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Spuk
bei der Rohrmühle
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Die
Rohrmühle liegt oder besser gesagt lag
am noch jungen Speckbach,
der erst nach
dem Zusammenfluss
zweier kleinerer Rinnsale diesen Namen trägt.
Heute erinnert
noch ein altes Nebengebäude
an das einst stolze Mühlanwesen
vor den
Toren der Stadt Auerbach.
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Die beiden
kurz vor der Rohrmühle sich vereinigenden Bächlein sind der Dammelsbach, der von Dammelsdorf her kommt und der vom
ehemaligen Dorf Eibenstock (heute Truppenübungsplatz) herkommende und am
Feuerwehrgerätehaus Zogenreuth vorbei fließende
Fenkenwaldbach.
Als Gründer der
Rohrmühle werden allgemein die Stromer um das Jahr 1250 angesehen. Dieses
Anwesen war einst ein uraltes Bamberger Mannslehen, das schon im bayerischen
Salbuch von 1326 „apud Ror malleus“ genannt wird, was soviel heißt wie
Hammer bei oder in Rohr. Bei der Rohrmühle war also ursprünglich wohl, wenn
auch nur für kurze Zeit, ein Eisenhammer. In Bamberger Lehenbüchern erscheint
dann bald „die mühle zum Rore“, also die Rohrmühle. Über Jahrhunderte
drehte sich das Mühlrad, ohne dass etwas Besonderes zu vermelden gewesen wäre.
Eines
Tages aber kam die Rohrmühle doch ins Gerede, denn Eingeweihte und Betroffene
wussten von einem schrecklichen Spuk zu berichten. Betroffene, das waren in
erster Linie Mannsbilder aus der Ortschaft Degelsdorf, die an den
Samstagabenden gern
auf eine Maß oder mehr zum Wirt nach Zogenreuth hinübergingen.
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Beim
Wirt in Zogenreuth wurde,
wie
auch heute noch,
gekartelt, politisiert, getratscht,
Brotzeit gemacht
und natürlich
auch getrunken.
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Und oft wurde es dann für manchen Degelsdorfer spät, oder besser
gesagt früh, wenn er auf unsicheren Beinen allein seinen Heimweg antrat, weil
die anderen schon etwas früher aufgebrochen waren.
Da passierte es dann fast jedes Wochenende, dass nach Mitternacht dem
Spätheimkehrer
bei der Rohrmühle, an der er vorbeimusste, eine ziegenbockartige
Schreckensgestalt auflauerte.
Sie sprang meckernd
auf den Rücken
des meist
sowieso schon Schwerbeladenen,
krallte sich fest und ermunterte sein Opfer
durch
Stoßen mit den Hörnern
zu einer schnelleren Gangart.
Nach einigen hundert
Metern
verschwand der gehörnte Plagegeist wieder,
um womöglich dem nächsten
Einzelgänger
aufzulauern.
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Gehetzt, verschwitzt und auch irgendwie zerknirscht
kam so mancher Degelsdorfer vom Wirtshausbesuch dann heim, oftmals mit dem
Vorsatz und Versprechen, nicht so schnell wieder nach Zogenreuth hinüberzugehen
oder zumindest nicht so lang zu bleiben und so schwer aufzuladen.
Doch wie so oft auf der Welt: der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Und so machte sich nächsten Samstagabend wieder eine stattliche Prozession von
Degelsdorfer Mannsbildern auf den Weg zum Zogenreuther Wirtshaus, wie jedes Mal
mit dem festen Willen, auch wieder miteinander heimzugehen und so dem Ungeheuer gemeinsam
zu
trotzen. Doch jedes Mal gab es wieder einzelne Hocker, die auf sich alleine
gestellt heimwankten, und dann prompt in der Geisterstunde oder danach auch
wieder vom Rohrmühler Gespenst erwischt und in unangenehmer Weise belästigt
wurden.
Eines Tages nun erklärte sich der Förster von Nitzlbuch bereit, heimlich mit
seiner Flinte und dem Jagdmesser dem Ungeheuer aufzulauern und es womöglich zu
erlegen oder ihm doch zumindest einen Denkzettel zu verpassen und es zu
vertreiben. Der Plan wurde streng geheim gehalten und der wackere Forstmann
hielt sich schon einige Zeit vor der Geisterstunde in der Küche der Rohrmühle
auf, um sich für sein Vorhaben zu stärken.
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Um Mitternacht schlich der
unerschrockene Forstmann aus dem
Haus, ging lange auf dem gefährlichen Weg auf und ab, versteckte sich hin
und wieder im Gebüsch und lauerte auf die furchterregende Spukgestalt.
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Doch nichts tat sich,
und auch die Spätheimkehrer wurden in dieser Nacht nicht behelligt. Auch am nächsten
Samstag und an den beiden folgenden legte sich der Förster auf die Lauer, und
auch da blieb der mitternächtliche Plagegeist aus.
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Doch war an einem Samstag
der Forstmann nicht da,
trat dafür das Rohrmühlgespenst
garantiert wieder auf den Plan.
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Das ging nun noch einige Jahre so, bis eines Tages der schlitzohrige und
immer zu einem Spaß aufgelegte langjährige Mühlknecht Michl starb. Als der
Rohrmüller den Angehörigen des Verstorbenen dessen wenige Habe aushändigte,
kam in einer Truhe ein großes, zusammengenähtes Ziegenfell mit Hörnern zum
Vorschein.
Vorbei war der Spuk bei der Rohrmühle!
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 16. April
2011
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
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