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Das Geschlecht der Künsberg
und Gunzendorf
1426
erwarben die Ritter Friedrich und Georg von Künsberg die Veste Steinamwasser.
Etwa zur gleichen Zeit, vielleicht sogar schon 1410, erwarben die Künsberg,
ein altes fränkisches Adelsgeschlecht, auch
die Herrschaft Gunzendorf; Schnabelwaid und Troschenreuth besaßen sie nämlich
bereits seit 1410. Anno 1456 waren die Ritter Hans Kinsberger und sein Sohn
Jobst Besitzer von Gunzendorf, Troschenreuth und Schnabelwaid, sowie Pfleger in
Creußen. Sie gaben ihren Untertanen zu Gunzendorf am 6. April 1456, „am nächsten
Tag nach dem Sonntag, so man in der Kirche singt quasimodogeniti“, einen
Erbbrief, der noch lange in Gunzendorf vorhanden war. In dieser
Pergament-Urkunde waren die Pflichten und Abgaben, aber auch die Rechte der
Untertanen genau festgehalten.
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Dieses Bild (Quelle,
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Georg II von Künsberg, der zwischen 1438 und 1537 lebte. |
1458 bis 68 war Ritter Heinrich Kindsberg Landrichter in Auerbach, 1468 Adrian
von Kindsberg mit seinen Geschwistern Besitzer von Schnabelwaid, Troschenreuth,
Gunzendorf und Stemmenreuth.
1499 wurden folgende Künsbergische Mühlen aufgezählt, die aber zu
Troschenreuth gehörten: Espamühle, Begenzmühle, Mühldorf, Ranzenthal,
Birklmühle und Kleinkrausmühle.
1530/48 war Hans von Kindsperg Besitzer von Gunzendorf. Er und seine Brüder
traten sofort der neuen Lehre Luthers bei und ihre Untertanen hatten ihrem
Beispiel zu folgen.
In den Landtagsmatrikeln der Oberpfalz kommt Gunzendorf 1530 zum erstenmal als
oberpfälzisches Landsassengut vor. 1548/65 besaßen Leander von Kinsperg und
sein Bruder Hans Friedrich die Herrschaften Gunzendorf und Troschenreuth. 1549
verweigerten beide Brüder die Rittersteuer und wollten keine oberpfälzischen
Landsassen mehr sein, weil Gunzendorf kein pfälzisches, sondern ein Bamberger
Lehen sei.
Auch 1559 dauert dieser Streit fort und auf den ausdrücklichen Befehl der
Kinsperg hin verweigerten die Bauern von Gunzendorf dem neuen Kurfürsten
Friedrich III. von der Pfalz die übliche Huldigung. Wolf von Rabenstein,
Landrichter von Auerbach, machte kurzen Prozess mit ihnen. Er überfiel am 20.
Januar 1559 Gunzendorf mit einer Schar von gut 100 Bewaffneten, nahm sämtliche
Bewohner gefangen und schleppte sie gefesselt nach Auerbach, wo sie dann am 25.
Januar der Pfalz huldigen und Treue schwören mussten.
Weil die Künsberg der Oberpfalz keine Steuern mehr zahlen und ihre Besitzungen
Gunzendorf und Troschenreuth zur Markgrafschaft Kulmbach bringen wollten,
beschlagnahmte die pfälzische Regierung beide Güter. Gegen diesen Gewaltakt
protestierte Hans Friedrich von Künsperg heftig. Da seine Beschwerde wirkungslos
blieb, erhob er am 8. Mai 1559 Klage beim Reichskammergericht in Speyer. Um die
Einnahmen aus seinen Gütern wieder zu erlangen, erkannten Hans Friedrich und
sein Bruder 1560 Troschenreuth und 1563 auch Gunzendorf wieder als oberpfälzische
Landsassengüter an und verpflichteten sich gleichzeitig, alle Steuern nach
Amberg zu leisten.
Um diese Zeit entstanden in Gunzendorf und Troschenreuth auch Volksschulen.
Hans Adam von Kindsberg (+ um 1576) und sein Bruder Hans Friedrich (+ 1628)
standen, weil sie noch nicht volljährige waren, unter Vormundschaft, als sie
1565 die Güter Gunzendorf und Troschenreuth übernahmen. Beide hatten später
mit der Regierung in Amberg zahlreiche Konflikte, weil sie in ihren Pfarreien
den Kalvinismus nicht einführen lassen wollten und auch nicht gestatteten, dass
Amberger Kirchenräte in Gunzendorf und Troschenreuth Kirchenvisitation
vornahmen. Die heftigste Auseinandersetzung entstand allerdings 1628, als der
bayerische Kurfürst Maximilian in seinem Herrschaftsgebiet, zu dem die Obere
Pfalz gehörte, das katholische Bekenntnis wieder einführen wollte.
Auch Ferdinand Christoph von Kinsperg (1629 – 1641) war in beständigem
Konflikt mit der Amberger Regierung und verweigerte alle Beiträge zur oberpfälzischen
Kriegskassa. Er war ein leidenschaftlicher Lutheraner und ein ergebener Freund
des Schwedenkönigs Gustav Adolf.
Wie alle anderen Orte der Gegend hatten auch die Gunzendorfer im 30jährigen
Krieg (1618-1648) schwer zu leiden. Von den 11 Lehensanwesen lagen 5 „öd und
abgeprennt“, wie die Schadensliste des Amtsgerichts Auerbach von 1648 meldet.
1652 übernahm Georg Friedrich von Kinsperg die Güter Troschenreuth und
Gunzendorf und erkannte den bayerischen Kurfürsten als Landesherrn an. Er
verkaufte 1668 seine sämtlichen Güter und damit auch Gunzendorf; die gut 250
Jahre dauernde Herrschaft der Künsberg, Kindsberg oder Kinsperg war damit zu
Ende.
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