Unsere
Gegend, eine Karstlandschaft, ist reich an Höhlen, von denen die bekannteste
sicher die Maximiliansgrotte ist. Aber auch die „Höhle ohne Namen“ in
Steinamwasser, die verschiedenen „Windlöcher“ und zahlreiche andere Höhlen,
wie z.B. im „Felsländl“, sind interessant und waren von jeher von großer
Bedeutung für die Menschen in ihrer Nähe.
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr manches dieser Naturdenkmale durch Verwitterung
und andere Umstände eine solche Veränderung, dass heute nur mehr kümmerliche
Überreste zu finden sind. So schreibt Johannes Neubig 1839 in seiner Chronik
„Auerbach, die ehemalige Kreis- und Landgerichts-Stadt in der Oberpfalz“:
„Auf unserem Ebersberge, südlich gegen Weluck ... fand sich noch im Jahre
1804 eine Öffnung zu einer ungeheuer tiefen Höhle; hineingeworfene Steine
verriethen die Tiefe durch einen spät plumpsenden Fall ins Wasser. Die Öffnung
ist nun durch hinzugerollte Steine verstopft.“ (S. 103) Der Heimatforscher
meint, wie er wenige Zeilen zuvor schreibt, „die Teufelskirche an der
Ambergerstraße“.
Wir
finden diesen auffälligen Felsen an der heutigen Straße nach Bernreuth
stadtauswärts
links kurz hinter den früheren „Steigerhäusern“.
Woher kommt der
eigenartige Namen „Teufelskirche“? Eine alte Sage kann hierzu vielleicht
eine Erklärung geben.
Es war in den stürmischen Tagen der Hussitenkriege, also in der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts. Um ihre bewegliche Habe, ihr Vieh und ihr eigenes Leben zu
retten flüchteten unsere Vorfahren beim Herannahen feindlicher Soldaten in die
umliegenden Wälder. So auch eine Familie aus Nitzlbuch, die sich auf den
Ebersberg, wie unser Gottvaterberg früher hieß, in Sicherheit brachte; von
dort hatte man auch eine gute Aussicht und konnte die Geschehnisse drunten im
Dorf genau verfolgen. Der Vater hatte auf seinem Anwesen etwas versteckt, was er
nach einigen Tagen dringend brauchte. Seine älteste Tochter, nennen wir sie
Theres, machte sich auf den Weg, die Sachen zu holen. Als sie mit ihrem Bündel
auf dem Rücken wieder in den schützenden Wald zurückwollte, sah sie
voller Schreck auf der Straße von Auerbach her eine Schar nichts Gutes
verheißender Kriegsknechte kommen.
Es gelang ihr gerade noch, sich unbemerkt in den Eingang einer Felsspalte am Fuße
des Berges zu verstecken. Voller Angst drang sie immer tiefer in den Höhle ein
und setzte sich schließlich nieder, um ein wenig auszuruhen und neue Kraft zu
sammeln. Dabei schlief sie vor Übermüdung und wahrscheinlich auch Angst ein.
Ein schwarz gekleideter Mann mit weißem Haar und ebensolchem Bart weckte die Theres und
bedeutete dem zu Tode erschrockenen Mädchen wortlos, aber bestimmt, ihm zu
folgen. Er führte das Bauernkind noch tiefer in den Berg hinein. In der Ferne
war das gewaltige Rauschen von Wasser zu hören, sonst war es totenstill. Bald
kamen sie durch große und hohe Felsenhallen, bald mussten sie sich durch
schmale und niedrige Gänge zwängen. Schließlich blieb der Schwarze vor einem
großen Felstor stehen, stellte seine Laterne auf den Boden, gab dem Mädchen
einen Schlüssel und war plötzlich, wie vom Erdboden verschluckt, wieder
verschwunden.
Nach anfänglichem ängstlichen Zögern übermannte die Neugier das Mädchen und
es steckte den Schlüssel in das Schloss. Er ließ sich auch leicht drehen und
das Tor sprang auf. Theres war wie geblendet von dem Glanz, der aus der großen
Felsenhalle kam; sie glaubte in eine Kirche zu schauen, so leuchtete es aus dem
Inneren der Grotte. Sie nahm die Laterne und durchschritt vorsichtig das Tor.
Als sie den Raum ganz betreten hatte, entdeckte sie überall auf dem Boden
Haufen von Gold, Silber und Edelsteinen, die wie von einem unsichtbaren
Scheinwerfer angestrahlt in allen Farben leuchteten und funkelten.
Das Mädchen ließ den Schlüssel fallen, stellte die Laterne ab, raffte seine
Schürze zusammen und füllte soviel von den Schätzen hinein, wie hineinpasste. Dann nahm Theres die Laterne wieder auf und verließ den Raum.
Kaum hatte sie die Schwelle übertreten, durchbebte ein furchterregendes Donnern
und Grollen den ganzen Berg und das Felsentor schlug mit einem gewaltigen Krach
hinter ihr zu. Vor Angst und Schrecken ließ das Mädchen die geraffte Schürze
los, so dass die aufgesammelten Schätze zu Boden fielen. Als das Gold, das
Silber und die Edelsteine den Felsenboden berührten, waren die ganze Pracht verschwunden.
Unglücklicherweise fiel auch die Laterne zu Boden und erlosch.
Hastig und ohne sich umzuschauen rannte das Mädchen los, stolperte über
Felsbrocken, kroch streckenweise auf allen Vieren und erblickte endlich in der
Ferne ein kleines Licht, auf das es mit letzter Kraft zulief. Der Schein wurde
immer größer und dann hatte die Bauerntochter den Eingang zur Höhle erreicht.
Drunten auf der Straße sah und hörte sie, wie die Hussiten johlend mit den aus
dem Dorf erbeuteten Schätzen abzogen. Sie ruhte sich kurz aus und konnte nun
ungefährdet den Weg zu ihrer Familie wieder aufnehmen und, mit einiger Verspätung,
dem Vater das auf den Rücken geschnürte Bündel übergeben.
Natürlich erzählte das Mädchen seinen Leuten das Erlebte, aber so recht
glauben wollte ihm niemand. Als Theres verlegen in ihre Schürzentasche langte
und dort noch einige Gold- und Silberstücke und ein paar Edelsteine zum
Vorschein kamen, konnte sie die anderen überzeugen.