Der
Schleichershof
„Der
Schleichershof ist ein Weiler, welcher aus zwei Bauernhöfen besteht u. 1/4
Stunde v. Auerbach entfernt ist. Die Ortschaft gehört zur Gemeinde Degelsdorf,
liegt am Fuße des eisernen Berges, wird von einem Bächlein bespült u. ist von
saftigen Wiesen umrahmt.“ So beginnt Joseph Köstler um 1910 seine
Beschreibung von Schleichershof. (Band XIX, 461 ff) Der von ihm genannte
„eiserne Berg“ heißt in der Flurkarte „äußerer Berg“, im Dialekt „aißerna
Berch“ gesprochen.
Anfänge
des Schleichershof
Erstmals
erwähnt wird der Schleichershof in einer für unsere Gegend sehr wichtigen
Urkunde von 1144. Mit ihr verlegte Bischof Egilbert von Bamberg auf Bitten des
Abtes Adalbert und mit ausdrücklicher Genehmigung des Königs Konrad den Markt
von Michelfeld ins nahe Auerbach. Gleichzeitig wurde Auerbach auch eigenständige
Pfarrei mit der Kirche St. Jakobus. Einer der zahlreichen Orte, der von der
Mutterpfarrei Velden herausgelöst wurde und zur 1144 neuerrichteten Pfarrei
Auerbach kam, hieß Slichersdorf, eben Schleichershof.
Die
Entstehung von Schleichersdorf, wie die Ansiedlung zunächst hieß, geht wohl
zurück bis vor das Jahr 1000 nach Christus; es dürfte sich in den Ursprüngen
um eine fränkische Kolonie handeln, deren Gründer und Herr namens Slicher in
seiner nahen Burg, der späteren Burgstall, wohnte.
Die
Slicher waren Ministerialen der Bamberger Bischöfe und treten in mehreren
Urkunden als Zeugen auf.
Zu
Beginn des 14. Jahrhunderts heißt die Ansiedlung dann Sleichershoff. Diese
Namensänderung ist nicht unbedingt als Verlust von Bedeutung und damit
Abstufung oder Abwertung vom größeren Dorf zum einzelnen Hof zu sehen, denn
„es kam öfter vor, daß Orte, die auf -dorf endigten, später die Endung -hof
erhielten“. (Schnelbögl, Auerbach in der Oberpfalz, S. 28)
Tatsächlich
bestand der Schleichershof wahrscheinlich zu keiner Zeit aus mehr als zwei Höfen.
Die
ersten Bewohner von Schleichershof hatten wie bis ins 15. Jahrhundert allgemein
üblich keine Familiennamen, sie hießen einfach Schleicherbauern, die beiden
Schleicher, Schleichermathes oder Schleicherkannes. Später, z.B. in einer Türkensteuerliste
von 1542, hießen die beiden Hofinhaber dann schon Linhard Schleicher und Hans
Schleicherbauer.
Ob wie der Auerbacher Chronist Joseph Köstler (1949-1925) meint alle Schleicher unserer Auerbacher Gegend ihren Namen vom
Schleichershof herleiten können, ist wohl nicht so sicher.
Außerhalb
der schützenden Stadtmauer gelegen wird der Schleichershof wie auch die
anderen Dörfer und Weiler im Laufe der Geschichte sicher immer wieder in Krieg
und Frieden von Soldaten und räuberischen Banden heimgesucht worden sein. In
einer Schadensliste von 1648, unmittelbar nach dem Dreißigjährigen
Krieg z.B., wird ein Hof als bemeiert, also
bewirtschaftet, und der andere als „abgeprent“ genannt.
Eisenerz
am Schleichershof
Schon
in sehr früher Zeit wurde auf und um den Schleichershof Eisenerz geschürft und
wohl auch verhüttet. Erst 1716 allerdings wurde auch den Schleichershofbauern
durch kurfürstlichen Erlass erlaubt, sich an der Eisenerzförderung zu
beteiligen. Sie erhielten einen „Mutschein“, d.h. eine Konzession zum
Erzabbbau, obwohl der Auerbacher
Landrichter Bedenken dahingehend äußerte, dass sie dadurch ihre bäuerlichen Aufgaben
vernachlässigen könnten.
In den
folgenden Jahrzehnten wurden beim Schleichershof mehrere Bergwerke erfolgreich
betrieben. Mitte
des 19. Jahrhunderts arbeiteten hier in drei Schächten über 20 Männer.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Überlieferung nach erstmals
1860 uniformierte Bergleute unter Führung von Steiger Georg Trenz vom
Schleichershof zur Barbarafeier in die Pfarrkirche zogen.
Die
Bergknappenkapelle Auerbach in ihrer schmucken Traditionsuniform; hier um 1975
unter dem damaligen Dirigenten Jakob Müller, der die Musiker 1959 bis 1977
anführte.
Als zur
Jahrhundertwende die Maxhütte ihr damaliges Grubenfeld Leonie erweiterte, erwarb sie 1900
die Burgstallmühle von Joseph Schlicht und den Schleichershof von Joseph Reindl.
Schrägschacht
Schleichershof
Wegen
der durch den 2. Weltkrieg (1939-45) gestiegenen Nachfrage nach Eisenerz begann
die Maxhütte 1941 mit dem Abbau östlich des Schleichershof.
Aus
einem ca. 30 m tiefen Schrägstollen wurde der Bodenschatz über ein Förderband
zu Tage und dann mit einer Seilbahn zur Verladestation am Bahnhof gebracht. Von
dort aus ging es zunächst mit der Lokalbahn nach
Ranna, und dann über Hersbruck zum Hochofen nach Sulzbach-Rosenberg.
Schon rund fünf Jahre später, am 1. Juni 1946, wurde die Grube Schleichershof
mit dem Schrägschacht wieder stillgelegt.
Ende
des Schleichershof
Bis vor wenigen Jahrzehnten war
der Schleichershof, eine der ältesten Ansiedlungen der Gegend, immer noch
bewohnt; heute erinnern nur mehr einige kümmerliche Steinhaufen und der Name an ihn.
Über mir leihweise zur
Verfügung gestellte
Fotos und Informationen
über den Schleichershof
würde ich mich sehr freuen, denn ...
... daran arbeite ich gerade
und diese Seite könnte erweitert werden.