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James Watt, 1736-1819
Erste
Eisenbahnen
in England
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Ein
ganz wichtiger Schritt hin zur Eisenbahn war die Entwicklung der Dampfmaschine.
1712 hatte Thomas Newcomen eine so genannte „atmosphärische Dampfmaschine”
entwickelt, 1769 Cognot den ersten Dampfwagen, 1782 James Watt eine universell
einsetzbare Dampfmaschine.
Ab dem Jahre 1814 konstruierte der Engländer George Stephenson 16 Lokomotiven,
1825 wurde die erste dem öffentlichen Verkehr dienende Eisenbahn zwischen
Stockton und Darlington, 9 Meilen lang, eröffnet.
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1829 fand
der berühmte Lokomotivtest von Rainhill statt. Die Siegerlok von
Stephenson (siehe
Abbildung) hieß
bezeichnenderweise „Rocket”, also Rakete. Der Wettstreit von Rainhill
war ein weiterer Meilenstein im gesamten
Eisenbahnwesen. |
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in Deutschland und Bayern
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Bayerns König Ludwig
I. (reg. 1825-48)
war zunächst nicht besonders begeistert
von Idee der Eisenbahn,
aber wohl eher deshalb, weil er sich
um den Genuss des behäbigen Reisens
mit der Kutsche gebracht sah.
So soll er sinngemäß gesagt haben,
dass der Mensch nun eher
"einer eingepackten willenlosen Ware gleich"
durch die schönsten Naturschönheiten
geschossen werde,
und keine Länder mehr kennen lerne.
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Ein königliches Obermedizinalkollegium befürchtete
sogar gesundheitliche Schäden und warnte, dass der Dampfbetrieb sowohl bei den
Reisenden, als auch bei den Zuschauenden unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen (delirium
furiosum) erzeuge. Da es wohl kein solches Obermedizinalkollegium
gab, wird auch kein solches Schriftstück existieren. (Zur Thematik darüber
siehe z.B. hier
oder hier)
König Ludwig jedenfalls verfolgte zunächst einen anderen, ruhigeren Verkehrsplan:
Durch Kanäle sollten die Schiffswege Main und Donau verbunden und das Land so
industriell erschlossen werden. Der Ludwig-Donau-Main-Kanal
entstand. (nach 1)
Ludwigsbahn zwischen
Nürnberg und Fürth
"Um den ökonomischen und militärtaktischen
Anschluss nicht zu verpassen, musste die Staatsregierung auf den Zug
aufspringen. König Ludwig stimmte zu, im Mai 1833 gründeten angesehene
Kaufleute und Beamte aus beiden Städten eine Aktiengesellschaft. Die erste
deutsche Bahn kam zu ihrem Namen - Ludwigsbahn - und die Aktien waren schnell
verkauft." (1)
Am 7. Dezember 1835
schließlich fuhr
dann die
erste
deutsche Eisenbahn – eine Privatbahn - von Nürnberg nach Fürth. Dieser
Erfolg war jedoch kein Zufall, sondern sehr sorgfältig vorbereitet. Die Strecke
war nahezu geradlinig zwischen den beiden Endpunkten trassiert und besaß
keinerlei Kunstbauten – also keine Brücken, keine Durchlässe, keine Tunnels,
keine Einschnitte oder Rampen – aber ein hohes Fahrgastpotential.
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Die
Lokomotive "Adler" wurde von der Firma Stephenson in England
gebaut, in Einzelteile zerlegt nach Deutschland transportiert und in Nürnberg
wieder zusammengesetzt. Nach seiner Ausmusterung 1857 verschrottete man
das Fahrzeug.
Der hier abgebildete Nachbau des legendären Adlers
gehört dem Deutschen Eisenbahnmuseum in Nürnberg
und ist voll funktionsfähig. |
König Ludwig I. von Bayern, nach welchem die
erste Eisenbahn in Deutschland benannt wurde, musste am 20. März 1948 abdanken,
nicht zuletzt wegen seiner Beziehung
zu Lola Montez.
Streckenausbau durch
Privatgesellschaften
Eine Privatgesellschaft baute 1840 die Bahnlinie von
München nach Augsburg, der Staat errichtete 1847 die Linien Lindau - Hof und
Bamberg - Würzburg - Aschaffenburg. Danach wollte der Staat zumindest zunächst
keine weiteren Bahnenstrecken mehr bauen, weil seine führenden Köpfe die
Bedeutung der Eisenbahn wohl noch nicht erkannt hatten und zudem die Staatskasse
ziemlich leer war.
Nordostbayern war demnach ohne Anbindung an das Schienennetz.
Am
19.3.1856 wurde die Gründung weiterer privater Eisenbahngesellschaften
zugelassen und deren Finanzierung durch staatliche Zinsgarantien erleichtert.
Daraufhin gründeten Privatleute, Kaufleute und Fabrikbesitzer aus dem
ostbayerischen Raum die "Königlich privilegierte Actiengesellschaft der
bayerischen Ostbahnen".
Direktor
der Ostbahn-Gesellschaft
wurde der bekannte Eisenbahnfachmann
Paul
Camille von Denis
(1795 - 1872).
Dieser hatte unter anderem auch
die erste deutsche Eisenbahnstrecke
von Nürnberg nach Fürth gebaut. |
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Der
neuen Aktiengesellschaft stand ein Startkapital von 60 Millionen Gulden für den
Bahnbau in Ostbayern und für die Beschaffung der erforderlichen Fahrzeuge zur
Verfügung.
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In den folgenden Jahren
wurden Eisenbahnstrecken u.a.
von München nach Regensburg,
Passau und Nürnberg gebaut.
Am 12. September 1859
wurden schließlich die Strecke
Nürnberg - Hersbruck -
Neukirchen -
Sulzbach - Amberg - Schwandorf
bzw. Furth im Wald und
die dazugehörigen
Stationen
von der privaten Ostbahngesellschaft
eröffnet. (Quelle) |
Die Bayerische Ostbahn hatte bei der
Zusammenlegung mit den Bayerischen Staatsbahnen zum 1. Januar 1876 immerhin rund
900 km Schienennetz geschaffen.
Eine
Vision des Mühlhiasl
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Der Mühlhiasl,
der berühmte Bayerwaldprophet
aus
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
(* wohl 1753 auf der Apoigmühle
in der
Pfarrei Hunderdorf bei Bogen),
sah in seinen Endzeitvisionen
auch die
Eisenbahn
schon Jahrzehnte voraus:
„Eine Zeit wird kommen, wo die Welt abgeräumt wird
und die Menschen wieder weniger werden.
Das wird der Fall sein, ...
wenn die
schwarze Straß von Passau heraufgeht,
wenn die schwarze Straß, die eiserne
Straß
über die Donau herüberkommt
und ins Böhm hineinläuft,
wenn der
eiserne Hund auf der Donau heraufbellt,
... wenn die Wägen ohne Roß und
Deichsel fahren,
... nachher steht ´s nimmer lang an.“ (2, Seite 14 f)
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Mit der
schwarzen und
eisernen Straß ist die Eisenbahn gemeint; der Mühlhiasl soll den Verlauf der
1875 von Straubing über Bogen in den Bayerischen Wald hinein gebauten Trasse für
seinen Heimatort Hunderdorf auf den Meter genau vorausgesagt haben.
verwendete Quellen
1 |
Als
Bayern auf den Zug aufsprang, Bayerischer Rundfunk
2008 |
2 |
Zeitler,
Walther, Der Mühlhiasl und seine Prophezeiungen, Amberg 1987 |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 8. August
2013
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
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