Höhle ohne Namen
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Die Höhle ohne Namen
in Steinamwasser

Zum Hof des Gasthauses Zur frischen Quelle (Hausname beim Götzerbauern oder  beim Kasper) in Steinamwasser gehört auch die Höhle ohne Namen. Es handelt sich dabei um eine kluftgebundene Karst-Horizontalhöhle. (Geotopnummer 371H007,  Höhlenkatasternummer A 56; Foto aus 1)

Seinen zweiten Hausnamen
neben dem eigentlich beim Götzerbauern
hat das Anwesen,
insbesondere das Wirtshaus,
nach Kaspar Götz (1900-1968).
Der Kasper war noch
ein echtes Original.
Gern spielte er auf seiner Konzertina
und sang dazu alte Weisen.
"Im Wald, im Wald, im Wald,
da is mei Aufenthalt ...."
haben sicher noch viele im Ohr.
(Foto aus 1) 

So sah das Wohn- und Gasthaus
Zur frischen Quelle
bis vor wenigen Jahren aus.
Das Seil der Dorfglocke
hing von oben her durch
bis in die Wirtsstube,
und zu vorgerückter Stunde ...
Die linken beiden Türen
führten in den Stall,
der, wie früher häufig,
unter dem gleichen Dach
wie die Wohnung lag.
Lang, lang is her ... 
(Foto aus 1)

Lage der Höhle ohne Namen
Die Höhle liegt im Dörfchen Steinamwasser, einem Ortsteil der Stadt Auerbach i.d.OPf. Auf dieser Karte aus dem BayernAtlas findet man den Ort oben links.
Das Luftbild aus der gleichen Quelle zeigt das Götzerbauern-Anwesen (HNr. 6) in Steinamwasser. Der Eingang zur Höhle befindet sich darauf von den parkenden Autos aus gesehen links hinter dem Zusammentreffen von Haupthaus und einem der  Nebengebäude. (ca. 11,604° öL, 49,728° nB)
Die Erhebung über bzw. westlich des Eingangs der Höhle ohne Namen heißt in der Bevölkerung auch Hofmasberg (+456 m NN).

Entstehung von Höhlen
"Die Höhlen im Jura sind sowohl auf die mechanische Tätigkeit (Erosion) als auch auf die chemische Gesteinsauflösung (Korrosion) des Sickerwassers zurückzuführen (Hallen- oder Klufthöhlen)." (2, Seite 11)

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Erforschung der Höhle ohne Namen
1844 soll die Höhle von einem gewissen Walter erstmals genannt worden sein. (nach 2, Seite 23) 15 Jahre danach führte Höhlenforscher Dütsch aus Tüchersfeld (Fränkische Schweiz) in den vorderen Räumen Grabungen durch. "Die dabei gefundenen Urnen und Werkzeuge wurden damals als Fälschungen bezeichnet; wohl deshalb, weil um die Jahrhundertwende im Fränkischen Jura, nachdem die meisten Höhlenobjekte bereits ausgeplündert waren, Fälscher und Betrüger ihr Unwesen trieben, denn das Geschäft mit den Höhlensouvenirs blühte." (2, Seite 23)

Carl Wilhelm Gümbel (1823-98),
war Geologe und Markscheider.
Er hat sich um die
geognostische Untersuchung Bayerns
große Verdienste erworben.
1882 wurde Gümbel deshalb 
in den persönlichen Adelsstand erhoben,
und nannte sich nun Ritter von Gümbel.

"Die von C.W. von Gümbel im Jahre 1879 festgestellte Diluvialfauna* mit Mammut, Edelhirsch, Wildpferd und Höhlenbär, von der man nicht mehr genau weiß, an welcher Stelle sie ergraben wurde, läßt allerdings den Schluß zu, daß es sich bei den Funden Dütschs (insbesondere der Steinwerkzeuge) doch um durchaus echte Beweise einer altsteinzeitlichen Begehung handelte." (2, Seite 24)
(* Anm.: das lateinische Wort diluvium bedeutet eigentlich Überschwemmung. Diluvium ist der veraltete Name für Eiszeit, heute Pleistozän genannt. Mit Fauna wird die Tierwelt bezeichnet.)

Richard Gottfried Spöcker
Ende Dezember 1930 untersuchte der Nürnberger Höhlenforscher Spöcker (4) zusammen mit anderen in Steinamwasser einige Tage lang die Höhle ohne Namen. Er veröffentlichte danach seinen vielbeachteten Artikel und fertigte eine Planskizze an, auf der auch die folgende Zeichnung (aus 1) mit beruht.

Durch eine schlichte Tür
(altes Foto aus 1)
gelangt man zuerst
in einen kleineren Vorraum,
der zeitweilig auch zum
Lagern und Kühlen benutzt wird.
Von dort kommt man
in eine geräumige Halle.
Von dieser aus führen drei Zugänge
in ein ausgedehntes
Gang- Spalten- und Höhlensystem,
das sich über ca. 530 m erstreckt. (nach 3)
In der Wirtsstube hängt ein alter Plan,
auf dem der Verlauf der Höhle zu sehen ist,
ähnlich wie auf obiger Skizze.

In der geräumigen Flembach-Halle - in obiger Planskizze fälschlicherweise mit mm geschrieben - fanden schon mehrmals gut besuchte und stimmungsvolle Veranstaltungen wie Theateraufführungen und Lesungen statt, zuletzt im Dezember 2014 ein Adventssingen. (NN)

Eindrücke aus der Höhle ohne Namen
Die Höhle selber hat zwar keinen speziellen Namen, sondern ist, insbesondere in der Fachwelt, unter Höhle ohne Namen bekannt. Einzelne Gänge und Räume in ihr wurden jedoch im Laufe der Zeit benannt, wie auf obenstehendem Plan zu erkennen ist. Karfreitagskluft,  Sonnwendschacht, Theogang, Nordhalle, Wasserspalte, West- bzw. Ost- Labyrinth, Julius-Rühm-Klamm, Fridasee usw. sind da zu lesen.

Sehr eindrucksvoll sind die Tropfsteine z.B. in der Spöcker-Halle, benannt nach dem bereits angeführten Richard Gottfried Spöcker, der vor rund neun Jahrzehnten einige Höhlen in unserer Gegend erforschte. Spöcker untersuchte damals u.a. auch die Maximiliansgrotte, sowie die Höhlen im Felslindl und in Beilenstein. (Foto aus 1)

Diese mächtige Tropfsteinformation aus der Höhle ohne Namen in Steinamwasser zeigt Stalagmiten, also Tropfsteine, die vom Boden her nach oben wachsen. (Foto aus 1)

Eine andere bekannte Erscheinungsform von Tropfsteinen sind die Stalakiten, die von der Decke einer Höhle nach unten wachsen. Beide Begriffe, Stalagmiten und Stalakiten, sind vom altgriechischen Wort στάλαγμα (gleichbedeutend mit σταλαγμός, zu deutsch Tropfen) abgeleitet. Hier oder hier z.B. findet man mehr über die Entstehung von Tropfsteinen.
Diese beiden Aufnahmen in der Spöckerhalle der Höhle ohne Namen zeigen mehrere verschieden große Stalakiten. Im oberen Foto ist rechts von der Mitte eine Tropfsteinsäule, Stalagnat genannt. (Fotos aus 1)

   

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verwendete und weiterführende Quellen
1 Archiv Gertraud und Alfred Götz, Wirtsleute des Gasthauses Zur frischen Quelle in Steinamwasser
2 Herrmann, Friedrich, Die Höhle in Steinamwasser, in Jurahöhlen der Oberpfalz, Regensburg 1976
3 Blatt Hoehle A56 in Steinamwasser aus dem Geokataster Bayern, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg 2009 
4 Spöcker, Gottfried, Die Höhle in Steinamwasser, in Fränkische Monatshefte, Heft 7 und Heft 10, Nürnberg 1931
5 Lang, Stephan, Höhlen in Franken - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Hersbrucker Schweiz und des Oberpfälzer Jura, Nürnberg 2002
6 Stremel, Fritz, Die Höhle in Steinamwasser, in Fränkische Berg- und Wintersportzeitung 1935, Nr. 8, Fürth 1935
7 Buchfelder, Else, Steinige Wasser vor der Höhle ohne Namen, in Der Neue Tag, 10.10.1985
8 Graf, Alfred, Die Faszination der Unterwelt, in Der Neue Tag, 12.6.2004
Antonin Dvorak (1841-1904)
Serenata für Streicher

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 25. Januar 2015

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