Altenweiher
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Altenweiher
Ein altes Hammergut

Altenweiher war ein ausgedehntes ehemaliges Hammergut. Es lag ca.  1,5 km nordwestlich von Heringnohe zwischen der Straße von Auerbach her und dem großen Hammerweiher mit dem Altenweiher Ursprung. Zur besseren Orientierung sind auf dieser Karte aus der Zeit vor der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr auch umliegende Orte zu sehen. Eine Karte und ein Luftbild der heutigen Situation bietet der BayernAtlas an. Dort ist auch der etwas nördlich des Gutes Heringnohe gelegene Flugplatz zu sehen.

Gründung der Hegner im 14. Jahrhundert
"Die Familie Hegner war das älteste bekannte Hammergeschlecht auf Altenweiher und führte den Besitz bis etwa 1600. 1348 wurde der Hammer erstmals namentlich in einer Urkunde erwähnt: Ulrich Hegenin zinst von 1 Hammer in dem alten weyer nach Bamberg. 1387 besaß Hans Hegnein den Hammer zu dem Alten Weyer. 1444 finden wir die Schreibweise Hammer zu Altenweyer und 1625 Hammergut Alltenweyher." (1, Seite 34)

Das Wappen der Hegner
befand sich auch in der Kapelle
des Hammerschlosses Altenweiher.
(Foto um 1920, aus 7)
Wie hier zu erkennen ist,
hatte jede der drei Blumen
sechs Blütenblätter, und
nicht fünf, wie weiter unten
in der Zeichnung.

Gut Altenweiher bestand (Foto oben aus 3) aus dem mächtigen Hammerschloss mit eigener Kapelle, einigen Taglöhnerhäusern, Stallungen und verschiedenen Nebengebäuden, wie der Gutsschänke. Der Grundbesitz von zuletzt 204 ha setzte sich überwiegend aus Weihern zusammen, die, wie selbst aus der nachfolgenden Schwarz-Weiß-Karte ersichtlich ist, in diesem Gebiet sehr zahlreich anzutreffen waren und noch sind. (in Farbe: BayernAtlas)

Diese Weiher wurden auch nach der Ablösung 1937 noch intensiv fischereiwirtschaftlich genutzt. Auf dieser Karte sind u.a. auch die Straße vom ca. 11 km nordwestlich gelegenen Auerbach her, der praktisch am Nordufer des Hammerweihers verlaufende Reutweg, und der weiter unten angesprochene Ursprung am westlichen Ende des Hammerweihers zu erkennen.

Gut Altenweiher (Plan aus 1, Seite 163) lag an der östlichen Spitze des ca. 2 km langen Hammerweihers, der vom am westlichen Ende liegenden Ursprung gespeist wird. Dieser Quelltopf am Grunde des Weihers bietet ein besonderes Schauspiel. Aus ihm sprudelt das Wasser nach oben und führt dabei Sand mit sich.

Der Altenweiher Ursprung
Das Wasser drängt,
das Wasser quillt
tagsüber und bei Nacht -
nicht von Soldaten,
nicht von Kanonen -
von Büschen und Bäumen bewacht.
(Leonore Böhm, Grafenwöhr)

"Die Weiher, umgeben von dichtem Gestrüpp, von Schilf und Erlen, mitten im Föhrenwald, vom Verkehr abgelegen, gaben ein Landschaftsbild von eigenem Zauber." (6, Seite 74f) Sie "prägen auch heute noch das Landschaftsbild." (1, Seite 33)

Die Klausenschule
"In halber Entfernung zwischen Heringnohe und Altenweiher stand westlich der Straße (im Bereich des heutigen Flugplatzes) die berühmte Klausenschule. 1751 ließ sie der vermögende, aber kinderlose Besitzer des Gutes Altenweiher, Johann Graf, an der Stelle errichten, an der einstmals das Zollhaus gestanden hatte. Den Unterricht erteilten anfangs Klausner (Einsiedler), so ist auch der Name Klausen als Einsiedelei zu deuten. Nach mehr als 100jährigen Betrieb genoß sie nicht mehr den allerbesten Ruf, nachdem die Lehrer vermutlich wegen der Einödlage zuletzt sehr der Schlaf- und Trunksucht ergeben waren. 1876 wurde sie aufgelöst und für die Kinder der umliegenden Höfe und Ortschaften eine neue Schule in Altneuhaus gebaut." (1, Seite 163)

Hammerschloss mit Kapelle
"Mächtige Linden und Eichen erhoben sich zwischen der Brücke über den Hüttenbach und der Gutsanlage." (1, Seite 33)

Aus dem Schatten der Bäume
"trat man in den
geräumigen Hofraum
des Schlosses ...
Den Gutshof umschloß
eine drei Meter hohe Mauer."
(Text und Bild aus 1, Seite 33f)
Links vom Torhaus war
die Gutsschänke.

Das dominierende Gebäude von Altenweiher war das Hammerhaus, auch Hammerschloss genannt. Es war "ein Bau des späten 16. oder frühen 17. Jahrhunderts, vielleicht mit Benutzung spätgotischer Bestandteile.

Dreigeschossig
mit geschweiften
Giebeln. An der
Südostecke ein
dreiseitig geschlossener,
länglicher Anbau,
ebenfalls drei-
geschossig. Gegen
die Nordostecke
polygoner
Treppenturm."
(2, Seite 9)

Im Erdgeschoss dieses Anbaus, an dem sich auch eine uralte Sonnenuhr befand, war die dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Kapelle. Sie war 1602 gebaut und vom Bamberger Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (reg. 1599-1609) geweiht worden.

Der Altar enthielt
zwei Bilder oder Tafeln:
Oben im Giebel war
die Anbetung der drei Weisen
dargestellt. Die Haupttafel
zeigte die Taufe Jesu
durch Johannes im Jordan.
Beide Bilder malte 1612
Johann Krapp aus Auerbach.
Dieser hatte ein Jahr zuvor
u.a. die Brüstung der Westempore
in der Auerbacher Friedhofskirche
kunstvoll bemalt. (Foto aus 2, Seite 10)
Nach der Auflösung von Altenweiher
brachte man diesen Altar
nach Dürnast (Gem. Weiherhammer).

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Kirche Maria Immaculata, Dürnast

Am 29. Januar 1933 beschloss die Kirchenverwaltung Kaltenbrunn außer dem Neubau der Ortskirche auch im dazugehörigen Dorf Dürnast ein kleineres Gotteshaus zu errichten.
Dürnast liegt (BayAtlas) knapp 4 km südöstlich des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, dessen Grenze in diesem Bereich unmittelbar neben der B 299 verläuft.
Die Grundsteinlegung der Filialkirche Maria Immaculata durch Pfarrer Fenk erfolgte am 8. Oktober 1933, wie ein Gedenkstein im Innern der Kirche neben dem Eingang rechts besagt.
1937 überließ Theresia Dorfner den frühbarocken Altar aus ihrer Schlosskapelle Altenweiher der neuen Kapelle in Dürnast. Damit verbunden war die Verpflichtung, an diesem Altar 50 Jahre lang alljährlich eine Messe für die Lebenden und Verstorbenen der Familie Dorfner lesen zu lassen. Diese Stiftungsmesse endete 1987. (Quelle)

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In der Schlosskapelle Altenweiher
war als Schlussstein
der Netzgewölbedecke
das Wappen der Familie Hegner.
Sie war, erstmals 1348 genannt,
bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts
Eigentümer von Altenweiher.

Die drei Blumen (Rosen?)
sind auch im Wappen
des Patriziergeschlechts Hegner
aus der Stadt Nürnberg
enthalten. Dort war 1441-1459
ein Ulman Hegner Bürgermeister.
Es scheinen also
familiäre Verbindungen
der Hegner von Altenweiher
mit denen der Stadt Nürnberg
bestanden zu haben.

Neben dem Hammerschloss mit der Kapelle "stand ein viereckiger turmartiger Bau mit einem Glockentürmchen und einer kleinen Glocke, die jeden Morgen, Mittag und Abend" den Angelus läutete. (5, II, Seite 123)

Dieser "Wohnturm" mit der Glocke
stand unmittelbar am Überlauf
des Hammerweihers.
Dieses Bächlein hieß ab hier
Hüttenbach. Auf dem Foto (1, Seite 33)
ist links der Rest der früheren Mühle und Schneidsäge,
rechts das Hammerschloss zu sehen.
Der Eisenhammer stand ebenfalls rechts.
(historische Karte aus dem BayernAtlas)

Die letzen Eigentümer und das Ende
Um das Jahr 1740 erwarben Georg Graf und sein Schwiegersohn Heinrich Heeg gemeinsam Altenweiher von dessen Vorbesitzer, dem Freiherrn zu Lichtenstern. (nach 7) Georg Graf war ein Bauer aus Oberweißenbach (heute Ortsteil der Stadt Vilseck). Er ist der Vorfahr des Geschlechts derer von Grafenstein auf Hammergänlas. Ihm gehörte schon seit 1722 das damals erworbene Hammergut Altneuhaus. Wenige Jahre später erwarb Graf auch den Hammer Heringnohe.
1746-1897 war das Hammergut Altenweiher im Eigentum der Familie Heeg, die am 2. Mai 1782 in den Kurbayerischen Adelsstand erhoben wurde. 1866 wurde der Hammerbetrieb unter Max von Heeg eingestellt und das Gut 1897 an die Dorfner verkauft.

Bei der Ablösung 1937 (Foto aus 3) gehörte Altenweiher zur politischen Gemeinde Langenbruck und zur Pfarrei Vilseck, Filiale Langenbruck. Die Kinder gingen in Altneuhaus zur Schule.

Letzter Eigentümer des großen Gutes war seit 1897 die Familie Dorfner. Nach der Ablösung und Räumung wurde Gut Altenweiher zunächst bis Kriegsende durch die Heeresstandortverwaltung Grafenwöhr weiterbewirtschaftet. Letzter Bewohner nach dem Krieg, also schon "in der amerikanischen Ära", war bis Herbst 1956 Georg Luft mit seiner Familie. Danach zogen die Lufts nach Sorghof.
Im Spätherbst 1957 wurden an verschiedenen Schauplätzen im Truppenübungsplatz Grafenwöhr Szenen für den amerikanischen Spielfilm "
A Time to Love and a Time to Die" (deutsche Version: Zeit zu lieben und Zeit zu sterben) nach Erich Maria Remarques Roman Zeit zu leben und Zeit zu sterben (1954) gedreht. Drehorte waren u.a. das Hammerschloss Altenweiher, das alte Dorf Bernreuth und die Kirchenruine von Hopfenohe.
Danach verfielen die einst stattlichen Gebäude von Altenweiher allmählich, wie die folgenden beiden Fotos (aus 4) zeigen. Zunächst die alte Gutsschänke, die links vom Eingangstor zum Gut stand.

Das einst so stolze Hammerschloss war zum Schluss in einem erbärmlichen Zustand. Die Kapelle war schon eingefallen; zumindest ein Teil der Einrichtung kam nach Dürnast, heute ein Ortsteil von Weiherhammer.

Erst 1967 wurden die noch verbliebenen Gebäuderuinen von Altenweiher durch die Amerikaner restlos niedergerissen. Der Eintrag Dorfstelle Altenweiher erinnert noch an das uralte Hammergut aus dem 14. Jahrhundert.

verwendete und weiterführende Quellen

1 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Behringersdorf 1985
2 Hager, Georg, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Regierungsbezirk Oberpfalz und Regensburg, XV Bezirksamt Amberg, München 1908
3 Archiv Armin Knauer, Grafenwöhr
4 Archiv Willi Zinnbauer, Sorghof
5 Chronik der Standortverwaltung Grafenwöhr, mehrere Ordner, unveröffentlicht
6 Chronik der Ortschaft Sorghof, Sorghof 1988
7 Archiv Christian König
8 Böhm, Leonore, Flurdenkmale des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr einst und jetzt, in Beiträge zur Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, Pressath 2011 (Seite 7-41; Gedicht Seite 15)
Gorchfock (Seemannsmelodie; die Gorchfock ist
das Segelschulschiff der Bundesmarine)

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 18. Mai 2022

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