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Das Heilige Grab
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Am Karfreitag
ist nach der Liturgie
in der katholischen Pfarrkirche
St. Johannes der Täufer
traditionell in der Friedhofskirche St. Helena
das Heilige Grab aufgebaut und
wird von vielen Gläubigen besucht.
Um 17.00 Uhr findet an diesem Tag
dort auch eine Andacht
"Zu den sieben
Worten Jesu" statt. |
Dieses
Hl. Grab befand sich bis vor ca. 50 Jahren in der Pfarrkirche in der Nische beim
südlichen Ausgang zum Ölberg hin.
Wir Älteren erinnern uns wohl noch
besonders an die bunten, mit Wasser gefüllten Glaskugeln, hinter denen Lichter
brannten und die ein feierliches, aber auch geheimnisvolles Licht ausstrahlten.
Während bei uns diese "Schusterkugeln"
durch schlichte Grablichter ersetzt wurden, gibt
es sie z.B. in Wattens/Tirol noch.
Hl.
Grab bereits in der 1. Kirche von 1144
Als
auf Bitten des damaligen Abtes Adalbert (reg. 1142-1155) der Markt von seinem
Kloster Michelfeld weg in das Dorf Urbach
verlegt wurde, wurde Auerbach 1144 auch selbständige
Pfarrei.
Die
erste Auerbacher Pfarrkirche,
die schon am Platz der heutigen stand,
war aus Holz und natürlich
etwas kleiner als die heutige. |
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Joseph Köstler hat uns in seiner Chronik diese Zeichnung und
eine Beschreibung der dem hl. Jakobus
dem Älteren geweihten Kirche von 1144 hinterlassen. (1) Darin heißt es, dass in der (von
hinten) zweiten linken Nische „die Grablegung Christi oder das heil. Grab an
den Wänden zu sehen“ ist. Es handelte sich also um eine bildliche
Darstellung.
Die Einteilung der dreischiffigen romanischen Holzkirche von 1144 nach Köstler:
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1 Presbyterium
mit Hochaltar
2 Rüst- oder Schatzkammer
3 Sakristei
4 Barbaraaltar
5 Sebastianaltar
6 Heiliges Grab
7 St. Christopherus
6 bis 9 Platz für die Gläubigen
10 Hauptportal mit Vorbau
11 und 12 Seitentüren
13 Sakristeitür
14 Kanzel und Musikchor
15 freistehender Holzturm (Glocken)
(aus 1, Seite 275) |
Als
die Marktgemeinde Auerbach (wohl) 1314 durch Kaiser Ludwig den Bayern zur Stadt erhoben worden war, bauten die Gläubigen
bald darauf auch eine neue steinerne Pfarrkirche.
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Die Pfarrkirche von 1319
war größer und schöner als die alte.
Sie bekam mit Johannes
dem Täufer
auch einen neuen Patron.
An das westliche Hauptportal
zum Marktplatz hin waren
zwei kleine Kapellen angebaut.
Die rechte war dem hl. Christopherus geweiht,
in der linken war „das hl. Grab zur Verehrung aufgebaut“.
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Auch bei den späteren Kirchenum- und
-anbauten hatte das Heilige Grab immer seinen Platz. So hat der Aufbau eines Hl.
Grabes in Auerbach schon eine lange Tradition.
Vorbild war das Grab
Christi in Jerusalem
Der
Platz von Jesu Grab in Jerusalem wurde schon sehr früh von den ersten Christen
verehrt. Zwischen 327 und 335 wurde dann von Kaiser Konstantin
(reg. 306-337) über der vermuteten Grabstätte ein erster größerer Bau
errichtet.
Nach
mehrfachen Zerstörungen
und Wiederherstellungen
entstand um 1160/70
die in ihren wesentlichen Teilen
noch heute bestehende Grabeskirche
in Jerusalem.
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"Unter dem Einfluß
der Pilgerfahrten nach Jerusalem
wurde es schon im frühen MA üblich,
in größeren Gotteshäusern im Chor,
in einer Seitenkapelle, in der Krypta
oder in eigenen Rotunden (Konstanz
960)
kleine Grabbauten als Nachbildung
des H.G. von Jerusalem zu errichten."
(2, Seite 122) |
In
die kirchliche Liturgie des Karfreitags fand das Hl. Grab schon sehr früh
Eingang. Zum Schluss der gottesdienstlichen Feier dieses Tages wurde das Kreuz
in einer grabartigen Höhle am Hoch- oder einem Seitenaltar niedergelegt. Die
restlichen konsekrierten Hostien "begrub" man mit dem Kreuz. Dieser
Brauch führte vielerorts zur Entstehung der Hostienhöhle im Korpus des
Kruzifixus bzw. eines verschließbaren Kästchens im Sockel des Grabaufbaus.
Die Jesuiten (SJ)
entwickelten dann etwa seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts den Brauch,
die verhüllte Monstranz im oder auf dem Heiligen Grab auszusetzen. Weil die
Grabesruhe Jesu der Tradition nach auf 40 Stunden berechnet wurde - von
Karfreitag 15 Uhr bis Ostersonntag 7 Uhr ergeben sich 9 + 24 + 7 = 40 Stunden -
, entwickelte sich am hl. Grab das "Vierzigstündige
Gebet", das von der jeweiligen Bischofskirche dann auf jede Pfarrkirche übertragen
wurde und sich dort als "Ewiges Gebet" oder wie wir heute noch sagen
"Ewige Anbetung" fortsetzte. (nach 2)
Liturgie
heute
Die Liturgie hat sich - nicht nur in puncto Anbetung und Heiliges Grab -
geändert. "Gemäß der römischen liturgischen Ordnung ist eine
Eucharistische Anbetung für den Gründonnerstag, nicht aber für Karfreitag und
Karsamstag vorgesehen. Und auch am Gründonnerstag ist keine eucharistische
Aussetzung zulässig, sondern nur die Anbetung des im Tabernakel verschlossenen
Allerheiligsten." (4)
So heißt es heute beim Gründonnerstag: "Das Sakrament wird in den
Tabernakel gestellt und dieser wird geschlossen. Eine Aussetzung mit der
Monstranz ist nicht zulässig. Der Aufbewahrungsort soll nicht die Form des
'heiligen Grabes' haben; man meide auch den Ausdruck 'Heiliges Grab': der
Aufbewahrungsort ist nicht dazu da, das Begräbnis des Herrn darzustellen,
sondern um das eucharistische Brot für die Kommunion am Karfreitag
aufzubewahren. Den Gläubigen soll nahegelegt werden, nach der Messe des Gründonnerstags
eine nächtliche Anbetung in der Kirche vor dem Allerheiligsten zu halten. Dabei
kann ein Teil des Johannesevangeliums (Kap. 13-17) gelesen werden. Diese
Anbetung soll aber nach Mitternacht ohne jede Feierlichkeit sein, da der Tag des
Leidens des Herrn dann schon angefangen hat." (Kongregation für den
Gottesdienst, Rundschreiben "Über die Feier von Ostern und ihre
Vorbereitung" v. 16.01.1988, Nr. 55f) (4)
Und beim Karfreitag steht: "Nach
der Feier wird der Altar abgedeckt ... In der Kirche kann ein Ort für das Kreuz
vorgesehen werden (z.B. die Kapelle, wo am Gründonnerstag das Allerheiligste
ausgesetzt war), wo die Gläubigen es verehren und wo sie still davor beten können"
(Kongregation für den Gottesdienst, Rundschreiben "Über die Feier von
Ostern und ihre Vorbereitung" v. 16.01.1988, Nr. 71).
"Wo es üblich ist, zieht der Bischof mit dem Klerus und jenen, die einen
besonderen liturgischen Dienst ausüben, zum 'Heiligen Grab'. Nach örtlichem
Brauch kann dabei das Kreuz oder eine Statue mitgetragen werden. Das
Allerheiligste darf jedoch nicht im 'Heiligen Grab' ausgesetzt werden. Danach
verlassen alle schweigend die Kirche." (Zeremoniale für die Bischöfe,
1998, Nr. 331). (4)
Das Heilige Grab, seit gut 50 Jahren in der
Friedhofskirche
Die Tradition, ein Hl. Grab aufzubauen, reicht wie aufgezeigt auch in der
Pfarrei Auerbach sehr weit zurück. Nachdem Mitte der sechziger Jahre die
Liturgie der katholischen Kirche an den Kartagen erneuert wurde, verlor das
Heilige Grab am Karfreitag an Bedeutung.
Als schließlich durch den Neubau der Christuskirche
in Auerbach (Einweihung am 16. Mai 1954) die bis dahin von der
evangelisch-lutherischen Gemeinde genutzte Friedhofskirche St. Helena frei
geworden war, verlegte der damalige Stadtpfarrer Johann Ritter
(1899-1986; in Auerbach 1938-1986) bald darauf das Heilige Grab dorthin.
So wie auf dem Foto von 2006 (ganz oben) bauen tatkräftige Männer
der Pfarrei unter Federführung des jeweiligen Mesners das Heilige Grab nun
schon seit einem guten halben Jahrhundert jeweils zum Karfreitag in der
Friedhofskirche St. Helena auf. Die Grabkulisse wurde dabei mehrmals überarbeitet
und ausgebessert.
Die nahezu lebensgroße Figur (ca. 140 cm) des toten Christus
ist schon älteren Datums und aus einer Holzgussmasse. Sie strahlt immer noch
eine geheimnisvolle Würde aus, und das „Consummatum est“ („Es ist
vollbracht“) weist auf Jesu Erlösungswerk hin, dessen Vollendung die
Auferstehung an Ostern
ist.
verwendete
Quellen
1 |
Köstler, Joseph, Kirchen- und Schulgeschichte, Band
I, S. 269 ff |
2 |
Buchberger, Michael, Lexikon für Theologie
und Kirche, Band 5, Freiburg 1986 |
3 |
Becker-Huberti,
Das Heilige Grab - Nachfolge im Schatten des Kreuzes (www) |
4 |
Düren, Peter, Warum darf am Karfreitag das
Allerheiligste nicht im "Heiligen Grab" ausgesetzt werden?
(Bistum Augsburg) |
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letzte
Bearbeitung dieses Artikels
am 21. April 2011
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