Das
Patenboot
HL AUERBACH/OBERPFALZ
(vormals SM NEPTUN)
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SM
bedeutete Schnelles
Minensuchboot und meinte
eine Bootsklasse der deutschen
Bundesmarine.
HL (Hohlstablenkboot)
ist der Nachfolgetyp dieser Boote.
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Am Donnerstag, den 17.
Dezember 2015, erfolgte im Marinestützpunkt Kiel die offizielle Außerdienststellung von HL
Auerbach/Oberpfalz.
Eines der letzten Fotos von M 1093, dem
Patenboot "AUERBACH/OPF". Es ist bereits so weit zurückgebaut, dass
es nicht mehr aus eigener Kraft fahren kann. Schrifttafel, Wappen usw. sind
schon entfernt, ein Entsorgungsboot liegt längsseits.
Die letzten Auerbacherinnen und Auerbacher, die
an Bord des Patenbootes waren.
Als Letzter verlässt der Kommandant, Korvettenkapitän Thorsten Grabsch, die Auerbach, die von einem Schlepper
ins Marinearsenal Kiel gezogen worden war. Mit an Bord war bei dieser letzten
Fahrt des einstmals stolzen Bootes außer der verbliebenen Besatzung auch die
Delegation aus der Patenstadt.
Zum letzten Mal ist die Restmannschaft der
Auerbach im Marinearsenal vor ihrem Schiff angetreten. Kommandant Grabsch spricht noch ein paar bewegte Worte des
Abschieds, ein letzter Blick auf das Boot ... Nun haben die Abwracker das Wort.
Eine über 50 Jahre dauernde Patenschaft der Stadt Auerbach und der
Knabenkapelle über ein Boot der Bundesmarine ging damit, zumindest vorläufig,
zu Ende.
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+ Ehrenbürger Joachim Rehberg +
Am 6. März 2015 verstarb in Flensburg Joachim Rehberg.
Dieser hatte 1963 als junger Kommandant der NEPTUN
zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden der Knabenkapelle
Emil Kreuzer die Patenschaft initiiert.
Anlässlich seines 80. Geburtstages
wurde Jockel Rehberg 2013
zum Ehrenbürger der Stadt Auerbach ernannt.
Wenige Wochen später entstand dieses Foto
bei einer Gedenkfeier am
Ehrenmal der Marine in Laboe.
Die Stadt Auerbach und die Knabenkapelle
gedenken dankbar ihre treuen Freundes. |
Das Hohlstablenk-Boot Auerbach/Opf.
in schwerer See.
Bald wird es wieder für einen Nato-Einsatz ausrücken.
© Foto: Ann-Kathrin Fischer/Marine (nach NN)
Unterwegs ...
Seit dem 19. Januar 2015 ist die Auerbach/Oberpfalz unterwegs, um sich
auf auf die Teilnahme an den Manövern Joint Warrior im Mai in der
Irischen See und US Baltops im Juni in der Ostsee vorzubereiten. Zur Kieler
Woche Ende Juni 2015 (Programm)
wird das Patenboot der Stadt Auerbach und der Knabenkapelle dann wieder im
Heimathafen Kiel zurück sein. (NN)
Bei UNIFIL im Mittelmeer
Am 31. Januar 2012 lief die
AUERBACH/OBERPFALZ (M 1093) aus ihrem Heimathafen Kiel aus, um ins östliche Mittelmeer zu fahren. Dort
hat dann das Boot zusammen mit anderen im Rahmen
der UN-Mission UNIFIL
vor der libanesischen Küste operiert. An
Bord des Patenbootes der Stadt
Auerbach war aber nicht die Stammcrew, sondern die gesamte Besatzung des
Schwesterschiffes HAMELN. (Einsatz)
Jetzt ist die Auerbach/Oberpfalz wieder in ihrem Heimathafen zurück. (NN)
Die
Anfänge der Patenschaft
Die auf den ersten Blick etwas ungewöhnliche Patenschaft der Stadt Auerbach in
der Oberpfalz über
die „Blauen Jungs“ von der fernen Ostsee hat schon einige Jahrzehnte auf dem
Buckel. Die erste Verbindung kam folgendermaßen
zustande: Im Rahmen einer Konzertreise nach England im Juni 1963 lernten die
Musiker der Auerbacher Knabenkapelle und ihre Betreuer wohl eher durch Zufall
im
britischen Marinestützpunkt Chatham die Marinesoldaten des deutschen Minensuchboots NEPTUN
kennen. Dieses Boot der Bundeswehr lag während einer Auslandsausbildung gerade
dort vor Anker; Heimathafen war bis 1967 Neustadt/Holstein.
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Der damalige 1. Vorsitzende der Kapelle
Emil Kreuzer (1966 bis
1978 1. Bürgermeister, + 1990)
und der Kommandant des Bootes
Oberleutnant zur
See Joachim Rehberg
schlossen schnell Freundschaft
und legten dadurch den
Grundstein
für die weitere Verbindung. |
Hildegard Kreuzer, die Witwe von Emil Kreuzer,
hier zusammen mit
Fregattenkapitän a. D. Joachim Rehberg
(in der
Tracht der Knabenkapelle Auerbach)
2003 bei der Feier der 40. Wiederkehr
der
Begründung der Patenschaft.
(Foto B. Grüner)
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Nachdem dann am 27. September 1963 der Stadtrat einstimmig die Übernahme einer
Patenschaft auch formell beschlossen hatte, fand vom 19. bis 21. Oktober 1963
hier in Auerbach die große Patenschaftsfeier statt, an die sich Teilnehmer
noch gerne erinnern, vor allem auch an den geselligen Teil im damaligen Cafe
de la Musica.
50 Jahre
Patenschaft im Jahre 2013 |
Stolz
durchquerte die NEPTUN bis vor einem guten Jahrzehnt die Weltmeere. Viele
Auerbacher Gäste (hier 1987 Vorstandsmitglieder von
Stadtverband und Knabenkapelle: kniend Willi Gandt, stehend von links Josef
Merkl, Hermann Stauber, Georg Rudel, Alois Weiss, Rudi Weber (2. Bgm), Karl Gerstacker,
Franz Müller und Hubert Kleefeldt) schnupperten im Laufe der Jahre auf ihr und auf
dem Nachfolgeboot AUERBACH/OPF.
die raue Seeluft – für einige bei großer Windstärke
und starkem Seegang ein unvergessliches
Erlebnis!
Das
Nachfolgeboot der NEPTUN wurde 1990 in Dienst gestellt und trägt den Namen Auerbach/OPf
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Das erste Minensuchboot
NEPTUN
gehörte zum Typ der SCHÜTZE-Klasse,
Weiterentwicklung der im 2. Weltkrieg
bewährten Räumboote.
Das Boot war am 9.6.1960
auf diesen Namen getauft worden.
Nach der
Außerdiensetzung stand es
seit August 1990 bei der
Marinekameradschaft Völklingen
an der Saar.
2011 wurde die NEPTUN verkauft
-
nach Holland zur Verwertung.
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Ab 1985 wurden die Boote des 5.
Minensuchgeschwaders durch solche der HAMELN-Klasse
(343) ersetzt. Taufe und Stapellauf von SM AUERBACH/OPF war am 23. August
1990 in Lemwerder bei der Friedrich-Lürssen-Werft.
Diese Minensuchboote wiederum wurden dann zwischen 1999 und 2001 in den Bremer
Werften Friedrich-Lürssen und Abeking & Rasmussen zu Hohlstablenkbooten der
ENSDORF-Klasse (352) umgebaut.
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Im
Oktober 2000 bekam der Minensucher drei kleinere Beiboote ("Seehunde"),
arbeitet nunmehr
im Troika-System und heißt seitdem
HL-Boot Auerbach/Oberpfalz (HL steht für Hohlstablenkboot der
Klasse 352 oder Ensdorf-Klasse)
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Dem 5. Minensuchgeschwader ist Teil
der "Einsatzflottille
1". Ihm gehörten
die Boote
M 1090 Pegnitz, M 1092 Hameln, M 1093
Auerbach/Oberpfalz, M 1094 Ensdorf und M 1098
Siegburg an. "Zum Schutz gegen Magnetminen und aufgrund besserer
Splitterschutzeigenschaften bestehen die Bootskörper und alle wesentlichen
Anlagen aus amagnetischen und schockabsorbierenden Werkstoffen. Alle Anlagen und
Geräte sind darüber hinaus schockgelagert.
Die Hauptminenabwehrkomponente des Waffensystems stellen die Seehunde dar. Das
Einsatzverfahren TROIKA PLUS sieht prinzipiell vor, bis zu vier dieser Drohnen
einzusetzen. Die Drohnen operieren abgesetzt von der eigentlichen Einheit (dem
Hohlstablenkboot beziehungsweise der Führungsplattform) auf vorgegebenen
Bahnen. Dort simulieren sie typische Schiffsgeräusche und Schiffsmagnetfelder.
Werden Minen zur Detonation gebracht, geschieht dies ohne Risiko für die
eigentliche Einheit und die Besatzung. Aufgrund der robusten Bauweise des
SEEHUNDES bleibt dieser weitgehend unbeschadet." (Quelle)
Die
Kommandanten der NEPTUN bzw. der AUERBACH/OBERPFALZ
(Günther
Paul
Joachim
Rehberg
Winfried Konrad
Klaus Arndt
Klaus Herwig
Winfried Möller
Erhard Pfeiffer
Volker Spindelndreher
Christian Heise
Johannes Rathgens
Bernd Füser
Udo
Bünte
Kai
Paetau
Frank Rohde
Bernd Lukas
Marco Fröhlich
Holger Klatte
Thorsten Wedig
Rene Halfmann
Christian Riechelmann
Thorsten Grabsch |
1960 -
1961)
1961 -
1964
1964 -
1966
1966 -
1968
1968 -
1970
1970 -
1972
1972 -
1975
1975 -
1981
1981 -
1984
1984 -
1986
1986 -
1989
1989
- 1993
1993
- 1995
1995 -
2000
2000 -
2003
2003 -
2006
2006 - 2008
2008 - 2011
2011 - 2012
2012 -
2014
2014 -
2015 |
Die Auerbach (M 1093) im Einsatz (Foto
2008)
Die letzten Jahre der
Patenschaft
Über 5 Jahrzehnte lang wurden unzählige Besuche und Gegenbesuche über
immerhin fast 900 km Entfernung (Olpenitz; bzw. ca. 800 km nach Kiel) abgestattet und zahllose Freundschaften
geschlossen. Besonders die Knabenkapelle pflegte die guten Kontakte mit dem Boot
und den Seeleuten in Kappeln-Olpenitz, dem Heimathafen des Bootes bis 2006. Auch
die Nachfolger Kreuzers als Vorsitzende des Jugendorchesters, Josef Merkl (seit
1981) und Elmar Hamerla
(seit 2005) führten bzw. führen die traditionelle
Verbundenheit mit dem Patenboot der Bundesmarine
an der Ostsee weiter.
Zum 1. Juli 2006 wurde der Marinestandort Kappeln-Olpenitz
aufgelöst, und die AUERBACH bekam nun Kiel als
Heimathafen.
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Am Auerbacher Stadtweiher
erinnert eine Tonne seit einigen Jahren
an die Verbindung mit dem Patenboot.
Dieses Seezeichen stand früher
in der Schlei bei
Kappeln-Olpenitz
an der Ostsee. |
Praktisch bei allen Bürgerfesten und auch zu
vielen anderen Anlässen waren bisher „unsere
Seeleute“ immer mit großen Abordnungen anwesend und haben viel zu einem guten
Gelingen zahlreicher Veranstaltungen beigetragen.
Zur Erinnerung an die Übernahme
der Patenschaft vor 40 Jahren
wurde beim Jubiläum 2003
ein Teil des Franz-Josef-Strauß-Platzes
(ehemaliges Bahnhofsgelände)
in Neptunplatz umbenannt.
(Foto B. Grüner, 2003)
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Am 17. Dezember 2015 wurde
das Patenboot der Stadt Auerbach und der Knabenkapelle außer Dienst gestellt.
Zurück
in der Heimat - aus der Geschichte
Seit Anfang September 2007 befand sich
das Patenboot
der Stadt Auerbach i.d.OPf.
mit seiner gesamten Besatzung
im Rahmen
der UNIFIL-Mission
auf Einsatz
im
Mittelmeer vor dem Libanon
(Ministerbesuch)
Im August 2008 kehrten alle
Seeleute
(Mannschaften,
Unteroffiziere,
Bootsleute
und Offiziere)
wieder gesund in ihren Heimathafen Kiel
zurück!
(Foto
Mai 2007, Bericht von Heimkehr)
Ahoi
aus der Patenstadt Auerbach,
und "immer
eine Handbreit Wasser
unter dem Kiel"!
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 27. Dezember 2021
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