Grottenführung
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Der nachfolgende Text ist mit freundlicher Genehmigung des Verfassers, Herrn Dr. Jochen Götz, der Broschüre "Die Maximiliansgrotte bei Krottensee und der karstkundliche Wanderpfad" entnommen. (Herausgeber: Abteilung für Karst- und Höhlenkunde der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V., 2002; erhältlich beim Kiosk am Eingang der Maximilansgrotte und im Gasthaus "Grottenhof")
Die Fotos stammen vom Betreiber dieser Webseite.

Auf dem Führungsweg durch die
Maximiliansgrotte

von Dr. Jochen Götz

Nur ein Teil des insgesamt über einen Kilometer langen Höhlensystems ist für den Schauhöhlenbetrieb erschlossen. Die Führung durch diesen etwa 200 m langen Teil dauert eine halbe Stunde, und nur dieser Teil wird nachfolgend beschrieben. Die Führungen finden im Zeitraum April bis Oktober statt; während der Wintermonate bleibt die Höhle zum Schutz der darin überwinternden Fledermäuse geschlossen.

Man betritt die Höhle durch den 1852 geschaffenen Eingang direkt neben der Schutzhütte. Früher wurden hier Handkarbidlampen ausgegeben, seit 1993 ist der gesamte Führungsweg elektrisch beleuchtet.
Wenn die Türe geöffnet wird, strömt dem Besucher im Sommer ein starker, kühler Luftzug entgegen. Dies liegt daran, daß die Höhle mehrere Eingänge hat und dadurch eine so genannte „dynamische Bewetterung“ der Höhle erfolgt: Die in der Höhle liegende Luftmasse hat die Temperatur des Gesteins von etwa 8°C - dem „langjährigen Jahresmittel" der Umgebung – ange­nommen. Da sie im Sommer kälter und somit schwerer ist als die Außenluft, fließt sie am tiefstgelegenen Eingang aus, während an den oberen Eingängen wärmere Außenluft nachströmt.

Im Winter kehren sich die Verhältnisse um, dann strömt die nunmehr gegenüber der Außenluft wärmere Höhlenluft zum obersten Eingang, dem Windloch, heraus und kann dort bei Frost zu kräftiger Rauhreifbildung führen. Diese Luftströmungen erklären auch die Bezeichnung WINDLOCH, gleichzeitig der älteste Name für die ganze Höhle.

Über zahlreiche Stufen steigt man zum tiefsten Punkt des Führungsweges hinab und dann wenige Stufen wieder hinauf in den LEISSNERDOM. Hoch oben, 26 m über dem Höhlenboden, befindet sich der einzige natürliche Zugang der Höhle, die Schachtöffnung des WINDLOCHS. Am Ende der Führung, nachdem man die Höhle durch den Ausgang wieder verlassen hat, kann man noch von oben ins Windloch hinuntersehen.

Am tiefsten Punkt des Führungsweges, noch vor dem WINDLOCH, kann man rechts des Weges Laugungsfacetten sehen, das sind etwa mit 45° geneigte Felsflächen. Diese Laugungsfacetten beweisen, daß die Höhle von stillstehendem Wasser unterhalb des Karstwasserspiegels gebildet wurde. Wenn man die heutige topografische Lage der Höhle bis zu 120 m über der Pegnitz bedenkt, wird klar, daß sie in einer völlig anders aussehenden Landschaft entstanden sein muß.
Es gibt sogar einige Hinweise, daß zumindest Teile der Höhle schon in der Kreidezeit, genauer gesagt, in der Unterkreide (ca. vor 140 -100 Millionen Jahren) entstanden sein könnten.

Einige Stufen führen hinauf in die ADLERGROTTE. Ein Stück der Wandversinterung ähnelt einem Adler mit ausgebreiteten Schwingen.
An der gegenüberliegenden Wand hat sich kein Sinter gebildet; sie ist sehr unregelmäßig verwittert, wie man es in Dolomithöhlen der Frankenalb häufig findet.

Über mehrere Stufen und einen künstlich erweiterten Durchgang betritt man nun die ORGELGROTTE.

Eine orgelpfeifenähnliche Wandversinterung gab der Halle ihren Namen.
Viele der Bodentropfsteine (Stalagmiten) sind auf großen Versturzblöcken aufgewachsen und bezeugen damit, daß schon sehr viel Zeit vergangen ist, seit sich diese Blöcke von der Decke lösten.

An einem davon, unmittelbar rechts vom Führungsweg, gibt es außer senkrecht stehenden auch schräg stehende Stümpfe von Stalagmiten - ein Zeichen, daß dieser Block schon einmal für lange Zeit eine andere Lage hatte und irgendwann umstürzte.
An der Decke wachsen Stalaktiten (Deckentropfsteine) entlang einiger gerader Linien dicht aneinander. Die Höhlendecke weist dort feine Risse auf, durch die das zur Tropfsteinbildung notwendige Wasser in die Höhle eindringen kann.


In einer Seitenkammer der Orgelgrotte befindet sich der EISBERG,
einer der größten Tropfsteine Deutschlands.

An der Stelle, wo der Führungsweg die Orgelgrotte wieder verläßt, ist auf der rechten Seite etwa in Kopfhöhe eine andere Form der Kalkausscheidung zu sehen, ein Sinterbecken von etwa 50 cm Durchmesser und 30 cm Tiefe, genannt das TAUFBECKEN.

Weitere Sinterbecken gibt es auch im anschließenden Bereich des Führungsweges zu sehen. Die Calcitbildung findet hauptsächlich am Rand statt, wo das Wasser in Form eines dünnen Films überläuft. Somit wird der Rand eines Sinterbeckens im Lauf der Zeit immer höher, gleichzeitig wächst es meist nach innen zu.
Ein niedriger, künstlich erweiterter Gang führt nun in die SCHATZKAMMER. Auf dem ursprünglichen Höhlenboden, in den der Weg ca. 1 m eingetieft wurde, befinden sich viele kleine, jetzt meist leere Sinterbecken.

Wenige Schritte weiter ist in einer Seitenkammer rechts der ELEFANT (Foto links) zu sehen, eine Bodentropfsteingruppe. Darüber hängt an der Höhlendecke ein sägeblattähnlicher Sintervorhang; hinter jedem Sägezahn hält sich ein kleiner Wassertropfen.

Auf den nächsten Metern gibt es viele schöne Stalagmiten und Stalaktiten zu sehen.

Hier wurde der Führungsweg in eine mächtige Sinterplatte eingetieft; an ihrer höchsten Stelle gibt es auch einige Tropfsteinsäulen.
Schließlich erweitert sich die Höhle wieder, und man betritt die SCHWARZE HALLE, den letzten Höhlenraum vor dem Ausgang.

Hier sind einige der Gebeine ausgestellt, die im Schuttkegel des Windlochs gefunden wurden, sowie Knochen vom Höhlenbären, die einst in der Höhle Unterschlupf fanden.
Die Höhlenbären sind am Ende der letzten Eiszeit ausgestorben.

Heute kann man in der Höhle gelegentlich ganz andere Säugetiere beobachten, nämlich verschiedene Arten von (seit langem unter Naturschutz stehenden) Fledermäusen, die die Höhle hauptsächlich zum Überwintern aufsuchen. Dies ist auch der Grund, warum im Zeitraum November bis März in der Höhle keine Führungen stattfinden.
Auch einige andere Tiere, wie z.B. Siebenschläfer, werden manchmal in der Höhle angetroffen.

Von der SCHWARZEN HALLE verläßt man die Höhle durch einen im Grunde zwar natürlichen, aber erst 1926 erschlossenen Ausgang - wahrscheinlich der Weg, auf dem auch die Bären in die Höhle kamen. Der Luftzug bei geöffneter Türe ist wieder bedingt durch die schon geschilderte Höhlenbewetterung.

Auf dem Rückweg vom Höhlenausgang zur Schutzhütte kommt man noch an der Schachtöffnung des WINDLOCHS vorbei. Aus Sicherheitsgründen ist es heute vergittert und umzäunt.

Herrn Dr. Götz ein herzliches Dankeschön für die Erlaubnis zur Übernahme des vorstehenden Textes!

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 15. August 2007

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