Bergleute
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"Drum haltet in Ehren der Bergleute Stand,
ihr Name wird stets nur mit Achtung genannt!
Und drückt uns der Tod die Augen auch zu,
vertauscht wird die Grub mit der ewigen Ruh.
Nimmt uns die Grube im Friedhof dann auf,
der Herrgott ruft: Bergmann, komm aufwärts, Glück auf!"

   Der Bergmann

Bergleute und ihre Arbeit

"Bergleute gruben ... Auerbach aus und Schmiede hämmerten den kleinen Anfang zur festen Dauer des Fortbestehens." So schrieb der Auerbacher Chronist Johannes Neubig 1839. (1, Seite 4) Er unterstreicht damit die große Bedeutung der Bergleute und ihrer Arbeit für Auerbach und seine gesamte Entwicklung.

Glückauf! Der alte Bergmannsgruß drückt
die Hoffnung der Bergleute aus,
dass sie nach Ende der Schicht
wieder gesund und wohlbehalten
ans Tageslicht gelangen.
Zugleich verbinden sie damit den Wunsch,
dass sich die Schätze des Berges
vor ihnen auftun mögen.

Die Arbeit eines Bergmanns war schwer, und das Schaffen unter Tage mit zahlreichen  Unbilden und Gefahren verbunden. Bergleute waren und sind bei ihrer Arbeit zu allen Zeiten erheblichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Neben Unfällen und Missbildungen von Knochen und Gelenken gehör(t)en vor allem auch chronische Erkrankungen der Atemwege zu den häufigsten Erscheinungen. Feiner mineralischer Staub lagert sich dabei in der Lunge ab und verursacht Silikose, im Volksmund "Staublunge" genannt, und schlimmstenfalls auch die lebensbedrohende Tuberkulose. Das ständige Einatmen der Partikel führt(e) nicht selten zu Lungenkrebs. In früheren Jahrhunderten wurden diese und andere durch den Bergbau bedingten Krankheiten unterschiedslos als "Bergsucht" bezeichnet.

Der berühmte Paracelsus,
(eigentlich hieß er Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus
von Hohenheim und lebte 1493-1541)
war selber ein guter Kenner des Bergbauwesens
und widmete dem Phänomen "Bergsucht"
eine eigene Schrift. Darin sprach als erster davon,
dass Lungenkrankheiten von Bergarbeitern
durch Einatmen metallischer "Dämpfe"
verursacht würden und
nicht vom Wirken böser Geister herrühren.

Georg Agricola

Agricola, der große sächsische Gelehrte
und Montanwissenschaftler
des 15./16. Jahrhunderts (1494-1555),
schreibt in seinen 12 Büchern
über das Berg- und Hüttenwesen
("De re metallica libri XII")
ausführlich über Arbeit und Leben
eines  Bergmannes.

Gleich am Anfang in seinem ersten Buch beschreibt Agricola, welche Kenntnisse und Fähigkeiten ein Bergmann haben müsse: (4, Seite 1)

Im sechsten Buch spricht er u. a. auch Krankheiten und Unglücksfälle der Knappen an. "Das Wasser, das in manchen Schächten in großen Mengen und recht kalt vorhanden ist, pflegt den Unterschenkeln zu schaden, denn die Kälte ist ein Feind der Muskeln. ... Dann verursachen auch die schlechten Wetter (Anm.: Wetter bedeutet in der Bergmannssprache Luft) im Schacht oder Stollen Atembeschwerden. ... Bisweilen stürzen die Arbeiter von den Fahrten (Anm.: das sind Leitern) und brechen Arme, Beine und das Genick, oder sie ertrinken auch, wenn sie in den Sumpf (Anm.: Stelle, wo das Grubenwasser gesammelt wurde) fallen. ... Außerdem stürzen auch Gruben ein und die durch den Zusammenbruch verschütteten Menschen gehen zugrunde. ... In einigen unserer Gruben, wenngleich nur in recht wenigen, gibt es ein anderes Übel und Verderben, nämlich Berggeister, schrecklich anzuschauen. ... Diese ... werden durch Gebet und Fasten verjagt und vertrieben." (3, Seite 183 ff)

Der sicher bekannteste Berggeist
ist Rübezahl. Seine "Heimat" ist
eigentlich das Riesengebirge.
Zahlreiche Sagen über Rübezahl
sind überliefert und im Umlauf.

Diese Büchlein (10) beschreibt anschaulich den Beruf eines Bergmanns in alter Zeit. Auch bei uns gab der Bergbau über Jahrhunderte den Menschen Arbeit und Brot.

Die Arbeit unter Tage
Wie ältere Auerbacher Bergleute berichten, bildeten früher immer drei Mann vor Ort eine Gruppe, nämlich Vorarbeiter, Hauer und Schlepper. Eine solche Gruppe zeigt das folgende Foto. (aus 5, Seite 104)

Diese drei Kumpel, wie die Bergleute zueinander sagten, arbeiteten im gemeinsamen Akkord. Ihre Bezahlung richtete sich nach der Anzahl der pro Schicht abgelieferten vollen Erzwagen, in der Bergmannssprache Hunde oder Hunte genannt. Man nannte diese Art der Entlohnung nach der erbrachten Leistung ohne Berücksichtigung der Arbeitszeit "Gedingelohn".

Im 1521 geweihten "Annaberger Bergknappschaftsaltar" sind in eindrucksvoller Weise Szenen aus dem Bergmannsleben dargestellt. Dieses einmalige Kunstwerk steht in der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Hier einige Bilder davon:

Ein Ganghauer treibt "mit Schlägel und Eisen ...
einen Gang in den Berg, einen Stollen. ... 
Die Arbeit zehrt an den Kräften.
Das Gestein ist sehr hart. In einer Schicht
schlägt er dreißig Meißel stumpf. Und wie langsam
es vorwärts geht. An einem Tag kommt
der Ganghäuer um eine Fingerkuppe voran.
In einem Monat reicht der Vortrieb von der Fingerspitze
bis zum Ellenbogen. In einem Jahr sind es
zehn ausgestreckte Arme." (2, Seite 9)
Der Bergmann sitzt auf seinem Arschleder.

"Ein Knappe
fährt das Gestein ... 
aus dem Berg heraus.
Er benutzt einen kleinen vierrädrigen Karren
aus Holz, einen Hunt." (2, Seite 10)

In seinem sechsten Buch "Von den Werkzeugen, Geräten und Maschinen" zeigt Agricola auch einen solchen Hunt oder Hund, wie er früher war.

Auf der gleichen Seite beschreibt Agricola dieses Transportfahrzeug auch: "Der Hund ... ist etwa 4 Fuß lang und 2 1/2 Fuß breit. (Anm.: ein sächsisches Fuß waren 28,32 cm; Quelle) Seiner rechteckigen Form entsprechend ist er mit drei rechteckigen eisernen Bändern beschlagen, außerdem wird er auf allen Seiten durch eiserne Stäbe verstärkt. Am Boden sind zwei kleine eiserne Achsen befestigt, um deren Enden sich auf beiden Seiten hölzerne Scheiben drehen. Damit diese nicht von den festen Achsen abgleiten, werden sie durch kleine eiserne Nägel gehalten; durch den am Boden befestigten Leitnagel wird der Hund in der Spur, die in den Laufpfosten ausgespart ist, geführt. ... Da er, wenn er gefahren wird, einen Ton erzeugt, der einigen dem Bellen der Hunde ähnlich dünkt, so nannten sie ihn Hund." (Bild und Text aus 3, Seite 126)

Später - Agricolas Buch ist von 1556 -
wurden im Bergwerk eiserne Hunde
(Kastenwagen mit Kopfklappe)
verwendet. In mehreren Gärten
unserer Gegend stehen,
wie hier in der Glückaufstraße,
solche. Gefüllt mit Erzbrocken
erinnern sie an den Erzbergbau.

Weiterentwicklung der Arbeitsbedingungen unter Tage
Im Laufe der Jahrhunderte wurden auch im Bergbau die Werkzeuge und Abbaumethoden weiterentwickelt und verbessert. Die schwere Arbeit der Bergleute unter Tage wurde dadurch zumindest etwas erleichtert.

Etwa ab der Zeit
kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs
erleichterten mit Pressluft betriebene
Pickhammer und Bohrer
die doch überaus mühsame  Handarbeit.
(Foto um 1955, aus 7)
"Das Lösen der durch Sprengen
angerissenen Erzsubstanz der Ortsbrust
und das Zerkleinern größerer Erzstücke
geschah mit Hilfe des Abbau- (Pick-) hammers.

Das Erzhaufwerk wurde in 300 l Kastenwagen mit Kopfklappe geschaufelt, die auf einem Gestänge mit 450 mm Spurabstand liefen. Von den Abbausohlen wurde das Erz durch Erzrollen zur Zwischensohle gestürzt und von dort aus in Bremsschächten, die mit einem Gestell mit Gegengewicht (ohne Motor) ausgestattet waren, zur Fördersohle gebremst. Daneben gab es auch Erzrollen, welche die Abbausohle direkt mit der Fördersohle verbanden. Alle Strecken im Erzlager waren im Deutschen Türstock ausgebaut." (6, ohne Seitenangabe)

Türstock wird eine im Bergbau eingesetzte
Sicherung der Stollen genannt.
Zwei Arten waren im europäischen Bergbau üblich,
der Deutsche und der Polnische Türstock.
Beide bestehen aus zwei senkrechten,
der Stollenwand angepassten Hölzern,
den Stempeln, und einem darüber liegenden
Holz, der Kappe.

Je nach Beschaffenheit des Gebirges wurden die Türstöcke in größeren Abständen eingebaut, oder sie sicherten, dicht hintereinander stehend, ganze Strecken. Im letzteren Fall wurde zwischen Türstock und natürlicher Stollenwand der Verzug eingebracht. Dieser bestand aus Holzbrettern bzw. -bohlen und diente zur Stabilisierung der Strecke bei Druck und zum Schutz vor hereinbrechendem Gestein.

Hier arbeite ich gerade;
bitte etwas Geduld.
Rudi Weber

Ein großer Fortschritt war der Transport des Eisenerzes durch eine elektrische Grubenbahn auf der Hauptförderstrecke zum Aufzug. Eine solche Fahrdrahtlok konnte über 10 gefüllte eiserne Muldenwagen ziehen. Die bis etwa 1954 dieselbetriebenen Loks hatten doch gewaltige Abgase verursacht und die Arbeit der Kumpel zusätzlich  belastet.
(Foto: Grube Maffei, 1968)

Der langjährige Leiter der Auerbacher Eisenerzgruben
Dr. Pfeufer (2. von links; + 2006)
erklärt den Stadträten Lederer, Bachmann,
Sichelstiel und Schelz (von rechts)
auf der Hauptfördersohle in Leonie
den weiteren Transport
des vor Ort gewonnen Eisenerzes.
Durch solche Führungen
sollte auch die Bevölkerung über
die  harten Arbeitsbedingungen
des Bergmanns informiert werden.

Ende des Bergbaus in Auerbach

1977 übernahmen die Klöckner-Werke AG in Duisburg die seit 1929 zum Flick-Konzern gehörende Maxhütte. Der Fortbestand des Bergbaus in Auerbach schien gesichert, als am 20. Januar des gleichen Jahres das erste Eisenerz (42 % Fe-Gehalt) des neuen Bergwerks Leonie aus ca. 200 m Tiefe gefördert werden konnte. Der planmäßige Abbau erfolgte dann wenige Monate später ab dem 25. Oktober. Die durchschnittliche monatliche Förderleistung steigerte sich von 20.000 Tonnen im Jahre 1978 über 58.000 Tonnen 1979 bis auf fast 70.000 Tonnen 1985. "Ziel der Erzgewinnung in Leonie war es, aufgrund der Förderkosten das eigene Erz an die Hochöfen in Rosenberg billiger zu liefern als das Fremderz." (5, Seite 121)
Dunkle und nichts Gutes verheißende Wolken zogen jedoch spätestens im Herbst 1986 herauf. Durch eine Übernahme von  Liegenschaften der Maxhütte durch den Freistaat Bayern in Höhe von 52 Millionen DM konnte der drohende Konkurs noch einmal abgewendet werden. Aus Einspar- und Rationalisierungsgründen wurden 82 Belegschaftsmitglieder der Grube Leonie entlassen.
Am Gründonnerstag des Jahres 1987 (16. April) wurde beim Amtsgericht Amberg Konkurs angemeldet bzw. der Antrag auf Einleitung eines Insovenzverfahrens gestellt.

Nun begann ein letztes verzweifeltes Aufbäumen gegen die drohende Schließung des Bergwerks in Auerbach. In einem eindrucksvollen Gottesdienst auf dem Betriebsgelände am 23. April 1987 beteten die verbliebenen 286 Bergleute zusammen mit ihren Angehörigen und sehr zahlreichen Einwohnern um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Auch die große Demonstration zum Erhalt des Eisenerzbergbaus vor dem Rathaus in Auerbach konnte die Schließung der Grube Leonie zum 11. Mai 1987 nicht verhindern.
Die nun anlaufenden Stilllegungsmaßnahmen Über- und Untertage wurden von 62 Betriebsangehörigen durchgeführt und dauerten ein paar Jahre. Am 28. November 1989 fand die letzte Grubenfahrt statt und die großen Pumpen wurden abgeschaltet. Der Eisenerzbergbau im Raum Auerbach war damit zu Ende, obwohl nach damaligen Berechnungen noch mindestens 14 Millionen Tonnen gutes Eisenerz hätten gefördert werden können.
"Über 1.000 Jahre Bergbau sind zu Ende. Die Auerbacher Bergleute waren das letzte Glied der Generationskette Oberpfälzer Eisenerzbergleute, für die die Arbeit in der Grube nicht nur Lebensunterhalt, sondern Lebensinhalt war." (5, Seite 124)

Die letzten ca. 100 Jahre betrieb die Maxhütte den Bergbau im Raum Auerbach, wie aus nachstehender Kartenskizze hervorgeht.

Die von Dr. Pfeufer (+2006) angefertigte Übersicht zeigt die einzelnen von der Maxhütte betriebenen Gruben in den beiden Lagerstätten Leonie und Nitzlbuch. Von mir wurden das Symbol für den erloschenen Bergbau bei der Grube Leonie (1977-1987) und einige Zahlen ergänzt.

Wenn auch leider der Eisenerzabbau vor rund zwei Jahrzehnten zu Ende ging, hält der Bergknappenverein Auerbach doch die alte Tradition der "Barbarafeier" weiter aufrecht. Früher waren es ein paar Hundert Bergleute, die am Vorabend im Fackelschein durch die Stadt zogen; heute sind es  gerade noch ein paar Hand voll. Bei der Bergparade zum Festgottesdienst am Sonntag zu Ehren der hl. Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute,  sind es dann wieder ein paar mehr.

verwendete und weiterführende Quellen

1 Neubig, Johannes, Auerbach, die ehemalige Kreis- und Landgerichtsstadt in der Oberpfalz, Auerbach 1839
2 Buschmann, Wolfgang, Der Annaberger Bergaltar, Annaberg-Buchholz 1997
3 Agricola, Georg, Vom Berg- und Hüttenwesen, dtv-Reprint, Nördlingen 1994
4 Agricola, Georg, Digitale Texte der Bibliothek des Seminars für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Köln
5 Graf, Alfred, Erzbergbau in Auerbach, in Festschrift 100 Jahre Bergknappenverein Auerbach i.d.OPf. 1890-1990, Auerbach 1990
6 Pfeufer, Johannes, Beitrag zur Geschichte des Eisenerzbergbaus von Auerbach (Opf.), in Festschrift 90 Jahre Bergknappenverein und 75 Jahre Bergknappenkapelle Auerbach, Auerbach 1979 (ohne Seitenzahlen)
7 Archiv Köferl, Auerbach
8 Fachwörterbuch: http://www.gupf.tu-freiberg.de/fw_buch.htm 
9 Bergmannssprache: http://miner-sailor.de/bergmannssprache.htm 
10 Heuchler, Eduard, Des Bergmanns Lebenslauf, Neuherausgabe eines im Jahre 1867 erschienenen Buches, Essen 1940

Über mir leihweise zur Verfügung gestellte
Fotos und Informationen
über Arbeit und Leben der Bergleute
würde ich mich sehr freuen, denn ...

... daran arbeite ich weiterhin.

Bitte etwas Geduld.

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können Sie mich hier erreichen
oder telefonisch unter 09643 683.

weitere interessante Links zum Bergbau

http://www.gupf.tu-freiberg.de/bergbau/historie.html

http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/werkstoffe-produktion/bergbau/

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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 22. August 2016

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