Tanz
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... mit dem Leibhaftigen

Wenige Meter nördlich der heutigen Gärtnerei Roßbacher findet man rechts des Rad- und Fußweges nach Degelsdorf die Stelle, wo früher Burgstall und noch früher der Reisachhof lagen. Dieser Reisachhof war Mittelpunkt einer gleichnamigen Forsthube des Veldensteiner Forstes und bestand schon vor über 1.000 Jahren. Noch in einem bischöflichen Urbar (= Grundbuch) aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts heißt es „Reyseich prope Awerbach“, also Reisach nahe Auerbach. Kurz darauf verfiel dieses Anwesen und die meisten Gebäude verschwanden.
Nur eine ältere Witwe, einst Magd auf dem Hof, wohnte mit ihrer lebenslustigen Tochter noch dort. In der Fastnachtszeit lief das Mädchen, die Kreszenz, öfter am Abend nach Auerbach hinein, um in einem der zahlreichen Säle das Tanzbein zu schwingen. Meistens kehrte sie nach durchtanzter Nacht erst am frühen Morgen wieder nach Hause zurück. Der Mutter war das gar nicht recht.

Als ihre Tochter am Faschingsdienstag sich wieder zurecht machte und auf den Tanzboden gehen wollte, machte sie ihr Vorhaltungen. Sie sagte zu Kreszenz, dass um Mitternacht die Fastenzeit beginne und sie doch nicht mehr zum Tanzen gehen solle. Die Tochter jedoch haute auf den Tisch und schrie: „Heut wird durchgetanzt, und wenn es mit dem Teufel wär!“

Sie hatte noch nicht ausgesprochen als die Tür aufging und ein schneidiger Bursch, ein Jäger mit grünem Rock und einer stolzen Feder auf dem Hut eintrat. Der fremde Gast winkte mit dem Finger und sagte zur Kreszenz nur „Komm!“. Er nahm sie bei der Hand und beide tanzten zum Entsetzen der Mutter aus dem Haus hinaus, dass die Absätze nur so flogen. Kurz darauf hörte die Witwe noch einen entsetzlichen Schrei, dann war wieder Stille.
Am nächsten Morgen, dem Aschermittwoch, aber fanden Kirchgänger unweit des Hauses die Kreszenz tot im Straßengraben, fürchterlich entstellt und den Kopf nach hinten gedreht. Noch heute kann man nahe der ehemaligen Burgstall in mondhellen Nächten zur Faschingszeit eine Art tanzenden Schleier sehen und ein unheimliches Wimmern vernehmen – vor allem, wenn man zur Mitternachtsstunde vorbeikommt.

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