|
"Drum haltet in Ehren der Bergleute
Stand,
Bergleute und ihre Arbeit "Bergleute gruben ... Auerbach aus und Schmiede hämmerten den kleinen Anfang zur festen Dauer des Fortbestehens." So schrieb der Auerbacher Chronist Johannes Neubig 1839. (1, Seite 4) Er unterstreicht damit die große Bedeutung der Bergleute und ihrer Arbeit für Auerbach und seine gesamte Entwicklung.
Die Arbeit eines Bergmanns war schwer, und das Schaffen unter Tage mit zahlreichen Unbilden und Gefahren verbunden. Bergleute waren und sind bei ihrer Arbeit zu allen Zeiten erheblichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Neben Unfällen und Missbildungen von Knochen und Gelenken gehör(t)en vor allem auch chronische Erkrankungen der Atemwege zu den häufigsten Erscheinungen. Feiner mineralischer Staub lagert sich dabei in der Lunge ab und verursacht Silikose, im Volksmund "Staublunge" genannt, und schlimmstenfalls auch die lebensbedrohende Tuberkulose. Das ständige Einatmen der Partikel führt(e) nicht selten zu Lungenkrebs. In früheren Jahrhunderten wurden diese und andere durch den Bergbau bedingten Krankheiten unterschiedslos als "Bergsucht" bezeichnet.
Gleich am Anfang in seinem ersten Buch beschreibt Agricola, welche Kenntnisse und Fähigkeiten ein Bergmann haben müsse: (4, Seite 1) Im sechsten Buch spricht er u. a. auch Krankheiten und Unglücksfälle der Knappen an. "Das Wasser, das in manchen Schächten in großen Mengen und recht kalt vorhanden ist, pflegt den Unterschenkeln zu schaden, denn die Kälte ist ein Feind der Muskeln. ... Dann verursachen auch die schlechten Wetter (Anm.: Wetter bedeutet in der Bergmannssprache Luft) im Schacht oder Stollen Atembeschwerden. ... Bisweilen stürzen die Arbeiter von den Fahrten (Anm.: das sind Leitern) und brechen Arme, Beine und das Genick, oder sie ertrinken auch, wenn sie in den Sumpf (Anm.: Stelle, wo das Grubenwasser gesammelt wurde) fallen. ... Außerdem stürzen auch Gruben ein und die durch den Zusammenbruch verschütteten Menschen gehen zugrunde. ... In einigen unserer Gruben, wenngleich nur in recht wenigen, gibt es ein anderes Übel und Verderben, nämlich Berggeister, schrecklich anzuschauen. ... Diese ... werden durch Gebet und Fasten verjagt und vertrieben." (3, Seite 183 ff)
Diese Büchlein (10) beschreibt anschaulich den Beruf eines Bergmanns in alter Zeit. Auch bei uns gab der Bergbau über Jahrhunderte den Menschen Arbeit und Brot. Die Arbeit unter
Tage Diese drei Kumpel, wie die Bergleute zueinander sagten, arbeiteten im gemeinsamen Akkord. Ihre Bezahlung richtete sich nach der Anzahl der pro Schicht abgelieferten vollen Erzwagen, in der Bergmannssprache Hunde oder Hunte genannt. Man nannte diese Art der Entlohnung nach der erbrachten Leistung ohne Berücksichtigung der Arbeitszeit "Gedingelohn". Im 1521 geweihten "Annaberger Bergknappschaftsaltar" sind in eindrucksvoller Weise Szenen aus dem Bergmannsleben dargestellt. Dieses einmalige Kunstwerk steht in der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Hier einige Bilder davon:
In seinem sechsten Buch "Von den Werkzeugen, Geräten und Maschinen" zeigt Agricola auch einen solchen Hunt oder Hund, wie er früher war. Auf der gleichen Seite beschreibt Agricola dieses Transportfahrzeug auch: "Der Hund ... ist etwa 4 Fuß lang und 2 1/2 Fuß breit. (Anm.: ein sächsisches Fuß waren 28,32 cm; Quelle) Seiner rechteckigen Form entsprechend ist er mit drei rechteckigen eisernen Bändern beschlagen, außerdem wird er auf allen Seiten durch eiserne Stäbe verstärkt. Am Boden sind zwei kleine eiserne Achsen befestigt, um deren Enden sich auf beiden Seiten hölzerne Scheiben drehen. Damit diese nicht von den festen Achsen abgleiten, werden sie durch kleine eiserne Nägel gehalten; durch den am Boden befestigten Leitnagel wird der Hund in der Spur, die in den Laufpfosten ausgespart ist, geführt. ... Da er, wenn er gefahren wird, einen Ton erzeugt, der einigen dem Bellen der Hunde ähnlich dünkt, so nannten sie ihn Hund." (Bild und Text aus 3, Seite 126)
Weiterentwicklung der
Arbeitsbedingungen unter Tage
Das Erzhaufwerk wurde in 300 l Kastenwagen mit Kopfklappe geschaufelt, die auf einem Gestänge mit 450 mm Spurabstand liefen. Von den Abbausohlen wurde das Erz durch Erzrollen zur Zwischensohle gestürzt und von dort aus in Bremsschächten, die mit einem Gestell mit Gegengewicht (ohne Motor) ausgestattet waren, zur Fördersohle gebremst. Daneben gab es auch Erzrollen, welche die Abbausohle direkt mit der Fördersohle verbanden. Alle Strecken im Erzlager waren im Deutschen Türstock ausgebaut." (6, ohne Seitenangabe)
Je nach Beschaffenheit des Gebirges wurden die Türstöcke in größeren Abständen eingebaut, oder sie sicherten, dicht hintereinander stehend, ganze Strecken. Im letzteren Fall wurde zwischen Türstock und natürlicher Stollenwand der Verzug eingebracht. Dieser bestand aus Holzbrettern bzw. -bohlen und diente zur Stabilisierung der Strecke bei Druck und zum Schutz vor hereinbrechendem Gestein.
Ende des Bergbaus in Auerbach 1977 übernahmen die Klöckner-Werke
AG in Duisburg die seit 1929 zum Flick-Konzern
gehörende Maxhütte.
Der Fortbestand des Bergbaus in Auerbach schien gesichert, als am 20. Januar des
gleichen Jahres das erste Eisenerz (42 % Fe-Gehalt) des neuen Bergwerks Leonie
aus ca. 200 m Tiefe gefördert werden konnte. Der planmäßige Abbau erfolgte dann
wenige Monate später ab dem 25. Oktober. Die durchschnittliche monatliche
Förderleistung steigerte sich von 20.000 Tonnen im Jahre 1978 über 58.000
Tonnen 1979 bis auf fast 70.000 Tonnen 1985. "Ziel der Erzgewinnung in
Leonie war es, aufgrund der Förderkosten das eigene Erz an die Hochöfen in
Rosenberg billiger zu liefern als das Fremderz." (5, Seite 121) Nun begann ein letztes verzweifeltes Aufbäumen gegen die drohende Schließung des Bergwerks in Auerbach. In einem eindrucksvollen Gottesdienst auf dem Betriebsgelände am 23. April 1987 beteten die verbliebenen 286 Bergleute zusammen mit ihren Angehörigen und sehr zahlreichen Einwohnern um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Auch die große Demonstration zum Erhalt des
Eisenerzbergbaus vor dem Rathaus in Auerbach konnte die Schließung der
Grube Leonie zum 11. Mai 1987 nicht verhindern. Die letzten ca. 100 Jahre betrieb die Maxhütte den Bergbau im Raum Auerbach, wie aus nachstehender Kartenskizze hervorgeht. Die von Dr. Pfeufer (+2006) angefertigte Übersicht zeigt die einzelnen von der Maxhütte betriebenen Gruben in den beiden Lagerstätten Leonie und Nitzlbuch. Von mir wurden das Symbol für den erloschenen Bergbau bei der Grube Leonie (1977-1987) und einige Zahlen ergänzt.
verwendete und weiterführende Quellen
Über mir leihweise zur
Verfügung gestellte ... daran arbeite ich weiterhin. Bitte etwas Geduld.
weitere interessante Links zum Bergbau http://www.gupf.tu-freiberg.de/bergbau/historie.html http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/werkstoffe-produktion/bergbau/ Besucherbergwerke laden ein .. letzte Bearbeitung dieses Artikels am 22. August 2016
|