Der Hussit
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.... auf der Bloar

Ein Flurstück südlich des Pinzigbergs (BayernAtlas: etwa in der Bildmitte) trägt im Volksmund den Namen „Bloar“. Während der Hussitenkriege (1429-33), in denen böhmische Horden häufig auch unsere Gegend überfielen, soll sich folgende Begebenheit zugetragen haben.

Als die räuberischen Hussiten im Winter 1429 das Kloster Michelfeld zerstört hatten, zogen sie brennend und mordend nach Auerbach, das sie schließlich am 9. Februar 1430 besetzten. Auch die umliegenden Dörfer blieben nicht verschont. Wie viele andere Menschen der Umgebung zogen auch die Bewohner des kleinen Dorfes Reichenbach in die umliegenden Wälder, bevorzugt in die höhergelegenen, um sich und ihre bewegliche Habe zu verstecken.
In der Ortschaft blieb nur Fritz, ein geistig etwas beschränkter Knecht, zurück. Als die Hussiten eingefallen waren, drohte Fritz den rauen Burschen mit seinen kindlich-naiven Worten. Doch die Soldaten lachten nur und verlangten von ihm die Preisgabe des Verstecks der übrigen Dorfbewohner. Zum Glück wusste Fritz nicht, wo sie genau hingeflüchtet waren, sondern er hatte die anderen Reichenbacher nur Richtung „Bloar“ rennen sehen; dorthin wollte er in seiner Unbekümmertheit die Horde jetzt auch führen.
Die meisten Kriegsknechte erkannten wohl den geistigen Zustand von Fritz, verfolgten die angegebene Fährte nicht und ließen den „Depperten“, wie ihn die Dorfbewohner wenig liebevoll nannten, in Ruhe.
Der Anführer der Hussitenschar jedoch erinnerte sich an den Spruch „Kinder und Narren sagen die Wahrheit“ und verhörte den Fritz weiter, zunächst mit den üblichen Drohungen. Als er damit nicht weiterkam, probierte er es mit einer List: Er erlaubte Fritz, seine Lanze und seinen langen Säbel zu tragen als Zeichen dafür, dass er, der Hauptmann, die Dorfbewohner in friedlicher Absicht suche und ihnen keinesfalls Böses antun wolle.
Dem Fritz gefiel dieses Angebot und er kam sich sehr wichtig vor, als er das Kriegswerkzeug in Händen hatte. Er führte den Hussiten auf die „Bloar“ und zu der Stelle, wo nach seiner Meinung die Dorfbewohner ihre „Schätze“ vergraben hatten. Da der Anführer weder die Reichenbacher noch deren Habe fand, drohte er dem Fritz mit „Köpfen“ und forderte zu diesem Zweck fluchend seine Waffen zurück. Das Wort „Köpfen“ aber zündete in Fritz einen Geistesblitz: Er warf dem Hussiten seine Lanze vor die Füße, und als dieser sich bückte um sie aufzuheben, schlug ihm der zwar „depperte“, aber doch sehr kräftige Bauernknecht mit einem einzigen gewaltigen Säbelhieb den Kopf ab.
Als ihr Anführer nach einiger Zeit nicht ins Dorf zurückkam, kriegten es die Hussiten trotz ihrer Wildheit und sonstigen Unerschrockenheit doch mit der Angst zu tun. Als dann irgendwann Fritz allein mit dem noch blutigen Säbel des getöteten Hussiten in die Ortschaft zurückstolperte, flohen die räuberischen Hussiten Hals über Kopf aus der Ortschaft.
Die geflohenen Reichenbacher hatten alles aus sicherer Entfernung beobachtet und kehrten nun erleichtert in ihre Anwesen zurück. Fritz wurde gefeiert, und aus dem „Dorfdeppen“ war nun der „Dorfheld“ geworden. Er durfte den Säbel behalten und bei besonderen Anlässen sogar öffentlich tragen. Der Überlieferung nach wurde ihm nach seinem Tod die Waffe sogar mit in den Sarg gelegt.

Auf der Bloar
aber soll jahrhundertlang,
bis herauf in unsere Tage,
eine Gestalt mit abgeschlagenem Schädel unter dem Arm
verzweifelt seinen Säbel gesucht haben.
Viele haben ihn schon herumirren sehen,
den geköpften Hussiten,
besonders natürlich in hellen Vollmondnächten.

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