Pfarrgeschichte
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Pfarrgeschichte von Neuzirkendorf

Die lange Neuzirkendorfer Pfarrgeschichte kann man unschwer in mehrere markante Abschnitte unterteilen:

1. Anfänge der Pfarrei im 12. und 13. Jahrhundert
2. Zugehörigkeit zu Pfarrei und Kloster Michelfeld (1306 bis 1558)
3. Lutherische und calvinische Zeit 1588 bis 1626
4. Zusammenlegung mit Thurndorf 1627 bis 1688
5. Zugehörigkeit zu Pfarrei und Kloster Michelfeld (1688 bis 1808)
6. Zusammenlegung mit Gunzendorf (1808 bis 1851)
7. Selbständige Kuratie (1851 bis 1969)
8. Betreuung von Gunzendorf, Thurndorf und Auerbach aus

In engem Zusammenhang mit der historischen Entwicklung der Pfarrei muss auch die Aufstellung über die Geistlichen von Neuzirkendorf gesehen werden.

1. Anfänge der Pfarrei
Wie unser ganzes Gebiet wurde die Neuzirkendorfer Gegend schon vor dem Jahre 1000 von Velden aus seelsorgerisch betreut, wenn auch sicher nur sporadisch und unzureichend. „Velden war die Urpfarrei für das ausgedehnte Waldgebiet beiderseits der oberen Pegnitz, eine karolingische Königskirche, die bereits vor dem Jahre 912 dem Bischof von Eichstätt geschenkt wurde, in dessen Bistum sie lag.“ (1)
Als Kaiser Heinrich II. (1002-1024) am 1. November des Jahres 1007 auf der Reichssynode in Frankfurt die Gründung des Bistums Bamberg erreichte, kamen zu diesem natürlich bereits große Teile unserer heutigen Erzdiözese. Doch erst 1016 „verlor Eichstätt nachfolgende Distrikte: Nürnberg rechts der Pegnitz, ... Hopfenohe, Auerbach, Velden, ... Gunzendorf, Zirkendorf, ... Troschenreuth, ... Thurndorf, ... Pegnitz, ... Neuhaus, ... “ (2), die seither zu Bamberg gehören.
Die religiöse Betreuung wurde aber erst besser, als Bischof Otto der Heilige von Bamberg (1102-1139) das Benediktinerkloster Michelfeld gründete. In der entsprechenden Urkunde vom 6. Mai 1119 werden der Stiftung u.a. Alt- und Neuzirkendorf teilweise („Circhendorf ex parte, item Circhendorf ex parte“), sowie Hagenohe und Göttersdorf übereignet. Wie z.B. in Auerbach werden die Mönche in den nachfolgenden Jahren auch in vielen anderen Dörfern ihres Gebietes Kapellen und Kirchen errichtet und den Menschen das Christentum verkündet und die Sakramente gespendet haben.
Man darf also annehmen, dass auch in Neuzirkendorf wohl schon im XII. und XIII. Jahrhundert eine eigene Seelsorgestelle bestand, was indirekt auch aus der folgenden ersten gefundenen Nachricht darüber hervorgeht. In einer Urkunde (3) des Bamberger Bischofs Wulfing von Stubenberg (1304-1318) vom 15. März 1306 übergibt dieser nämlich die „Capellam in Cirkendorf“ für den Fall der Erledigung durch ihren bisherigen Inhaber „dilectus noster Arnoldus Canonicus in Tewerstat .... ad Ecclesiam parochialem Sancti Leonhardi“, also zur Pfarrkirche St. Leonhard in Michelfeld, und incorporiert sie dem dortigen Benediktiner­kloster mit allen Einkünften („cum omnibus suis iuribus et attinentiis“). (3)

2. Betreuung von Michelfeld aus
Ein Jahr später bestätigt der Bamberger Domherr Hartung mit einer Urkunde vom 15. Oktober 1307 den Vollzug dieser Unierung. Damit war auch die seelsorgerische Betreuung von Neuzirkendorf durch Michelfelder Mönche verbunden und gewährleistet. Die Namen der Geistlichen aus diesen Jahrhunderten sind uns mit geringen Ausnahmen unbekannt. Wahrscheinlich war es auch so, dass die Benediktinerpatres öfter wechselten.
1327 ordnete Abt Heinrich II. (1322-1335) von Michelfeld an, dass jeder Pater, welcher die Pfarrei Neuzirkendorf verwaltet und ihre Erträgnisse einnimmt, am nächsten Tag vor oder nach Mariä Geburt (8. September) den Conventsherrn in Michelfeld mit einem reichlichen Mittagsmahl aufzuwarten habe, und zwar solange, bis ein Gut um den Preis von 24 Pfund Hellern angekauft werden könne, aus dessen Erträgnissen dann dieses Mahl zum Andenken an den verlebten Wölflin, der wohl mit dem oben erwähnten Canonikus Arnoldus identisch ist,  bestritten werden könne. Am genannten Tag sei jedes Jahr auch der Gedächtnistag dieses Wölflin feierlich zu begehen.

Grundstücksgeschäfte:
„Ich Ott der kälner mit sampt vern Cecilgen, miner Hausfrawen vnd aln mein Erben, verihe offentlich an disem briffe, daz ich mit gunst meins gnedigen Herrn abt Marquardes, zu Michiluelt, han gechauft, daz lehn zu Zirkendorf pei der kirchen, vnd ein habs lehn zum Höfleins ....“ (3) Mit diesen Worten beginnt die Urkunde, mit welcher 1344 der Kauf von Lehengüter in Neuzirkendorf und Höflas durch den adeligen Otto Kellner bestätigt wird.
Wenige Jahre später, 1362, verkauft der gleiche Otto Kellner Güter an das Kloster: „Ich Otte Kelner von Cirkendorf, vnd frawe Cecilg, mein eleich wirtein, vnd alle vnser Erben bekannen offenleichen mit diesem brif allen den di in lesent, oder horent lesen daz wir ... verkauft vnmd zu kaufen heben gegeben reht, ... gut di wir von dem closter ze Micheluelt gehabt haben di gelegen seyn ze Newenzirkendorf ... vnd besunder di Hofstat, mit dem gut di weylenz Meister Eberharden des Steynmetzen gewesen sint ... dem Erwirdigen geistlichen Herren, Abt Nyclasen ze Micheluelt ...“ (3) Die beiden vorstehenden Urkunden sollen als Beispiele für die zahlreichen „Grundstücksgeschäfte“ und damit engen Verflechtungen zwischen dem Kloster Michelfeld und Neuzirkendorf genügen; sie sind auch sprachlich interessant, denn man kann die unterschiedliche Schreibweise einzelner Wörter recht gut vergleichen.

Weihe des Barbaraaltares
1420 am 16. Oktober konsekrierte der Bamberger Weihbischof die Kapelle „Zu dem Pozmanns, und ein Altar wurde der Hl. Dreifaltigkeit, Marien, dem hl. Lorenz und vielen anderen Heiligen geweiht“. (4) Am nächsten Tag, dem 17. Oktober 1420, wurde vom nämlichen Bischof der neue Barbaraaltar rechter Hand in der Kirche des hl. Georg zu Neuzirkendorf eingeweiht. Das Kirchweihfest sollte am dritten Sonntag nach St. Galli (16. Oktober) gefeiert werden.

1488 kaufen Pfarrer und Gotteshauspfleger zur Pfarrkirche St. Georg eine Wiese, „die blind Ullin“ genannt, auf dem Buzmanns nebst einer Holzgerechtigkeit vom Jörg Kellner, genannt Schwab zu Neuzirkendorf, und gestehen ihm die Wiederlösung zu. Im nämlichen Jahr wird in der St.-Georgen-Pfarrkirche von Hans Lehner zu Godersdorf und seinem Weibe Felicitas ein Gedächtnis gestiftet mit einem Tagwerk Wiese auf der langen Wiese neben dem Schebholz. Die Wiese ging vom Hans Zudenreuter zu Zogenreut zu Lehen und musste an ihn bei jedem Sterbefall mit 15 Pf. verhandlohnt werden.

Pfarrer Heubscher
Von den Benediktiner von Michelfeld, die 1307 bis 1556 die Seelsorge in Neuzirkendorf betrieben, ist nur ein einziger namentlich überliefert, nämlich 1487 bis 1491 Konrad Heubscher, der später Prior wurde. Auch hierzu gibt es eine interessante Urkunde (s. Artikel „Geistliche in Neuzirkendorf“): „Ich Jorg kellner Swabe genannt, ... zu zirckenndorff ... Als her Conradt hewbscher die zeyt pfarrer doselbst den Chore derselben kirchen mit eynem Estrich vberflahen vnd ziren hat lahsen, do dann ettwann vnnser vorfarn vnd eldern durch verwilligung eyners pfarrers doselbst gelegt vnd begraben worden sind. Bekennen wir fur vns alle vnnser Erben vnd nachkommen das sulcher Estrich hinfure gemellter begrebnüss halben vnaufgebrochen vnd vnzurütt bleyben sol. Doch das solich vnnser begrebnuss zwischen dem elperg vnd Sagerer do istzt vnnser schillt wappen vnd helm In steinwergk aufgericht ist vnd auch ettwann vnnser vorforn vnd eldern mit verwilligung der pfarrer begraben sind sein vnd pleyben sol ...“ (3) Pfarrer Heubscher ließ also 1491 bei einer Reparatur der Pfarrkirche den Chor mit einem Estrich überziehen und mit viereckigen glatten Steinen pflastern. Bei dieser Bau­maßnahme wurde die Familiengruft der damaligen Hofmarksherren Kellner, genannt Schwab, beeinträchtigt. Diese suchten den Schaden dadurch zu ersetzen, dass sie ein Monument aus Stein an dem Orte des Familienbegräbnisses im Chor zwischen dem Ölberg und Sagerer (das ist das „Beinhäusl“) aufrichteten und ihre Insignien darauf eintragen ließen.

Verkauf des Adelssitzes
1495 kam der Landsassensitz Neuzirkendorf durch Verkauf an das Kloster Michelfeld. Die durch diesen Kauf erworbenen Stücke waren großenteils bambergische Mannslehen, nämlich das Anwesen selber mit seiner Hofrait im Dorf Neuzirkendorf, sowie drei Tagwerk Wiesen und etliche Äcker samt drei Söldengütlein. Noch im nämlichen Jahr wurde alles vom Bamberger Hochstift dem Kloster verliehen.
Nun stand ganz Neuzirkendorf, ausgenommen der Hof des Albersdorfer und sechs andere diesem gehörige Güter unter der Klostergerichtsbarkeit Michelfelds. Mit der Vogtei waren allerdings auch die Besitzungen der Albersdorfer dem Kloster angehörig und unterworfen; die Albersdorfer waren Edelleute in Tagmanns.

3. Lutherische und kalvinische Zeit
Als der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche von Wittenberg anschlug, begann eine Bewegung, die auch vor den kleinen Dörfern nicht haltmachte: die Reformation. Bereits Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz (1508-1544) und sein Nachfolger Friedrich II (1544-1556) hatten die neue Lehre in ihrem Land stillschweigend geduldet, ja sogar die deutsche Messe und die Heirat der Priester erlaubt. Durch den sogenannten „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 wurde dem jeweiligen Landesherrn das Recht eingeräumt zu bestimmen, welches Bekenntnis seine Untertanen haben sollten; „cuius regio, eius religio“ hieß der entscheidende Passus. Ottheinrich (1556-1559), von „gotts gnaden Pfalzgraue bey Rhein Des Hay. Rhö. Reichs Ertztruchas vnd Churfurst, Hertzog in Nidern und Obern Bayern“ (5), schaffte per Dekret vom 4. April 1556 den katholischen Glauben und Ritus in seinem Lande und damit auch bei uns ab. Die „Säkularisation“ oder Verweltlichung der Klöster wurde weiter vorangetrieben.
Auch für das Kloster Michelfeld kam damit das einstweilige Ende, denn nach dem Tode des Abtes Friedrich von Aufseß am 3. März 1558 durfte kein Nachfolger gewählt werden.
Pater Philipp Modschidler war der zunächst letzte Michelfelder Benediktiner, der in Neuzirkendorf  seelsorgerisch wirkte, wohl in den Jahren von 1555 bis 1558. Bei der lutherischen Kirchenvisitation im Jahre 1556 wurde er als wenig gelehrt und unfleißig befunden; auch wurde er eines unordentlichen Lebenswandels beschuldigt. Wie weit diese negativen Aufzeichnungen der Wahrheit entsprechen oder einfach dem zeitweise sogar gehässigen Gegeneinander der Konfessionen entstammen, kann heute nicht mehr geklärt werden. Pater Modschiedl war sicher auch der vorläufig letzte katholische Seelsorger in Neuzirkendorf. Von 1558 bis zu seinem Tode 1560 war er dann noch Administrator des Klosters Michelfeld. Modschidler scheint doch etwas mit der neuen Lehre sympathisiert zu haben, wie aus anderen Quellen deutlicher hervorgeht; so zählt ihn das weiter unten noch angeführte Vi­si­tationsprotokoll von 1580 zusammen mit zwei anderen Michelfelder Patres als einen der drei ersten evangelischen Pfarrer von Neuzirkendorf auf.
Von Pfarrer Modschidler existierte noch in unserem Jahrhundert ein Porträt, und zwar ein Glasgemälde, welches bis 1851 ein Kirchenfenster neben dem Barbaraaltar war und sich danach im Pfarrhaus befand. Das Bild war Grau in Grau mit Gelb gemalt, zeigte ein Wappen und einen vor dem Kruzifix knienden Geistlichen mit der Unterschrift „Philipp Modschidler, Conventual zu Michlfeld, 1557“. Über den Verbleib dieses Glasbildes ist nichts bekannt.

Lutherische Pfarrei Neuzirkendorf
Der Kurfürst setzte in der Residenzstadt Amberg einen evangelischen Kirchenrat ein und übertrug ihm die Aufsicht über das gesamte Kirchen- und Schulwesen. Für das damalige Amt Auerbach wurde eine „Kurpfälzische Superindentur Auerbach“ (Superindentur ist ein höheres evangelisches Kirchenamt) errichtet, zu der u.a. die Pfarreien Auerbach, Gunzendorf, Haag, Hopfenohe, Michelfeld, Neuzirkendorf , Schlammersdorf, Thurndorf und Troschenreuth gehörten. (6)
Neuzirkendorf wurde 1558 zur selbständigen, von Michelfeld unabhängigen Pfarrei erhoben, die sogleich mit dem lutherischen Pfarrer Lorenz Weih besetzt wurde. Er war bis 1561 in der Gemeinde. Neuzirkendorf hatte damals einen eigenen Pfarrhof, der allerdings 1634 während des 30-jährigen Krieges abgebrannt wurde. Er stand im späteren Pfarrgarten, wo man noch bis in unsere Tage die Reste davon als Geländeerhöhung sehen konnte. Michl Frank war der zweite lutherische Pfarrer in Neuzirkendorf und betreute die Pfarrei bis zum Jahre 1578. Unter seiner Amtszeit berichteten 1570 „Verwalter und Richter zu Michlfeld ... das Einkommen des Pfarrers zu Neuenzirckendorff ... Dem Durchlauchtigsten Hochgeborenen Fürsten und Herren Ludwigen Pfaltzgraffen bei Rhein Hertzogen in Bayrn, der Obern und churfürstlichen Pfaltz Statthaltern und Unserem gnedigen Fürsten und Herren.“ Nach dieser Aufstellung hatte Pfarrer Frank u.a. 80 fl Geld, 20 Achtl Korn, 2 Achtl „Wayzs“ und 8 Klafter Holz.
Vitus Maier wirkte von 1578 bis 1583 als lutherischer Pfarrer in Neuzirkendorf. Ein Kirchenvisitationsprotokoll von 1576 sagt sinngemäß von ihm: „Er hat mit seinem Schulmeister beständig Injurienhändel und muß öfters vor ihm ausreißen, weil beide stechmäßig sind. Der Pastor hat jüngst in Auerbach bei einem Spielhandel auch eine Maultasche davongetragen. Zu seinen Predigten macht er kein geschriebenes Konzept. Sonsten ist er aber gar gut, wenn er gleich öfters ein Trünklein hat.“ (7)

Kirchenvisitation 1580
Überhaupt sind Kirchenvisitationsprotokolle aus jener Zeit eine wahre Fundgrube für Nachrichten über kirchliche Verhältnisse. (7)
Am 6. Mai 1580 war eine solche Visitation in Neuzirkendorf. Das Protokoll darüber hielt sinngemäß fest:
Vitus Meier, Pfarrer in Neuenzirkendorf, gebürtig zu Neustadt am Kulm, ist in seiner Jugend in Gottesgab und Falkenau 5-6 Jahre in die Schule gegangen, darauf war er 5 Jahr in Joachimsthal, 4 Jahr in Altenburg und 1 Jahr in Augsburg auf der Schule. Darauf war er 5/4 Jahr Cantor in Kirchenlamitz, 2 Jahr Cantor in Weißenstadt und darnach ungefähr 2 Jahr lang Schulmeister in Heinersgrün und Schönfeld. Von da aus kam er durch Dr. Affinarius zum Kirchendienst. Die feinen Artis habe er in Altenburg, die Theologie in Leipzig studiert und Dr. Affinarius gehört. Vor 7 Jahren sei er in Leipzig zum Kirchendienst ordiniert worden, worauf er Kaplan in Falkenau, Tirschenreuth und Bernau war und dann von den Kalvinisten entlassen wurde. Von Bernau aus sei er vor 2 Jahren auf die hiesige Pfarrei gekommen und die Bauern hätten ihn mit 4-5 Fuhrwerken gegen Bier und Brot von dort hieher geführt. Er habe ein rechtschaffenes Eheweib und 3 Kinder.
Der Pfarrhof sei gut gebaut. Die Bauern rühmen sich ihres hübschen Pfarrhauses und bemerken, daß sie auch ein feines luftiges Kirchlein hätten.
Kindtaufen und Hochzeiten werden dahier verschwenderisch gefeiert. Das Wetterläuten und die Rockenstuben bestehen hier noch, desgleichen die Vespern, die Lytaneien und die Osterbeicht. Den Chorrock und das Kelchtüchlein habe man aber fallen lassen. Sein Vorfahrer Michl Frank sei lange Zeit hie gewest, er selber sei an Lichtmeß 1578 hieher gekommen.
Die Abgeordneten der Gemeinde klagen, daß der Pfarrer monatelang keine Kinderlehr halte und gar gerne in den Bierhäusern sitze und in Thurndorf, Thumbach, Michlfeld und Auerbach ganze Nächte hindurch saufe und spiele. Er gerate hiebei öfters in Raufhändel.
Festgestellt wurde auch, daß Degelsdorf eigentlich von jeher zur Pfarrei Zirkendorf gehört, daß aber den dortigen Bauern der Besuch des Auerbacher Gottesdienstes erlaubt sei.
Der Mesner, gegenwärtig Johannes Weingärtner, ist in Grafenwöhr gebürtig und seit 7 Jahren dahier auf dem Mesnerdienst. Er wird zwar Schulmeister genannt, heißt es weiter, kann aber weder lesen noch schreiben und in der Kirche nur ganz wenig singen. Er versieht auch den Totengräberdienst und ist nebenbei Schneider und Forstknecht, ist „nit gelehrt, liebt den Trunk“.
Die Kommissäre ermahnten die Gemeinde zu einem christlichen Wandel, fleißigen Besuch des Gottesdienstes, öfterem Empfang des Abendmahles, guter Kinderzucht, Nüchternheit und Sittlichkeit. Der Pfarrer soll von nun an ein Verzeichnis der Taufen und Leichen anlegen. An den Aposteltagen, an den 3 höchsten Festtagen und auch bei den Hochzeiten soll man in der Kirche mit dem Klingelsäckl Almosen sammeln. Die höchste Notdurft aber sei, daß ein tüchtiger Schulmeister nach Zirkendorf komme; sie sollen einen solchen suchen und besser besolden, damit er bleibe.
Der Pfarrer wird scharf getadelt, daß er verdächtige Bücher lese, keine Studienzeugnisse aufweisen könne, daß er häufig keine Vespern und Lytaneien halte und auch im Beichthören und in der Kinderlehre nachlässig sei und sich überhaupt nicht priesterlich verhalte. Er sei ein Saufer, Polterer und greulicher Spieler, der sogar Raufhändel liebe und die Nacht zum Tag mache. Für diesmal wolle man ihm nur eine strenge Strafe zuweisen lassen; wenn er aber nochmals rückfällig würde, wäre seine Entlassung sicher und unabwendbar.
Soweit sinngemäß der doch recht aufschlussreiche Inhalt des Visitationsprotokolls von 1580.

Die kalvinischen Pfarrer
Auf Ottheinrich, der kinderlos geblieben war, war Friedrich III. (1559-1576) als Kur­fürst gefolgt. Dieser war ein geradezu fanatischer Anhänger des gestrengen Schweizer Re­formators Johann Calvin (1509-1564). Er wollte im „Fürstentum der Oberen Pfalz" und somit auch in unserer Heimat den Kalvinismus einführen. So war bald nach seinem Amtsantritt der Befehl ergangen, dass alles, was an „das antichristliche Papst­tum“ erinnere, wie Sakramentshäuschen, Ölberge, Bilder, Messgewänder, Heiligenfiguren usw. schleunigst entfernt werden sollte. Auf Befehl des Kurfürsten wurden 1562 der „Heidelberger Katechismus" und 1563 eine cal­vi­nistische Kirchenordnung eingeführt.
Der Sohn Friedrichs III. und sein Nachfolger, Kurfürst Ludwig VI. (1576-1583), war wiederum ein ge­treuer Anhänger der Lehre Martin Luthers. Schon als Statthalter in Amberg hatte er versucht, die calvinischen Pläne seines Vaters nach Möglichkeit zu unterlaufen. Als Ludwig VI. am 12. Oktober 1583 starb, übernahm sein Bruder, Pfalzgraf Johann Kasimir (1583-1592), die Vormundschaft über den erst neunjährigen Neffen Friedrich. Selbst eifriger Calviner setzte Johann Kasimir sogleich verstärkt reformierte, d.h. calvinische Geistliche und Beamte ein und versuchte, das calvinische Be­kenntnis gegen die lutherischen Prädikan­ten durchzusetzen; 1583 war der Calvinismus Staatsreligion geworden. In den Adelspfarreien Gunzendorf und Troschenreuth blieb allerdings das Luthertum bestehen.
Der erste Pfarrer dieser calvinischen Ära in Neuzirkendorf hieß Balthasar Mutius aus Schmal­kalden in Thüringen. Er hatte u.a. in Erfurt und Wittenberg studiert, allerdings in erster Linie Mathematik und nur nebenbei Theologie. 1568 war Mutius als Schulmeister nach Michelfeld gekommen und war dort dann 1578 bis 1583 lutherischer Prediger. Er hatte aber keine allzu laute Stimme und in der weiten Kirche hörte man ihn nicht. Der Klosterrichter zeigte den Prädikanten überdies an, weil er nicht wie ein Ehemann bei seinem Weibe wohnte, sondern in einem alten Turm gelehrte Studien trieb. So wechselte Pfarrer Mutius 1583 nach Neuzirkendorf, wo er noch bis 1610 wirkte. Hierauf kaufte er sich in Auerbach die Häuser Nr 216 und 217 (heute Schloßhof 12 und 13) und widmete sich seinen Studien.
1598 am 28. September war in Neuzirkendorf wieder einmal Kirchenvisitation, diesmal natürlich eine calvinische. Dabei wurde u.a. protokolliert, dass in Zirkendorf die „Götzen“ zwar aus der Kirche gebracht, aber nit verbrannt worden seien. Sie seien an verschiedenen Orten verborgen worden und es wäre besser, wenn sie zu Asche gemacht würden. Man könnte sie leicht finden. (7)
Diese letzte Feststellung über die „Götzen“ deutet an, dass wie andernorts auch in Neuzirkendorf Heiligenbilder, -statuen usw. von besonnenen Gläubigen vor der Vernichtung durch die Bilderstürmer in Sicherheit gebracht worden waren.
Anlässlich der Visitation am 26. Juni 1603 hielt die Kommission fest, dass sie die Gläubigen zwar überprüft hätte, „aber grosse Unwissenheit bey den Leutten verspürt worden, darum auch gahr wenige in die Kirch kommen ...“ (7)
Der zweite calvinische und zugleich letzte nicht katholische Pfarrer Neuzirkendorfs war Andreas Echinger. Er war von 1610 bis 1626 hier. Im Kirchenvisitationsprotokoll vom Jahre 1616 heißt es von ihm sinngemäß, dass er zwar ein frommes Männlein sei, aber wegen seiner gar kleinen Statur von der Gemeinde nicht immer respektiert würde und sogar schon aus der Kirche hinausgeschafft worden sei. Noch dazu sei er sehr hitzig und temperamentvoll. (7)
Bei der Gegenreformation musste Echinger dann die Neuzirkendorfer Pfarrstelle räumen. Er wollte eigentlich mit seiner Familie nach Pegnitz ziehen, „um dort in Frieden sein Geld zu verzehren“. Die Pegnitzer nahmen ihn aber nicht auf, weil „der Bittsteller unserer Religion nicht zugetan, sondern ein Calvinist sein soll“. (8) Am 17. Dezember 1626 wurde Pfarrer Echinger abgesetzt und zog ins Markgrafentum Bayreuth.

4. Zusammenlegung mit Thurndorf
Parallel zu den konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken, Lutheranern und Calvinern wütete bereits seit 1618 der Dreißigjährige Krieg. In sei­nem Verlauf  nahm im Herbst 1621 der Führer der katholischen Liga Herzog Maximilian von Bayern mit seinem obersten Feldherrn Tilly die Oberpfalz für den Kaiser in Besitz. Maximilian erhielt 1623 in Regensburg von Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) die Kurwürde verlie­hen, die dieser dem pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. (1614-1620), der auch König von Böhmen (1619-1620) war und „Winterkönig“ genannt wird, aber­kannt hatte. Dem nunmehrigen Kur­für­sten Maximilan I. von Bayern war sehr daran gelegen, in seinem neuen Land möglichst schnell wieder den katholischen Glau­ben einzuführen.
Nach Auerbach kam deshalb schon 1625 mit Ulrich Faulmüller wieder ein katholischer Pfarrer; sein Bild hängt im Chorraum der dortigen Spitalkirche. Weil es zunächst an genügend katholischen Priestern mangelte, wurde 1627 die Pfarrei Neuzirkendorf mit der benachbarten Pfarrei Thurndorf verbunden. Der dortige Pfarrer hieß Nicolaus Dorn. Dieser kam 1634 nach Auerbach und versah  bis 1645 nicht nur die Pfarreien Auerbach und Thurndorf, sondern auch Troschenreuth, Zirkendorf und Hopfenohe, schließlich auch noch Gunzendorf. Er hielt sich einen Kaplan, der bald in Thurndorf, bald in Auerbach wohnte und wie ein Wanderprediger von Ort zu Ort zog und den Sonntagsgottesdienst im turnusmäßigen Wechsel in Thurndorf, Troschenreuth, Neuzirkendorf usw. abhielt.
Kurfürst Maximilian bekam schließlich am 22. Februar 1628 die Oberpfalz und die rechtsrheinische Unterpfalz als Pfand für seine Kriegskosten. Nun war der Weg endgültig frei für die Wiedereinführung des katholischen Bekenntnisses. Da aber freiwillige Übertritte kaum stattfanden, verjagte Maximilian die protestantischen Pfarrer und ordnete am 1. Mai 1628 die Zwangskonversion an. Wer innerhalb 6 Monaten nicht katholisch war, musste das Land verlassen.
In Neuzirkendorf scheint sich diese Zwangskonversion ruhig vollzogen zu haben; wenigstens melden die gefundenen Akten nichts von größerer Widerspenstigkeit oder der Auswanderung mehrerer Gemeindebewohner.
Das Protokoll der ersten katholischen Kirchenvisitation von 1629 sagt sinngemäß: Das Pfarreinkommen wird vom Kloster Michelfeld gereicht. An Geld bekommt der Pfarrer 80 fl (Gulden), an Getreide 20 Achtl Korn und 2 Achtl Weizen. Er hat auch 2 Tagwerk Feld und 3 ½ Tagwerk Wiesen, so daß seine Einnahme ca. 150 fl ausmacht. Die anfallenden Gebühren betragen 5 bis 6 fl. Für eine Leichenpredigt gibt man 1 fl bis 1 ½ fl, auch weniger, für eine Kindstaufe 10 bis 20 Kreuzer. Der Pfarrer wird von den Bauern zuweilen als Gaste eingeladen. Vom Pfarrgrund wurde ein Fischweiher an einen Bauern um 60 fl verkauft.  „Des Pfarrers Mannschaft beträgt 200“, d.h. die Gemeinde zählte 200 Seelen. (7)
1643 berichtete der Klosterrichter von Michelfeld an die Regierung, dass die Kirche Sankt Georg in Neuenzirkendorf ganz „pauföli“ sei. (9)
Als Pfarrer Dorn 1645 als Stadtpfarrer nach Amberg kam, versahen seine Nachfolger Johannes Dötzer (1645-47) und Georg Christoph Hebenstreit (1647-51), ebenfalls mit Kaplänen, die Pfarreien Auerbach, Thurndorf und Neuzirkendorf.
1650 kam nach Thurndorf dann Jakob Koch als selbständiger Pfarrer, dem auch die Pfarrei Neuzirkendorf zugewiesen wurde.
1652 berichtete der Klosterrichter, dass das Pfarrhaus in Neuzirkendorf 1634 von den Kriegsvölkern abgebrannt worden sei, daß das Kloster zwar die Baulast habe, aber von der Wiederaufrichtung absah, weil sich in Zirkendorf wegen des geringen Einkommens ohnehin kein eigener Pfarrer mehr halten könne. Das Pfarreinkommen war nämlich unter drei benachbarte Pfarrer verteilt worden: der Pfarrer von Michlfeld bekam die Getreideerträge, der Pfarrer von Auerbach die Geldbezüge und 8 Klafter Holz aus dem Klosterwald Putzmanns und der Pfarrer von Thurndorf schließlich die Seelsorge- und Stolgebühren.
Am 9. Februar 1660 ging ein Schreiben „Vom Richter zu Michlfeldt an Ferdinand Maria ... die aufrichtung deß Altars bey dem Gottshaus zu Neuenzirckendorff betreffend“. (9, Fasz. 1018)  Zwei Jahre später, am 20. April 1662, schrieb er: „Durchleichtigister Churfürsst: Genedigister Herr, ... Die ... notdurft erfordert bei dem würdigen St. Georgen Gottshauß zu Neuenzirckhendorf daß Pauföllige Dachwerck vnd Kirchhofmauer ... zu reparirn.“ (9, Fasz. 1027)
1667 sind bei der Kirche Sankt Georg nur zwei ganz schlechte „wüllene“ Meßgewänder vorhanden. Der Kurfürst erlaubte deshalb gnädigst, daß aus den Mitteln der Kirche ein sauberes Meßgewand von rot und weißer Seide mit silbernen Gallonen angeschafft werde und zugleich ein Paramentenschrank. Beide Stücke dürften aber höchstens 25 fl kosten. (9)
Die Vereinigung der Pfarrei Neuzirkendorf mit Thurndorf dauerte von 1627 bis 1688.

5. Neuzirkendorf kommt wieder zu Michelfeld
1669 am 29. Juli wurde unter Kurfürst Ferdinand Maria (1651-79) das Kloster Michelfeld nach etwas über 100 Jahren unfreiwilliger Pause wieder errichtet, und zwar von Benediktinern des Klosters Oberaltaich.
1687/88 scheint nun Neuzirkendorf wieder zur Pfarrei Michelfeld gekommen zu sein, denn auf einer Beilage im 1701 angelegten Matrikelbuch steht, dass seit 1687 die Pfarrmatrikel getrennt für Michelfeld und Neuzirkendorf geführt wurden.
1688 bis 1701 versorgte Pfarrer Johann Krösel die Pfarrei Neuzirkendorf mit. Er war der letzte weltliche Pfarrer in Michelfeld (1685-1701) nach der Reformation. „Nach langer Unterbrechung übernahmen im August 1701 wieder Söhne des hl. Benedikt aus dem Kloster Michelfeld die Pfarrei Michelfeld. Diese Abtei hatte schon einmal über 430 Jahre lang durch ihre Mönche die Pfarrei verwaltet.“ (10)
Damit kam auch die Pfarrei Neuzirkendorf 1701 wieder in die Hände des Klosters.
Das älteste aus dieser Zeit vorhandene Matrikelbuch fängt am 21. Oktober 1701 an und wurde angelegt von Pater Paulus Tröllinger „Prior et Parochus Neuen-Zirkendorfensis in Monasterio vulgo Oberaltaich“.
Von 1701 bis zur Säkularisation des Klosters 1803 wurde nun Neuzirkendorf von den Benediktinern in Michelfeld seelsorgerisch betreut. Namen und andere Daten der einzelnen Patres sind, soweit bekannt, unter „Geistliche in Neuzirkendorf“ nachzulesen.

6. Zusammenlegung mit Gunzendorf
Allmählich begann das Kloster Michelfeld wieder zu seiner alten Größe zurückzukehren; Ordenshochschule der bayerischen Benediktiner 1717-1725, Errichtung der Asamkirche 1721 und der Aus- bzw. Neubau der gesamten Klosteranlage seien als Beispiele für den Aufschwung genannt. Doch „ein neuer Sturm brauste über die gottgeweihten Stätten hin und gierige Hände streckten sich nach dem Gut, das fromme Stifter und arme Mönche ... zu Gottes Ehre und der Seele Heil bestimmt“. (11) Das endgültige Ende der Benediktinerabtei beschreibt der 1987 verstorbene Pfarrer von Michelfeld Franz Wolfring anschaulich so: „Das monastische Leben in Michelfeld war voll aufgeblüht. Da zogen gegen Ende des 18. Jahrhunderts Gewitterwolken am politischen Himmel auf und vernichtende Blitze trafen im Jahr 1803 alle bayerischen Klöster: Mit der Säkularisation wurden alle Klöster und Stifte enteignet, die Mönche vertrieben, das Leben in den geistlichen Häusern ausgelöscht. Der vernichtende Schlag traf auch Michelfeld. Abt Maximilian Prechtl war erst im Jahre 1800 gewählt worden. Nun mußte er das Kloster und seine Mitbrüder verlassen. ... Verstummt waren Chorgesang und Chorgebet. Aus den Fenstern des Konventsgebäudes schaute die Öde und Leere, die Nacht und der Verfall. Dort wo ... blühendes Leben geherrscht hatte, war das Leben erloschen.“ (12) Die Auflösung des Klosters Michelfeld wurde am 23. April 1803 verkündet.
Nach der Aufhebung des Klosters Michelfeld war zunächst (Pater) Anton Ziegler bis 1808 Seelsorger in Neuzirkendorf. Am 16. August 1808 wurde Neuzirkendorf mit der neu organisierten Pfarrei Gunzendorf vereinigt und Ziegler zum dortigen Pfarrer ernannt. Zur Pastorierung der Filiale Neuzirkendorf wurde ihm (Pater) Gregor Pösl als Kaplan beigegeben. Pfarrer Ziegler bevorzugte aber die liebgewonnene Filiale und versah sie bis zu seiner Emeritierung 1824. Kaplan Pösl versorgte hauptsächlich die Pfarrei Gunzendorf, kam aber auch oft nach Neuzirkendorf, weil Pfarrer Ziegler häufiger krank war. Die beiden Priester wohnten zunächst weiterhin in Michelfeld. Um 1820 zog Kaplan Pösl nach Gunzendorf und wohnte einstweilen im Schulhaus, bis 1825 der dortige Pfarrhof fertiggestellt war. Die Pfarrer von Gunzendorf und deren Kapläne sind unter „Geist­li­che in Neuzirkendorf“ nachzulesen.

7. Kuratie Neuzirkendorf
Die Gläubigen von Neuzirkendorf waren höchst unzufrieden mit dieser Lösung und grollten, weil ihre Selbständigkeit verloren gegangen und die Pfarrei mit Gunzendorf vereinigt worden war. Sie wollten partout den Pfarrhof in ihrem Dorfe haben, weil dieses ansehnlicher und wohlhabender sei als Gunzendorf, weil sie eine schöne und reiche Kirche, einen ansehnlichen Kirchturm und herrliche Glocken besäßen, weil sie ein älteres Recht auf den Pfarrhof hätten, weil in Neuzirkendorf die Baulast des Staates unbestritten, in Gunzendorf aber zweifelhaft sei, und endlich, weil der Pfarrer in Neuzirkendorf sehr erträgliche Felder bekäme und weil auch Pfarrer Ziegler lieber in Neuzirkendorf als in Gunzendorf leben möchte. Zwischen den beiden Ortschaften entstanden wegen des Pfarrsitzes große Zerwürfnisse und jahrelange Zwistigkeiten. Der Pfarrhof kam aber wohl vor allem deshalb nach Gunzendorf, weil dieses Dorf in der Mitte des Pfarr­sprengels lag und von den Pfarrangehörigen leichter zu erreichen war, als das nahezu an der äußersten Grenze der Pfarrei liegende Neuzirkendorf.
Die Neuzirkendorfer beantragten dann Mitte des vorigen Jahrhunderts die Auspfarrung von Gunzendorf. Durch zähe Ausdauer gelang es schließlich, dass nach Neuzirkendorf wieder ein eigener Geistlicher kam. Johann Neubauer war zunächst 1847 bis 1851 Kaplan und Pfarrverweser in Gunzendorf gewesen. Als Neuzirkendorf dann 1851 selbständige Kuratie wurde, bestellte die Diözese Neubauer zum ersten Kuraten, der 1851 bis 1856 in Neuzirkendorf  residierte.
Die Namen der weiteren Kuraten und Seelsorger bis herauf in unsere Tage sind in „Geistliche in Neuzirkendorf“ nachzulesen.
Über drei Jahrzehnte, von 1882 bis 1894, war in Neuzirkendorf kein eigener Kurat tätig, sondern die Gunzendorfer Pfarrer Joseph Reichmaier, Ludwig Wagner und Georg Schmitt besorgten auch die Kuratie Neu­zirkendorf mit.
Kuratus Bernhard Fredrich legte an Weihnachten 1894 ein neues „Verkündi­gungs­buch“ an, in dem er und seine Nachfolger getreulich niedergeschrieben haben, was sich in der Kirchengemeinde ereignet hat.
Darin heißt es am 24. Februar 1895: „Nächsten Sonntag gehen die Feiertagsschüler zur hl. Kommunion. Gelegenheit zur hl. Beichte ist am Samstag Nachmittag von 2 Uhr ab, und sind Eltern oder Dienstherren gebeten, dieserhalb die Feiertagsschüler von der Arbeit zu dispensieren.“ (13) Damals gab es halt noch keine Fünf-Tage-Woche und keinen freien Samstag!

Erweiterung der Sakristei 1895
„Heute, am 18. August 1895, wurde unsere vergrößerte, von mir benedizierte Sakristei zum ersten Male in Gebrauch genommen. Die alte Sakristei war einzig in ihrer Art. Die noch bestehende eine Seite des Quadrat-Baues läßt genügend auf dessen Größe schließen. Ein Ausgang ins Freie war nicht; in der Sakristei gab es blos zwei Fenster: von ihnen war das noch vorfindliche das größere, das zudem nicht geöffnet werden konnte. Die Sakristei hatte ein Gewölbe; ihr Dach ragte bis oben unter das Kirchendach, und war mit Dachziegeln gedeckt. ... Der Fußboden der alten Sakristei lag um 25 cm tiefer als jetzt. Alles war in der alten Sakristei dumpf und modrig im höchsten Grade. Die paar alten Kästen ... waren unten abgefault. ... Die blose Reparaturarbeit an der Sakristei kostete 325 Mark. Sit ad multos annos!  B. Fredrich“ (13)

Eine Besonderheit war das „Ausrufen“ eines Brautpaares vor der Hochzeit an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen (proclamatio antenuptialis); so heißt es z.B. am 3. November 1895: „Zum hl. Sakramente der Ehe haben sich verlobt und versprochen der ehr- und tugendsame Jüngling Georg Zerreis von Altzirkendorf, ehelicher Sohn des verstorbenen Schmiedes Johann Zerreis von Altzirkendorf und dessen Ehefrau Barbara, geborene Fuchs, mit der ehr- und tugendsamen Jungfrau Elisabeth Dolles von Ehenfeld, eheliche Tochter des verstorbenen Bauers Georg Dolles von E. und dessen Ehefrau Kunigunda, geborene Hammerer; und werden diese Eheverlobten heute zum ersten Male ausgerufen.“ (13)
Für das abgelaufene Jahr 1896 konnte Kurat Johann Burckhardt am Neu­jahrs­tag 1897 folgende Veränderungen bekannt geben: (13)

Ortschaft

Geburten

Hochzeiten

Leichen

Neuzirkendorf

10

2

6

Altzirkendorf 

7

2

6

Hagenohe

4

2

1

Göttersdorf

1

 

1

Höflas

1

 

 

Bärmühle

1

 

 

Summe

24

6

14

Einsammeln der Beichtzettel
Durch das Einsammeln der Beichtzettel hatten die Pfarreien früher eine gewisse Kontrollmöglichkeit darüber, wie viele ihrer „Schäflein“ bei der Osterbeichte waren. Das Verkündigungsbuch enthält dazu unter dem 28. April 1912 folgenden Eintrag: „Heute werden die Beichtzettel eingesammelt und zwar die von Neuzirkendorf, Höflas und Bärmühle mittags 12 Uhr in der Schule; die von Altzirkendorf bei Mich. Kraus in Altzirkendorf; die von Göttersdorf und Dammelsdorf bei Fried. Schleicher in Göttersdorf; die von Hagenohe bei Gastwirt Bauer in Hagenohe; die von Großkrausmühle und Leiten wollen in den nächsten Tagen ins Pfarrhaus gebracht werden.“ (13) Dieses Einsammeln der Beichtzettel wurde noch bis vor wenigen Jahrzehnten praktiziert.

Betstunden
Seit vielen Jahren findet in Neuzirkendorf „ewige Anbetung“ statt. Auch hinsichtlich der Einteilung der Vorbeter ist eine lange Tradition was die einzelnen Pfarreiteile und die Vorbeter betrifft zu verfolgen, die für 1912 (damals war sie am 29. August) folgendermaßen niedergeschrieben ist:

  6-  7 Uhr

Neuzirkendorf

(Haßler, Pfleger)

  7-  8 Uhr

Altzirkendorf

(Gradl, Bürgermeister)

  8-  9 Uhr

Hagenohe

(Neukam)

  9-10 Uhr

Hochamt

 

10-11 Uhr

Göttersdorf, Dammelsdorf, Höflas und die Mühlen

(Sporrer)

11-12 Uhr

stille Anbetung

(Schindler, Neuzirkendorf)

12-  1 Uhr

Neuzirkendorf

(von der Grün)

  1-  2 Uhr

Altzirkendorf

(Böhmer, Neuzirkendorf)

  2-  3 Uhr

Hagenohe

(Lehner, Kraus Gymnasiast)

  3-  4 Uhr

Göttersdorf, Dammelsdorf, Höflas und die Mühlen

(Reindl, Höflas)

  4-  5 Uhr

Anliegen der Curatie

(Curatus)

       5 Uhr

Prozession um die Kirche mit Te Deum und Segen

 

Die ewige Anbetung wird am Mittwoch abends nach dem Angelus-Läuten durch viertelstündiges Glockengeläute eingeleitet und ebenso am Donnerstag wieder ge­schlossen.“ (13)  Heute ist jeweils am 4. September „ewige Anbetung“ in Neuzirkendorf.

Visitation durch den Erzbischof
Am 19. Juni 1914 kam der Bamberger Erzbischof Jacobus von Hauck (1912-1943) zu einer canonischen Visitation nach Neuzirkendorf. Kurat Johann Brendel schrieb dazu ins Verkündigungsbuch: „Früh 5 h Beichtgelegenheit; ½ 6 h hl. Messe und Austeilung der hl. Kommunion. ½ 7 h fährt Curatus, Kirchenverwaltung, Gemeindeverwaltung nach Thurndorf, um Se. Excellenz, den Hochwürdigsten Herrn Erzbischof abzuholen. ½ 8 h Begrüßung Sr. Excellenz am Eingang des Ortes; feierlicher Zug zur Kirche (1. mit 5. Schuljahr, Firmknaben, Männer, Firmmädchen, Clerus; Se. Excellenz der Hochwürdigste Herr Erzbischof unter dem Baldachin begleitet von der freiw. Feuerwehr, Kirchen- und Gemeindeverwaltung; Frauen), Überreichung der Kirchenschlüssel, Incensation, Darbietung des Aspergils. Einzug. Pontificalmesse. Predigt des Curatus, Taufgelübde, Firmung. Besuch des Friedhofs. Katechese, Visitation der Altäre, Ansprache Sr. Excellenz. Zur Curatenwohnung, dort Vorstellung des Herrn Lehrers, der Kirchen- und Gemeindeverwaltung.“ (13) Man spürt förmlich die Aufregung, die dieser hohe und seltene Besuch verursachte!

Der erste Weltkrieg
Mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gattin am 28. Juni 1914 in Sarajewo war praktisch der 1. Weltkrieg ausgebrochen. Auch aus der Kuratie Neuzirkendorf mussten sofort zahlreiche junge Männer einrücken. Die traditionelle Fußwallfahrt nach Gößweinstein am 26. September 1914 galt deshalb der „Erflehung des glücklichen Ausganges des Krieges“. Doch schon am 11. Oktober musste Pfarrer Brendel folgenden Eintrag machen: „Leider hat sich die Nachricht bestätigt, daß auf dem Felde der Ehre gefallen ist der brave Jüngling Johann Müller - Hag. Aus diesem Anlaß ist morgen 7 h Vigil und Leichenamt, an welchem die Werktags- und Feiertagsschule ohne Ausnahme teilzunehmen hat. Auch für die übrigen Curatieangehörigen ist es Ehrenpflicht, dem Gottesdienst beizuwohnen. Nach dem Gottesdienst wird der Krieger ausgeläutet und dabei 5 Vaterunser nebst Ave mit Credo gebetet.“ (13) Leider musste der Pfarrer noch mehrere solcher Einträge machen, ehe 1918 der 1. Weltkrieg zu Ende war.
Als Johann Brendel Ende September 1925 die Kuratie in Richtung Freienfels, seiner neuen Pfarrstelle, verließ, dauerte es einige Wochen, bis Andreas Bierfelder zum 1. Dezember nach Neuzirkendorf kam. Auch aus seiner Amtszeit können dem Verkündigungsbuch einige interessante Einträge entnommen werden. So schrieb er am Palmsonntag 1927: „Betreff des kath. Sonntagsblattes: Das müssen ältere Personen in die hand nehmen und zwar von jedem Ort eine. ... Vom Klerus wird heute verlangt, daß er sich Helfer, sog. Laienapostel heranzieht, die ihm helfend zur Seite stehen in der Unterstützung der kath. Sache. Dazu gehört vor allem auch die Förderung der kath. Presse. Das ist Missionsarbeit und ein gutes, verdienstvolles Werk. ... Statt des ... Kinderfreundes möchte ich gerne den Herz-Jesu-Sendboten einführen. Lasse vorerst Probeblätter kommen.“ (13)
„Am Sonntag, dem 14. August (1927) wird in Weißenbrunn in herkömmlicher Weise das Fest des hl. Laurentius gefeiert; von 6 h früh an Beichtgelegenheit durch den Kuraten von Neuzirkendorf; von ½ 8 h an durch die Herren von Gunzendorf, Troschenreuth, Thurndorf; 9 h Festpredigt und Hochamt. Während des Amtes dringliche Kollekte für die Weißenbrunner Kirche. 2 h Andacht zur hlst. Dreifaltigkeit in Neuzirkendorf; danach Beichtgelegenheit; gesellige Zusammenkunft von Forchheimer und Auerbacher Gesellenvereinsmitgl. bei Wagner Neuzirkendorf.“ (13)

Für die nächsten Jahrzehnte fehlen leider detaillierte Aufzeichnungen über das Geschehen in der Kuratie Neuzirkendorf. Aus diesem Grunde können nur mehr einzelne Ereignisse in Erinnerung gerufen werden.
Ein ganz besonderes Erlebnis für die Gläubigen war die Primizfeier von Georg Rupprecht aus Neuzirkendorf am 4. August 1940. Auf seinem Sterbebild ist zu lesen: „Am 1. Oktober 1941 wurde er zu den Waffen gerufen. Am 17. Oktober 1942 opferte er bei Stalingrad 14 Monate nach seinem Bruder Hans das junge Leben.“ Wie einige andere aus Neuzirkendorf war er Opfer eines unmenschlichen und unsinnigen Krieges geworden.
Seit März 1966 läutet die neue Friedensglocke zusammen mit ihren schon älteren Schwestern in Harmonie vom Kirchturm in Neuzirkendorf.

8. Betreuung der Gläubigen von auswärts
Ludwig Seiderer wurde am 1. August 1936 Kurat in Neuzirkendorf und blieb es bis zu seinem Tode am 22. Dezember 1969.

Pfarrer Ludwig Seiderer
wurde am 2. Weihnachtsfeiertag 1969
unter großer Anteilnahme der Bevölkerung
auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.
Er hatte über 33 Jahre segensreich
in der Kuratie Neuzirkendorf gewirkt,
liebevoll betreut von seiner Schwester Maria,
die ihn ein knappes Jahr überlebte.

Nach dem Tode von Ludwig Seiderer blieb der Pfarrhof in Neuzirkendorf verwaist und wurde einige Jahre danach verkauft; die Kuratie konnte wegen des immer größer werdenden Priestermangels nicht mehr mit einem eigenen Geistlichen besetzt werden.
Die seelsorgerische Betreuung übernahmen in den folgenden Jahren Geistliche der benachbarten Pfarreien Gunzendorf und Thurndorf. Zum 1. November 2006 wurde Pater Dominik Sobolewski CR, Stadtpfarrer von Auerbach und Dekan des gleichnamigen Dekanats, zusätzlich mit der Seelsorge in der Kuratie Neuzirkendorf betraut. Seit 1. September 2015 erfüllt Pater Markus Flasinski, CR, als sein Nachfolger diese Aufgabe.  

1974/75 wurde der Kirchturm einer gründlichen Renovierung unterzogen; u.a. erhielt er im Frühjahr 1975 einen neuen Dachstuhl.
Zwei Jahre später begann eine sehr aufwändige Erneuerung der gesamten Kirche, die u.a. die Trockenlegung der Mauern und die Restaurierung der Inneneinrichtung beinhaltete. Bei der bisher letzten Sanierungsmaßnahme in den Jahren 1991 bis 1993 mit einem Kostenaufwand von ca. 360.000 DM wurden neue Fenster eingebaut, die Sakristei und die Eingangskapelle mit neuem Dachstuhl versehen und neu eingedeckt, Fensterbänke, Dachrinnen und Blitzableiter erneuert und einiges mehr geleistet.
Doch die sehr rührige Kirchenverwaltung mit Kirchenpfleger Ludwig Sporrer an der Spitze hatten dabei schon ein neues Projekt im Visier, denn im Dezember 1991 wurde von der Kuratie das ehemalige Schulhaus erworben, das ja in alten Zeiten immer zur Kirche gehört hatte, anfangs als Wohnhaus für den Mesner und den Seelsorger, dann über 400 Jahre als Schulhaus.
Ein besonderes Ereignis für die ganze Kuratiegemeinde war die Firmung am Freitag, den 26. Mai 1995. Im Auftrag des Bischofs spendete dieses Sakrament HH Domkapitular Prälat Hans Wich 36 Mädchen und Buben der Pfarreien Neuzirkendorf und Thurndorf in der St. Laurentius Wallfahrtskirche Weißenbrunn. Anschließend lud man ins neue Pfarrheim Neuzirkendorf ein, wo einige Frauen bestens für Speise und Getränke gesorgt hatten.

Schule wird Pfarrheim
Dieses Pfarrheim wurde dann nach umfangreichen Arbeiten, bei denen wie schon bei vielen Gelegenheiten der Gemeinschaftssinn der Neuzirkendorfer deutlich wurde, am 23. Juli 1995 kirchlich geweiht und seiner Bestimmung übergeben. Die Umbaukosten betrugen ca. 900.000 DM. Als Eigenleistung wurden u. a. rund 5.000 Arbeitsstunden eingebracht. Den freiwilligen Helfern und besonders dem damaligen Kirchenpfleger Ludwig Sporrer sei auch von dieser Stelle aus ein herzliches Vergeltsgott gesagt!

Möge dieses traditionsgeladene Haus den Bewohnern der Kuratie und vor allem der Jugend auf viele Jahre eine Heimat sein; dazu gebe unser Herrgott seinen Schutz und Segen!

benutzte und weiterführende Quellen

1 Schwemmer, Wilhelm, Velden an der Pegnitz, S. 66 f
2 Sax, Julius, Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt, Band I, S. 32 f
3 Monumenta Boica, Band XXV, Seite 121, 139, 151, 485
4 Looshorn, Johann, Die Geschichte des Bistums Bamberg, Band VI, S. 114
5 Benker, Gertrud, Heimat Oberpfalz, S. 118 ff
6 Schnelbögl ,Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, S. 144
7 Kirchenvisitationsprotokolle verschiedener Jahre (Staatsarchiv Amberg, Oberpfälzer Religion und Reformation Nr. 2)
8 Bauer Heinrich, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirkes,  S. 299 f
9 Verschiedene Briefe und andere Schriftstücke (Staatsarchiv Amberg, Amt Auerbach)
10 Wolfring Franz, Die Pfarrei Michelfeld und ihre Geistlichen, S. 80 (unveröffentlicht)
11 Kloster Michelfeld in der Oberpfalz, Festschrift von 1919, S. 15
12 Wolfring Franz, Beiträge zur Geschichte Michelfelds, S. 85 f (unveröffentlicht)
13 Verkündigungsbücher der Kuratie Neuzirkendorf, Lagerort Neuzirkendorf
verschiedene Michelfelder Lehenbücher (Staatsarchiv Amberg)

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