| |
Karolina
Gerhardinger
kam
am 20. Juni 1797 im Regensburger Ortsteil Stadtamhof zur Welt und wuchs in der
Donaustadt in gutbürgerlichen Verhältnissen auf.
Regensburg
Ihre Eltern schickten sie
bald in die Schule der Chorfrauen von Notre-Dame. Als dieses Institut 1809
aufgehoben wurde, war Karolina zwölf Jahre alt und damit fast am Ende ihrer
Schulzeit.
Dompfarrer Georg Michael Wittmann (1760-1833), der für Stadtamhof zuständige
Seelsorger, beauftragte seinen Kaplan Georg Maurer mit der Weiterführung der Mädchenschule.
Es galt, für die bisher tätigen Chorfrauen andere Lehrkräfte zu finden.
Maurer sollte zu diesem Zweck drei begabte Schülerinnen der Abschlussklasse im
Eilverfahren zu Lehrerinnen ausbilden. Unter ihnen war die zwölfjährige
Karolina, die dann mit 15 Jahren die Anstellungsprüfung als Lehrerin ablegte.
1812 wurde sie durch königliches Dekret Lehrerin an der Mädchenschule in
Regensburg - Stadtamhof.
Johann
Michael Sailer, 1829-32 Bischof von Regensburg, lag der Ausbau des Schulwesens
sehr am Herzen. Er besprach sich über die schlechten Schulzustände mit seinem
Freund und späteren Nachfolger Georg Michael Wittmann. Dieser hatte der jungen
Lehrerin Karolina Gerhardinger mit einem Text über „Magdsein im Lehramt“
ein Lebensprogramm gegeben, vielleicht in der Absicht, sie dem Lehramt zu
erhalten. Karolina nahm seine „Seelenführung“ an. Im „Magdsein“ sah sie
sich in der Nachfolge der „Magd des Herrn“, der Jungfrau Maria.
Sailer
und Wittmann sahen in dem Wunsch von Karolina Gerhardinger, den
„Magd-Status“ in einer klösterlichen Lebensform zu verwirklichen, die Möglichkeit,
den Schulen in Stadt und Land mit „Schulschwestern“ aufzuhelfen.
1829
versuchte Wittmann in Stadtamhof das Notre-Dame-Kloster wiederherzustellen und
verschiedene „Anstalten“ mit einer Mädchenschule zu verbinden. Karolina
Gerhardinger hatte nach dem Tode ihres Vaters ihre Mutter zu sich genommen und
das Elternhaus verkauft. Gerne hätte sie mit dem Erlös ein Waisenhaus gegründet.
Der Verbund mit einem Kloster und der klösterlichen Mädchenschule schien eine
gute Lösung zu sein. Aber die Bürger von Stadtamhof wollten das nicht und der
Magistrat der Stadt Regensburg erteilte keine Genehmigung.
Klostergründung
in Neunburg
So
blieb es beim Wunsch. Die Gemeinschaft von Lehrerinnen und Jungfrauen, die sich
zur Neugründung des Klosters zusammengefunden hatten, zerfiel wieder.
|
Georg
Michael Wittmann (1760-1833), der nach Johann Michael Sailer Regensburger Bischof wurde,
starb unglücklicherweise 1833 nach nur einem Jahr als Oberhirte. |
Seine Bemühungen,
Karolina Gerhardinger bei der Gründung einer geistlichen Gemeinschaft
beizustehen, hatten deshalb noch zu keinem Erfolg geführt.
Der
Priester Franz Sebastian Job,
Lehrer am Lyzeum in Regensburg und Freund
Wittmanns, kannte dessen Ideen, die auf eine Verbesserung des Schulwesens vor
allem in den Landgemeinden und kleineren Städten durch klösterliche Lehrkräfte
zielten. Wie Wittmann hielt auch er Ordensfrauen für besonders geeignet, weil
sie sich ungeteilt ihren schulischen Pflichten widmen könnten und durch die
Verpflichtung zur Armut keine großen finanziellen Anforderungen an die
Gemeinden stellten. Job war mittlerweile als kaiserlicher Hofkaplan nach Wien
berufen worden, hielt aber immer noch enge Verbindungen mit Regensburg und mit
seinem Heimatort Neunburg vorm Wald. Dort fand er für Karolina Gerhardinger
einen Weg zur Verwirklichung des gemeinsamen Plans zur Gründung einer klösterlichen
Gemeinschaft.
Noch
1833 wurde mit seiner Hilfe der „Verein der Armen Schulschwestern de
Notre-Dame“ gegründet und die Errichtung eines Klosters in Neunburg in
Angriff genommen. Schon am 24. Oktober 1833 konnte Karolina Gerhardinger
zusammen mit Barbara Weinzierl und Maria Blaß eine „Kongregation“ gründen
und mit diesen Schwestern ein gemeinsames klösterliches Leben beginnen. Der
24. Oktober 1833 ist somit der Gründungstag der Kongregation.
Die
drei Schwestern unterrichteten in Neunburg 250 Werktags- und 100 Sonntagsschülerinnen.
Eine Nähschule fand guten Anklang. Das Tageszeitengebet und eine einstündige
Wache vor dem Tabernakel der provisorischen Klosterkapelle wurden zur
geistlichen Lebensregel der drei Lehrerinnen.
Franz Sebastian Job (1767-1834)
Das
hoffnungsfroh begonnene und von Franz Sebastian Job aus seinem Privatvermögen
finanziell gesicherte Werk geriet durch dessen überraschenden Tod am 13.
Februar 1834 in seine erste Krise. Der Klosterbau war gerade zur Hälfte fertig.
Die Armen Schulschwestern waren zwar zum Erben eingesetzt worden, aber das
Gericht erklärte, solange die neue Kongregation nicht rechtskräftig bestehe, könne
sie über die Grundstücke und Gelder von Job nicht verfügen. Ein „Kloster“
konnte nach dem üblichen Verfahren nur gegründet werden, wenn eine „Regel“
vorgelegt wurde und genügend Stiftungskapital vorhanden war. Auch in der Bürgerschaft
von Neunburg schlug die Stimmung um. „Die anderthalb Nonnen können wieder
hingehen, wo sie hergekommen sind“, bekamen die drei Schwestern zu hören. Man
fürchtete, dass die Stadt nun für Kloster und Schule Mittel bereitstellen müsste.
Nun
hatte Job wenigstens einen Entwurf für die „Regel“ der Kongregation
ausgearbeitet: „Geist der Verfassung des religiösen Vereins der Armen
Schulschwestern de Notre-Dame zur Erziehung der weiblichen Jugend in kleinen Städten
und Landgemeinden“ (im Druck: 1835). Der Text nimmt Anregungen aus den
Statuten der Chorfrauen von Notre-Dame, Ideen Wittmanns und Wünsche von
Karolina Gerhardinger auf. Nur wenig verändert wurde Jobs Entwurf als „Regel
der Armen Schulschwestern von Notre-Dame“ beim Bischof und bei der Regierung
zur Genehmigung vorgelegt.
Karolina
Gerhardinger suchte bei König Ludwig I. um eine Audienz nach. Sie hoffte auf Förderung,
da der König selbst die Errichtung von Klöstern angeregt und die Volksbildung
„im Geiste wahrer Aufklärung und unter Wahrung eines positiven christlichen
Glaubens“ zu seinem Regierungsziel gemacht hatte. Für den 23. März 1834
wurde Karolina tatsächlich zur Audienz bestellt. Der König nahm sie sehr
freundlich auf. Er hatte sich Gesuch und Regel vorlegen lassen, ein negatives
Gutachten des Innenministeriums eigenhändig durchgestrichen und übergab nun
Karolina Gerhardinger ohne längere Erörterung einfach einen „Packen
Papiere“ mit der Bemerkung „Ist genehmigt, alles genehmigt!“. So war die
Audienz nach wenigen Minuten beendigt.
Drei
Tage später bestätigte Bischof Franz Xaver Schwabl in Regensburg den „Religiösen
Verein der Armen Schulschwestern zu Neunburg“ und verpflichtet ihn auf das
vorläufige „Ordensstatut“ nach dem Entwurf von Job.
|
Am
16. November 1835 legte Karolina Gerhardinger in der St.-Gallus-Kapelle in
Regensburg ihr Ordensgelübde ab. Sie nahm nun die Namen „Theresia von Jesu“
und „Maria“ an und weihte die neue Kongregation der Mutter Gottes. |
Auch ihre
Mitschwestern nannten sich „Maria“. Daraus erwuchs der bis heute geübte
Brauch, dass jede Arme Schulschwester bei der Profess den Namen „Maria“,
oder wenigstens neben einem anderen Ordensnamen auch den Namen „Maria“
annimmt.
In
den nächsten Jahren entstanden elf Filialklöster in Bayern. Das Wachstum der
Kongregation sprengte auch die räumlichen Möglichkeiten im „Klösterlein“
zu Neunburg vorm Wald und die schlechte Verkehrsanbindung erschwerte die Arbeit.
Umzug
nach München
Die
Anfrage des Pfarrers der Münchener Vorstadtgemeinde Au, ob die Armen
Schulschwestern dort nicht eine Filiale einrichten könnten, gab dann den
Impuls, die Augen auf die Haupt- und Residenzstadt zu richten. Mutter Theresia
schickte drei Schwestern so prompt in die Au, dass sie mit einem Notquartier
vorlieb nehmen mussten. Der Pfarrer war überrascht, dass auch die Oberin
alsbald auf der Bildfläche erschien und es sich im Provisorium bequem machte.
Erzbischof Lothar Anselm von Gebsattel (1821 - 1846) war dem Plan von Theresia
Gerhardinger, in München ein Mutterhaus zu gründen, zugetan. Auch in seiner Diözese
lagen die Schulverhältnisse weithin im argen. Das altehrwürdige, aber
schlimm heruntergekommene Klarissenkloster am Anger bot Räume genug. Der König
gab das Geld zu einer gründlichen baulichen Erneuerung. Theresia selbst trieb
den Umbau sachverständig voran. Ihr Spiritual Matthias Siegert, ebenfalls ein
Wittmann-Schüler, sorgte dafür, dass auch in den Turbulenzen von Umbau und
Umzug das geistliche Leben gepflegt wurde. Beide waren sich einig in dem
Entschluss, nicht etwa ein weiteres Mutterhaus zu gründen, sondern das
bisherige Mutterhaus von Neunburg nach München zu verlegen.
Am
16. Oktober 1843 fand die amtliche Übergabe und kirchliche Einweihung des
„neuen“ Mutterhauses im erneuerten Klarissenkloster am Anger statt. Zehn
Jahre später besaß die Kongregation schon 52 Häuser in Bayern.
Bald
folgten Niederlassungen in Württemberg, Baden, Westfalen, Schlesien, Böhmen,
Österreich und England und in den USA.
Heute sind die Schulschwestern der Münchner Kongregation nahezu weltweit
vertreten. Ihre ca. 4.000 Schwestern wirken im Bereich
der Erziehung und Bildung und sind besonders hellhörig für die Nöte der
Jugend, der Frauen und der Armen. (175
Jahre)
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 31. Dezember 2008
|