieß, zu Lehen. Er stammte aus
einem alten oberpfälzischen Adelsgeschlecht mit Stammsitz im heutigen Dorf Schlammersdorf (Landkreis Neustadt an der Waldnaab). Den Schlammersdorff gehörte in dieser Zeit u. a. auch Hopfenohe.

Familienwappen der Schlammersdorff
"Schild: In Gold ein schrägrechter,
mit drei silbernen Sternen
belegter schwarzer Balken
Helm: Gekrönt, unten goldene
gespaltene rechtshin gebogene Spitze,
oben mit einer und an der Hälfte
mit 3 Straußenfedern besteckt.
Decken: Unten golden." (Quelle)

"Um das Jahr 1490 wird von diesem Hof, der fortan Obersorg heißt, ein neuer Hof, der Untersorg, an der Straße nach Bayreuth, etwa 300 m vom Althof entfernt, erbaut. Das Land wurde aus dem alten Hof herausgenommen. Aber beide Höfe blieben in loser Beziehung zueinander. Der Grund für diese Realteilung ist nicht bekannt, dürfte aber in der Erbfolge zu sehen sein." (7, Seite 13)

 

Auf diesem Ausschnitt aus der Zweidlerschen Karte von 1597 (aus 5, Seite 27) sind der ältere Obersorg und der Ende des 15. Jahrhunderts gegründete Untersorg gut zu sehen.

Zumindest der Zeiger
dieser Sonnenuhr
am alten Haus des Sorghofs
stammt wohl noch
aus der Zeit der Trennung
beider Anwesen
im ausgehenden 15. Jhdt.
Ganz alt ist auch noch
der ca. 8 m tiefe Brunnen
vor diesem Gebäude.

Im sog. Markgräflerkrieg (1552–1554) versuchte Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, ein von ihm beherrschtes Herzogtum Franken zu schaffen.

In seinem Verlauf
überfielen 1552
Reiter dieses Markgrafen
den Ober- und Untersorg
und plünderten beide Höfe,
wie auch die ganze Gegend.

"Des öfteren wechselten nun die Besitzer der beiden Höfe; auch die Hammerherren von Heringnohe und Altneuhaus hatten den Hof zeitweise in Besitz. Besitzer und Pächter auf dem Obersorg waren: 1556 Georg Vogl, 1560 Michl Graf, 1569 Georg Thurler, 1577 Schwindl, 1588 Staudl, 1593 Mendl. Auf dem Untersorg waren begütert: 1497 Johann Gredler, 1560 Michl Graf, 1565 Gradl, 1577 Trautmann, 1580 Michl Graf, 1589 Scherl, 1592 Kaiser, 1601 Ernst. Schon die schnelle Folge der Namen zeigt, daß es sich meist um Pächter handelte." (7, Seite 13)

Mit dem dreißigjährigen Krieg (1618-1648) kam das Ende zumindest für den alten Obersorg; er wurde gebrandschatzt und zerstört. Auch der Untersorg hatte in diesem fürchterlichen Krieg sehr gelitten, wie es noch 1675 heißt: "Obern und Undern Sorg, derzeit beide Häuser zugrunde gegangen und noch ungebaut." (9, Seite 428)

Der Sorghof
Bald nach Aufstellung dieser Schadensliste von 1675 wurde der Untersorg dann wieder neu errichtet und hieß nunmehr Sorghof oder Sarghof, wie auf dem folgenden Ausschnitt einer Flurkarte des 19. Jahrhunderts zu lesen ist. (aus 3)

Auf diesem interessanten Plan ist außer den landwirtschaftlichen Gebäuden rechts, die zum Teil heute noch so stehen, das "alte Haus" des Sorghofs eingezeichnet. Von ihm sind z.B. noch der ebenerdige Gewölbeteil heute u. a. die Landsknechtstube) und die Hauskapelle erhalten.

Im historischen Gewölbe der Landsknechtstube (Fotos aus 8) des Sorghofs können in rustikalem Ambiente auch private Feiern abgehalten werden. (Info)

Der Sorghof wurde, wie unsere ganze Gegend, noch mehrmals indirekt von Kriegen heimgesucht. So durchzogen 1796 die französischen Revolutionstruppen unter General Jourdan unsere Heimat, um einen möglichst  entscheidenden Schlag gegen den römisch-deutschen Kaiser Franz II. (1792-1806) zu führen. (Koalitionskriege 1792-1815) Die ganze Oberpfalz hatte unter den Aufmärschen und vor allem Plünderungen zu leiden.

Die französische Revolution
begann praktisch am 14. Juli 1789
mit dem Sturm auf die Bastille.
Die Koalitionskriege (1792-1815) überzogen
daraufhin nahezu ganz Europa mit Krieg.
Die Auseinandersetzungen zwischen 1813 und 1815
werden auch  Befreiungskriege
oder Freiheitskriege genannt.

Sie umfassen alle kriegerischen Ereignisse, die sich zwischen den Truppen des napoleonischen Frankreich und deren Gegnern in Mitteleuropa abspielten. Auch russische Soldaten dürften in diesem Zusammenhang den Sorghof "beehrt haben", als sie 1815 vom Sturm auf Paris in ihre Heimat zurückzogen und vom 5. bis 15 Juni jenen Jahres in Auerbach Quartier nahmen; berichtet ist, dass einige ihrer Einheiten über Bernreuth, Altenweiher und Heringnohe Richtung Vilseck zogen.

Das heutige Anwesen
Seit ca. 300 Jahren ist der Sorghof nun schon in direkter Linie in Familienbesitz. Auf jeden Fall
ab 1732 ist auf dem Anwesen die Familie
Sichelstiel wohnhaft, vielleicht sogar schon vorher; ob als Pächter oder Besitzer ist noch nicht geklärt. Anno 1784 jedenfalls ist Friedrich Sichelstill der Besitzer, 1785 Wolfgang Sichelstill senior, 1828 Wolfgang Sichelstiel junior und 1868 Georg Sichelstiel. "Georg Sichelstiel war zweimal verheiratet, mit Anna Braun aus Ebersbach und mit Margareta Dotzler von Krickelsdorf. Von der zweiten Hochzeit sind noch viele Ausstattungsteile wie Kleider vorhanden.
Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 war Georg Dotzler, der Bruder der Bäuerin, als Berufssoldat, wahrscheinlich als Offizier (da noch Mütze und De- gen vorhanden sind), eingerückt. ... 1888 war die Witwe Margareta Sichelstiel die Besitzerin. Unter ihr wurde 1903 das Wohnhaus neu erbaut." (7, Seite 14)

"Inspiriert wurde dieser Bau (Foto um 1910, aus 3) durch das gerade ebenfalls neu erbaute Schloß von Altneuhaus. Dadurch jedoch, daß die im Plan vorhandenen West- und Ostgiebel nicht ausgeführt wurden, blieb das Schema eines Bauernhauses erhalten. Der Baumeister war bei beiden Gebäuden der gleiche. Da die beiden Söhne Josef und Johann nicht heirateten, wurde das Anwesen im Jahr 1925 an die Nichte der Margareta Sichelstiel und ihren Mann, Katharina und Martin Lobenhofer, übergeben. 1927 Neubau der Ökonomiegebäude." (7, Seite 14) Martin Lobenhofer (+1977) war nach der Ablösung der Ortschaft Langenbruck 1938 bis zum September 1945 der erste Bürgermeister der neuen politischen Gemeinde Langenbruck. In diesen Jahren war die Gemeindekanzlei auf dem Sorghof.

Der Sorghof war schon immer eine große Landwirtschaft, früher mit mehreren Knechten und Mägden und einigen Pferden. (Foto aus 3)

Vor allem zur Schnitternte und beim Dreschen reichten die eigenen Leute nicht aus, und weitere "Saisonarbeitskräfte" wurden eingestellt. (Foto aus 3)

"Auf dem Grund des alten Obersorghofes, der 1788 mindestens wieder zum Untersorg gehörte, wurde ein Großteil der neuen Ortschaft Sorghof im Westen bis zur Kirche erbaut." (7, Seite 15)

Nachdem ein großer Teil des Grundes vom Sorghof (gelb umrandet) stammte, wurde der neuen Ansiedlung 1938 auch der Name des alten Anwesens (historische Karte aus BayernViewer) übertragen. (Foto nach Laumer)
Auf dem Luftbild (BayernViewer) ist links von der Zufahrtsstraße zum Truppenübungsplatz die Ortschaft Sorghof, rechts Gut Sorghof.

"1950 heiratete die einzige Tochter Martina (Anm.: Lobenhofer) den Sudetendeutschen Josef Riha. Diese Familie war vertrieben aus Tannawa bei Taus im Sudetenland.

Aus dieser Familie stammten
Martin Josef Říha,
Bischof von Budweis von 1885 - 1907,
und der österreichische General
Josef Kern des 1. Weltkrieges.

1962 übernahmen Josef und Martina Riha den Hof. Seit 1982 bewirtschaften den Hof der Sohn Norbert und Maria Riha, geb. Kohl aus Schlicht (Anm. heute ein Ortsteil der Stadt Vilseck)." (7, Seite 15)
Der heutige Sorghofbauer Norbert Riha ist sich mit seiner Familie der großen Vergangenheit seines Anwesens voll bewusst und pflegt die Tradition.

Ganz im Sinne dieser
Traditionspflege
wurde im Jahre 1982
die alte Hauskapelle, die der
Heiligsten Dreifaltigkeit
geweiht ist, restauriert.
In ihr fanden auch schon
Hochzeiten und Taufen statt.

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verwendete und weiterführende Quellen

1 Schmeller, Johann Andreas, Bayerisches Wörterbuch, Sonderausgabe Oldenbourg Verlag, München 1985
2 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Geschichte einer Landschaft, Behringersdorf 1985
3 Riha, Norbert, Privatarchiv, Sorghofbauer
4 Ertl, Wilhelm, Privatarchiv, Sorghof
5 Chronik der Stadt Vilseck, herausgegeben 1981 zur 650. Wiederkehr der Stadterhebung
6 Zinnbauer, Willi, Privatarchiv, Sorghof
7 Chronik der Ortschaft Sorghof, Herausgeber Vereinsgemeinschaft Sorghof, 1988
8 http://www.ritter-von-der-zarg.de/ 
9 Chronik der Stadt Vilseck - Teil 2, Vilseck 1993 

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Weise aus dem Mittelalter

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 20. Dezember 2021

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